New World, The SPECIAL

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      New World, The SPECIAL

      NEW LINE CINEMA präsentiert


      COLIN FARRELL




      CHRISTOPHER PLUMMER
      CHRISTIAN BALE
      AUGUST SCHELLENBERG
      WES STUDI
      und erstmals
      Q’ORIANKA KILCHER



      Buch & Regie TERRENCE MALICK
      Produktion SARAH GREEN
      Executive Producers BILL MECHANIC, TOBY EMMERICH, MARK ORDESKY, TRISH HOFMANN, ROLF MITTWEG
      Kamera EMMANUEL LUBEZKI, A.S.C., A.M.C.
      Produktionsdesign JACK FISK
      Musik JAMES HORNER
      Schnitt RICHARD CHEW, A.C.E, HANK CORWIN, A.C.E.,
      SAAR KLEIN, MARK YOSHIKAWA
      Kostümdesign JACQUELINE WEST
      Native American Casting RENÉ HAYNES, C.S.A.
      Casting FRANCINE MAISLER, C.S.A.


      Deutscher Kinostart: 2. März 2006
      im Verleih von Warner Bros. Pictures Germany
      a division of Warner Bros. Entertainment GmbH
      www.thenewworld-derfilm.de



      KURZINHALT

      „...in the beginning all the World was America, and more so than it is now. “
      - John Locke, Second Treatise on government (1690)


      Mit „The New World“ erzählt Filmemacher Terrence Malick („Badlands“/Badlands; „Days of Heaven“/In der Glut des Südens; „The Thin Red Line“/Der schmale Grat) seine sehr persönliche, bildgewaltige und poetische Version der klassischen amerikanischen Pocahontas-Legende. Im frühen 17. Jahrhundert machen sich britische Entdecker auf die Reise nach Nordamerika. In der Kolonie Virginia kommt es zum ersten Zusammentreffen der europäischen und amerikanisch-indianischen Kultur.
      Captain John Smith (COLIN FARRELL) und Pocahontas (Q’ORIANKA KILCHER), eine Prinzessin der Powhatan-Indianer, verlieben sich ineinander. Doch der anfänglichen Harmonie stehen die gegensätzlichen Traditionen beider Kulturen gegenüber - unaufhaltsame Kräfte auf beiden Seiten sorgen dafür, dass nicht nur die Liebe der beiden zum Scheitern verurteilt ist...



      INHALT

      Anfang des 17. Jahrhunderts ist Nordamerika ein gewaltiges Land, eine scheinbar endlose, urzeitliche Wildnis, die von einem komplizierten Geflecht aus Stammeskulturen bevölkert ist und sich seit 5000 Jahren kaum verändert hat. Diese Stämme leben zwar in vollkommenem Einklang mit der Natur, aber ihre Beziehungen untereinander gestalten sich erheblich schwieriger. Eindringlinge von außen müssen diese historisch gewachsene Lebensform zwangsläufig aus dem Gleichgewicht bringen.
      An einem Frühlingstag im April 1607 tauchen drei kleine Segelschiffe mit 103 Passagieren in dieser Welt auf. Auf dem riesigen Ozean haben sie eine unvorstellbare Strecke zurückgelegt – ihre ferne Heimat, das Inselreich England, liegt 5000 Kilometer entfernt im Osten. Im Auftrag ihres Geldgebers, der offiziellen königlichen Virginia Company, wollen sie an der Küste der von ihnen so genannten Neuen Welt eine neue Heimat gründen – einen Brückenkopf für ihre Kultur, ihre Religion, ihr Wirtschaftssystem.
      Das Flagschiff der winzigen Flotte heißt Susan Constant. Unter Deck liegt der rebellische 27-jährige John Smith (COLIN FARRELL) in Ketten – er soll wegen Befehlsverweigerung gehängt werden.
      Glücksritter Smith hat sich bereits in zahllosen europäischen Kriegen bewährt – aber das Glück hat er dabei nur selten gefunden. Dennoch ist er zu fähig und zu beliebt, um von seinen eigenen Leuten aufgeknüpft zu werden. Deswegen gibt ihm Kapitän Christopher Newport (CHRISTOPHER PLUMMER) die Freiheit wieder, als die Susan Constant ankert. Denn Kapitän Newport weiß bereits, was die Kolonisten sehr bald selbst merken werden: Wer in dieser unbekannten Wildnis überleben will, braucht jede Hand, die zupacken kann – und besonders Männer mit Smiths Qualitäten.
      Weder Newport noch seine Gruppe britischer Siedler ahnen, dass sie mitten in einem hochentwickelten Eingeborenenreich gelandet sind, das der mächtige Häuptling Powhatan (AUGUST SCHELLENBERG) regiert. Was die Kolonisten als Neue Welt bezeichnen, ist für Powhatan und sein Volk eine uralte Welt – und die einzige, die sie kennen.
      Die Engländer, die Fremdlinge in der Wildnis, haben von Anfang an große Schwierigkeiten, denn sie schaffen es nicht, allein zurecht zu kommen – und in manchen Fällen weigern sie sich auch. Smith will die vor Ort lebenden Stämme um Unterstützung bitten und begegnet einer jungen Frau, die im ersten Moment wie eine Waldelfe wirkt – sie hat kaum etwas Menschliches an sich. Das eigenwillige und temperamentvolle Mädchen wird von Freunden und Familie „Pocahontas“ genannt – „die Verspielte“. Sie ist Powhatans Lieblingstochter. Schon bald kommen sich Smith und Pocahontas (Q’ORIANKA KILCHER in ihrem Spielfilmdebüt) näher. Das Gefühl zwischen ihnen geht weit über Freundschaft, über eine Romanze hinaus – es bildet den Ursprung einer der beständigsten amerikanischen Legenden der letzten 400 Jahre.

      TERRENCE MALICK hat „The New World“ mit hochkarätigen Darstellern besetzt: Den John Smith spielt COLIN FARRELL – er zählt zu den dynamischsten und vielseitigsten jungen Darstellern der Filmbranche. Newcomerin Q’ORIANKA KILCHER übernimmt ihre erste Filmrolle. Mit dabei sind auch CHRISTOPHER PLUMMER („National Treasure“/Das Vermächtnis der Tempelritter; „A Beautiful Mind“/A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn, „The Insider“/The Insider); CHRISTIAN BALE („Batman Begins“/Batman Begins; „American Psycho“/American Psycho; „Empire of the Sun“/Das Reich der Sonne); AUGUST SCHELLENBERG („Black Robe“/Black Robe – Am Fluss der Irokesen; „Iron Will“/Iron Will – Der Wille zum Sieg; die „Free Willy“-Filme); WES STUDI („Dances With Wolves“/Der mit dem Wolf tanzt; „The Last of the Mohicans“/Der letzte Mohikaner); DAVID THEWLIS („Harry Potter and the Prisoner of Azkaban“/Harry Potter und der Gefangene von Askaban; „Seven Years in Tibet“/Sieben Jahre in Tibet); YORICK van WAGENINGEN („The Chronicles of Riddick“/Riddick – Chroniken eines Kriegers; „Beyond Borders“/Jenseits aller Grenzen); Schauspieler/Choreograf RAOUL TRUJILLO („Black Robe“, Hallmark-TV-Film „The Song of Hiawatha“/Hiawatha – Eine indianische Legende); MICHAEL GREYEYES („Smoke Signals“/Smoke Signals; TNT-Fernsehfilm „Crazy Horse“/Crazy Horse – Der stolze Krieger); KALANI QUEYPO („The Royal Tenenbaums“/Die Royal Tenenbaums); BEN MENDELSOHN („Vertical Limit“/Vertical Limit; „The Year My Voice Broke“/Das Jahr meiner ersten Liebe); NOAH TAYLOR („Almost Famous“/Almost Famous – Fast berühmt; „Shine“/Shine – Der Weg ins Licht); BEN CHAPLIN („Der schmale Grat“, „Washington Square“/Washington Square); JOHN SAVAGE („Der schmale Grat“; „The Deer Hunter“/Die durch die Hölle gehen); IRENE BEDARD („Smoke Signals“; „Lakota Woman: Siege at Wounded Knee“); EDDIE MARSAN (er gewann 2004 den British Independent Film Award mit Mike Leighs „Vera Drake“/Vera Drake); ROGER REES („Frida“/Frida; „The Pink Panther“/Der rosarote Panther); MYRTON RUNNING WOLF („Skins“); JONATHAN PRYCE („Pirates of the Caribbean/Fluch der Karibik; „Brazil“/Brazil); und JESSE BORREGO (Titelrolle im TV-Film „Tecumseh: The Last Warrior“/Tecumseh; Taylor Hackfords „Blood In, Blood Out“/Der Duft des Todes).
      Für das Team hinter der Kamera engagierte Malick renommierte Fachleute wie Kameramann EMMANUEL LUBEZKI („Lemony Snicket’s A Series of Unfortunate Events“/Lemony Snicket – Rätselhafte Ereignisse; „Y tu mamá también“/Y tu mamá también; „Sleepy Hollow“/Sleepy Hollow – Köpfe werden rollen); Produktionsdesigner JACK FISK („Badlands“, „In der Glut des Südens“ und „Der schmale Grat“, David Lynchs „The Straight Story“/Eine wahre Geschichte – The Straight Story und „Mulholland Drive“/Mulholland Drive); die Kostümbildnerin und Oscar-Kandidatin JACQUELINE WEST („Quills“/Quills – Macht der Besessenheit; „Die Wiege der Sonne“); die Cutter RICHARD CHEW (Oscar für „Star Wars“/Krieg der Sterne, Oscar-Nominierung für „One Flew Over the Cuckoo’s Nest“/Einer flog über das Kuckucksnest) und SAAR KLEIN (zwei Oscar-Nominierungen für „Der schmale Grat“ und Cameron Crowes „Almost Famous – Fast berühmt“); sowie Komponist JAMES HORNER (zwei Oscars für „Titanic“/Titanic; Nominierungen für „House of Sand and Fog“/Haus aus Sand und Nebel und „A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn“). Als Executive Producers fungieren WILLIAM M. MECHANIC („Dark Water“/Dark Water), für New Line Cinema TOBY EMMERICH, ROLF MITTWEG und MARK ORDESKY sowie TRISH HOFMANN („Igby Goes Down“/Igby!; „Three Seasons“/Three Seasons). Die Produktion übernimmt SARAH GREEN („Frida“; „Girlfight“/Girlfight – Auf eigene Faust; „State and Main“/State and Main).



      ÜBER DIE PRODUKTION

      Hintergrund

      1607 segelten drei britische, von der London Virginia Company ausgerüstete Schiffe über den Atlantik – die Siedler glaubten an sagenhafte Goldschätze in der Neuen Welt. Sie landeten nahe der Mündung des James River in Virginia und gründeten dort die Siedlung Jamestown. Die Mehrzahl der 103 ersten Siedler waren Aristokraten, die denkbar schlecht auf das Leben in der neuen Umgebung vorbereitet waren. Alles konzentrierte sich also auf den schieren Überlebenskampf – der Traum vom Gold war schnell ausgeträumt.
      Captain John Smith bekam den Auftrag, dem Chickahominy River flussaufwärts zu folgen und nach Proviant zu suchen. Dieser Landstrich wurde vom Powhatan-Stamm beherrscht – die Krieger griffen Smith und seine Männer an. Nur Smith überlebte. Man brachte ihn in das Eingeborenendorf, wo er Pocahontas begegnete: Sie war die Tochter des Häuptlings Powhatan und unterwies ihn in den Sitten und Gebräuchen ihres Volks. Monate später kehrte Smith in die Kolonie Jamestown zurück – er brachte genug Lebensmittel mit, um den Siedlern die Überwinterung zu ermöglichen. Im folgenden Frühling entdeckt Powhatan, dass die Siedler offenbar bleiben wollen – er rüstet sich für den Krieg. Heimlich warnt Pocahontas Smith vor dem drohenden Angriff. Als Powhatans Krieger zurückgeschlagen werden, begreift der Häuptling, dass seine Tochter ihn verraten hat. Sie wird von der Familie und vom Stamm verstoßen.
      Pocahontas sah sich gezwungen, Schutz bei einem Nachbarstamm suchen. Bald darauf wurde sie quasi an die Engländer verkauft, die sie als Rückversicherung gegen weitere Angriffe des Powhatan-Stamms benutzen wollten. Zur gleichen Zeit wurde Smith zurück nach England beordert – er sollte weitere Expeditionen nach Amerika führen. Pocahontas begegnete ihm nur noch einmal: Jahre später, als sie England besuchte.
      Mit der Zeit trafen aus England neue Kolonisten und weiterer Nachschub in Jamestown ein. Unter ihnen befand sich der verwitwete englische Aristokrat John Rolfe, der als einer der Ersten Tabak anbaute – diese Art des Ackerbaus brachte Jamestown bald einen erheblichen wirtschaftlichen Aufschwung. Pocahontas und Rolfe lernten sich kennen und lieben – beide verband der Verlust ihrer Familie. Sie heirateten, und Pocahontas gebar einen Sohn. Rolfe nahm sie mit nach England, sie wurde dem König und der Königin als Prinzessin von Virginia vorgestellt und war kurze Zeit das Stadtgespräch von London. Bald darauf erkrankte sie jedoch – sie starb auf der Rückreise nach Amerika. Man nimmt an, dass sie 21 oder 22 Jahre alt geworden ist.



      Produktionsnotizen

      „Außer Gott war nur sie in der Lage, diese Kolonie vor Tod, Hunger und völligem Chaos zu bewahren.“
      John Smith


      Amerika gibt es nicht erst seit Columbus’ Ankunft mit der Nina, Pinta und Santa Maria, nicht die Pilgrims auf der Mayflower machten den Anfang, auch nicht die Siedler, die sich in dem späteren Jamestown niederließen, jener ersten dauerhaften englischen Siedlung von 1607, also schon etwa 30 Jahre vor der berühmten Ankunft der Mayflower am Plymouth Rock. Denn zu diesem Zeitpunkt lebten die Ureinwohner bereits seit 15.000 Jahren in Virginia. Sie mussten erleben, wie ihre Welt von den fremden Einwanderern völlig auf den Kopf gestellt wurde. Diese eindrucksvolle Geschichte und ihr Zentralmotiv, die Beziehung zwischen Captain John Smith und Pocahontas, der Tochter des mächtigen Eingeborenen-Häuptlings Powhatan, interessiert Terrence Malick schon seit über 20 Jahren.
      „Terry schrieb das Drehbuch zu ,The New World‘ bereits vor 25 Jahren“, erklärt Produzentin Sarah Green. „Die Idee hatte er schon in den 70er-Jahren, und er hat sie seitdem immer im Kopf behalten und weiterentwickelt. Wie Terrys andere Filme bringt auch ,The New World‘ grundsätzliche menschliche Probleme auf den Punkt.“
      Doch für diesen Film gilt ebenso wie für seine bisherigen Filme: Es geht um weit mehr als um eine einfache Geschichte.
      „Es geht um unsere Geschichte, unsere Fehler und Tugenden, unser wachsendes Bewusstsein – und all das wird durch das einfachste Element überhaupt verknüpft, das uns erst zu Menschen macht: die Liebe“, sagt Green. „Die Story handelt von Verrat, von Wiedergutmachung, neuem Verrat. Schließlich begreifen die Menschen, dass es nicht nur eine Wahrheit gibt, dass man sich für die eigene entscheiden muss. Es gibt keine echten Helden, keine eigentlichen Bösewichte. Jede Figur hat ihre sympathischen Seiten, einige mehr, andere weniger, alle haben sie Fehler, manche allerdings mehr als andere.“
      Malicks Ansatz bei „The New World“ ist absolut außergewöhnlich: Einerseits zeigt er seine ganz persönliche Sicht der Ereignisse in Jamestown vor 400 Jahren, andererseits lässt er die Epoche mit äußerst intensiver Detailfreudigkeit wieder auferstehen.
      „Wir wissen nur wenig über das, was sich 1607 tatsächlich ereignet hat“, stellt Sarah Green fest. „Wir müssen uns an das halten, was einige Zeitzeugen vor Ort aufgeschrieben haben – der berühmteste ist John Smith selbst. Aber manchmal widersprechen sich die Berichte. Deswegen versuchen wir den Mythos von John Smith und Pocahontas als Ausgangspunkt für Terrys Ansatz zu benutzen: Es geht um die Verständigung zwischen den Kulturen, um Möglichkeiten des Zusammenlebens und die schrecklichen Konsequenzen von Missverständnissen.“
      „Natürlich erlauben wir uns künstlerische Freiheiten“, fährt Green fort. „Wie in allen Geschichtsdramen seit den Theaterstücken der griechischen Antike geht es um tatsächliche Ereignisse, die wir – so weit wir von ihnen wissen – in unsere Geschichte einweben. Einzelheiten im Lebenslauf einiger historischer Personen haben wir im Sinne unserer Story, unserer Dramaturgie abgeändert. Die Abfolge der Ereignisse wurde auf das Wesentliche reduziert. Es geht hier um eine dramatische Interpretation der Umstände – wir drehen keine Dokumentation.“



      Darsteller

      Malicks Besetzung von „The New World“ wurde durch etliche glückliche Umstände erleichtert, nicht zuletzt durch die Unterstützung der erfahrenen Besetzungschefin FRANCINE MAISLER („21 Grams“/21 Gramm; „Memoirs of a Geisha“/Die Geisha). Beide stießen überall auf reges Interesse an der Zusammenarbeit mit dem Regisseur, der bei den Schauspielern, mit denen er bisher gearbeitet hat, einen legendären Ruf genießt.
      Malick wusste sehr genau, wer für ihn den John Smith spielen sollte.
      „Wir entschieden uns ganz eindeutig für Colin Farrell“, sagt Green. „Er hat das richtige Alter [mit 28 Jahren ist Farrell genauso alt wie Smith bei seiner Ankunft in Nordamerika] und die richtige Einstellung. Colin ist ein Abenteurer, ein außergewöhnlich dynamischer, ansehnlicher, mitreißender Mensch und ein sehr energischer Schauspieler. Mit Terry verstand er sich auf Anhieb.“
      Farrell zögerte keinen Augenblick, das Angebot anzunehmen. Der Schauspieler hat sich beim Publikum und bei der Kritik mit Filmen wie „Phone Booth“ (Nicht auflegen!), „Daredevil“ (Daredevil) und „Tigerland“ (Tigerland) bereits hervorragend eingeführt.
      „Wenn Malick ruft, kommen sie alle angerannt“, lacht Farrell. „Keiner liest vorher das Drehbuch, denn die Klarheit aller seiner Filme spricht einfach für sich. Terry ist ein weiser Mann, seine Weisheit kann er in seinen Lebensjahren auf dieser Erde allein gar nicht erworben haben. Seine Sanftheit verblüfft uns, seine Leidenschaft bringt uns zum Staunen. Er ist ein Poet.“
      Neben der Chance, mit Malick zu arbeiten, begeisterte Farrell sich auch für die Mitarbeit an einer Story, die längst zur Legende wurde und seit Generationen auch in der Popkultur ihren Niederschlag findet – in Büchern, auf der Theaterbühne und im Kino.
      „In ,The New World‘ zeigt Terrence Malick mit seinen künstlerischen Mitteln, wie England den amerikanischen Kontinent kolonisiert hat“, sagt Farrell. „Ich vertraue Terrys Verstand, Seele und Geist vollkommen. Mit seiner Intelligenz, seinem Talent spürt er das auf, was wir im Alltag einfach übersehen: die Schönheit und Tragik des Lebens um uns herum. Man merkt deutlich, dass er allen Aspekten der Geschichte gerecht wird, auch den amerikanischen Ureinwohnern, denen Terry hier ein Kulturdenkmal setzt – er zeigt sie als ein Volk, dessen Schönheit von den frühen europäischen Siedlern in diesem herrlichen Land nicht nur falsch interpretiert, sondern einfach ignoriert wurde.“
      Christopher Plummer, der in Oscar-nominierten Filmen wie „A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn“ und „The Insider“ mitgewirkt hat, ließ sich von Malicks Version der Geschichte von John Smith und Pocahontas ebenfalls mitreißen und übernahm die Rolle des Kapitäns Christopher Newport.
      „Meiner Meinung nach erlebt Terry die Story als sehr realen Traum“, sagt Plummer. „Er engagiert sich für das Land, speziell für dieses Land, eher im spirituellen als im wissenschaftlichen Sinne. Terry ist ein Träumer und gleichzeitig ein Intellektueller – und ein unverbesserlicher Romantiker.“
      „The New World“ ist zwar eine uramerikanische Geschichte, aber die Besetzung gestaltete sich doch äußerst vielfältig: Malick und Green wählten eine Riege internationaler Darsteller aus und verließen sich dabei auf die Dienste von Besetzungsbüros in drei Staaten und auf zwei Kontinenten: In Los Angeles war Francine Maisler für die Besetzung allgemein und Rene Haynes für die Besetzung der amerikanischen Ureinwohner zuständig, vor Ort in Richmond/Virginia rekrutierte Jeanne Boiseneau Schauspieler und Statisten, und in London war Celestia Fox im Einsatz.
      Direkt nach seinem Heldenauftritt als Bruce Wayne/Batman in „Batman Begins“ übernahm Christian Bale die Rolle des John Rolfe.
      „Seit vielen Jahren bewundert Terry Christian Bales Schauspieltalent“, berichtet Sarah Green. „Christian hat das Herz auf dem rechten Fleck, er ist intelligent, begabt, hat ein ausgereiftes Gespür für seinen Beruf. Als John Rolfe ist er die perfekte Besetzung. Ein Grund dafür ist Bales Bereitschaft, völlig in der Rolle aufzugehen, sich selbst ganz zurückzunehmen, wenn dies angebracht ist. Pocahontas nimmt Rolfe anfangs gar nicht wahr – auf wunderbare Weise entdecken wir also zusammen mit ihr, welche guten, edlen Eigenschaften in ihm schlummern.“
      Das Casting war in keiner Phase einfach, aber als besonders schwierig erwies sich die alles entscheidende Besetzung der legendären Pocahontas. In mehreren Ländern suchten die Filmemacher nach einer jungen Frau, die alle notwendigen Fähigkeiten vereint, um jene Amerikanerin darzustellen, die wie keine andere von einer mythologischen Aura umgeben ist.
      „Es gab lange und hitzige Debatten über ihre Herkunft, ihr Alter, ihr Aussehen, über ihre Beziehung zu John Smith“, stellt Sarah Green fest. „Am wahrscheinlichsten ist, dass sie noch sehr jung war, 12 oder 13, aber im Sinne der Ureinwohner damals durchaus erwachsen. Wir suchten also eine Frau, die diese Unschuld, diese unverfälschte Aufrichtigkeit, Jugend, Vitalität und den Humor der Häuptlingstochter darstellen kann. Aber sie muss im Lauf der Handlung auch älter werden, Liebeskummer verarbeiten, schwierige Lebensabschnitte meistern und einen tief greifenden Reifungsprozess durchmachen.“
      Diese ungewöhnlichen Anforderungen an die Rolle stellten die Produzenten vor ein Problem.
      „Wir fanden hervorragende Schauspielerinnen, die die ältere Pocahontas mit der angemessenen Gesetztheit spielen konnten. Und viele fähige junge Darstellerinnen brachten das Temperament, den jugendlichen Leichtsinn mit. Aber die Suche erwies sich trotzdem als extrem schwierig, weil unsere Hauptdarstellerin eben beide Eigenschaften, den Übergang vom einen zum anderen gestalten soll“, sagt Green. „Monatelang haben wir überall in den Vereinigten Staaten, dann in Kanada gesucht, schließlich die Suche international ausgedehnt. Und im letzten Monat, als wir die Auswahl auf wirklich fähige, interessante, begabte und schöne Mädchen reduzierten, bekam Besetzungschefin Rene Haynes Q’orianka Kilchers Unterlagen im Zusammenhang mit einem anderen Film auf den Tisch. Einem Assistenten in Haynes’ Büro fiel Q’oriankas Foto auf und er überlegte: ,Also, das Bild sollte doch wohl besser auf dem ,New World‘-Stapel landen.‘ Ihr Foto hatte etwas Magisches, und als wir sie dann kennen lernten, war sie persönlich noch viel mitreißender. Solche Ausgeglichenheit, solche Tiefgründigkeit würde man bei jemandem ihres Alters nie erwarten.“
      Die vielseitig begabte 15-jährige Q’orianka Kilcher ist die Tochter eines peruanischen Ureinwohners (Quecha/Huachapaeri). Sie hat eine Gesangs-, Musik- und Tanzausbildung absolviert, ist aber bisher nur in einem Film aufgetreten – als Kind im Chor von „Dr. Seuss’ How the Grinch Stole Christmas“ (Der Grinch).
      „Man merkt ihrem Aussehen, ihrem Temperament an, dass sie indianischer Herkunft ist“, sagt Green. „Q’orianka ist auf natürliche Art vornehm, aber auch jugendlich temperamentvoll, sie nimmt ihre Arbeit, ihr Leben und ihr Wertesystem äußerst ernst. Es ist immer eine schwierige Gratwanderung, einer unerfahrenen Unbekannten eine solche Rolle anzuvertrauen. Aber nicht durch ihre Ausbildung hat Q’orianka sich als die einzig richtige Pocahontas profiliert, sondern durch ihr Leben. Und als wir Testaufnahmen ohne Makeup machten, hat Q’orianka die Leinwand sofort dominiert. Sie war überwältigend, wunderbar, mitreißend… sie war Pocahontas.“
      Mindestens genauso überrascht war Kilcher, als sie die begehrte Rolle ergatterte.
      „Der Besetzungsprozess zog sich ewig hin, doch die ganze Zeit haben sehr nette Menschen fest an mich geglaubt: Terry, Sarah und Rene Haynes – sie haben sich für mich eingesetzt“, sagt sie. „Irgendwie ist es dann passiert.“
      Als sie die Rolle bekam, veränderte sich Kilchers gesamtes Leben mit einem Schlag von Grund auf – davon wird sie noch viele Jahre zehren.
      „Pocahontas ist eine ungewöhnliche Frau, sie zeichnet sich durch Mut und Lebenslust aus – ich hoffe also, dass mir diese Qualitäten immer erhalten bleiben“, sagt Kilcher. „Bei der Annäherung zweier Welten war Pocahontas das zentrale Symbol, und es war einfach traumhaft, diesen wunderbaren Menschen darstellen zu dürfen. Ich habe während der Dreharbeiten immer versucht, Pocahontas treu zu bleiben, um der Welt ihre Geschichte auf die bestmögliche Art nahe zu bringen.“
      „Und als Schauspielschülerin war es für mich natürlich überwältigend, gleich mit Regisseur Terrence Malick arbeiten zu dürfen“, fährt Kilcher fort. „Von einer solchen Chance habe ich nicht einmal geträumt. Aber ohne Ansehen der Person hat er uns alle immer wieder aufgefordert, unsere Meinung zu äußern, eigene Ideen beizutragen.“
      Kilchers Kollegen loben die junge Schauspielerin in den höchsten Tönen.
      „Wenn man bedenkt, welche Verantwortung sie übernimmt“, sagt Farrell. „In ihrem Alter spielt sie bereits eine Figur, die man durchaus als eigentliche Repräsentantin des amerikanischen Geistes bezeichnen kann. Es ist natürlich schwer, von jemandem in ihrem Alter zu verlangen, all diese Dinge zu verarbeiten, aber ich bin überzeugt, dass Q’orianka Pocahontas’ Lauterkeit, wie ich sie sehe, sehr nahe kommt. Mit einem Wort: Sie ist einfach umwerfend. Ich weiß nicht, woher sie das hat, aber mit ihrem Lächeln kann sie beide Hemisphären gleichzeitig erstrahlen lassen, und ihre Tiefgründigkeit zwischen Licht und Dunkel könnte die Welt zum Stillstand bringen.“



      Die Filmemacher

      Während sich die Schauspieler noch darum rissen, mit Malick zu arbeiten, stellten er und seine Produzentin ein Produktionsteam zusammen. Die äußerst erfahrene Trish Hofmann, die schon früher mit Sarah Green zusammengearbeitet hat, kam als Executive Producer an Bord. Als Kameramann entschied man sich für Emmanuel (Chivo) Lubezki, der sich sowohl in seiner Heimat Mexiko als auch in den USA profiliert hat. Mit Filmen wie „Como agua para chocolate“ (Bittersüße Schokolade), „Y tu mamá también“, „Sleepy Hollow“ und „Lemony Snicket – Rätselhafte Ereignisse“ hat er nicht nur bewiesen, dass er die Kunst seines Handwerks beherrscht, sondern auch einen Hang zu unorthodoxen Experimenten hat, die Malicks grenzenloser Fantasie sehr dienlich waren.
      Es ist vor allem Lubezki zu verdanken, dass Malick sein Ziel erreichte und fast ausschließlich bei natürlichem Tageslicht drehte – durch dieses Vorgehen vermeidet die Crew einen gewaltigen technischen Apparat, der die Arbeit auf üblichen Filmsets behindert. „Ich finde es wirklich wunderbar, dass Terry auf Scheinwerfer verzichtet“, sagt Schauspieler Noah Taylor. „Allein die Tatsache, dass nicht alles von Scheinwerfern und Kabeln verstopft wird, schafft eine völlig realistische Umgebung, von der alle Mitarbeiter profitieren. Dadurch wirkt der Set äußerst echt.“
      Von Malicks Wahl des Produktionsdesigners war niemand überrascht: Jack Fisk hat bei allen drei bisherigen Filmen des Regisseurs eng mit ihm zusammengearbeitet.
      Die Kostümabteilung stand in diesem Fall vor ungewöhnlichen Schwierigkeiten – es galt nicht nur Kleidung für englische Edelleute und Bauern des 17. Jahrhunderts zu beschaffen, sondern auch die Bewohner in Powhatans großem Reich authentisch einzukleiden. Die Bewältigung dieser Aufgabe vertraute Malick Jacqueline West an. Die erfahrene Kostümbildnerin kennt sich mit historischen Filmen aus (Philip Kaufmans „Quills – Macht der Besessenheit“), und sie interessiert sich brennend für jene Kultur der Ureinwohner, die Malick ins Auge fasste. Er musste sie also nicht lange überreden.
      Zwar wollte Malick sich bewusst einige Freiheiten in Bezug auf die historischen Fakten erlauben, die den Hintergrund zu „The New World“ bilden, aber er legte größten Wert darauf, die in der Filmgeschichte gezeigte Kultur so präzise und authentisch wie nur möglich darzustellen. Die angestrebte Akkuratesse wurde durch eine Gruppe von renommierten Experten gewährleistet. Zu ihnen gehören bekannte Fachleute wie Dr. William Kelso (archäologischer Direktor des Projekts zur Erhaltung von Jamestown); Professor Frederic Gleach (ein Privatgelehrter aus Ithaca/New York, der zum Beispiel das Buch „Powhatan’s World and Colonial Virginia“ veröffentlicht hat); Danielle Moretti-Langholtz (Mitglied im Indianerbeirat von Virginia und Anthropologin am College of William & Mary); sowie der an fast jedem Drehtag präsente Blair Rudes (außerordentlicher Professor für Linguistik an der University of North Carolina, der die Filmtexte in die Algonquin-Sprache übersetzte und als Sprachlehrer diente – er gehört zum Abenaki-Stamm) und Buck Woodard (bei der Produktion für die Authentizität aller Details verantwortlich), ein Kunstdozent in Henrico County/Virginia, der sich früher im Auftrag des Staates Virginia für die Erhaltung des historischen Erbes eingesetzt und an Projekten der Nationalparks, des Smithsonian’s National Museum of the American Indian (Nationales Indianermuseum) und der Stiftung Colonial Williamsburg Foundation mitgewirkt hat. Woodard ist Nachfahre des Stammes Lower Muskogee Creek und staatlicher Leiter des Indianerbeirats von Virginia.
      Ein wesentliches Ergebnis der Beratung durch die zahlreichen historischen Experten war die korrekte Darstellung der drei Schiffe – der Susan Constant, der Godspeed und der Discovery. Glücklicherweise konnte das Team drei bereits vorhandene Schiffe verwenden, die in der Nähe der ursprünglichen Jamestown-Siedlung vor Anker liegen und normalerweise der Öffentlichkeit zugänglich sind.
      „Wenn wir die Schiffe selbst hätten bauen müssen, hätten sie zwei Millionen Dollar pro Stück gekostet“, stellt Trish Hofmann fest. „Es war unglaublich, ein idealer Zufall: Drei Schiffe warteten nicht einmal zehn Kilometer von unserem Hauptdrehort entfernt auf uns. Wir mussten den Einsatz allerdings sehr genau mit der Jamestown-Yorktown Foundation absprechen, die die Jamestown-Siedlung heute verwaltet – dort kann man die Schiffe heutzutage besichtigen. Das war nicht einfach, denn die Siedlung ist ein Touristenmagnet, und gerade die Schiffe sind besonders beliebt. Aber sie haben uns großzügig unterstützt und erlaubten uns, die Godspeed, ein wunderschönes Schiff, für drei Viertel unserer Drehtage in Virginia direkt vor dem James-Fort zu ankern. Das war traumhaft, weil wir bei unseren Recherchen herausfanden, dass die Engländer immer ein Schiff vor Ort ließen. Wir haben die Schiffe wie Stars behandelt.“
      Und als Stars mussten sie sich zunächst einer typischen Hollywood-Behandlung unterziehen… allerdings sollten sie keinen Glamour-Schliff bekommen, sondern genau das Gegenteil.
      „Die Schiffe bekamen alle einen neuen Anstrich, doch sie sollen dadurch gebraucht, abgenutzt wirken – ich stelle mir vor, dass sie so ausgesehen haben, nachdem sie monatelang bei Wind und Wetter übers Meer gesegelt sind“, sagt Fisk. „Ich ging davon aus, dass sie mit unseren heutigen Trucks vergleichbar sind: Sie waren die damaligen Transportfahrzeuge. Sie waren nicht gerade komfortabel eingerichtet, das Aussehen spielte keine Rolle, und auf dem Weg nach Jamestown beförderten sie weit mehr Passagiere, als man für den Bautyp vorgesehen hatte.“
      Doch das Produktionsteam, Eric Speth (der Kapitän der drei Schiffe in der Jamestown-Siedlung) und der für die Schiffsmanöver im Film zuständige Mark Preisser standen bald vor dem nächsten Problem: In einer Schlüsselszene sollten alle drei Schiffe gleichzeitig den James River flussaufwärts segeln und erstmals anlegen. Laut Nutzungsvertrag sollte aber eines der Schiffe ständig in der Jamestown-Siedlung bleiben.
      „Selbst wenn es uns gelungen wäre, alle drei Schiffe für diesen einen Drehtag zu bekommen, hätten wir sie auf dem Chickahominy River nicht einsetzen können, weil die Susan Constant zu viel Tiefgang hat“, erinnert sich Trish Hofmann. „Wir mussten also ein anderes Schiff besorgen, das die Susan Constant darstellt!“
      Auf ihrer Suche wurden die Produzenten und Jack Fisk in Verplanck/New York fündig: Dort ankert ein prachtvoller, 26 Meter langer Nachbau der Half Moon, mit der der Entdecker Henry Hudson 1609 den Hudson River hinaufsegelte. David Crank reiste mit seinem Team von Virginia in den Staat New York, um auch die Half Moon eigens herzurichten: Der Dreimaster bekam einen neuen Anstrich und eine künstliche Alters-Patina. Dann segelte die Half Moon unter ihrem Kapitän Chip Reynolds von Verplanck an die Ufer des Chickahominy und war bereit für ihre Großaufnahme.
      Ein weiteres Schiff war die kleinere, aber immer noch beeindruckende, zehn Meter lange Schaluppe (Preisser bezeichnet sie als „Kombi des 17. Jahrhunderts“), die John Smith benutzt, um die Männer von den größeren Schiffen an den Strand zu bringen, aber auch, um die Flussläufe von Virginia zu erforschen. Dieses Schiff fand man im Freilichtmuseum Plimoth Plantation in Massachusetts.



      Entwürfe für die Neue Welt

      Gleich zu Anfang der Produktion stellte sich die Frage nach dem Drehort. Anfangs hielt man es für unmöglich, einen Landstrich zu finden, der jener Welt entspricht, die die europäischen Siedler bei ihrer Ankunft in Amerika vorfanden.
      „Wir waren überzeugt, dass wir auch in tausend Jahren keine Gegend in den USA finden würden, die den unberührten Ufern des James River und des Chickahominy River im Jahre 1607 gleicht“, sagt Green. „Wir nahmen an, dass wir in entlegenen, unbewohnten Gegenden von Kanada suchen mussten, wo es möglicherweise noch ursprüngliche Wälder und Flüsse gibt. Aber Produktionsdesigner Jack Fisk, der in Virigina lebt, war der Meinung, wir sollten erst mit der Suche anfangen, nachdem wir uns den eigentlichen Ort des Geschehens angeschaut hatten. Also reisten Terry, Jack und ich an den Originalschauplatz, wo das ursprüngliche James Fort gestanden hat und wo man inzwischen nebenan die erste Jamestown-Siedlung nachgebaut hat. Dann fuhren wir mit einem Boot den Chickahominy River stromaufwärts, um die Landschaft in Augenschein zu nehmen, und es gibt dort viel umfangreichere unbesiedelte Flussabschnitte, als wir erwartet hatten. Nach einer Biegung entdeckten wir ein großes altes Fischerhaus aus Stein mit dem Schild: Zu verkaufen. Wir glaubten damals allerdings nicht, dass wir uns Dreharbeiten in Virginia überhaupt leisten konnten. Aber weil wir alle Ersatzschauplätze im Ausland grundsätzlich ablehnen und weil uns der Staat Virigina großzügig unter die Arme griff, entschlossen wir uns zum Dreh vor Ort. Denn nur Virginia sieht wie Virginia aus.“
      Green betont, es sei vor allem der Regierung von Virginia zu verdanken, dass man den Film in jenem Staat drehen konnte, in dem sich die Geschichte vor vielen Jahren tatsächlich ereignet hat.
      „Das Virginia Film Office hat uns wirklich eine Menge Steine aus dem Weg geräumt“, sagt Green. „Die Gewerkschaften legten Wert darauf, dass wir in Virginia drehten, die Filmteams wollten das auch, und die Schauspieler erst recht. Dann machte Gouverneur Warner seinen Einfluss geltend – damit war die Sache gelaufen. So ergab sich die wirklich seltene Gelegenheit, einen historischen Film praktisch am Originalschauplatz der Ereignisse zu drehen: Das Fischerhaus wurde für uns zum Standort des Jamestown-Forts.“



      Eine verlorene Welt wird neu errichtet

      Aber die Vorbereitung der Drehorte in der idyllischen Landschaft von Virginia war nur der erste Schritt bei der Gestaltung eines faszinierenden Ambiente, das den Hintergrund zu „The New World“ bildet. Um diese Welt lebendig werden zu lassen, benötigte Malick die Hilfe seines langjährigen Mitarbeiters, des Produktionsdesigners Jack Fisk.
      „Wer Jack Fisks Filmsets besucht, kommt sich vor wie in Caravaggios Studio“, sagt seine „New World“-Kollegin, die Kostümbildnerin Jacqueline West. „Man fühlt sich in eine andere Zeit versetzt.“
      Fisks Aufgabe bei „The New World“ stellte ihn vor bisher nicht gekannte Probleme.
      „Ich lebe zwar in Virginia, wusste aber kaum etwas über die Indianerkultur oder die Angelsachsen zur Zeit der Besiedlung von Jamestown. Nur das, was ich im Geschichtsunterricht mitbekommen hatte“, sagt Fisk.
      Also absolvierte er einen Schnellkursus – das Ergebnis ist eine Darstellung des Lebens Anfang des 17. Jahrhunderts in Nordamerika, wie sie so authentisch bisher auf keiner Leinwand zu sehen war.
      „Ich fand das sehr spannend, weil wir ja auf den 400. Jahrestag der Jamestown-Siedlung hinarbeiten – ich war überzeugt, dass diese Geschichte unbedingt erzählt werden muss, um beiden Kulturen gerecht zu werden“, sagt Fisk. „Als Vorbereitung für den Bau des James-Forts studierte ich die schriftlichen Quellen der Kolonisten, vor allem die, die vor Ort in Jamestown entstanden, und Augenzeugenberichte.“
      „Glücklicherweise wurde das Jamestown Rediscovery Project ganz in der Nähe unseres Drehorts durchgeführt“, fährt Fisk fort. „Bei der Konstruktion des James-Forts verwendeten wir alle dieselben Quellen, wobei die Archäologen aber vor allem tatsächliche Reste und Spuren in der Erde auswerteten. Was ich bei unserem ersten Treffen erfuhr, veranlasste mich, mein Original-Design des Forts noch einmal zu überarbeiten.“
      Ausstatter David Crank durfte sich mit dem Bau des Forts einen Kindheitstraum erfüllen.
      „Ich bin in Virginia aufgewachsen, und schon in der vierten Klasse habe ich das James- Fort aus Eisstielen nachgebaut“, erinnert er sich.
      Der Bau des Forts war also sehr spannend, was es aber durchaus nicht einfacher machte. Die Konstruktion des Sets wurde dadurch sehr erschwert, dass Malick im Einklang mit seinem Arbeitsstil verlangt, jeden Set wie ein tatsächliches Gebäude realistisch und mit allen Wänden zu bauen.
      „Als einer von wenigen Regisseuren schaut sich Terry niemals Entwürfe an“, sagt Fisk. „Er sagt nur: ,Egal, was du baust: Wir kommen rein und drehen wie ein Dokumentarfilmteam.‘ Terry dreht am liebsten wie an einem Originalschauplatz, denn je kompletter der Set ist, desto umfangreicher kann er ihn einsetzen. Es gefällt ihm gar nicht, wenn er nur einen Teilabschnitt des Sets oder eine Wand nur in einer Richtung filmen kann. Und weil Terry kein künstliches Licht mag, orientiert er sich beim Einrichten der Einstellungen nach dem Stand der Sonne. Wir mussten also Schauplätze gestalten, die diesen Anforderungen genügen. Terry möchte ausschließlich in einer realen Umgebung arbeiten – es bringt natürlich riesigen Spaß, die Sets so echt wie nur möglich zu bauen.“
      Das große James-Fort musste auf dem Flussufer errichtet werden – es ist von einem weiten Areal von Feldern umgeben, auf dem Wildgräser und Fenchel wachsen.
      „Wir hatten Glück, denn nach Jacks Anweisung bauten wir den Set sehr genau nach den Vorlagen des ursprünglichen Forts, so weit sie uns bekannt sind“, sagt Ausstatter David Crank. „Das ging praktisch nur in Handarbeit.“
      Angesichts der großen Schwierigkeiten beim Bau des Sets fragte sich das Team staunend, wie die Siedler damals wohl die Errichtung des ursprünglichen Forts bewältigt haben.
      „Ich wollte unbedingt Baumaterial aus der Umgebung verwenden, damit die Tonerde, das Flechtwerk und der Putz (so baute man damals) möglichst echt aussehen“, sagt Fisk. „Aber im Gegensatz zu den Kolonisten ließen wir uns das Holz auf Lastwagen liefern, wir benutzten Kettensägen und hoben es mit Gabelstablern an. Die Kolonisten mussten Pfähle mit einer Höhe von 3,5 bis 4,5 Metern zuschneiden – und ein weiterer Längenmeter der Pfähle wurde in der Erde versenkt. Für diese Palisaden hoben sie Gräben in einer Länge von 350 Metern aus, stellten die Pfähle hinein, und dann wurden alle Blätter und Äste entfernt. Das muss 1607 eine übermenschliche Leistung gewesen sein.“
      Auch mit modernem Arbeitsgerät nahm der Bau des Forts eine Menge Zeit in Anspruch.
      „Für die Umfassungsmauer des Forts brauchten wir 30 Tage, und weitere sechs Wochen waren nötig, um im Inneren des Forts die elf oder zwölf Gebäude mit jeweils vier Wänden zu errichten“, sagt Fisk. „Wir haben keinerlei Scharniere verwendet, sondern nur aus Holz geschnitzte Zapfen. Das funktionierte sogar besser. Durch derartige kleine Experimente lernt man ständig dazu. Entscheidend war immer der natürliche Baustoff, den wir in der Umgebung vorfanden.“
      Obwohl das James-Fort des Films etwa 25 Prozent kleiner als das Original ist, entsprechen die grobschlächtige Konstruktion, der ländliche Stil der Gebäude, die Verwitterung genau der Stimmung und Atmosphäre des Originals. Sauberkeit und Hygiene waren im Fort Fremdwörter – auf dem matschigen Boden stehen Pfützen, die Wände aus Holz und Ton trotzen der sie umgebenden Natur.
      Das James-Fort in „The New World“ sieht also genau so aus, wie es war: ein schmuckloser Fremdkörper auf dem Boden der amerikanischen Ureinwohner. Im Gegensatz dazu musste sich Fisk um echte organische Integration kümmern, als es galt, seine dreidimensionale Umsetzung von Powhatans Stadt Werowocomoco in den Küstenwald einzufügen. In Powhatans Welt der Algonquin-Ureinwohner gab es keine schriftlichen Aufzeichnungen – deshalb mussten sich Fisk, Crank und ihre Teams an die Zeichnungen halten, die vom Engländer John White überliefert sind: Er ist Anfang des 17. Jahrhunderts ausführlich durch das Indianergebiet in North Carolina gereist. Auch von John Smith gibt es Beschreibungen, vor allem aber sind die Traditionen der Indianer von Virginia mündlich überliefert worden.
      „Etliches bei der Gestaltung von Werowocomoco und den anderen indianischen Siedlungen geht auf unsere Recherchen zurück – in anderen Fällen ließ ich mich einfach vom großen Geist inspirieren – er hat mir gesagt, wie ich es machen soll“, sagt Fisk. „Ich kam mir sehr seltsam vor, als ich eine Indianerkultur neu gestaltete, die teilweise vernichtet wurde. Die Kolonisten zerstörten den Lebensraum der Indianer, weil sie ständig mehr Land wollten. Als sie den Tabak entdeckten – der den Eingeborenen heilig war und nur in Zeremonien verwendet wurde – und merkten, dass man ihn verkaufen konnte, besetzten die Kolonisten alle Freiflächen in Virgina. Die Indianer mussten nach Ohio oder Oklahoma ausweichen. Gegen die Feuerkraft der Engländer waren sie machtlos, und letztlich kamen die Einwanderer in zu großen Mengen. Weil die Indianer keine Schriftsprache kannten, müssen wir ihre Geschichte aus den Überresten, aus archäologischen Funden rekonstruieren. Für unsere Filmbauten konnten wir teilweise genaue Vorlagen benutzen, teils benötigten wir Fantasie, aber ich hoffe, dass die Filmatmosphäre diese bedeutende Kultur richtig darstellt.“
      Von gewaltigen Bäumen überschattet, ist das üppige Grün des angenehm kühlen Landstrichs am Ufer des Chickhominy River die perfekte Kulisse für eine Indianersiedlung, die sich der Natur anpasst, statt eine Bresche in sie zu schlagen.
      „Die Indianer betrieben Ackerbau, sie waren hervorragende Jäger und Fischer“, sagt Fisk. „Sie wussten all die Meerestiere in den Flüssen und in der Chesapeake Bay zu nutzen.“
      Mit den Sets von Werowocomoco und den anderen Indianersiedlungen liefert Fisk ein traumhaftes Paradebeispiel atmosphärischen Produktionsdesigns – Powhatans Hütten scheinen organisch aus dem Boden zu wachsen. Die Behausungen der Eingeborenen entstanden aus natürlichen Materialien, als Vorlagen dienten neueste wissenschaftliche Erkenntnisse.
      „John Whites Zeichnungen zeigen Powhatans Häuser mit abgeflachten Seiten, aber neue archäologische Funde legen nahe, dass sie alle rund waren, und so haben wir sie gebaut“, berichtet David Crank.
      Sowohl die kleineren Hütten als auch Powhatans beeindruckendes Langhaus sind mit Matten bedeckt, die Wind und Wetter abhielten, aber an freundlichen Tagen zur Lüftung hochgerollt werden konnten.
      Neben den Wohngebäuden der Einwohner von Werowocomoco entwarf und baute Fisk mit seinem Team auch weitere Häuser, die vom regen religiösen Leben der Gemeinde zeugen: zum Beispiel einen unauffälligen Waldtempel, geschnitzte Holzfiguren in zeremonieller Kreisanordnung und einen ungewöhnlich geschnitzten stehenden Bären, den Tischler Michael Boone einen Tag vor Drehbeginn aus einem Baumstamm gestaltete.
      Von entscheidender Bedeutung beim Bau des Werowocomoco-Sets waren die Getreidefelder, die die Ureinwohner von Virginia mit großer Sorgfalt pflegten.
      „Die Zeiten und die Sorten haben sich seit 1600 geändert, wir haben also recherchiert, wo wir indianischen Mais und Tabak auftreiben können“, sagt Fisk. „Wir bepflanzten daraufhin ein 1,2 Hektar großes Areal als Hauptgarten von Werowocomoco. Jeff DeBell und sein Gärtnerteam haben fantastische Arbeit geleistet. Sie haben Gräser gepflanzt, die es wahrscheinlich damals in der Gegend gab. Glücklicherweise konnten wir schon im Frühjahr mit den Vorbereitungen anfangen und das Gras säen, damit es bis zum Zeitpunkt der Dreharbeiten im Spätsommer wachsen konnte.“
      Ironie des Schicksals: Die sintflutartigen Regengüsse, die die Dreharbeiten vielfach behinderten, waren ein Segen für den Mais, die Kürbisse, Melonen und die heiligen Tabakpflanzen der Produktion.



      Innenausstattung und Requisiten

      Nachdem die wichtigsten Sets für die Kolonisten und die Eingeborenen standen, war es an Innenrequisiteur Jim Erickson und seiner Abteilung, sie entsprechend auszustatten.
      „So ziemlich alles mussten wir per Hand anfertigen“, sagt er. „Die Gegenstände der Eingeborenenkultur haben wir buchstäblich einzeln per Hand aus Leder, Federn, Stein und Holz gefertigt. So etwas gibt es im Laden nicht zu kaufen. Was die englische Kolonie angeht, haben wir ein paar Stücke aufgetrieben, andere angemietet, aber auch hier haben wir im Wesentlichen alles selbst angefertigt. Man muss dabei auch bedenken, dass die Engländer ursprünglich nur das Nötigste mitbrachten, um ihr Überleben zu sichern.“
      Erickson berichtet, dass er sich mit seiner Abteilung aktiv bemüht hat, die im Kino gängige Darstellungsart der Eingeborenenkultur zu vermeiden.
      „Es war eine wunderbare Erfahrung, die Kultur der Ureinwohner wieder zum Leben zu erwecken“, sagt Erickson. „Wir haben uns ganz bewusst nicht an die übliche Hollywood-Version gehalten, mit der die Ureinwohner in Filmen dargestellt werden. Und neben unseren Recherchen in Bezug auf die Powhatan-Kultur haben wir uns auch Stammesartefakte aus aller Welt angeschaut. Das war unser Ausgangspunkt bei dem Versuch, die Identität und Kultur der Stämme nachzuvollziehen.“
      Ericksons Innenausstattungsteam arbeitete eng mit Requisiteur Steve George und Waffenmeister Vern Crofoot zusammen.
      „Wir haben unsere Abteilungen einfach zusammengelegt“, sagt Erickson und meint damit das große Zelt neben dem Filmhauptquartier auf dem Gelände des Eastern State Hospital in Williamsburg. Der Hauch der Geschichte waberte buchstäblich durch das Zelt – dank des Geruchs von erdigem Leder, frisch geflochtener Körbe und dem polierten Metall der Gewehrschlösser und Schwerter.
      „Manchmal waren bis zu 25 Leute mit dem Weben von Matten, mit dem Anfertigen von Streitäxten, Lederbeuteln und Gurten beschäftigt. Und später, als wir die Schlachtszenen drehten, mussten wir im Requisitentruck eine Reparaturwerkstatt einrichten, um kaputte Teile zu flicken“, sagt George. „Aber die größten Probleme bei diesem Film ergaben sich aus der Tatsache, dass wir nur wenige Vorlagen aus der damaligen Zeit haben – wir mussten also praktisch alle Requisiten der Eingeborenen und der Kolonisten selbst anfertigen.“
      Erickson fügt hinzu: „Ich hielt es für wichtig, Gegenstände nachzubilden, die man in den letzten fünf Jahren auf dem Gelände des Forts ausgegraben hat: Kochtöpfe aus Ton, Nachttöpfe, Vorratskrüge, Wasserbehälter, Krüge, Becher und viel deutsches Steingut. Ich versuchte also eine Auswahl von Artikeln herzustellen, die den Alltag im Fort repräsentieren.“
      Auch andere Kunsthandwerker in ganz Virginia und den USA wurden engagiert, um spezielle Requisiten zu liefern: zum Beispiel John Smiths kostbaren Kompass aus Ebenholz und Mahagoni mit geschnitzten Elfenbein-Intarsien oder das große Amtsinsigne des Gouverneurs von Jamestown – mit dem Siegel der Virginia Company auf der einen und dem Hauswappen von König James auf der anderen Seite.
      Waffenmeister Vern Crofoot stellte ein Arsenal historisch verbürgter Waffen sowohl für die Engländer als auch für die Eingeborenen zusammen, wobei er eng mit Erickson und George zusammenarbeitete. Aber auch der Waffenexperte stand vor dem bekannten Problem: Aus dieser Zeit sind keine Originale erhalten.
      „Für Filme über den Bürgerkrieg stehen jede Menge Waffen zur Verfügung“, sagt Crofoot. „Denn viele Vereine stellen die Schlachten nach – diese Gewehre werden heute gern nachgebaut. Doch ,The New World‘ spielt in einer Übergangszeit, in der es keine großen Kriege gab. Und falls es überhaupt Filme über diese Epoche gibt, dann nur sehr wenige.“
      Also stellte Crofoot ein Arsenal archaischer Waffen zusammen: Flinten mit Luntenzündung, Schwerter, Dolche und Lanzen.
      „Ein paar Feuerwaffen verwenden wir im Film, die meines Wissens noch nie auf der Leinwand zu sehen waren: zum Beispiel den Petronel, einen sehr kurzen Karabiner, den man beim Feuern vor die Brust hielt, statt ihn gegen die Schulter zu drücken“, sagt Crofoot. „Die Waffen bekamen die Kolonisten in Jamestown von der englischen Krone. Die meisten stammten aus dem vergangenen Krieg gegen die Holländer – wir benutzten also sowohl holländische als auch britische Feuerwaffen. Was die Gewehre angeht, wurde jedes einzelne extra für diesen Film von spezialisierten Büchsenmachern angefertigt. Denn ich kann nicht beim Requisitenfundus anrufen: ,Schickt mir mal eben 50 Musketen mit Luntenzündschloss.‘ So etwas gibt es einfach nicht. Und keine Muskete im Film gleicht exakt einer anderen. Eine Nachahmung kann man zigfach duplizieren, indem man die Gussform immer wieder verwendet. Aber unsere Gewehre wurden alle von Hand gefertigt, jedes Teil wurde handgeschmiedet, die Kolben mit der Hand geschnitzt. Jedes ist von oben bis unten reine Handarbeit.“
      Crofoot baute außerdem vier verschiedene Typen der Falconnet-Kanonen nach – zwei davon funktionierten tatsächlich. Die hölzernen Lafetten dafür entsprechen exakt jenen, die es im James-Fort gab. Hinzu kommen kleine, bewegliche Hinterlader-Drehkanonen.
      Auch Crofoot studierte die Fundstücke auf dem historischen Jamestown-Gelände, um Anhaltspunkte für die damals verwendeten Schwerter zu bekommen.
      „Zunächst gingen wir davon aus, dass wir vor allem Schwerter mit kreuzförmig angebrachtem Heft verwenden würden. Aber gefunden hat man korbförmige Schwertgriffe“, sagt er. „Einige unserer Schwerter haben wir extra anfertigen lassen, manche sind Originale aus der damaligen Zeit, zum Beispiel das von Kapitän Newport [Christopher Plummer].“
      Bei der Fertigung der Eingeborenen-Waffen arbeitete Crofoot mit Jim Erickson zusammen: Sie stellten Pfeile aus Schilf und Köcher her, außerdem blattförmige Schwerter namens „Matakas“, die wie harmlose Kanupaddel aussehen. Doch die Powhatans härteten sie in Seewasser und Feuer – sie waren scharf genug, um Knochen zu durchtrennen.



      Der Stoff, aus dem Geschichte gemacht wird

      Weil Terrence Malicks Forderung nach historischer Authentizität die Arbeit in allen Abteilungen bestimmte, beschäftigte sich auch Kostümbildnerin Jacqueline West mit der komplizierten Aufgabe, die Kolonisten und die Eingeborenen akkurat einzukleiden. Diese Herausforderung nahm die erfahrene Designerin gern an.
      „Als ich erfuhr, dass Terry sich mit mir treffen wollte, habe ich sofort mit meinen Recherchen und Skizzen angefangen, denn ich bewundere ihn sehr“, erinnert sich West. „Als wir uns dann trafen, legte ich eine Reihe anschaulicher Beispiele von Eingeborenen-Kostümen und Skizzen auf den Tisch. Sie wirken düster und geheimnisvoll – genau die Qualitäten, die Terry sich vorstellte.“
      Um Ideen zu bekommen, stürzte sich West zunächst in vorbereitende Recherchen, wobei sie vielfach auf ihre eigene umfangreiche Bibliothek mit Büchern über die Indianer zurückgreifen konnte.
      „Bei den Entwürfen für die englischen Kostüme ging es vor allem um Recherche. Außerdem müssen die Kleider auch so aussehen, als ob sie bereits die weite Reise von England nach Virginia überstanden haben“, sagt West. „Aber bei den Eingeborenen wollten wir ein Ambiente schaffen, wie es bisher noch nicht zu sehen war.“
      Bei ihren Entwürfen legte West besonderen Wert auf Materialien, die in der damaligen Zeit verwendet wurden.
      „Natürlich entnahmen sie alles, was sie brauchten, ihrer natürlichen Umgebung. Deshalb hatten wir das Gefühl, es wäre unrealistisch und spirituell auch eine Beleidigung, künstliche Materialien aus der Massenproduktion zu verwenden“, sagt sie. „Entsprechend bestellten wir uns Häute und Pelze – aber nur das, was es bereits gab. Selbstverständlich mussten keine Tiere für unseren Film sterben. Außerdem profitierte ich sehr von der Großzügigkeit Außenstehender wie Häuptling Robert Two Eagles Green von den Patawomeck-Indianern in Virginia. Wir freundeten uns an, er hat uns umfassend unterstützt, schenkte uns jede Menge Hirschgeweihe, Truthahnfedern und andere Materialien. Häuptling Green und auch Häuptling Stephen Adkins von den Chickahominy traten später in den entsprechenden Szenen des Films auf und sagten anschließend, dass sie sich wie auf einer Zeitreise zu ihren Vorfahren fühlten. Sie waren beeindruckt von unseren Bemühungen, den damals sehr respektvollen Umgang mit den Tieren zu zeigen. Auch Abfall gab es nicht. Wenn uns das auch nur teilweise gelungen ist, dann haben wir in meinen Augen unser Ziel erreicht.“
      West und ihre Mitarbeiter verwendeten auch andere natürliche Materialien wie zum Beispiel Muscheln und Süßwasserperlen, die die Küstenbewohner damals als Schmuck benutzten. Insgesamt etwa 500 Kostüme entstanden durch die Teamarbeit von nur 15 Mitarbeitern, die seit Beginn der Vorbereitungen im Einsatz waren. Viele wurden vor Ort in Virginia engagiert.
      „Glücklicherweise fand ich hoch begabte, sehr fleißige und kreative Mitarbeiter“, sagt West. „15 Leute arbeiteten an den Kostümen, einer war für die Masken zuständig, einer für den Haarputz, zwei konzentrierten sich auf Schmuck, einer stellte wunderbare Lederutensilien her. Und alle stammen aus der Gegend.“
      Bei den englischen Kostümen stützte sich West auf ihre langjährige Mitarbeiterin Suzi Turnbull. „Ich habe schon drei Filme mit ihr gemacht – ich nenne sie nur noch meine Geheimwaffe“, sagt West. „Während ich in den USA recherchierte, hat sie in England geforscht. Die Ära von James I. wird nur selten im Film dargestellt. Ich zeichnete Entwürfe, die ich von Terry schon vorab genehmigen ließ, gab sie Suzi, und sie klapperte alle Kostümhäuser in Europa ab, in England, Spanien, Frankreich und Italien, um die Garderobe für diesen Film zusammenzubekommen. Dann engagierten wir zwei Vollzeitkräfte, die die Kleidung so präparierten, dass sie alt und abgetragen aussieht. Eine Menge englischer Hemden und Kniehosen haben wir selbst geschneidert. Ich bestand darauf, diese Kleider in England anfertigen zu lassen, wo man diese Art einfacher Stoffe noch bekommt. Denn dort wird noch sehr viel per Hand gefertigt – man muss also zu den Ursprüngen zurück.“
      Die Kostüme für die Hauptdarsteller gestaltete West sorgfältig in Abstimmung mit Charakter und Persönlichkeit ihrer Träger.
      „Captain John Smith war ein schwieriger Fall, weil Männer in Strumpfhosen leicht lächerlich aussehen“, sagt West. „Bei seinen Kostümen habe ich mich von den Piratenabenteuern inspirieren lassen – dabei aber immer die authentische Anmutung der damaligen Zeit im Auge behalten. Die Männer damals besaßen normalerweise nur einen einzigen Anzug, denn jemand aus John Smiths Gesellschaftsschicht musste dafür fast so viel bezahlen wie für ein Porträt, das er bei einem Profi-Maler bestellte. Kleidung war derart teuer, dass man zum Beispiel ein ledernes Wams durchaus vererbte… so wertvoll war es. John Smith besitzt also nur ein Outfit, das wir entsprechend variierten. Außerdem statteten wir ihn mit einer Reihe von Accessoires aus, die er auf seinen Abenteuern und Reisen gesammelt hat: zum Beispiel einen transsilvanischen Drachen-Ohrring und einen maurischen Umhang.“
      Aber auch Pocahontas’ Garderobe erforderte Wests ganzes Können.
      „Terry verlangte, dass Pocahontas zunächst ein ganz einfaches Kostüm trägt, um sie als Freigeist zu zeigen, der sich um Besitz nicht schert“, sagt West. „Nachdem sie John Smith kennen gelernt hat, entwickelt sie sich, achtet mehr auf sich, verzichtet allmählich auf ihren kurzen Rock und ihr Lederkleid. Als man ihr die puritanische Mode aufzwingt, erleben wir sie in einem westlichen Kleid mit stark eingeschnürtem Mieder, Ärmeln, reichlich ausgepolstert, mit Krinolinen und Petticoats. Sie wirkt fast wie die Gefangene ihrer Kleidung. Im Laufe der Handlung verwandeln sich ihre Kostüme dann fast in eine englische Mittelklasse-Garderobe.“
      Kilcher erlebte die Kostüme als große Hilfe bei ihrem Bemühen, sich in ihre Rolle einzuleben.
      „Weil meine Kleider so authentisch sind, kann ich mich viel besser in die Rolle einfühlen“, sagt Kilcher. Im Lauf des Films, zwischen Werowocomoco und später, verändert sich Pocahontas’ Kleidung total: Schließlich trägt sie ein Korsett, lange Kleider und hohe Absätze.“
      Aber nicht nur John Smiths und Pocahontas’ Kostüme wurden mit großem Aufwand gestaltet. Für den „Großkönig“ Powhatan fertigte West einen prachtvollen Umhang aus vier Rehhäuten und 30.000 von Hand aufgenähten Glasperlen, die die 34 Reiche des Königs darstellen. Das Stück wurde jenem Original mathematisch nachempfunden, das derzeit im Ashmolean Museum im englischen Oxford ausgestellt ist. Unterdessen trägt Christian Bale als John Rolfe Tweed-Anzüge der damaligen Zeit, wie sie für einen Engländer der Mittelklasse angemessen waren, eine Spur edler als das, was die Kolonisten der ersten Einwanderungswelle trugen.
      Neben den Kostümen waren bei der Ausstattung der Figuren in „The New World“ vor allem ihre Frisuren und ihr Make-up von entscheidender Bedeutung. Es galt nicht nur die Kolonisten in ihren unterschiedlichen Gesundheitszuständen zu zeigen, sondern auch die Eingeborenen, die wandelnde Kunstwerke waren, sich auf komplizierte Weise die Körper bemalten, Tätowierungen und ungewöhnliche Haartrachten trugen. Für diese detailintensive Aufgabe war Maskenbildner Paul Engelen mit seinem Team zuständig, wobei vor allem der Chef der Make-up-Abteilung, John Bayless, und der für das Schminken verantwortliche David Atherton sowie die für die Frisurengestaltung zuständige Joani Yarborough und der Chef der Frisurenabteilung, Phillip „Mr. P.“ Ivey, zu nennen sind. Atherton und Yarborough bringen umfangreiche Erfahrungen mit Filmen über die amerikanischen Ureinwohner mit, zum Beispiel waren sie an „Der mit dem Wolf tanzt“ beteiligt. „The New World“ forderte allerdings auch sie bis an die Grenzen ihres Könnens.
      Versuch macht klug – das galt auch und gerade für die komplizierten Masken. „Ganze vier Wochen hatten wir für unsere eingehenden Experimente Zeit“, berichtet Engelen. „Wir entwickelten verschiedene Techniken, Materialien und Farbzutaten.“
      John Bayless fügt hinzu: „Terry liebt Oberflächenstrukturen, und er schätzt es gar nicht, wenn alles wie gerade geschminkt aussieht. In ,The New World‘ haben wir einen Look gestaltet, wie es ihn auf der Leinwand wohl noch nie gegeben hat. Wir wollten Hautbemalungen zeigen, die nicht ständig nachgebessert werden und wie aus dem Ei gepellt aussehen. Wenn die Szene im Regen spielte, dann achteten wir darauf, dass die Bemalung auch so aussah, als ob sie vom Regen verwaschen ist, wir besserten also nicht ständig nach, und der Effekt ist dadurch viel natürlicher.“
      „Terry legte Wert darauf, dass wir biologische Farben benutzen, wir vermieden also leuchtende Rottöne und sonstige Farben, die in der natürlichen Umgebung der Ureinwohner nicht vorkamen“, sagt Bayless. „Vielmehr haben wir Ton, Sand und Schlamm hinzugemischt, um bessere Oberflächenstrukturen zu bekommen – wir wollten zeigen, dass die Farben aus Erde hergestellt wurden, aus Blättern und Blumen, sie ließen sich also auch sehr gut auftragen – per Hand oder Stock, nicht mit Pinseln.“
      Im Lauf der Dreharbeiten trugen sich die Ureinwohner, die Krieger des Hauptteams und der Zone eins, jeden Morgen die Körperbemalung selbst auf. „Sie tunkten ihre Finger ein und entwickelten eigene Muster – das war Teil ihrer spirtuellen Vorbereitung“, erzählt Bayless.
      Das ging sogar so weit, dass etliche Krieger berichteten, sie hätten ihre speziellen Muster aus ihren Träumen übernommen.
      „Bei diesem Film ist das Make-up ein Hauptbestandteil unserer Kostüme“, sagt Schauspieler Michael Greyeyes. „Und in jeder Szene, in der ich im Film auftauche, sehe ich anders aus. Ich empfand das als ganz wichtigen Aspekt, denn dadurch zeigen wir doch, dass dies eine lebendige Gemeinschaft war, die sich entwickelte – da war nichts in Stein gemeißelt.“



      Ton und Endfertigung

      „Wie hat sich wohl ein Carolina-Papagei angehört?“ Eine schwierige Frage, denn die Vogelart ist in den 1920er-Jahren ausgestorben. Im Virginia des Jahres 1607 war der Papagei aber einer der farbenprächtigsten und geräuschvollsten Bewohner in Pocahontas’ Welt, und Malick legte natürlich auf authentische Töne in „The New World“ ebensoviel Wert wie auf historisch akkurate Kostüme und Sets.
      Aus diesem Grund wendete sich das Produktionsteam an die Macaulay Library in der Ornithologie-Abteilung der Cornell University in Ithaca/New York. Sie verfügt über die weltweit größte Sammlung von Tierstimmen: 160.000 Aufnahmen repräsentieren 67 Prozent aller Vögel auf der Erde. Audio-Kurator Greg Bundy machte die Suche nach einem würdigen Carolina-Papagei-Double zur Chefsache. Es gibt zwar keine Tonaufnahmen von dem Papagei, aber Bundy verglich Körpergröße und Schnabelform und stellte fest, dass der Gesang des Mitred-Papageis (aratinga mitrata) sehr ähnlich sein muss.
      Der bei „The New World“ für die Tonmischung verantwortliche Cheftontechniker Skip Lievsay meint: „Man kann die Struktur des Films durch den Ton wesentlich mitgestalten – seine Wirkung ist der Musik ganz ähnlich. Und Terry legt auf die Umsetzung dieses Aspekts größten Wert… Die Tondimension des Films spielt also eine ungewöhnlich große Rolle. Vorwiegend verwenden wir dabei Aufnahmen, die wir direkt auf der Jamestown-Insel selbst gemacht haben. Dabei verlangt Terry von uns einen Klangteppich, der sehr exotische, fast surrealistische Züge annimmt.“
      Cutter Hank Corwin berichtet, dass Malick „wie ein Maler vorgeht. Es gibt bei ihm keine vorgefassten Konventionen. Er reagiert unmittelbar auf die Gegebenheiten des Filmbilds, des Tons, strebt eine große Klarheit an. Er hat am American Film Institute studiert, bringt eine klassische Bildung mit – aber trotzdem stellt er die grundsätzlichsten Regeln des Filmschnitts infrage, sogar die simple Verbindung zweier Einstellungen. Er schreckt vor absolut nichts zurück, um der Wahrheit auf den Grund zu gehen.“



      Die Ureinwohner in „The New World“

      Die Besetzung von „The New World“ ist unglaublich facettenreich, und die Ureinwohner von Virginia bilden dabei keine Ausnahme, was Rene Haynes zu verdanken ist, die sich auf das Casting von amerikanischen Ureinwohnern spezialisiert hat. Aus den gesamten USA reisten Schauspieler an. Angehörige der Kiowa, Seminolen, Lakota, Pawnee und direkte Abkömmlinge von Powhatans Reich in Virginia – Chickahominy, Pamunkey, Rappahannock und die oberen Mattaponi-Stämme – wirken im Film mit.
      Die außergewöhnlichsten Auftritte in „The New World“ absolvieren 17 junge Männer, die die wichtigste Kriegergruppe darstellen – sie lernten etliche Fertigkeiten, die die Algonquin-Indianer der damaligen Zeit beherrschten. Diese Gruppe mit ihren unterschiedlichen Begabungen kam aus den gesamten Vereinigten Staaten zusammen, die Männer gehören vielen verschiedenen Stämmen an. Ihr Talent konnten sie in Tänzen, Agilität, Musikalität, Gesang und unglaublicher körperlicher Gewandtheit unter Beweis stellen.
      „In diesem Film wuchsen sie zu einem eigenen Stamm zusammen – es war sehr bewegend, das mitzuerleben“, berichtet Sarah Green. „Jeden Tag segneten sie einander, reinigten einander mit Salbei, baten um Schutz für uns. Dadurch entstand im Film ein Teamgeist, den wohl jeder spüren konnte.“
      Der Schauspieler und Choreograf Raoul Trujillo fügt hinzu: „Ich durfte etwa zehn Darsteller der Kerngruppe auswählen, konnte also ausschließlich Tänzer aussuchen. Manche können Breakdance, manche den indianischen Powwow-Tanz, alles ist vertreten, alle sind sportlich. Mir war klar, dass ich sie nur zu einer Gruppe zusammenschmieden konnte, wenn die spirituelle Kraft der Gruppe aus ihr selbst entstand. Wir haben uns sehr bemüht, das Powhatan-Volk als engagiert und verantwortungsbewusst darzustellen.“
      Die Kerngruppe enthielt Stammesmitglieder aus ganz Nordamerika. Anführer war Larry Poirier, ein sehr erfahrener Schauspieler und Filmemacher, ein Lakota von der Pine Ridge Indian Reservation in South Dakota: Unbeirrbar und ohne viel Aufhebens erweist er der Vergangenheit verantwortungsvoll seine Reverenz… ohne dabei die Zukunft zu vergessen. Die 17 Mitglieder der Kerngruppe machten vor Drehstart eine zweiwöchige „Grundausbildung“: Mit Trujillo arbeiteten sie an den Liedern, Tänzen und Bewegungsabläufen. Unter Anleitung von Waffenmeister Vern Crofoot übten sie mit Pfeil und Bogen, Speeren und Schusswaffen, und Stunt Coordinator Andy Cheng brachte ihnen Kampftechniken bei.
      An der Ausbildung nahmen auch viele Ureinwohner-Statistinnen teil: Sie lernten, wie man Töpfe aus Ton formt, Fischnetze knüpft, webt, gerbt, kocht und die Zeichensprache gebraucht. Verantwortlich waren der Ausbilder Buck Woodard und der Historiker Frederic Gleach. Auch die Kerngruppe der Statisten, die die Kolonisten darstellen, wurde teilweise in die Ausbildung eingebunden, sie übten sich im Schwertkampf, ruderten in der Schaluppe und Ähnliches. Ein Großteil der Grundausbildung absolvierte auch Q’orianka Kilcher zusammen mit der Kerngruppe der Krieger – sie wurde wie eine kleine Schwester behandelt.
      „Die Krieger sind wirklich ein erstaunlicher Menschenschlag“, erinnerte sie sich später. „Von Geburt bin ich ja südamerikanische Indianerin, aber dennoch gibt es eine gemeinsame Kultur mit Nordamerika, und auch die historischen Probleme gleichen einander – jedenfalls haben sie mich vollkommen akzeptiert.“
      Die historische Genauigkeit bezog sich sogar auf den äußerst problematischen Sprachbereich. Das Produktionsteam engagierte Blair Rudes, Fachmann für die Algonquin-Sprache, um sie allen Schauspielern beizubringen, die im Film als Ureinwohner Virginias auftreten. Außerdem übersetzte Rudes große Teile aus Malicks Drehbuch in die Algonquin-Sprache. Obwohl diese Sprache schon seit 1780 praktisch nicht mehr gesprochen wird, ist sie nun im Film wieder zu hören.
      Von vornherein bemühten sich die Filmemacher, die Eingeborenenkultur in „The New World“ genauer darzustellen, als das in Hollywood-Filmen üblich ist. Deswegen baten sie Häuptling Stephen Adkins vom Chickahominy Tribe, der Produktion vor Drehbeginn seinen Segen zu geben. Damit war zwischen den Filmemachern und den Stammesführern das Fundament für ein gutes Verhältnis gelegt, das sich im Laufe der Zusammenarbeit bestens bewährte.
      „Schon während der Vorbereitungen haben wir die Häuptlinge, die Unterhäuptlinge und Repräsentanten der Stämme in Virginia eingeladen, uns bei der Arbeit zuzuschauen und auch mitzumachen, wenn sie es wollten“, erinnert sich Green. „Verständlicherweise waren sie sehr vorsichtig. Bei unserem ersten Treffen erklärte mir Häuptling Adkins in klaren und ehrlichen Worten, was ihnen dies alles bedeutet, und wie man sie in der Vergangenheit dargestellt hat. Mit der Zeit wurde er unser Freund, wir konnten ihn bei heiklen Fragen in Bezug auf Rituale um Hilfe bitten. Er erklärte uns, wie man so etwas in angemessener Form ins Bild setzen kann. Schließlich war sein Vertrauen in uns so groß, dass er in einer Szene mit Pocahontas selbst vor der Kamera auftrat.“
      Die Ureinwohner unter den Schauspielern zeigten sich ebenfalls von der großen Sorgfalt des Produktionsteams beeindruckt.
      „Ich war lange in Los Angeles, und dort entstanden viele der so genannten Ureinwohner-Filme“, erinnert sich August Schellenberg, der im Film den Powhatan spielt. „Einige Drehbücher waren einfach grausig, und meine Antwort war: ,Da mache ich nicht mit. Mit den amerikanischen Ureinwohnern hat das nichts zu tun.‘ Tja, die Tage von Jay Silverheels – Gott segne ihn – und seinem Spruch ,Darauf kannst du wetten, Red Ryder‘ sind ein für allemal vorbei. Wenn etwas für die Ureinwohner abträglich ist, dann will ich absolut nichts damit zu tun haben.“
      Ganz ähnlich wie Schellenberg empfindet auch Wes Studi.
      „Ich bin überzeugt, dass die Zuschauer am Ende des Films sehr viel besser verstehen werden, unter welch heftigen Geburtswehen unsere heutige Nation entstanden ist“, sagt Studi. „Das ist nicht immer schön anzusehen, aber manchmal kann die Begegnung zweier Kulturen auch eine wunderbare Sache sein. Viele Themen, die im Drehbuch angesprochen werden, eignen sich hervorragend, die Harmonie in unserer heutigen Welt zu fördern.“
      Zumindest hoffen viele der Ureinwohner, dass „The New World“ einige Missverständnisse über ihre Kultur ausräumen wird.
      „Es ist an der Zeit, dass die Welt erfährt, wer wir sind. Und ich hoffe, dass ,The New World‘ einen Beitrag dazu leistet“, sagt Häuptling Adkins. „Das müssen wir zunächst einmal abwarten. Aber aufgrund der Gespräche mit den Filmleuten bin ich zuversichtlich, dass wir mit vielen Mythen, die sich um die Indianer in Virginia ranken, aufräumen können. Bei unserem ersten Treffen mit den Produzenten stellten wir einige sehr deutliche Fragen, und sie sind den Problemen nicht ausgewichen. Deswegen setze ich große Hoffnungen auf diesen Film. Denn obwohl es sich um eine historische Fiktion handelt, repräsentiert sie doch das Leben, das meine Vorfahren gekannt und genossen haben. Ich hoffe, dass wir der Welt auf diese Weise vom Unrecht erzählen können, das mein Volk erdulden musste. Und die Welt soll auch wissen, dass es uns immer noch gibt… dass wir Not und Elend überwunden haben… dass wir gestärkt daraus hervorgegangen und immer noch unserer Kultur, unserer Überlieferung verbunden sind. Und so wird es bleiben – bis zum Ende der Zeit.“



      Eine Vision wird Wirklichkeit

      „The New World“ ist eine klassische Geschichte – gesehen mit den Augen eines der renommiertesten und eigenständigsten Filmemacher dieser Generation. Alle an der Produktion Beteiligten waren sich einig: Niemand hätte diese Geschichte besser umsetzen können.
      „Terry wirkt wie ein Wanderer aus einer fernen Welt, der zufällig im Showbusiness gelandet ist, sich davon aber überhaupt nicht verführen lässt: Er arbeitet so, wie er es für richtig hält, ihm redet niemand hinein“, sagt Christopher Plummer. „Er beherrscht seinen Traum, seine Vision – und wir alle werden aus ihr geboren.“
      Ähnlich fasst Produzentin Sarah Green ihre Filmerfahrung mit Malick zusammen.
      „Terry Malick ist ein außergewöhnlicher Regisseur“, sagt Green. „Er lässt sich vollkommen vom Herzen, vom Instinkt leiten, seine Arbeitsweise ist organisch und schön. Er spricht die Menschen über das Herz an – das geht uns unter die Haut. Er ist ein großes Geheimnis, ein Zauberer, ein Alchimist. Was wir mit diesem Film erreicht haben, ist eigentlich gar nicht möglich. Aber wir schaffen es, weil wir an ihn glauben und der Eingebung des Augenblicks vertrauen. Sein Vertrauen, sein Glaube an die Menschen drückt sich darin aus, wie er schreibt, wie er mit ihnen arbeitet.“
      „Man kann ,The New World‘ auf verschiedene Arten interpretieren“, fasst Green zusammen. „Ich bin nicht der Meinung, dass sich der Titel nur auf jene ,Entdeckung‘ der englischen Kolonisten bezieht, die sie Amerika nannten. Wir ließen uns von der Vorstellung leiten, dass – egal wie weit sich Amerika von seiner eigentlichen Bestimmung und dem ursprünglichen Potenzial entfernt hat – das wahre Amerika immer noch auf seine Entdeckung wartet – es wartet auf uns.“
      Rolfes letzter aus dem Off gesprochener Satz ist das einzige Zitat, das von Pocahontas verbürgt ist: „Sanft erinnerte sie mich daran, dass alle sterben müssen. ,Es reicht‘, sagte sie, ,wenn du und unser Kind am Leben bleiben.‘“



      Nachwort

      Rolfe hatte Angst, sein Sohn würde die beschwerliche Reise nach Amerika nicht überstehen, ließ ihn deshalb in England zurück und reiste allein. Er starb in den Kriegen, die Powhatans Bruder Opechancanough, gespielt von Wes Studi, gegen die Engländer führte. Vater und Sohn haben einander nie wiedergesehen.
      In seinem Buch „Love and Hate in Jamestown“ schreibt David Price: „Fünf Jahre dauerte es, bis sie endlich einsahen, wie naiv sie (in Bezug auf Opechancanough) gewesen waren. Aber sie haben ihre Lektion gelernt… Am Freitag, dem 22. März 1622… schien im Umgang der Kolonisten und der Eingeborenen alles wie üblich zu laufen, als die Eingeborenen plötzlich mit ihrem Angriff begannen… Gegen Mittag waren mindestens 347 Engländer tot, vielleicht waren es sogar 400. Zuvor lebten etwa 1240 Menschen in der Kolonie – also waren zwischen einem Viertel und einem Drittel der Kolonisten ausgelöscht worden… ,Wen sie nicht getötet haben, dem brachen sie das Herz‘ (schrieb William Capps an einen Freund).“
      Smith heiratete nie und verließ England nie mehr, obwohl er eigentlich nach Neuengland zurückkehren wollte. Nach seiner Rückkehr aus Virginia bemühte er sich elf Jahre lang vergeblich, Geldgeber für neue Unternehmungen zu finden.


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      events and characterizations contained in the film were created for the purposes of dramatization.

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