PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2
Kinostart: 27. Juli 2006
Im Verleih der Buena Vista International
DER FILM
Captain Jack is back! Mehr muss man eigentlich nicht wissen, um sich jetzt schon auf den Blockbuster des Kinojahres 2006 zu freuen. Denn Filmfans auf der ganzen Welt wissen natürlich, dass mit Captain Jack kein anderer als Superstar Johnny Depp gemeint ist und seine Rückkehr nichts anderes bedeuten kann, als dass Megaproduzent Jerry Bruckheimer und Regisseur Gore Verbinski („Ring“)drei Jahre nach dem Sensationserfolg von FLUCH DER KARIBIK (mit sechs Millionen Besuchern allein in den deutschen Kinos) endlich die lang ersehnte Fortsetzung vorlegen – noch abenteuerlicher, noch temporeicher, noch verrückter! Und vor allem: noch unterhaltsamer!
Diesmal sieht sich Captain Jack Sparrow (Johnny Depp), gerade erst dem Fluch der Black Pearl entkommen, mit einem neuen lebensbedrohenden Abenteuer konfrontiert: Denn Jack steht in lebenslanger Schuld bei Davy Jones (Bill Nighy), dem legendären Kapitän des Flying Dutchman und Herrscher über die Tiefen des Ozeans. Wenn er keinen Weg findet, den Bann zu brechen, ist er zu einem höllischen Leben nach dem Tode in ewiger Finsternis verdammt. Doch damit nicht genug: Jacks ausgesprochen existenzielle Probleme erweisen sich obendrein als Hindernis für die bevorstehende Hochzeit seiner Freunde Will Turner (Orlando Bloom) und Elizabeth Swann (Keira Knightley), die wider Willen in die andauernden Eskapaden des Kapitäns verwickelt werden. Das Abenteuer kann beginnen ...
Neben Superstar Johnny Depp kehren all die Topstars in PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 zurück, mit denen man schon in Teil eins bangte, allen voran Publikumsliebling Orlando Bloom (DER HERR DER RINGE, KÖNIGREICH DER HIMMEL) und Leinwand-Beauty Keira Knightley (STOLZ UND VORURTEIL). Zwei Dinge sind garantiert: Bei so viel Action, Spannung, Fun und Effekten werden die Kinos bis auf den letzten Platz gefüllt sein. Und ein dritter Teil wird nicht lange auf sich warten lassen: PIRATES OF THE CARIBBEAN 3 wurde unmittelbar im Anschluss an den zweiten Teil gedreht und kommt im Frühsommer 2007 in die deutschen Kinos.
LANGINHALT
Eigentlich sollte es der schönste Tag im Leben von Elizabeth Swann (KEIRA KNIGHTLEY) werden: In Port Royal soll ihr Vater, Gouverneur Weatherby Swann (JONATHAN PRYCE), sie in die Ehe mit dem einstigen Schmied Will Turner (ORLANDO BLOOM) übergeben. Doch natürlich kommt alles anders – und ein kräftiges Unwetter ist schnell nur noch eines der geringeren Probleme von Elizabeth und Will: Bevor sie vor den Traualtar treten und sich das Ja-Wort geben können, schiebt sich ein dunkler Schatten vor die feierlichen Ereignisse, in Gestalt von Lord Cutler Beckett (TOM HOLLANDER), Karibik-Statthalter der East India Trading Company, die wie ein Krake ihre Tentakel auch nach dem Paradies der Freibeuter ausstreckt und jegliche Piratenaktivitäten unterbinden will. Weil sie mit dem berüchtigen Captain Jack Sparrow (JOHNNY DEPP) eine Sache gemacht und ihn aus dem Gefängnis befreit haben, werden Elizabeth und Will festgenommen – und der einstige Kommandant Norrington (JACK DAVENPORT) zur gesuchten Person erklärt. Wegen Hochverrats könnte sie alle der Tod erwarten.
Captain Jack Sparrow ist einstweilen unverdrossen wieder in eigener Mission unterwegs. Er hat sich auf eine verwunschene Gefangeneninsel einschleusen lassen, um dort etwas zu beschaffen, dessen Bedeutung nur ihm bewusst ist. In einem Sarg versteckt, gelingt ihm in tiefster Nacht die Flucht von der Insel. Wieder auf seiner geliebten Black Pearl, umgeben von seiner getreuen Mannschaft, offenbart er seinen Fund: ein Stück Stoff, auf dem ein Schlüssel abgebildet ist. Ihn gilt es zu finden – auch wenn Jack seiner Crew verheimlicht, wozu man ihn gebrauchen kann.
Lord Cutler Beckett unterbreitet Will Turner ein Angebot: Wenn er sein Leben – und das seiner Verlobten– retten will, soll er für die East India Company als Agent arbeiten... und Jagd auf Jack Sparrow machen. Oder genauer gesagt: auf einen geheimnisvollen Kompass, der sich im Besitz des Piratenkapitäns befindet. In seiner Not willigt Will ein und macht sich damit zum Gegenspieler seines einstigen Weggefährten.
Captain Jack hat einstweilen ganz andere Probleme: Während seine Mannschaft schläft, führt ihn eine Vorahnung – und quälender Durst – in den Rumkeller der Black Pearl. Dort erwartet ihn eine Überraschung: der sagenumwobene Stiefelriemen Bill Turner (STELLAN SKARSGARD), der lange ertrunken geglaubte Vater von Will. Kurz vor seinem Tod war er vor die Wahl gestellt worden: Sterben - oder Anheuern als ewiger Untoter auf der legendären Flying Dutchman, befehligt von dem allmächtigen Davy Jones (BILL NIGHY), der mit seiner Mannschaft schon so lange auf dem Grund des Ozeans haust, dass er seine menschlichen Züge längst aufgegeben hat. Einst hatte eine Frau Davy Jones das Herz gebrochen. Nun lebt er in ewiger Verdammnis, mit einem Bart, der Oktopus-Tentakeln gleicht und Scheren, wo einst seine Hände waren.
Stiefelriemen lässt Jack wissen, dass Jones noch eine Rechnung offen hat mit dem Kapitän der Black Pearl. 13 Jahre sind vergangen, seitdem er Sparrows Schiff vom Grund des Ozeans befreit und wieder an die Wasseroberfläche brachte. Nun ist die Zeit für Jack gekommen, den Preis für die Hilfestellung zu bezahlen: Davy Jones will Jack. Bald. Ein langsam wachsendes schwarzes Geschwür in seiner Hand, das schwarze Mal, soll ihn daran erinnern, dass die Uhr tickt. Nie zuvor haben wir Jack so besorgt gesehen. Er verliert seinen Hut, der über Bord fällt, im Wasser auf und ab wippt und schließlich, viel später, von einem anderen Schiff gefunden wird. Dort kann man sich nicht lange über den Hut wundern. Das Schiff wird angegriffen, von einem Monster aus der Tiefe, und entzwei gebrochen. Der Krake hat zugeschlagen...
Will informiert Elizabeth davon, dass er Jack ausfindig machen will. Wenn die Angelegenheit bereinigt ist, sollen die Hochzeitsglocken endlich läuten. Er macht sich auf den Weg zum Piratennest Tortuga... und wird auch fündig. In einer kleinen Jolle wird er zu einer einsamen Insel gebracht, wo die Black Pearl am Strand aufgelaufen ist. Die letzten Meter dorthin muss Will schwimmen, weil sein Führer aus Aberglauben nicht auf der Insel anlegen will. Nicht zu Unrecht: Gerade angekommen, tappt Will in eine Falle, wird von Eingeborenen betäubt und zu ihrem Dorf gebracht. Seine Überraschung ist groß, als Will entdeckt, wer der Häuptling des Pelegosto-Stammes ist: niemand anderes als Captain Jack Sparrow selbst. Will kann gerade noch sagen, dass er Jacks Kompass haben will, da wird er weggebracht.
Gouverneur Swann gelingt es, seine Tochter aus dem Gefängnis in Port Royal zu befreien. Doch Cutler Becketts finstere rechte Hand Mercer (DAVID SCHOFIELD) verhindert Elisabeths Flucht aus der Kaibik. Sie kann dennoch entkommen und stattet Beckett einen Besuch ab. Der berichtet ihr, dass er tatsächlich nicht nach dem Kompass suche. Der sei nur ein Instrument, ihn zu dem zu bringen, was er eigentlich haben wolle: eine ganz besondere Schatztruhe mit ganz besonderem Inhalt. Vielleicht könnte Elizabeth ihm helfen?
Will findet sich bei den anderen Piraten wieder: In einem Kafig aus menschlichen Knochen, 30 Meter in der freien Luft über einer Schlucht schwebend. Dort erfährt er, dass die Pelegostos Jack Sparrow für einen Gott halten und verehren... und bald schon verzehren wollen. Während Will mit seinen Befreiungsanstrengungen beginnt und den Käfig immer stärker ins Schwingen bringt, unternimmt Jack einen Fluchtversuch, wird jedoch geschnappt und wie ein Schaschlikspieß über einem frisch entfachten Feuer aufgehängt. Zu seinem Glück sind die Kannibalen auf die Aktionen der Piraten aufmerksam geworden und rennen nun zur Schlucht. Parallel mit seinen Spießgesellen gelingt es dem Kapitän am Spieß, erneut zu fliehen. Nach einer ausgedehnten Hatz finden sich alle Beteiligten wieder an Bord der Black Pearl, die von den beiden Renegaten Pintel (LEE ARENBERG) und Ragetti (MACKENZIE CROOK) bereits wieder seeklar gemacht wurde. Die alte Mannschaft ist wieder zusammen... und setzt ihre Segel. Auf hoher See verlangt Will von Jack den Kompass, mit dem er Elizabeth retten kann. Der Captain willigt ein – doch erst muss Will ihm helfen, den geheimnisvollen Schlüssel zu finden.
Während Elizabeth auf dem Schiff Edinburgh Trader aus Port Royal entkommen ist und eigenen Abenteuer entgegen segelt, hält die Black Pearl Kurs auf eine weitere geheimnisvolle Insel. Aus Gründen, die (noch) keiner verstehen kann, meidet Jack den offenen Ozean. In kleinen Booten steuern die Piraten ein verwunschenes Baumhaus in einem Sumpf an. Es ist das Zuhause der Seherin Tia Dalma (NAOMIE HARRIS), die eine alte Bekanntschaft mit Captain Jack Sparrow verbindet. Wer weiß, vielleicht war da mehr? Sie jedenfalls kann Jack über den gesuchten Schlüssel aufklären: Er öffnet eine Schatztruhe, in der Davy Jones vor Jahrzehnten sein Herz vergraben hat, nachdem es ihm gebrochen wurde. Sie gibt Jack eine mit Dreck gefüllte Flasche mit, die ihn beschützen soll. Und so ziehen der Captain und seine Mannen los, um der Flying Dutchman nicht mehr länger auszuweichen, sondern sie tatsächlich ausfindig zu machen.
Tatsächlich taucht das gewaltige Schiff aus den Tiefen des Meeres auf. Zum Entsetzen von Jack und Will müssen sie erkennen, dass es nicht unbemannt ist. Die Mannschaft, gerade noch verwachsen mit dem Schiff, wird lebendig. Und Davy Jones taucht auf: Er stellt Jack ein letztes Ultimatum. 100 Seelen soll er im Austausch für die eigene binnen drei Tagen finden. Den Anfang macht Will Turner, der an Bord der Flying Dutchman bleiben muss und dort auf seinen lange vermisst geglaubten Vater trifft und von ihm die grausamen Geheimnisse der Flying Dutchman erfährt. Jack macht sich einstweilen in Tortuga daran, 99 Mann anzuheuern, die ihm das Leben retten sollen – darunter befindet sich ausgerechnet der einstige Kommandant Norrington, dem es seit seinem letzten Treffen mit Jack übel ergangen ist. Und auch Elizabeth hat den Weg nach Tortuga gefunden und schließt sich, beobachtet von Cutler Becketts rechter Hand Mercer, Captain Jack Sparrow an.
Gemeinsam segeln sie los, jeder mit seiner eigenen Agenda, jeder im Kampf gegen die Zeit, im Kampf gegen Davy Jones, Lord Cutler Beckett, die Flying Dutchman und den von Davy Jones kontrollierten Kraken... und womöglich auch gegeneinander. Die Zeit drängt... und das Abenteuer geht erst jetzt richtig los...
PRODUKTIONSNOTIZEN
In der Kunst wie auch im Leben versteht es Geschichte, in einer Kreisbewegung wieder da anzukommen, wo sie einst begonnen hat. Das erste Bild, das es jemals in einem Spielfilm aus den Walt Disney Studios zu sehen gab, war in der klassischen Version von Robert Louis Stevensons TREASURE ISLAND („Die Schatzinsel“) aus dem Jahr 1950 die Nahaufnahme einer Piratenflagge mit ihrem Totenkopf und den überkreuzten Knochen.
53 Jahre später nahm es dasselbe Studio in Angriff, das in Vergessenheit geratene Genre des Piratenfilms mit FLUCH DER KARIBIK spektakulär neu zu erfinden, mit neuem Leben zu erfüllen und damit Millionen von Filmfans auf der ganzen Welt zu begeistern. Von Klassikern wie „Die Schatzinsel“ oder Howard Pyles „Book of Pirates“ hin zu Film-Evergreens wie THE BLACK PIRATE („Der schwarze Pirat“, 1926), THE BUCCANEER („Der Freibeuter von Louisiana“, 1938 ) oder THE CRIMSON PIRATE („Der rote Korsar“, 1952) gehörten Piraten als Inbegriff des Abenteurers auf hoher See immer zum festen Personal des Mantel- und Degen-Genres. Und ihre atemberaubenden Taten schienen unerschöpflich.
Doch zumindest im Kino waren sie zuletzt eine vom Aussterben bedrohte Art. Es mussten erst Jerry Bruckheimer, Gore Verbinski und eine umwerfende Gruppe von Schauspielern und Crewmitgliedern kommen, um die Segel der Piratenflagge mit neuem Wind zu erfüllen – mit einem Filmabenteuer, das auf einer Attraktion der Disney Theme Parks beruht, das Familien seit der Eröffnung von Disneyland in Anaheim im Jahr 1967 immer wieder aufs Neue erfreut. „Pirates of the Caribbean“, so der Name der Attraktion, setzte damals die brandneue Technologie so genannter Audio-Animatronics ein, die Walt Disney mit seinen Imagineers auf Aufsehen erregende Weise entwickelt hatten, und war schon bald nicht mehr aus der Popkultur wegzudenken: Wer jemals den fröhlichen Refrain „Yo ho, yo ho, a pirate’s life for me“ (und die weniger erfreuliche Warnung „Dead men tell no tales“) gehört hat, kann sie nicht mehr vergessen.
Die Attraktion diente als Ausgangspunkt für FLUCH DER KARIBIK, über dessen Handlung hinweg zahlreiche clevere Verweise auf die einzelnen Elemente der Attraktion verstreut sind. Überall, wo er in die Kinos kam, erwies sich der Abenteuerfilm als Sensationserfolg. Allein in den USA spielte er 305.413.918 Dollar ein. Weltweit brachte er es auf 653.913.918 Dollar. Dazu kamen fünf Oscar®-Nominierungen, darunter für Johnny Depp als besten Schauspieler. Wie die Themenpark-Attraktion kitzelte FLUCH DER KARIBIK den Piraten ins uns allen wach, den unbändigen Drang nach Freiheit, Abenteuer und – nicht zu vergessen – Unfug. Zum einen verbeugte sich FLUCH DER KARIBIK vor all den berühmten Vorbildern, andererseits wagte er sich vor in völlig neue Welten, indem der Film mit allen Traditionen brach und seine wilden Abenteuer auf den sieben Meeren mit großzügig verteiltem schrägen Humor würzte. Der kam nirgends besser zum Ausdruck als in Johnny Depps beherzter und brillant inspirierter Darstellung des Captain Jack Sparrow: Einen solchen Piraten hatte das Kinopublikum noch nie zuvor erlebt.
Doch der überwältigende Erfolg stand nicht von vornherein fest, wie Produzent Jerry Bruckheimer freimütig zugibt: „Die Erwartungen für FLUCH DER KARIBIK waren limitiert. Viele dachten, wir würden aus der Disneyland-Attraktion einen Film für Kinder machen. Dazu kommt, dass das Genre des Piratenfilms seit etwa 40 Jahren mausetot war. Jeder Versuch, es zu neuem Leben zu erwecken, war verheerend in die Hose gegangen. Aber dann kam FLUCH DER KARIBIK und überraschte einfach alle. Nichts ist besser, als wenn das gelingt. Die Kunstfertigkeit, mit der Gore und seine Leute den Film fertig gestellt hatten, und die Leistungen von Johnny, Orlando, Keira und Geoffrey packten das Publikum auf der ganzen Welt. Und sie machten den Film zu einem Blockbuster.“
„Alles, was wir im ersten Film ausgebreitet haben, wird in der Fortsetzung weiter voran getrieben“, fährt Bruckheimer fort. „Natürlich haben wir dasselbe Kreativteam eingesetzt. Gore ist ein brillanter Regisseur mit einem wundervollen Sinn für Humor und einem Auge für wunderbare Bilder. Oft ist es ja so, dass Filmemacher mit einem Sinn fürs Visuelle nicht so stark beim Erzählen von Geschichten sind, weil sie sich mehr um den Look ihrer Filme kümmern. Aber Gore hat’s nicht nur visuell auf dem Kasten. Er weiß auch, wie man eine Geschichte erzählt und Figuren zeichnet.“
„Johnny, Orlando und Keira sind ebenfalls wieder mit an Bord“, fügt Bruckheimer hinzu. „Dazu kommen noch ein paar wundervolle neue Gesichter. Natürlich ist auch die Black Pearl wieder mit von der Partie. Daneben gibt es mit dem Fliegenden Holländer noch ein weiteres, wunderbar geheimnisvolles Schiff, das unter dem Kommando von Davy Jones von einer Gruppe höchst außergewöhnlicher Matrosen gesteuert wird.“
Der Produzent meint abschließend: „Am Ende kommt es voll und ganz auf die Vorstellungskraft des Regisseurs, der Autoren und der hunderte von Leuten, die ihnen zur Hand gehen, an. Alle gingen mit großer Begeisterung an die Arbeit. Sie wollten einen in allen Belangen unterhaltsamen Film schaffen, der vom Publikum geliebt wird.“
FLUCH DER KARIBIK erweckte nicht nur ein Filmgenre zu neuem Leben, sondern auch ein umfassendes Interesse an allem, was auch nur im Entferntesten mit Freibeutern zu tun hat. Ein ganzer Schwung neuer Filme zum Thema wurde veröffentlicht. Kinderfeste mit Piratenthema erlebten einen regelrechten Boom ebenso wie Piraten-Dinnershows. Von „I (Heart) Jack Sparrow“-Aufklebern auf Federmäppchen von Schulmädchen auf der ganzen Welt muss man gar nicht erst reden.
Offensichtlich bestand ein weltweites Bedürfnis nach Piraten. Jerry Bruckheimer und Gore Verbinski beschlossen gemeinsam mit Walt Disney Pictures, das eine Fortsetzung allein nicht ausreichen würde, um den gewaltigen Appetit der Kinogänger zu stillen. Rein praktisch und wirtschaftlich machte es unbedingt Sinn, zwei Filme unmittelbar hintereinander zu drehen, um die Locations, Bauten und die Verfügbarkeit der ausgesprochenen gefragten Stars voll auszunutzen. Und auch von kreativer Seite sprach viel dafür, weil es alle Beteiligten kaum erwarten konnten, all die Figuren, die man im ersten Teil so wunderbar vorgestellt hatte, in neue Abenteuer zu schicken. „Wir haben schwer auf den Erfolg von FLUCH DER KARIBIK gesetzt, damit wir mehr PIRATES-Filme machen konnten“, weiß Jerry Bruckheimer. „Wenn man den zweiten und dritten Film sieht, wird man erkennen, dass alles auf diesem ersten Film aufbaut. Es ist eine Trilogie im besten Sinne.“
„Man muss schon die nötige Substanz vorweisen können“, bestätigt der ausführende Produzent Mike Stenson. „Man muss mehr zu bieten haben als ausgezeichnete Unterhaltung, eine tolle Achterbahnfahrt oder all die Lacher. Wenn man will, dass sich ein Publikum alle drei Filme ansieht, dann muss man das Gefühl haben, dass wir auch thematisch etwas bieten zu haben, dass all den Aufwand rechtfertigt.“
Drehbuchautor Terry Rossio sagt: „Im ersten Film konnten wir uns bei der Themenpark-Attraktion als Inspirationsquelle bedienen. Bei den beiden Fortsetzungen war nun der erste Film der Ausgangspunkt.“ Rossios Autorenkollege Ted Elliott bestätigt: „Die Figuren waren so aufregend und vielschichtig angelegt, dass wir den Eindruck hatten, sie seien noch längst nicht ausgeschöpft. Man will ja nicht noch einmal all dasselbe mit diesen Figuren anstellen und erleben. Was uns an den Figuren im ersten Teil besonders gefiel, war ihre moralische Ambivalenz. Das wollten wir genauer untersuchen. Wir wollten Jack Sparrow in eine Situation versetzen, die ihn dazu zwingt, dass seine Ziele in die entgegengesetzte Richtung weisen wie die von Will und Elizabeth. Uns ging es darum, die Figuren weiter zu führen und in neue Richtungen zu bewegen.“
Rossio fährt fort: „Im Mittelpunkt des ersten Films stand in besonderem Maße die romantische Geschichte von Will und Elizabeth. Wir wussten, dass wir ihre Beziehung in den Fortsetzungen etwas erwachsener betrachten wollten. Was passiert mit Will und Elizabeth nach dem wunderbar romantischen letzten Kuss vor dem hinreißenden Sonnenuntergang am Ende von FLUCH DER KARIBIK?“
PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 taucht außerdem kopfüber ein in die prall gefüllte Schatztruhe mit Piratengeschichten und Seemannsgarn, wie die von dem von Piraten wie eine Gottheit verehrten Davy Jones oder dem legendären Kraken, ein Seemonster, das seit dem zwölften Jahrhundert immer wieder thematisiert wurde. „Wenn man an die See denkt“, meint Elliott, „dann fallen einem sofort all die übernatürlichen Geschichten ein, die man gehört hat. Aber niemand kam bisher auf den Einfall, all diese Geschichten als Teil eines größeren Piraten- oder Mantel-und-Degen-Films einzusetzen. Wir hatten also ziemlich freie Hand, uns bei all diesen Legenden zu bedienen. Ein paar davon werden ja bereits im ersten Film angesprochen. Da gibt es zum Beispiel eine Dialogzeile, in der Will davon spricht, sich zu Davy Jones an den Grund des Ozeans herabzulassen. Für PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 nahmen wir uns also vor, ein bisschen mehr darüber herauszufinden, wer dieser Davy Jones ist. Dazu nahmen wir uns einen weiteren Meermythos vor, den Fliegenden Holländer, und kombinierten die beiden miteinander.“
Elliott und Rossio hatten zudem den klugen Einfall, eine der größten wirtschaftlichen und politischen Mächte der damaligen Zeit, die British East India Trading Company, zu einem Dreh- und Angelpunkt der Handlung des Films zu machen. Wie vieles andere in den PIRATES-Filmen ist die historische Realität hier aber nur ein Spielball für Fun und Fantasy. Die wahre East India Trading Company war ein Werkzeug für imperialistische Herrschaft, wirtschaftlich und politisch. Von 1600 bis zu ihrer Auflösung 1858 bestimmte sie sozusagen über die Geschicke Indiens und breitete ihre Tentakel bis zum Persischen Golf, Südostasien und Ostasien aus. Selbst die großzügigsten zeitgenössischen Berichte beschreiben die Aktivitäten der East India Company als ausgesprochen habgierig und unmenschlich. „Uns gefällt an Piraten“, gibt Elliott zu Protokoll, „dass sie für Freiheit stehen. Und die East India Trading Company steht als multinationales Unternehmen für das Ende der individuellen Freiheit. Sie definiert die Welt so, wie sie sie gerne hätte. Und da gibt es viele Menschen, die in ihren Planungen keine Rolle spielen. Je größer ihre Vorherrschaft, desto weniger Raum gibt es für Menschen wie Captain Jack Sparrow.“
Dieser Captain Jack Sparrow, so viel lässt sich mit einiger Gewissheit sagen, ist die bislang einzige wirklich ikonische Filmfigur, die das neue Millennium bislang vorgebracht hat. Er ist eine durch und durch originelle und aufregend exzentrische Schöpfung, die der Fantasie des für seine Wandelbarkeit bekannten Johnny Depp entsprungen ist: ein taumelnder, augenzwinkernder, hochgradig abergläubischer Piratenkapitän, dessen Moral ebenso zweifelhaft ist wie seine Reinlichkeit. Ausgerechnet diese Figur erwies sich also als DER Leinwand-Antiheld des neuen Jahrhunderts. Mit seinen langen Dreadlocks und seinem in Zöpfen geflochtenen Bart, seiner wilden Ansammlung von Kettchen und Tand, verschiedenen, luftgetrockneten Amuletten, die überall an seinem Gewand hängen, und in Gold und Silber eingefassten Zähnen sprach Captain Jack Sparrow – wie auch der Film selbst – ein weltweites Publikum an, ungeachtet des Alters, des Geschlechts und der Nationalität. Erst im Mai wurde Depps Darstellung des Jack Sparrow im amerikanischen Premiere Magazine zu einer der hundert besten Schauspiel-Performances aller Zeiten gewählt – und nicht von ungefähr war es das Antlitz des guten Captains, das auf dem Titelbild des Magazins größer zu sehen war als das der Kollegen (Johnny Depp findet sich mit einer weiteren Rolle in der Listung – als Edward Scissorhands).
„Wenn man die Menschen fragt, was ihnen am ersten Film am besten gefallen hat“, sagt Mike Stenson, „dann werden die meisten sagen: Captain Jack Sparrow. In einer Welt mit mehr als 500 Fernsehkanälen, wo es endlos viele Möglichkeiten gibt, sich unterhalten zu lassen, muss man dem Publikum etwas präsentieren, das einzigartig ist, anders. Genau das hat Johnny mit seinem Captain Jack Sparrow in FLUCH DER KARIBIK gemacht. Er schuf diese Figur und steckte da all seine Überzeugung rein. Jerry und Gore mussten den höheren Mächten erst einmal beibringen, ihm zu vertrauen, nachdem sie die ersten Muster zu sehen bekommen hatten. Schlussendlich ist es so: Johnny hat ein großes Risiko auf sich genommen. Und Gore und Jerry haben ihn hundertprozentig unterstützt.“
„Johnny ist einer unserer größten Schauspieler“, bestätigt Jerry Bruckheimer. „Im ersten Film hat er Jack Sparrow sozusagen selbst erfunden. Aber er ist nicht der Typ, der sich für die zweite oder dritte Runde auf seinen Lorbeeren ausruht. Er hat sich die Figur vorgenommen und noch einmal völlig neue Facetten gefunden, die sie in einem ganz anderen Licht dastehen lassen. Keiner von uns hätte seine Verträge für die Fortsetzungen unterschrieben, wenn Johnny nicht wieder mit dabei gewesen wäre. Er hat die Arbeit am ersten Film geliebt. Und die Liebe wurde vom Publikum erwidert.“
Der Schauspieler selbst sieht es so: „Ich habe nicht den blassesten Schimmer, warum ausgerechnet diese Figur die Herzen der Menschen so sehr bewegt hat. Ich stehe in Wahrheit noch immer unter Schock. Mir wurde die Gelegenheit gegeben, die Figur nach meinem Willen zu formen. Ich hatte gleich eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wer er war und wie er sein sollte. Es gab eine ganze Menge Leute, die mich für verrückt erklären wollten. Aber ich habe mich voll in diesen Typen reingehängt, und da war es einfach nicht zu vermeiden, ein bisschen den Verstand zu verlieren, um die Figur wirklich zu finden.“
„Ich habe einfach versucht“, meint Depp, „aus Jack Sparrow eine Figur zu machen, die von Kindern genauso geliebt werden kann wie von den verbissensten intellektuellen Typen.“
Terry Rossio merkt an: „Einer der Archetypen, der im amerikanischen Kino viel zu selten eingesetzt wird, ist das Schlitzohr. In den meisten amerikanischen Filmen wird der Krieger gefeiert, der zur richtigen Zeit immer das Richtige tut. Jack, den man auf jeden Fall als Schlitzohr bezeichnen kann, macht deshalb soviel Spaß, weil er nicht gerade über ein ausgeprägtes Talent verfügt, nicht geschnappt zu werden. Man fängt ihn ein. Nur: Man kann ihn nicht lange festhalten. Jack weiß, dass er nur abwarten muss. Irgendwann werden ihm die Sterne schon wieder hold sein. Das gibt ihm dieses ungeheure Selbstvertrauen, dass er mit eigentlich jeder Situation fertig werden kann.“
„Da gibt es noch etwas, was bei einem Schlitzohr einfach unterhaltsam ist“, setzt Ted Elliott hinzu. „Im Grunde will er einfach nur eine gute Zeit haben. Er folgt immer nur seinen eigenen Interessen. Was er tut, betrifft auch andere Menschen – die Sterblichen, wenn man so will. Manchmal ist es zu ihrem Guten, manchmal gereicht es ihnen zum Nachteil. Und das führt uns wieder zu der Frage, die bereits im ersten Film gestellt wird: Ist Jack Sparrow denn nun einer der Guten oder der Bösen? Ist er ein Piratenheld oder ist er ein Piratenbösewicht? Nun, im Grunde kommt es darauf an, von welcher Warte man es sieht.“
Dem Erfolg von FLUCH DER KARIBIK haben es Orlando Bloom und Keira Knightley zu verdanken, dass sie internationalen Starruhm erlangten. Selbstverständlich waren sie enthusiastisch, an Johnny Depps Seite als das junge Liebespaar Will Turner und Elizabeth Swann zurückzukehren. (Das vierte Mitglied des originalen Quartetts, Geoffrey Rush, ist im zweiten Film nicht mit von der Partie, weil seine Figur des Kapitän Barbossa beim Höhepunkt des ersten Films von Captain Jack Sparrow in die Unterwelt verbannt wurde). Jerry Bruckheimer, der ein Gespür für die Entdeckung von neuen Talenten hat, bevor der Rest der Welt auf sie aufmerksam wird, hatte Bloom als jungen U.S. Ranger in BLACK HAWK DOWN („Black Hawk Down“, 2001) besetzt, bevor die LORD OF THE RINGS-Trilogie in die Kinos kam, und hatte der damals 17-jährigen Keira Knightley die Rolle der Elizabeth übertragen, bevor ihr erster großer Film und internationaler Durchbruch BEND IT LIKE BECKHAM („Kick It Like Beckham“, 2002) in den USA auf der Leinwand zu sehen war. „Wir haben sofort gemerkt, dass Keira eine außergewöhnliche Schauspielerin ist, als wir sie für FLUCH DER KARIBIK unter Vertrag nahmen“, erinnert sich Bruckheimer. „Sie hat vor nichts Angst. In den zwei Jahren zwischen dem Dreh des ersten Films und dem Beginn der Produktion der Fortsetzung hatte sie dank der Arbeit, die sie in der Zwischenzeit geleistet hatte, und der entsprechenden Erfahrung deutlich an Können zugelegt.“ Zu diesen Erfahrungen gehört rein zufällig auch ihre Darstellung der Guinevere in der Bruckheimer-Produktion KING ARTHUR („King Arthur“, 2004).
„Das trifft auch auf Orlando zu“, sagt der Produzent, „Er hat ebenfalls zwischen den beiden Filmen hart geschuftet und mit wunderbaren Regisseuren wie Ridley Scott und Cameron Crowe gearbeitet. Orlando war von Anfang ein umwerfender Leinwanddarsteller. Und er ist mittlerweile noch viel besser geworden.“
Die Drehbuchautoren Elliott und Rossio stellten sicher, dass sich bei Will und Elizabeth im Verlauf der Geschichte von PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 so einiges tun wird.
Bloom erzählt: „Ich wollte, dass Will nicht mehr der ernste, aufrichtige Junge wie im ersten Film ist, ich wollte dunklere Facetten sehen. Will geht es im zweiten Film in erster Linie um seinen Vater, Stiefelriemen Bill, der eine wichtige Rolle im ersten Film spielt, ohne jemals zu sehen zu sein. Will ist dazu auserkoren, seinen Vater von dem Schicksal zu befreien, auf immer und ewig an Bord des Fliegenden Holländers unter Davy Jones und seiner furchterregenden Crew zu leben. Wills Ziel ist es, wieder Kontakt zu seinem Vater aufzunehmen, gleichzeitig aber seine Beziehung mit Elizabeth nicht leiden zu lassen. Alle Figuren in PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 verfolgen ihre eigenen Agendas, die sie bisweilen in Konflikt miteinander bringen. Die Spannung, die sich zwischen den jungen Liebenden Will und Elizabeth ergibt, fühlt sich ausgesprochen echt an.
Keira Knightley ging es so wie den meisten Menschen auf der Welt: Sie war vom Erfolg von FLUH DER KARIBIK völlig überrascht. „Wir drehten da einen Film nach dem Vorbild einer Disney-Themenpark-Attraktion in einem Genre, das seit ungefähr 50 Jahren keinen Erfolg mehr hervorgebracht hatte“, erinnert sie sich. „Aber wir hatten Gore Verbinski, dessen Vision absolut herausragend ist, und wir hatten Johnny Depp. Sein Porträt des Jack Sparrow hievte den Film in eine ganz andere, phänomenale Welt.“
Und sie fügt hinzu: „Mir gefällt, dass sich die Figuren weiterentwickelt haben. Am Anfang des Films treffen wir Elizabeth, die kurz vor ihrer Hochzeit mit Will steht. So weit kommt es jedoch nicht, da eine Figur namens Lord Cutler Beckett die Bildfläche betritt, der erklärt, dass er die Welt vom Piratentum befreien will. Er ist wild entschlossen, Will als Pirat zu verhaften – und Elizabeth gleich mit dazu, weil sie Captain Jack Sparrow bei dessen Flucht geholfen haben. Elizabeth wird eine Frau mit einer Mission. Und es lassen sich ein paar interessante Untertöne in ihrer Beziehung zu Will entdecken – und zu Jack Sparrow, die sich auf eine höchst interessante Weise entwickelt.“
Zudem gibt es ein Wiedersehen mit Jack Davenport als James Norrington, den jungen britischen Marine-Offizier, der Elizabeth Swann an Will Turner verliert und bei seinen Aufeinandertreffen mit Captain Jack Sparrow ein ums andere Mal das Nachsehen hat. „Jack Davenport ist ein derart superber Schauspieler, dass wir ihn auch diesmal dabeihaben wollten“, sagt Bruckheimer. „Die Arbeit mit ihm macht Spaß. Er hat viel an seiner Figur gefeilt, die jetzt mehr Tiefgang hat und einen wichtigen Beitrag zur Geschichte leistet. Jack ist im zweiten und dritten Film eine der tragenden Figuren.“
„Als wir Norrington zuletzt sahen“, berichtet Davenport, „sah er an allen Fronten wie der große Verlierer aus. Er verlor das Mädchen, seine Gefangenen entkamen aus dem Gefängnis, er wurde durch und durch gedemütigt. Hoffentlich hat man verstanden, dass sich hinter all den Demütigungen ein Mann versteckt, der erwachsene Entscheidungen in schwierigen Zeiten zu treffen hatte. Mich hat an der Rolle im ersten Film interessiert, dass es um einen Mann geht, der in einer sehr öffentlichen Rolle als Befehlshaber vieler Untergebener zu funktionieren hat. Und am Ende der ersten Geschichte befindet er sich in einer Situation, wo er sich mit vielen ausgesprochen privaten Dingen herumschlagen muss – und auch das in einer unglaublich öffentlichen Arena, immerhin vor etwa 200 Menschen, die um ihn herumstehen.“
Er sagt weiter: „Als ich das Drehbuch zu PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 las, war ich erfreut darüber, wie man die Figur weiter entwickelt hatte. Norrington hat harte Zeiten hinter sich. Er sieht nicht mehr so aus, wie man ihn bisher kannte. Er hat seinen Job verloren, sein Mädchen und seinen Selbstrespekt. Auf einmal bietet sich ihm die Gelegenheit, als Crewmitglied bei niemand geringerem als Captain Jack Sparrow anzuheuern. Die Frage ist: Worum geht es Norrington? Rache? Elizabeth? Oder etwas anderes?“
(Es ist ein bezeichnender Zufall, dass Jack Davenports Vater – der renommierte britische Bühnen- und Filmschauspieler Nigel Davenport – einer der Stars von Alexander Mackendricks A HIGH WIND IN JAMAICA („Sturm über Jamaika“, 1965) war – eines der herausragenden Beispiele des Genres, kurz bevor es in der Versenkung verschwand.)
Nach und nach versammelten Bruckheimer und Verbinski die wichtigsten Darsteller der gewaltigen Besetzung, darunter auch viele neue Figuren, die PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 neues Leben und eine ganz eigene Textur verliehen. Als Davy Jones, der ebenso sehr Meereswesen ist wie Mensch, wählten die Filmemacher den außerordentlich vielseitigen britischen Schauspieler Bill Nighy, weil sie wussten, dass er in der Lage sein würde, die Menschlichkeit hinter dem bestialischen Äußeren hervor zu bringen. „Davy Jones ist eine schwer gestörte und isolierte Persönlichkeit“, sagt Nighy. „Tief im Inneren ist er so sehr verletzt, dass er sich entschließt, eine Art von Halbleben zu führen – wenn es ihm nur dabei hilft, nichts mehr fühlen zu müssen. Auf diese Weise hat er das Zentrum seiner Gefühle – das Herz! – herausgerissen und in einer besonderen Truhe eingeschlossen. Zudem kontrolliert er ein ganz eigenes ,Haustier’ – den furchterregenden Kraken, ein Seemonster, wie man es noch nie zuvor gesehen hat, durch und durch bösartig, verdorben und so mächtig, dass man es nicht in Worte fassen kann. Wer im Besitz von Davy Jones’ Herz ist, kontrolliert nicht nur ihn, sondern auch den Kraken, womit man im Grunde den gesamten Ozean beherrschen kann.“
Nighys hauptsächliche Herausforderung war es, die beeindruckende körperliche Erscheinung von Davy Jones anzunehmen. Während der kompletten Dreharbeiten steckte er in einem grauen Turnanzug mit passender Haube, die mit Referenzpunkten für die Computerzauberer von Industrial Light & Magic ausgestattet waren. Diese schmückten die Figur später mit allerhand unglaublicher Details aus, die sich Gore Verbinski und der berühmte Konzeptkünstler Mark „Crash“ McCreery hatten einfallen lassen. Und Nighy war bereit, alles über sich ergehen zu lassen. „Der erste Film war nicht nur einfach erfolgreich“, merkt er an. „Er wurde vom Publikum in einer Form geliebt und vereinnahmt, wie es nur ganz wenigen Filmen gelingt. Teil einer solchen Unternehmung zu sein, war eine ausgesprochen zufrieden stellende Aussicht. Wie man eine Figur spielt, die überhaupt erst am Computer ihre wahre Form annimmt? Man muss seine Vorstellungskraft einsetzen. So wie das immer ist, wenn man als Schauspieler arbeitet. Ich muss allerdings gestehen, dass ich in PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 einen Mann spiele, dem aus dem Kinn ein Oktopus wächst – und da konnte ich nicht auf persönliche Erfahrungen zurückgreifen.“
Der zweite neue Bösewicht in PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 – vielleicht noch bösartiger als Davy Jones, dessen Verschlagenheit aus einem allzu menschlichen Herzschmerz in der Vergangenheit erwächst – ist der kalte, berechnende und durch und durch ruchlose Lord Cutler Beckett. Tom Hollander wurde eingeladen, diese niederträchtige Seele zu spielen. Er fiel gerade erst mit seiner brillanten Darstellung des Reverend Collins an der Seite von Keira Knightley in PRIDE & PREJUDICE („Stolz und Vorurteil“, 2005) auf. Die Rolle des Beckett reizte ihn, weil sie, wie die anderen Figuren des ersten und zweiten Films, multidimensional gezeichnet war. „Sanfter Handschuh, harte Faust“, merkt Hollander an, wenn man ihn auf Beckett anspricht. „Äußerlich kann er sehr arrogant und charmant sein, aber tief innen drin ist er unsagbar hart.“ Hollander entdeckte auch gewisse Parallelen zwischen der East India Company, wie sie im Film dargestellt wird, und der modernen Welt: „Es gibt eine moderne Parallele dazu, wie Lord Cutler Beckett und die East India Trading Company in unserer Geschichte vorgehen, wenn sie mit rücksichtsloser Gewalt gegen Piraten – als Sinnbild für absolute Freiheit – vorgehen.“
Er fährt fort: „Vor allem Captain Jack Sparrow ist in Becketts Augen ungezogen, schmutzig, hat Dreadlocks, könnte sich öfters einmal waschen – ein Pirat durch und durch, ein streunender Hund, den man auch entsprechend behandeln muss.“
Stellan Skarsgard ist in seiner Heimat Schweden bereits seit den 70er Jahren ein geachteter Star, hat sich mittlerweile aber längst auch international einen ausgezeichneten Namen als Schauspieler mit blendendem Ruf und beachtlichem Können gemacht. Er war überaus erfreut, als Verbinski und Bruckheimer ihn fragten, ob er Stiefelriemen Bill Turner spielen wolle, eine Figur, über die in FLUCH DER KARIBIK viel geredet wird, aber bislang noch nicht zu sehen war. Skarsgard war Bruckheimer bereits bestens bekannt, weil er den Schauspieler zuvor als brandschatzenden Barbaren in KING ARTHUR („King Arthur“, 2004) besetzt hatte. „Stellan ist ein Weltklasseschauspieler“, sagt der Produzent. „Und Johnny und Orlando wollten unbedingt mit ihm arbeiten. Wir wussten, dass er aus Stiefelriemen Bill eine wunderbare, mitfühlende und interessante Figur machen würde – einen Mann, der sich nach und nach selbst verliert.“
„Man konnte bereits im ersten Film sehen, dass es für die Schauspieler viel Platz geben würde, ihre Rollen zu erweitern und innerhalb der Szenen erblühen zu lassen“, erzählt Skarsgard. „Man merkte auch, dass sie viel Spaß dabei hatten – und das ist sehr ansprechend.“
Eine weitere spannende neue Figur in PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 ist die geheimnisvolle karibische Wahrsagerin Tia Dalma, die von einer der interessantesten Newcomerinnen der britischen Filmszene gespielt wird: Naomie Harris. „Tia Dalma ist eine Zigeunerkönigin, ein Freigeist, sie verfügt über magische Kräfte, kann in Menschen hineinsehen und versteht ihre innersten Wünsche“, erklärt Harris. „Sie ist eine wirklich starke Frau. Das gefällt mir. Sie hat Verbindungen zu den Naturelementen. Und sie ist feurig und temperamentvoll.“
Der bekannte britische Charakterdarsteller David Schofield spielt Mercer, die gnadenlose rechte Hand von Lord Beckett. Er freute sich vor allem auf die Zusammenarbeit mit Keira Knightley. Das letzte Mal, dass er sie davor getroffen hatte, war sie ganze drei Jahre alt, und Schofield trat auf der Bühne beim britischen Chichester Festival mit ihrem Vater, Will Knightley, auf. Schofield war außerdem beeindruckt, wie viele seiner Landsleute im zweiten Teil von FLUCH DER KARIBIK mitspielten. „Es ist, als würden all diese englischen Theaterdarsteller auf einer sehr luxuriösen Walt-Disney-Matratze zu exotischen Plätzen geschippert werden. Und sie können miteinander gemütlich über ihr englisches Leben und ihre englischen Ansichten plaudern. Aber dabei werden sie von einer amerikanischen Struktur unterstützt. Es ist ein bisschen wie ein englischer Handschuh, in dem eine amerikanische Hand steckt.“
Und dann sind da noch die verbleibenden Rückkehrer, die für eine weitere fantastische Reise auf der Black Pearl anheuerten. „Ich hätte nie gedacht, wieder mit dabei zu sein“, gesteht Jonathan Pryce, den man aber in der Tat wieder als Port-Royal-Gouverneur Weatherby Swann, Elizabeths liebender, aber doch leicht verwirrter Vater, sehen kann. Weil er wegen seines eng gesteckten Terminplans all die Premieren und Vorführungen des Originals verpasst hatte, löste er schließlich in einem Londoner Kino eigenhändig ein Ticket für den Film und „fand beinahe keinen Platz, was ich doch als recht ironisch empfand. Das war vier oder fünf Wochen, nachdem der Film angelaufen war – und doch war das Kino restlos ausverkauft. Es war ein wunderbares Erlebnis, sich den Film mit einem richtigen Publikum anzusehen, mitzuerleben, wie es lachte und die Augen vor Begeisterung nicht von der Leinwand nehmen konnte. Es war ausgesprochen erfreulich, Teil eines kommerziellen Films zu sein, der von den Zuschauern, jung und alt, so bereitwillig aufgenommen wurde.“
Lee Arenberg und Mackenzie Crook kehren zurück als Pintel und Ragetti, die sich in FLUCH DER KARIBIK als wunderbar komisches Duo – und als Publikumslieblinge – erwiesen hatte. „Pintel und Ragetti sind ohnehin ganz tolle Filmfiguren“, berichtet Jerry Bruckheimer. „Aber Lee und Mackenzie leisteten ausgezeichnete Arbeit, indem sie das nahmen, was auf den Seiten des Drehbuchs stand und dann bis zum geht nicht mehr verstärkten und aufbliesen.“
Entsprechend ihrer Rollen kamen der gebürtige Amerikaner Arenberg und der Brite Crook gleich von Beginn an bei den Dreharbeiten von FLUCH DER KARIBIK blendend miteinander aus und waren sowohl vor als auch hinter der Kamera absolut unzertrennlich. „Wir gehören zusammen, als wären wir Laurel & Hardy, die sich im 18. Jahrhundert als Piraten durchschlagen“, meint Arenberg. „Ich sage immer, dass es mein großes Glück war, dass sie keinen kleinen, glatzköpfigen Irren in London gefunden haben, den man Mackenzie zur Seite hätte stellen können. Also gab es einen Vorsprechtermin für kleine, glatzköpfige Irre in Hollywood. Und das war wohl Schicksal, dass die Wahl auf mich fiel.“
Und Crook sagt: „Pintel und Ragetti sind Piraten, die wie die meisten Piraten auf der Seite der Guten wie auch der Bösen kämpfen können – es hängt ganz davon ab, wer sie gerade bezahlt. Sie sind die klassische Doppelnummer – der eine hält sich für intelligent, der andere stellt sich dumm. Und natürlich ist es ein Glück, dass die beiden klug genug waren, am Ende des ersten Films die Hände hoch zu nehmen und sich zu ergeben.“
Crook witzelt: „Wir haben damals schon gelächelt, weil wir wussten, dass es eine Fortsetzung geben würde – und all die anderen Jungs an Deck, die bis zum bitteren Ende kämpften, wussten das nicht.“
„Ich weiß nicht, welche Erwartungen man beim ersten Film hatte“, erläutert Kevin R. McNally, dessen Figur Joshamee Gibbs über ein lexikalisches Wissen von all dem unterschiedlichen Seemannsgarn verfügt, den sich Seeleute auf den sieben Meeren zusammengesponnen haben, – und über einen unstillbaren Appetit auf Rum. „Während der Arbeit hatte ich keine Ahnung, worauf ich mich eingelassen hatte, bis ich den Film dann mit einer Gruppe von Freunden im Kino gesehen habe. Es war eine angenehme Überraschung, wie gut der Film war, wie abenteuerlich und witzig, wie tief die Figuren ausgearbeitet waren. Ich dachte, ich könnte mein Piraten-Outfit an den Nagel hängen, aber während ich THE PHANTOM OF THE OPERA („Das Phantom der Oper“, 2004) drehte, traf ich Mike Stenson von Jerry Bruckheimer Films, der mir sagte: ,Pack Deine Taschen, Kevin, wir gehen wieder auf Piratenraubzug.’“
„Es war ein Zustand purer Glückseligkeit, als ich erfuhr, dass man mich für den zweiten und dritten Film haben wollte“, gesteht David Bailie, der den sprachlosen Piraten Cotton spielt. „Ich bin Mitte sechzig. Es gibt nicht viele Schauspieler, die am Ende ihrer Karriere die Gelegenheit haben, bei drei Blockbustern mitzuspielen und all das genießen können, was das so mit sich bringt.“
Schauspieler Martin Klebbs, der in FLUCH DER KARIBIK als Marty, ein Mitglied der Crew der Black Pearl, das zwar klein gewachsen, aber mit großem Mut gesegnet ist, zu sehen war, erinnert sich noch, was er am Ende der Dreharbeiten dachte: „Wenn sie mich für eine Fortsetzung haben wollen, wäre das sehr cool. Wenn nicht, dann kann ich mich an die großartige Zeit erinnern, die ich beim Dreh des ersten Films hatte. Dann erhielt ich einen Anruf, dass man mich für eine Kostümprobe für den zweiten und dritten Teil brauchte, und ich dachte mir: ,Wow! Wie oft hat ein Schauspieler so ein verdammtes Glück!’“
2005 (und ’06): Odyssee im Piratenraum
Hatte sich bereits der Dreh von FLUCH DER KARIBIK als episch erwiesen, dann lassen sich die Dreharbeiten zu PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 ganz klassisch im antiken Sinne einfach nur als Odyssee beschreiben. Die Reise erstreckte sich von Drehort zu Drehort, Insel zu Insel – eine Produktion, die in jeglicher Hinsicht größer als das Leben war, voller fantastischer Abenteuer, Ambitionen, die einem Prometheus zur Ehre gereichen würden, Herausforderungen, wie sie Sisyphus zu meistern hatte, und Triumphen, wie sie Hercules feiern konnte. Mehr als ein Jahr betrug die Drehzeit (von ein paar Pausen abgesehen; dazu kommen bereits große Teile des Drehs von PIRATES OF THE CARIBBEAN 3), großteils in der Karibik. Das reichte aus, die zu allem entschlossene Besetzung und Crew – viele davon mit allen Wassern gewaschene Veteranen, die mehrere Dutzend Filme auf dem Buckel haben – die Parameter ihrer eigenen Erfahrungen neu definieren zu lassen.
„Ein derartiger Film ist natürlich Höhepunkt einer jeden Karriere“, merkt der ausführende Produzent Bruce Hendricks an, der zudem der Produktionspräsident von Walt Disney Pictures ist. „Auf die PIRATES OF THE CARIBBEAN-Filme trifft mehr als auf jeden anderen Film, an dem ich beteiligt war – und das sind mittlerweile immerhin mehr als 300 – zu, dass man zurückblickt und sich sagt: Wow, da haben wir echt was auf die Beine gestellt.“
„Es war, als würde man in den Krieg ziehen“, erinnert sich Eric McLeod, ebenfalls ein ausführender Produzent des Films. „Wir mussten Straßen an Orten bauen, wo noch niemals zuvor Filmkameras liefen, auf Bergen, im Dschungel, an Stränden. In Dominica hatten wir 500 Schauspieler und Crewmitglieder, die wir auf 80 verschiedene Hotels, Wohnkomplexe und Häuser verteilten. 150 Fahrer waren auf der ganzen Insel unentwegt damit beschäftigt, die Leute irgendwo abzuholen und hinzubringen. Es gab etwa 40 Buchhalter, die in Büros in Los Angeles, Mobile im Bundesstaat Alabama, St. Vincent, Dominica und Großbritannien arbeiteten und parallel mit sieben unterschiedlichen Währungen jonglieren mussten. Es war eine frei bewegliche Armee, die da zu befehligen war. Im Mittelpunkt steht natürlich, was vor den Kameras geschieht. Aber dahinter verbirgt sich ein massiver Unterstützungszirkel, damit all das wie am Schnürchen klappt.“
Der ernsthafte Teil der Vorbereitung für PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 und PIRATES OF THE CARIBBEAN 3 begann im Juni 2004. Nach Studium eines Drehbuchentwurfs von Elliott und Rossio wusste das Produktionsteam, dass ein einzelner Inseldrehort – wie beim ersten Film – nicht ausreichen würde. „Bei frühen Meetings mit Jerry, Gore, Ted und Terry bekamen wir ein Gefühl für die logistischen Herausforderungen, die uns erwarten würden“, erinnert sich Unit Production Manager Doug Merrifield, der diesen Posten schon bei FLUCH DER KARIBIK bekleidet hatte. „Dieses Mal würde St. Vincent als einziger Inseldrehort einfach nicht ausreichen. Uns war klar, dass wir auf mehreren Inseln filmen mussten. Wir hatten mehr Schiffe, um die wir uns kümmern mussten. Es wurde offenbar, dass wir es mit einem Road Movie zu tun haben würden. Wobei man einräumen muss, dass diese Straßen jeweils von gewaltigen Wassermassen getrennt sein würden. Beginnend mit dem späten Frühling oder frühen Sommer 2004 machten wir uns in der Karibik wieder auf der Suche nach geeigneten Locations.“
Die Piratenlager in Port Royal und Tortuga, die den Zuschauern aus FLUCH DER KARIBIK bekannt sein dürften, wurden von Rick Heinrichs neu entworfen und in der Wallilabou Bay von St. Vincent neu errichtet, wo man bereits den ersten Film gedreht hatte. Dominica, ein grünes und unberührtes Paradies mit langsam aufkeimenden Öko-Tourismus, gerade einmal 45 Kilometer lang und 25 Kilometer breit und von nur 71.000 Menschen bewohnt, diente mit seinen mit zahllosen Palmen bewachsenen Stränden, Dschungeln und Regenwäldern als Kulisse für eine ausgesprochen große Bandbreite von Locations. Auf den Bahamas wurde sowohl auf den Exumas und weiter im Norden der Inselkette auf Grand Bahama Island gedreht.
„Einige dieser Inseln verfügen nur über eine Handvoll Hotels, haben nicht allzu viele Restaurants, so gut wie keine Infrastruktur“, sagt der ausführende Produzent Chad Oman. „Gore hat einfach eine gewaltig große Vorstellungskraft und einen unempfindlichen Magen, dass er sich trotz aller Herausforderungen nicht von diesen Drehorten abbringen ließ. Man muss den Hut vor dem Studio ziehen, dass es sich auf all das eingelassen hat. Dick Cook, Nina Jacobson und Bruce Hendricks haben Gore und Jerry ziemlich viel Vertrauen entgegen gebracht.“
Während der geschäftigsten Phase der Vorproduktion von PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 arbeiteten mehr als 1000 Menschen in den unterschiedlichen Abteilungen in Los Angeles, London und der Karibik. Das war eine Anstrengung, die die Beschreibung „Synergie“ mehr als verdient hat: Die Talente von Künstlern und Handwerkern mussten nahtlos verbunden werden, um das Unmögliche möglich zu machen. Die Autoren Ted Elliott und Terry Rossio beließen es ebenfalls nicht dabei, ein vorzügliches Drehbuch abzuliefern und sich dann in den Urlaub zu verabschieden. Im Gegenteil: Sie schlossen sich der Produktion an und begleiteten sie zu jeder einzelnen Location, waren am Set immer ansprechbar und jederzeit bereit, Hand ans Drehbuch zu legen, um Details hinzuzufügen oder zu verbessern. „Der Grund, warum wir die Autoren mit dabei haben, liegt auf der Hand: Wir arbeiten mit einem ausgesprochen kreativen Regisseur und ebenso kreativen Schauspielern“, meint Jerry Bruckheimer. „Sie haben unentwegt ausgefallene Ideen, und Ted und Terry können diese Einfälle sofort in das Drehbuch einarbeiten, bevor es zum Dreh kommt. Und natürlich kommt es vor, dass man neue Dinge und Nuancen findet, während man arbeitet. Ted und Terry sind völlig unkompliziert. Sie sind gerne beim Dreh dabei. Und sie arbeiten blitzschnell.“
Während der Dreharbeiten gingen Bruckheimer, Verbinski, Elliott und Rossio das Drehbuch mit dem Ernst von Talmud-Gelehrten gnadenlos Szene für Szene noch einmal durch, was womöglich überraschend wirkt, wenn man bedenkt, wie ausgelassen der Humor der PIRATES-Filme ist. „Es gibt keine schwerere Last als großes Potenzial“, seufzte Ted Elliott während des Drehs in der Karibik und zitierte damit den großen amerikanischen Philosoph Charlie Brown. Den Filmemachern war voll bewusst, wie groß die Erwartungen für die neuen PIRATES-Filme waren. Und sie waren wild entschlossen, sich nicht vor den Aufgaben wegzuducken.
Los Angeles: Die Reise beginnt...
Die Dreharbeiten für PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 und den dritten Teil der Trilogie begannen am 28. Februar 2005 mit Studio- und Locationarbeiten in Los Angeles. Die ersten paar Sets – die Rumkammer der Black Pearl und das Innere des Gefängnisses von Port Royal – waren vergleichsweise bescheidene Angelegenheiten – die wahren Meisterwerke von Szenenbildner Rick Heinrichs sollten erst noch kommen.
Die Naturlocations und –sets, die von Heinrichs gefragt wurden, setzten seine schier grenzenlose Imagination frei und bescherten PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 unfassbar große und höchst innovative Kulissen – ganz zu schweigen von der kleinen Flotte von neuen Schiffen, darunter eine neu entworfene, neu gebaute und absolut seetaugliche Black Pearl, Davy Jones’ großartig detaillierte und Furcht einflößende Flying Dutchman, und das elegante, britische 18.-Jahrhundert-Handelsschiff Edinburgh Trader. Heinrichs und sein Kreativteam entwarfen eine große Bandbreite an Schauplätzen, von einem riesigen Sumpfland, das in einer Studiohalle in Burbank errichtet wurde, hin zu der kleinen, aber fein ausgearbeitete Truhe des Todes, von der im englischen Untertitel die Rede ist.
Jerry Bruckheimer beschreibt Heinrichs als „unfassbar kreativen Typen“. Und Johnny Depp sagt: „Ich hatte das große Vergnügen, mit Rick Heinrichs im Lauf der Jahre an einer Reihe von Filmen arbeiten zu können. Und Junge, wenn sich jemand mit jeder Arbeit wieder aufs Neue selbst übertrifft, dann ist es Rick. Er befindet sich in einem ganz eigenen Universum und leistet einfach monumentale Arbeit. Meine erste Reaktion auf eine ganze Reihe der Sets war: Kann ich bitte die Blaupause haben? Weil ich das irgendwo selbst errichten und dann darin leben will. Rick ist ein ungemein talentierter Künstler. Und wir hatten Superglück, ihn mit an Bord zu haben.“
„Ich war richtig aufgeregt, als ich mich zum ersten Mal mit Gore traf“, erinnert sich Heinrichs. „Er saß da und zeichnete Bilder mit Piratenschiffen und Monstern und erzählte mir, dass er das, was er im ersten Film etabliert hatte, auf eine ganz neue, viel mythologischere Ebene heben wollte. Wir versuchen, in diesem Film eine ähnliche Balance aus humorvollen und Gänsehaut erregenden Elementen zu erzielen, womit wir uns nicht zuletzt auf die originale Themenpark-Attraktion berufen.“
Er fährt fort: „Ich hoffe, dass das Publikum das Kino nach unserem Film mit der selben Art von Enthusiasmus verlässt, den man im ersten Teil des 20. Jahrhunderts bei Filmen mit Douglas Fairbanks und Errol Flynn verspürte – nur dass wir alle Möglichkeiten der uns heute zur Verfügung stehenden Technologien ausnutzen. Wir versuchen, den ersten PIRATES-Film an Virtuosität zu steigern, um gezielt auf dem schmalen Grat zwischen Horror und Humor laufen zu können, der das Publikum im Kino in Begeisterung versetzt.“
Heinrichs gefällt es, dass sich Verbinski bei seinen PIRATES-Filmen von geschichtlich wahren Ereignissen inspirieren lässt, ohne sich sklavisch unterzuordnen. Es bleibt etwas nebulös, wann genau die Filme spielen, aber es müssen die 20er Jahre des 18. Jahrhunderts sein, das Goldene Zeitalter des Piratentums. „Wenn man mir ein Projekt anbietet und ich herausfinden will, ob ich es machen will oder nicht, zum Beispiel bei einem historischen Stoff, dann überlege ich mir, ob ich zu diesem Projekt etwas beisteuern kann, das es zu einem besonderen Projekt macht – oder ob es dem Regisseur ausreicht, die Periode einfach nur genau und historisch präzise zu gestalten. Daran habe ich nämlich kein großes Interesse. Bei PIRATES und Gore ist das anders: Da ist Historie einfach nur eine Kulisse, eine Grundidee, die uns eine Vorstellung von Zeit und Ort gibt. Darauf kann man etwas Stilisiertes, Einfallsreiches aufbauen – und das ist reizvoll. Man nimmt vorhandene Elemente, schüttelt sie einmal durch und macht etwas völlig Neues daraus.“
Heinrichs hatte den Supervising Art Director John Dexter, drei künstlerische Leiter, sieben Assistenten des künstlerischen Leiters, sechs Illustratoren, drei Modellbauer und unterschiedliche Grafikdesigner, Koordinatoren, Fact-Checker und Assistenten – nicht zu reden von den verwandten Abteilungen, die von Setdekorateurin Cheryl Carasik, Requisiteur Kris Peck und Leiter der Bauabteilung Greg Callas angeführt wurden – zur Seite. Gemeinsam wirkten sie bei PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 wahre Wunder an Land und auf See. Ein Besuch des Art Department in den Walt Disney Studios offenbarte detaillierte Modelle, Berge von Referenzbüchern, Konzeptillustrationen, Blaupausen und Wände, die von einem Ende zum anderen mit Vergleichskunstwerken zugepflastert waren, von alten Gemälden und Gravuren von Schiffen, Meer und Landschaften hin zu ethnographischen Fotos, Designskizzen und Reproduktionen von Howard-Pyle-Illustrationen aus seinem klassischen „Book of Pirates“, das sowohl von Verbinski als auch Heinrichs als höchst inspirativ empfunden wurde.
Zumeist respektierte man die Designs des ersten PIRATES-Films, oft baute man unmittelbar darauf auf. Heinrichs und seinem Team ging es darum, „so weit wie nur möglich zu gehen, um die Schauplätze real und lebendig zu gestalten“, wie Supervising Art Director John Dexter zu Protokoll gab. „Das ist der Grund, warum fast alle Recherchen auf natürlichen Formen basieren.“
Gleichzeitig wurde in Bayou La Batre im Bundesstaat Alabama – bekannt für seine Schiffshäfen und ausgezeichneten Schiffsbauer – eine brandneue, seetaugliche und subtil neu entworfene Black Pearl gebaut. „Weil die Schiffe so wichtig waren, war es so, als hätten wir ein eigenes Mini-Art-Department, das sich nur um die Entwürfe der Schiffe kümmerte“, merkt Rick Heinrichs an. „Wir hatten die besten Jungs der Branche zur Verfügung. Einige davon hatten bereits an Schiffsfilmen wie MASTER AND COMMANDER („Master and Commander“, 2003) gearbeitet. Beistand erhielten wir zudem von der visuellen Technologie. Alle unsere Schiffe wurden im Computer noch einmal gebaut, was es uns erlaubte, Dateien zwischen Marine-Architekten und Ingenieuren hin und her zu schicken. Die Ingenieure konnten uns sagen, welche Varianten stabil seien, welche Geschwindigkeiten und Belastungen die Schiffe aushalten könnten. Einerseits mussten wir einen gewissen Look erzielen, andererseits mussten die Schiffe auch praktisch sein. Sie mussten bezahlbar sein, sie mussten seetauglich sein. Und sie mussten gut aussehen.“
Der Szenenbildner fährt fort: „Wir haben uns die Black Pearl vorgenommen und ihr etwas mehr Schwung verliehen“, meint Heinrichs. „Die Black Pearl, wie man sie im ersten Film kennen gelernt hat, war von den Umständen geprägt, unter denen sie gebaut werden musste. Das Schiff wurde direkt auf einer alten Barkasse errichtet und war deshalb limitiert auf die Größe genau jener Barkasse. Diesmal hatten wir etwas mehr Freiheit. Gore wusste mittlerweile genau, was ihm am ersten Film gefiel und was nicht. Deshalb wollte er jetzt eine etwas flexiblere Black Pearl, die sich schneller bewegen konnte als ein oder zwei Knoten.“
Die Antwort auf die Anforderungen gab das Produktionsteam, indem es die neue Black Pearl auf einem bereits existierenden Boot baute, der etwa 35 Meter langen Sunset, ein eher unauffälliges Boot, das einst Ölbohrtürme im Gold von Mexiko versorgte. Acht Monate nahm der Bau der neuen Black Pearl auf der alten Sunset in Anspruch. Als sie fertig war, konnte man ein Schiff bewundern, das einem irgendwie bekannt vorkam, aber doch völlig neu aussah. „Das Resultat war, dass man von der Wasserlinie aufwärts ein wunderschönes Piratenschiff bestaunen konnte, die Black Pearl“, berichtet Boot-Koordinator Will White. „Aber die Sunset steckt da schon auch noch irgendwie drin, mit ihrem Motor, Benzin und Wassertanks. einer Kombüse und Pritschen.“
„In diesem Film ist die Pearl ein Schiff, das sexier, cooler, kantiger ist als beim letzten Mal“, fügt Supervising Art Director John Dexter hinzu. Dem Namen entsprechend, muss die Pearl natürlich schwarz angestrichen sein, aber Dexter erklärt: „Es kann nicht einfach nur irgendein Schwarz sein. Das Schiff muss lebendig aussehen. Es gibt ein paar Metallteile an Bord, die natürlich von Rost befallen werden. Es gibt Ablagerungen vom Meerwasser. Also strichen wir das Schiff erst einmal pechschwarz an und dann legten wir noch Farben drauf, um es interessanter zu gestalten.“
Zu diesem Zeitpunkt wurde in Dominica und den Bahamas auch bereits an der atemberaubenden Flying Dutchman gearbeitet. Sie ist 60 Meter lange, 420 Tonnen schwere rohe Gewalt, die durchs Meer pflügt. Die verfaulenden Holzdecks sind über und über mit Rankenfüßern, Muscheln und anderem Abfall der sieben Meere bewachsen. Die skelettartige, krokodilförmige Figur am Fockmast erinnert an ein Furcht einflößendes Raubtier. Ihre Segel sind in Fetzen zerrissen. Ihr Speiseraum ist angefüllt mit Büscheln von Seegras. 36 Kanonen, allesamt verkrustet mit Meeresgetier, aber dennoch absolut funktionsfähig, befinden sich auf beiden Seiten des Rumpfs. Zwei weitere, frei bewegliche Kanonen sind an ihrem Bug angebracht und bedrohen jeden, der es sich wagt, sich dem Schiff in den Weg zu stellen. Die Flying Dutchman und ihre Mannschaft sind förmlich organisch miteinander verbunden – so sehr, dass es sich bisweilen nur schwer sagen lässt, wo das Schiff endet und die Crew beginnt. Je mehr die Mannschaft Teil des Schiffs wird, desto mehr Leben nimmt es an.
„Wenn wir einen Schauplatz entwarfen und errichteten“, erklärt Rick Heinrichs, „dann haben wir durch den Einsatz von Farben und Texturen versucht, einen Eindruck von Realität, dem Ort und seiner Geschichte zu vermitteln. Alles soll seinen ganz eigenen Charakter haben. Am meisten trifft das auf den Fliegenden Holländer zu. Wir wollten, dass er eine wichtige Rolle im Film spielt, wie eine lebendige Figur. Wir haben überall Seeformen angebracht, Farne, Weichtiere, Rankenfüßer und all die anderen Dinge, die unter Wasser wachsen. Wann immer das Schiff vor der Kamera zum Einsatz kam, wurde es über und über mit Wasser besprüht, um es ganz besonders lebendig wirken zu lassen.“
Heinrichs fährt fort: „Die Dutchman wurde mit einem Auge auf Geschichte und einem Gefühl für die Architektur des 17. Jahrhunderts entwickelt. Ich wollte, dass es sich zu dem Zeitpunkt, an dem die Story spielt, bereits unendlich alt anfühlt. Ich würde sagen, dass die Flying Dutchman eine Mischung aus historischen Elementen und ein paar fantastischen Einfällen ist.“
Zum Teil dienten der Flying Dutchman die alten niederländischen „Fluyts“ als Inspiration – Schiffe aus dem 17. Jahrhundert, die Galeonen ähnlich waren. Ganz besonders war aber die Vasa ein Vorbild, das gewaltige schwedische Kriegsschiff, das 1628 bei seiner Jungfernfahrt in Stockholms Hafen sank (das Schiff wurde 1961 gehoben und findet sich nun in einem eigenen Museum in der Hauptstadt Schwedens). Mit seinem hohen, mit zahlreichen Ornamenten versehenen Heck war das Schiff eine reichhaltige Grundlage für die etwas wilderen und einfallsreicheren Entwürfe von Heinrichs.
„Rick und ich tauschten sechs Monate vor Drehstart Ideen über die Dutchman aus“, erinnert sich Supervising Art Director John Dexter. „Drei Monate später holten wir die Ingenieure und unsere Wasserabteilung hinzu, die uns genau auseinandersetzten, was sich mit den vorliegenden Entwürfen anstellen ließe und was nicht. Zum Glück gab es nicht allzu viele gravierende Einwände. Dann heuerten wir Setdesigner, Modellbauer und Illustratoren an, die den vorliegenden Ideen Fleisch auf die Knochen zauberten. Danach ging es an die Umsetzung. Das Boot wurde gleichzeitig in Los Angeles und auf Grand Bahama Island gebaut.“
Er berichtet weiter: „Dieses Schiff stellte eine gewaltige Herausforderung dar. Aber es war auch wunderschön. Und weil es die Ikone im Mittelpunkt des Films werden sollte, steckten wir alle Anstrengungen rein, dass es auch wirklich toll werden würde. Wir begannen mit einem steifen Rumpf, einem wasserfesten Bereich, darauf folgte eine Stahlstruktur. Dann kamen unsere Jungs an die Reihe. Sie trugen auf das vorhandene Gerüst eine hölzerne Struktur auf, mit ein bisschen Stahl, um Stabilität zu erzielen. Danach folgte aufgesprühter Schaumstoff und zum Abschluss Gips.“
Baukoordinator Greg Callas arbeitet bereits seit Jahren mit Rick Heinrichs an Filmen. Seine Abteilung umfasste zum Höhepunkt der Aktivitäten 450 Handwerker, darunter Zimmermänner, Gipser, Maler, Gärtner und Skulpteure.
„Ich hatte noch nie zuvor ein Schiff gebaut. Es gibt ein komplettes Glossar an Fachausdrücken, das man lernen muss, wenn man ein hölzernes Piratenschiff verstehen will“, erklärt Greg Callas. „Wir mussten den Poller und das Steuerrad, die Querpfeifenreling, den Besanmast, den Hauptmast und den Fockmast herstellen... all das sind Dinge, von denen ich noch nie in meinem Leben gehört hatte. Es waren viele Leute daran beteiligt, die Black Pearl auf die Beine zu stellen. Wir haben eine eigene Marine-Abteilung, die mithalf, dass das Schiff mit einem Dieselmotor lief. Eine Takelage-Abteilung war dafür zuständig, dass alle Schiffe mit Segeln ausgestattet wurden. Heutzutage wird das Takelwerk mit Drähten aufgezogen. Aber bei der Pearl wie auch der Flying Dutchman wurden die Segel ganz klassisch mit Seilen gesetzt. Und dann wurde alles auch noch auf alt getrimmt. Die Segel mussten so angefertigt werden, dass sie dem 18. Jahrhundert entsprachen. Man kann nicht einfach in einen Schiffsladen marschieren und sich diese Dinger kaufen. Alles, was man im Film zu sehen bekommt, musste eigens für ihn angefertigt werden.“
Die Black Pearl und die Flying Dutchman wurden jeweils mit vier kompletten Segeln von Grund auf gebaut. Alle weiteren Masten und Segel wurden später von den Technikzauberern von Industrial Light & Magic beigesteuert.
Auf dem riesigen Gelände in Palos Verde, auf dem sich einst der Wasserthemenpark Marineland befand und der sich durch seinen schier endlosen Blick auf den Pazifik auszeichnet, entwarf und baute Heinrichs für eine der Eröffnungssequenzen eine Port-Royal-Kirche, wo die geplante Hochzeit von Will und Elizabeth rüde von Lord Cutler Beckett und einer Truppe von Soldaten der East India Company unterbrochen wird. Es ist nicht wirklich ein Zufall, das exakt an der gleichen Stelle für FLUCH DER KARIBIK das Fort Charles von Port Royal errichtet worden war.
Der Bau der Kirche in Palos Verdes erwies sich als erster von vielen Kämpfen, die die Produktion fortan gegen einen völlig unberechenbaren Gegner auszufechten hatte: Mutter Natur. „Als wir mit dem Bau des Äußeren der Kirche begannen, fielen etwa 80 Zentimeter Regen“, erinnert sich Greg Callas. „Wir haben an dieser Location elf Tage wegen des Regens verloren. Also arbeiteten wir die letzten zwei Wochen rund um die Uhr, um die verlorene Zeit wieder reinzuholen und den termingemäßen Dreh zu ermöglichen.“
Es war ein geradezu grausamer Zufall, dass man für die drei geplanten Drehtage an diesem Set ausgerechnet wolkenbruchartigen Regen benötigte. Der wurde dann von der Spezialeffekt-Abteilung beigesteuert.
Dann ging der Dreh in Studio 1 in den Walt Disney Studios in Burbank weiter. Dort hatte man mit verblüffendem Realismus die Waffen- und Aufbewahrungsdecks der Black Pearl entworfen und gebaut. Das prägepolierte Holz sah aus, als hätte es bereits 50 Jahre auf hoher See auf dem Buckel – und nicht erst ein paar Wochen. Von Setdekorateurin Cheryl Carasik mit der entsprechenden Ausstattung ausgeschmückt, also überkreuzten Hängematten im Aufenthaltsdeck, historisch korrekten Körben, Seilen und leise schwingenden Laternen, ergab sich eine perfekte Illusion von Realität. Das Set wurde auf einer frei beweglichen Vorrichtung mit vier hydraulischen Kolben angebracht, mit deren Hilfe eine stetige Meeresbewegung simuliert wurde. Den Darstellern und der Crew wurde dadurch ein gewisser Vorgeschmack gegeben, was sie später beim Dreh auf der wahren Black Pearl in der Karibik erwarten würde.
In den Disney Studios wurden in Studio 5 für Innenaufnahmen auch die Kapitänskajüten der Black Pearl und der Edinburgh Trader gebaut. Captain Jacks Kajüte ist mit schimmernden Details aus der Epoche angefüllt. Ein Großteil des Inneren besteht aus wunderschön gemasertem Mahagoni. Ein paar Meilen weiter waren Rick Heinrichs, John Dexter und Cheryl Carasik mit ihren Teams einstweilen auf dem Gelände der Universal Studios zugange, um der legendären „Europe Street“ eine extreme Generalüberholung zu verpassen. Ursprünglich 1939 für die Charles-Laughton-Version von THE HUNCHBACK OF NOTRE DAME („Der Glöckner von Notre Dame“) entstanden, wurde sie nun atmosphärisch in die Straßen und Hinterhofgassen von Port Royal und Tortuga umfunktioniert. Auf den Ladenschildern sieht man authentisch nach 18. Jahrhundert aussehende Schriften. Und mit Hilfe von ganz viel Seide wurde ein offener Hof in eine große Taverne in Tortuga verwandelt, wo Captain Jack und Will Turner nach einer Crew für die Flying Dutchman suchen.
Diese Sequenz kulminiert in einer ungestümen Keilerei, die von Stuntkoordinator George Marshall Ruge mit Hilfe seiner rechten Hand Dan Barringer bis ins kleinste Detail ausgearbeitet wurde. Die Szene erlaubte es Keira Knightley, eine erste Kostprobe ihrer Furchtlosigkeit zu geben: „Ich trainierte dafür etwa zwei Wochen in einem Studio in Los Angeles. Als dann der Drehtermin gekommen war, sah das Szenario etwas anders aus. Denn ich hatte in einem offenen Studio geübt – und jetzt musste ich die Stunts an einem engen, mit Leuten vollgestopften Ort absolvieren. Zudem drehten wir mitten in der Nacht. Ich kam mit meinen Tricks erst um vier Uhr morgens an die Reihe, was nicht wirklich die allerbeste Zeit für eine Kampfsequenz ist. Bis dahin trank ich halt Kaffee... viel Kaffee.“
„Keira lernt sehr schnell“, weiß Ruge. „Sie ist sehr athletisch. Wir hatten alle schon viel gesehen, aber die ganze Crew war beeindruckt davon, was Keira auf dem Kasten hatte. Wenn man spontanen Applaus am Set bekommt, dann ist das ein gutes Zeichen.“
Ruge, der auch schon bei FLUCH DER KARIBIK für die unglaublichen Stunts verantwortlich war, war höchst erfreut, es mit so vielen Leuten zu tun zu bekommen, die schon beim Original dabei gewesen waren. Vor allem auf die Stars freute er sich. „Johnny ist ein Naturtalent. Er lässt es sich bloß nicht anmerken, wie leicht ihm das alles fällt“, sagt der Stuntkoordinator. „Er ist ein ausgezeichneter Athlet, der all die Action auch noch mit den untrüglichen Charaktereigenschaften seiner Figur anreichert. PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 ist der fünfte Film, den ich mittlerweile mit Orlando gedreht habe – und allesamt waren sie große Actionfilme. Er ist ebenfalls ein fantastischer Athlet, und er liebt es, Actionszenen zu drehen. Und Keira erzähle ich weiterhin: Sollte ihre Karriere mal nicht mehr so gut laufen, muss sie sich nur ein T-Shirt und eine Mütze überstreifen, dann kann sie sofort bei uns im Stuntteam mitmachen. Ihre Körperlichkeit ist unbeschreiblich.“
Hunderte von bunt gemischten Statisten in authentisch schmutzigen und abgetragenen Kostümen von Designerin Penny Rose und perfekt geschminkt und frisiert, um auszusehen wie gemeine Schurken, bevölkerten die ohrenbetäubend laute und im flackernden Kerzenlicht schimmernde Taverne. Im Inneren wurden auf langen Tafeln Unmengen an Speisen gereicht, die den anwesenden Piraten gut zu Gesicht standen. Dazu gehörte eine sämige Suppe, die in ausgehöhlten Brotleibern gereicht wurde. Nicht von ungefähr erinnerte dieses Gericht an eine Speise, die im New Orleans Square in Disneyland gereicht wird – nur wenige Meter entfernt vor dem Eingang zur „Pirates of the Caribbean“-Attraktion. Die Cateringspezialisten von PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 bestehen darauf, dass etwaige Ähnlichkeiten rein zufällig seien.
Während des kompletten Drehs des Films war Penny Rose nicht wegzudenken von den Sets. Mit scheinbar unerschöpflicher Energie nahm sie jedes einzelne Kostüm an jedem einzelnen Körper persönlich ab, ob es sich nun um einen der Stars handelte oder einen einfachen Statisten, der als sechster Pirat von links fast nicht im Bild ist. Lee Arenberg merkt an: „Penny ist unglaublich. Sie saß da mit einem Berg von Kostümen, nahm sich mit ihrem unbestechlichen Auge ein Kleidungsstück vor, bearbeitete es, ließ es altern und färben – und auf einmal hat man etwas vor sich, was mehr als nur ein Kostüm ist. Es hat richtig Charakter und passt perfekt zu der Figur, die man zu spielen hat.“
„Penny ist eine Naturgewalt“, sagt Tom Hollander, der als Lord Cutler Beckett zu sehen ist. „Sie ist eine wichtige Person in diesem Film, ihre Energie kennt keine Grenzen. In ihrem Garderobenlager ist Penny wie eine Kaiserin in einem Zelt der Stoffe, in dem ständig Assistenten ein- und ausgehen, die ihr neue Dinge bringen. ;Nein, die Brokade. Nein, das Gold. Bring das Blaue. Das Rot gefällt mir überhaupt nicht. Nein, weg damit. Wieder her damit. Näh es ab. Zieh es runter.’“
Rose hatte die Leitung einer Abteilung inne, die unter ihrer Aufsicht die gesamte Welt nach Stoffen und Materialien durchkämmte., aus denen die mehr als 8000 Kostüme entstanden, die für PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 und PIRATES 3 gebraucht wurden. Jedes einzelne davon entwarf sie mit Hilfe des Associate Costume Designer John Norster, Costume Supervisor Kenny Crouch (die sie beide als „die wichtigsten Männer in meinem Leben“ beschreibt) und einer großen Mannschaft von Fachleuten, die für die Kostüme, die Schnitte, das Altern/Färben, den Einkauf, die Bemalung und die Behandlung des Leders zuständig waren, sowie verschiedene Assistenten. Von allergrößter Bedeutung für Rose war es, dass die Kostüme bis ins kleinste Detail so aussehen mussten, als wären sie im 18. Jahrhundert hergestellt worden. „Mich interessiert nur real“, sagt sie kategorisch. „Die Geschichte steckt voller Fantasy. Die Kostüme nicht. Wir wollen, dass diese Kostüme aussehen, als wären sie schon ewig getragen, als hätte man schon oft in ihnen geschlafen. Das Altern und Färben ist in einem Historienfilm absolut unumgänglich. Ich will nicht, dass die Menschen im Film aussehen, als kämen sie gerade aus einem Laden. Das ist ein ganz spezielles Feld, das stark unterschätzt und unterbewertet wird. Die Menschen, die diese Kunst beherrschen, sind Genies, weil sie sehr subtil sein müssen. Und sämtliche Schuhe stecken wir erst einmal mit ein paar Felsbrocken in einen Zementmixer. Wenn wir sie wieder herausnehmen, sind sie um fünf Jahre gealtert.“
Die Kostüme von Penny Rose für die Hauptfiguren lassen die Veränderungen in ihren Figuren erahnen. Für PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 gibt es so gut wie keine Änderungen bei Johnny Depps Kostüm. „Johnny fühlt sich einfach genau richtig an“, meint Rose. „Er hat ein paar Sachen hinzugefügt. Er ist ein ausgesprochen nachdenklicher, um seine Figur besorgter Schauspieler, dem es sehr wichtig ist, wie er vor der Kamera aussieht.“ Captain Jack Sparrows mittlerweile berühmter Look entstand beim ersten Film dank einer Zusammenarbeit von Penny Rose, Haupt-Makeup-Künstler Ve Neill, Haupt-Haar-Stylist Martin Samuel und natürlich Depp selbst. „Dass ich etwas Zeit mit Keith Richards von den Rolling Stones verbracht hatte, war sicherlich eine Hauptinspiration für die Figur“, bestätigt der Schauspieler. „Ich traf ihn mal da, mal dort. Und jedes Mal hatte er sich etwas Neues ins Haar geflochten. ,Was hast du da runterhängen?’ fragte ich ihn, und Keith antwortete: ,Ach, das habe ich mir auf den Bermudas zugelegt.’ oder so etwas in der Art. Das passte sehr gut für Jack Sparrow, der auf seinen Reisen und bei seinen Abenteuern immer wieder Dinge sieht, die er sich schnappt, um sie für sich zu behalten und ins Haar zu flechten. Jedes kleine Souvenir erzählt eine eigene Geschichte. Da ist zum Beispiel dieser Knochen, der direkt über seinem Bandana hängt. Das ist das Schienbein eines Rentiers. Dann hat Jack noch diese herunterbaumelnden Kleinigkeiten, Bändchen, einen Hühnerfuß, ein Fruchtbarkeitssymbol, merkwürdige Tierschwänze. Keine Ahnung, wo er die herhat. Vielleicht war es sein Mittagessen.“
„Im ersten Film war Will Turner ein Schmied, der in die Tochter des Gouverneurs verknallt war. Mittlerweile ist er erwachsener und sieht etwas aufregender aus“, kommentiert Rose. „Orlando und ich steckten die Köpfe zusammen und unterhielten uns. Ich fand, dass wir Will etwas weltgewandter aussehen lassen sollten. Lange Zeit trägt er einen olivgrünen Lederpiratenmantel, der ihn etwas imposanter aussehen lässt.“ Bloom sagt: „Penny hat tolle Arbeit geleistet, Will von einer ganz neuen Seite zu präsentieren und ihn etwas lockerer erscheinen zu lassen. Der Ledermantel, den wir für Will auswählten, ist so etwas wie die Bikerjacke der Piratenära. Die Schwertkämpfe und das Waten durch Wasser in dem langen Mantel erwiesen sich als Herausforderung, um es mal vorsichtig auszudrücken, aber die Anstrengungen waren es wert. Pennys Vision für Will und die anderen Figuren hat beträchtlich dazu beigetragen, sie zu Leben zu erwecken.“ Man sollte noch hinzufügen, dass zu Wills Hauptkostüm eine cremefarbene, bestickte Weste gehört, die Rose aus antikem Tischleinen nähte, den sie in Paris entdeckt hatte – ein perfektes Beispiel für ihre Entschlossenheit, jeden möglichen Stoff zu verwenden, um ihre Designziele zu erreichen.
„Keira hat in PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 wenigstens drei verschiedene Looks“, erzählt Rose weiter. „Denn auch Elizabeth verändert sich und wird erwachsener. Keira ist todesmutig und probiert alles einmal aus. Also gefiel es ihr, dass sie in diesem Film die meiste Zeit in einem Jungskostüm steckt. Außerdem trägt sie ein wunderschönes Hochzeitskleid, aber wir sehen es nur patschnass vom Regen.“
„Nachdem ich mit Penny bei FLUCH DER KARIBIK und KING ARTHUR gearbeitet habe, habe ich das Gefühl, als hätte ich mein gesamtes Leben mit ihr verbracht. Ich liebe es“, sagt Knightley. „Sie ist im allerbesten Sinne eine Perfektionistin. Einer meiner Lieblingsmomente ist kurz vor Drehbeginn, wenn ich die Kostüme mit Penny anprobiere und miterleben darf, wie sie über aberhunderte von Kostümen thront. Aber wenn man in den Umkleideraum geht, dann kommt sie sofort zur Sache. Wenn ein Knopf auch nur einen Millimeter an der falschen Stelle sitzt, dann wird sie ihn neu annähen. Wenn es eine Stelle gibt, die durch ein wenig Stickerei gewinnen würde, dann sieht sie das sofort. Sie ist eine Lady mit großer Durchsetzungskraft. Ich bin froh, dass ich sie um mich haben darf.“
Einige der neuen Figuren brachten die kreativste Seite von Rose zum Vorschein. Sie berichtet: „Ich liebte die Arbeit an Tia Dalma, was nicht einfach war, denn sie ist eine Figur, die in einem Sumpf haust und gleichzeitig glamourös und abstoßend ist. Man würde ihr nicht zu nahe kommen wollen, und doch fühlt man ihre weibliche Macht. Ich habe es sehr genossen, mit der liebreizenden Naomie Harris zu arbeiten.“
„Ich liebe wirklich alles, was sie sich zu Tia Dalma haben einfallen lassen“ begeistert sich die bildschöne Naomie Harris, die man mit ihrem Makeup, ihrer Frisur und ihrem Kostüm als geheimnisvolle Seherin kaum wiedererkennt. „Pennys Kostüme, das Makeup von Ve Neill, das Haar von Martin Samuel. Ich finde, das ist alles wunderbar. Ich habe mich selbst nicht im geringsten wiedererkannt, als ich in den Spiegel blickte. Genau so sollte es auch sein. Ich liebe es, dass Tia Dalma so eine wilde, erdverbundene, verrückte Figur ist, weil ich so etwas noch nie in meinem Leben gespielt habe. Das ist wirklich befreiend.“
Obwohl die physikalischen Details von Bill Nighys Davy Jones später am Computer entstanden, entwarf Rose nichtsdestotrotz ein richtiges Kostüm, das später den Künstlern von Industrial Light & Magic bei ihrer Arbeit als Modell diente. „Sie fotografierten Bill in seinem Kostüm aus jedem erdenklichen Winkel, weil man ein Konzept nicht auf einen grauen Referenzanzug übertragen kann“, sagt sie.
Mit Stellan Skarsgard hatte Rose zuvor bereits an KING ARTHUR gearbeitet. Sie freute sich auf eine weitere gemeinsame Zusammenarbeit und die Aussicht, den berüchtigten Stiefelriemen Bill einzukleiden. Anders als bei Bill Nighy wurden Skarsgards Kostüm, Makeup und Haare tatsächlich live von der Kamera aufgenommen. Deshalb mussten Makeup-Designer Ve Neill, Haupt-Haar-Stylist Martin Samuel und Penny Rose ihre Kräfte vereinen für einen ausgefallenen Look. Ein Look, der so ausgefallen war, dass der Schauspieler täglich drei bis vier Stunden in den Makeup- und Friseur-Wohnwägen zubringen musste, um in die Figur verwandelt zu werden.
Die umfangreiche Arbeit von Neill und Samuel trug beträchtlich zu dem Gesamtlook und der daraus resultierenden Atmosphäre des Films bei. Ragettis Holzauge ist mittlerweile sozusagen beinahe selbst eine eigenständige Figur des Films. Schauspieler Mackenzie Crook musste nicht eine, sondern zwei Kontaktlinsen tragen, übereinander. „Das ist unbequem“, gibt er freimütig zu. „Aber es ist nicht schmerzhaft. Und es ist wichtig für die Figur. Ohne das Holzauge wäre Ragetti nur ein Pirat unter vielen.“ Als Privatperson musste Crook noch nie Kontaktlinsen tragen. „Ich wurde also ins kalte Wasser geworfen“, lacht der Schauspieler. Was den schockierenden Zustand der Zähne der Piraten anbetrifft, der jedem Zahnarzt ein freudiges Lächeln entlocken würde: Es handelt sich einfach nur um geschickt angebrachte Prothesen und etwas Farbe.
In den Disney Studios verbrachte die Produktion auch eine Woche auf dem riesigen „Pantano River“-Set, in dessen Mitte das heruntergekommene, aber liebevoll geschmückte Baumhaus von Tia Dalma zu finden ist. Studio 2 ist mehr als 60 Meter lang und 45 Meter breit, und doch war jeder Zentimeter von dem Set belegt. Auf hinreißende Weise wurde dort das karibische Sumpfland eines Flusses heraufbeschworen, der von kahlen, überwachsenen Bäumen und klapprigem Gestrüpp gesäumt wird. Dieses Set war zugleich die offensichtlichste Verbeugung vor der originalen „Pirates of the Caribbean“-Attraktion in Disneyland. „Ich kann mich noch erinnern, wie ich als Kind die Episode ,The Wonderful World of Color’ sah, in der die ,Pirates’-Attraktion vorgestellt wurde“, erzählt Rick Heinrichs. „Ich war völlig hingerissen. Die Gelegenheit, an einem Film zu arbeiten, der sich darauf bezieht, ist in meinen Augen ein Tribut vor Designern wie Marc Davis und all den anderen, die solch unglaubliche Arbeit geleistet haben. Es war mir ein großes Vergnügen, das zu machen.“ (In der Tat war Heinrichs erste Beschäftigung in Hollywood bei Disneys WED Enterprises, als noch viele der ursprünglichen Schöpfer der „Pirates of the Caribbean“-Attraktion dort arbeiteten.)
Es war kein Zufall, dass ausgerechnet dieses Set von dem legendären Francis Xavier „X“ Atencio besucht wurde. Atencio ist eine „Disney-Legende“: Er schrieb das Drehbuch für die originale Themenpark-Attraktion – basierend auf Konzepten und Storyboards einer anderen Disney-Größe, Marc Davis – sowie die Texte zu George Burns’ Musik, die die Fahrt begleitet. Darunter befindet sich der wohl berühmteste Shanty der Welt, „Yo Ho (A Pirate’s Life For Me“). Die Produktionscrew von PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 rollte entsprechend den roten Teppich aus für „X“. Er wurde mit einem eigenen Regiestuhl geehrt und Jerry Bruckheimer, Gore Verbinski, Johnny Depp, Orlando Bloom, Keira Knightley und noch viele mehr aus Cast und Crew schüttelten ihm die Hand und zollten ihm den gegebenen Respekt. Verbinski sprach für alle, als er sagte: „Ohne diesen Mann wäre keiner von uns im Augenblick hier.“
Tia Dalmas Hütte ist über und über mit dem Schnickschnack übersät, den die Seherin für ihre kunstvolle Profession benötigt. „Ich habe nie zuvor eine gruselige, Hoodoo-Voodoo-1720er-Bayou-Inneneinrichtung auf die Beine stellen müssen“, lacht Setdekorateurin Cheryl Carasik. „Gore wollte, dass viel von der Decke hängt. Also bereiteten wir mit Juwelen dekorierte Flaschen und getrocknete Kräuter vor. In die Flaschen steckten wir Spinnen, Augenbälle und Pilze, die tatsächlich zu wachsen begannen. Und überall gibt es ausgestopfte Tiere zu entdecken.“
Die kombinierte Arbeit von Heinrichs, dem künstlerischen Leiter John Dexter und Carasik erwies sich als Inspiration für alle Anwesenden. „Eines der schönsten Komplimente war von Johnny, als er in Tia Dalmas Hütte spazierte und mir erzählte, dass er wirklich nicht wüsste, was er hier drin machen sollte, aber dass es hier so viele Sachen gäbe, mit denen er spielen wolle, dass er sich fühle wie ein Kind im Süßigkeitenladen. Johnny hat das Talent, irgendein billiges Schmuckstück vom Tisch zu nehmen und daraus ein wunderbares Requisit zu machen.“
„Das Pantano-River-Set bei Disney wurde so entworfen, dass es der tatsächlichen Location entspricht, die wir für die Sequenz in Dominica gefunden hatten, den Indian River“, erklärt Baukoordinator Greg Callas. „Die Bloodwood-Bäume, die man in der Nähe des Flusses findet, sind so außergewöhnlich, dass wir sie in der Bühnenhalle mit Hilfe von Stahl, Schaumgummi und Gummiwalzern mit Blättern aus Seide dran nachbauen mussten. Das bereitete uns viel Arbeit. Außerdem bauten wir einen Wassertank über dem Boden der Halle, den wir mit zwei Millionen Liter Wasser füllten, womit wir die gewünschte Atmosphäre der Feuchtigkeit und Schwüle erzielten.“
Nach Abschluss der Pantano-River-Sequenz ging es für die PIRATES-Kompanie zurück zu den Universal Studios, wo man einen ersten Vorgeschmack auf die „richtige“ Flying Dutchman bekommen konnte: Ein exakter Nachbau des Hauptdecks war hier gebaut worden, für Sequenzen mit Orlando Bloom, Bill Nighy, Stellan Skarsgard und weiteren Schauspieler, allesamt gewandet in graue Anzüge wie sie auch Nighy trug, die die bizarre Crew des Schiffes ausmachten.
Auf in die Karibik: Rückkehr nach „Vincy“
Am 28. Februar 2005 packten Cast und Crew von PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 ihre Koffer, verabschiedeten sich von ihren Lieben und zwängten sich in einen gecharterten L-1011-Jet, der die Westindischen Inseln ansteuerte. Startschuss für eine Reise von Location zu Location, die beinahe ein Jahr andauerte und sich selbst als unerhörtes Abenteuer, wie man es nicht hätte vorhersagen können, sowie als Herausforderung, wie man es sich nicht hätte vorstellen können, erwies.
Das erste Ziel waren die Inselrepublik St. Vincent und die Grenadines, 13 Grad nördlich vom Äquator. Weil es für den Tourismus nicht allzu erschlossen ist, was unter anderem seinen Reiz ausmacht, kann der Flughafen von St. Vincent keine Flugzeuge landen lassen, die größer sind als zweimotorige Pendlermaschinen. Deshalb musste der PIRATES-Flieger die benachbarte Insel St. Lucia ansteuern, die zwischen St. Vincent und Martinique liegt, und die Crew in einer zweistündigen Fährenfahrt zu ihrem eigentlichen Ziel bringen. Seekrankheit sollte sich bei den Dreharbeiten als ständiger Wegbegleiter erweisen. Und bei dieser ersten Seereise wurde dafür gleich der Auftakt gemacht.
Gleichzeitig befand sich bereits eine gewaltige Menge an technischer Ausrüstung und Material via Luft und See auf dem Weg zu den Inseln – der Aufwand erinnerte an eine militärische Unternehmung. „Das wichtigste Equipment schickten wir mit Flugzeugen“, erinnert sich Unit Production Manager Doug Merrifield. „Aber wir charterten auch einen Frachter, beluden ihn mit unseren Rollwagen und Containern und schickten ihn nach St. Vincent und später nach Dominica und schließlich Richtung Bahamas. Für die Einwohner der Inseln was es regelmäßige Nachmittagsunterhaltung, einer Prozession von einem Ende der Insel zum anderen beizuwohnen, wann immer unser Ausrüstung am Hafen ankam.“
Etwa 300 Crewmitglieder wurden von Los Angeles, Großbritannien und vielen anderen Orten der Welt nach St. Vincent geschifft. Die Anzahl nahm noch einmal massiv zu durch die ansässigen Inselbewohner, die nach Bedarf in den unterschiedlichen Abteilungen angestellt wurden. Weil es in St. Vincent keine großen Ressorts gibt, wurden die Crewmitglieder in 43 verschiedenen Hotels, Gasthäusern, Bed and Breakfasts, Wohnungen und Apartments, verteilt über den Westen der Insel, untergebracht. Für viele in der Mannschaft war es so etwas wie eine Heimkehr, da bereits der erste FLUCH DER KARIBIK in zweimonatigen Dreharbeiten auf St. Vincent gedreht worden war.
In die Karibik wurde außerdem ein regelrechter Zoo geschickt, der von Boone Narr und Mark Harden von Animals for Hollywood trainiert und begleitet wurde. Darunter befanden sich zwei Kapuzineraffen, zwei Macaw-Papageie, ein Dutzend Ziegen, drei Schweine, zwei Schimmel, zwei Kutscherpferde, drei Dutzend Hühner, sechs Kühe und 14 Raben. Bereits im ersten Film hatten ein paar Tiere, darunter der Gefängnishund, Jack der Affe und Cottons Papagei, die Gelegenheit, im Rampenlicht zu stehen. In der Fortsetzung würde es nicht anders sein. Der Papagei des stummen Cotton wird tatsächlich von zwei Macaws dargestellt, lebhafte Vögel, die auf die passenden Namen Chip und Salsa hören. „Der eine fliegt sehr gut, der andere sitzt ausgezeichnet“ merkt David Bailie an, der den zungenlosen Piraten darstellt. „Mann, ihr solltet ihn mal quäken hören. Ihr habt keine Vorstellung, wie sich das Gekreische anhört, wenn das Tier fünf Zentimeter von deinem Ohr entfernt sitzt. Danach klingelt einem der Kopf.“
Der Gefängnishund, den das Publikum bereits in der PIRATES-Themenpark-Attraktion sowie im ersten Film ins Herz geschlossen hatte, wird nun von Chopper gespielt, einem unglaublich schlauen achtjährigen Terrier-Mischling. Twister, der die Rolle in FLUCH DER KARIBIK innehatte, genießt mittlerweile nach Jahren vor der Kamera im Kino und Fernsehen seinen wohlverdienten Ruhestand. Wie viele der anderen Stars von PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 musste allerdings auch Chopper täglich eine gewisse Zeit beim Makeup verbringen, weil der Farbton seines Fells an den von Twister angepasst werden musste. „Chopper hat einen schicken kleinen Wohnwagen mit Air Condition, in dem er sich mit Vorliebe aufhält. Manchmal gestattet er es mir, dass ich mich zu ihm geselle“, meint Boone Narr augenzwinkernd. „An seinem freien Tag erwartet er dann, dass ich mich um ihn kümmere und ihn spazieren führe. Ich bin also rund um die Uhr für ihn da. Er hat mich gut erzogen.“
Wie schon im ersten Film wurde die wunderschöne kleine Bucht Wallilabou Bay im Norden der Hauptstadt Kingstown als Drehort für die Außenaufnahmen von Port Royal und Tortuga ausgewählt. Anstatt die lange und kurvige (und bisweilen trügerische) Straße von Kingstown nach Wallilabou zu nehmen, zog es der Großteil der Crew vor, den kürzeren Wasserweg zu nehmen, eine wunderschöne Reise entlang der üppig bewachsenen Küstenlinie mit ihren Palmen, Bananen-Plantagen, von Wolken bedeckten Bergen und bunt angemalten Häusern. Manche der eingeschworenen Landratten unter den Crewmitgliedern verbrachten in den ersten Wochen mehr Zeit auf dem Wasser als in ihrem ganzen bisherigen Leben, tuckerten zwischen den drei Startpunkten zwischen Kingstown und Wallilabou hin und her, genossen die warmen tropischen Winde, den Sonnenschein und die spektakuläre Sicht. Allerdings musste man sich sich hin und wieder auch mit schweren Regenfällen und rauer See anfreunden.
Wenn jemand auf der Insel gelandet wäre, der keine Ahnung gehabt hätte, dass in Wallilabou PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 gedreht wird, hätte er unweigerlich glauben müssen, dass er am anderen Endes eines Zeittunnels angekommen ist. Es war, als hätte man die Uhr 300 Jahre zurückgedreht, zu den Tagen, als die europäische Hegemonie über die Karibik unentwegt von Piraten, die die Gewässer bevölkerten, auf eine schwere Probe gestellt wurde. Rick Heinrichs und sein Team errichteten Port Royal mit noch größerem Detailreichtum als im ersten Film. Neu hinzu kamen die Strukturen für das Dock und die Büros der East India Trading Company. In der Bucht lag eine Reihe von beachtlichen Schiffen der Zeit vor Anker. Am auffälligsten war die 60 Meter lange HMS Bounty, die im Film als Edinburgh Trader zu sehen ist.
Die Bounty kann wie ihr realer Namenspate auf eine überaus abenteuerliche Geschichte zurückblicken. Sie wurde für die 1962 entstandene Neuverfilmung von MUTINY ON THE BOUNTY („Meuterei auf der Bounty“) von Metro-Goldwyn-Mayer mit Marlon Brando, Trevor Howard und Richard Harris gebaut und war das erste Schiff, das vom Kiel aufwärts und speziell für einen Film gebaut wurde. Der Bau der Bounty begann im Februar 1960 in Lunenburg in Nova Scotia und währte sieben Monate lang. Dafür kamen im Smith and Rhuland Shipyard mehr als 130.000 Meter Holz zum Einsatz. Nach Fertigstellung setzte sie Segel mit Ziel Tahiti, wo der Film gedreht wurde. Obwohl die historische Bounty knapp 30 Meter maß, hatte der Nachbau für den Film eine Länge von 40 Metern, um den Kameras mehr freie Bewegung während des Drehs zu gestatten. Ihre Höhe vom Deck zur Spitze des Großmasts beträgt 35 Meter. Für MUTINY ON THE BOUNTY legte das Schiff eine 7327 Meilen weite Reise von Lunenburg nach Tahiti via Panamakanal in 33 Tagen zurück. 43 Jahre später musste die Bounty unter Kapitän Robin R. Walbridge lediglich 2096 Meilen in 14 Tagen zurücklegen, von Bayou La Batre, wo man sie als „Edinburgh Trader“ neu ausstattete und neu bemalte, nach St. Vincent. Zwischenstopps wurden in Miami und Mayaguez, Puerto Rico, eingelegt.
In der Wallilabou Bay gesellten sich weitere prächtige Boote aus allen Ecken der Erde zur Bounty - unter der Aufsicht von Marine-Koordinator Dan Malone, Assistant Coordinator Bruce Ross und Picture Boat Coordinator Will White und deren Team, das von Schiffskapitänen, Wassersicherheitspersonal, Technikern und Segelexperten unterstützt wurde, sowie der Takelage-Crew um Courtney Anderson und Hafenmeister Douglas „Kino“ Valenzuela, der meist die Kontrolle über den Wasserverkehr übernahm. Dazu zählte die Sloop Providence, eine 35 Meter lange Kampfschaluppe mit Toppsegel, ein Replikat des ersten Schiffs von Rhode Island, das man in PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 als „Perseverance“ sieht. Die Providence verließ ihre Heimat in Rhode Island im Januar 2005 während eines Schneesturms, um in Alabama auf den Film vorbereitet zu werden. Von Bayou Le Batre segelte sie in nur 15 Tagen nach St. Vincent. Weitere Schiffe waren die St. Peter, ein 25 Meter langer Schoner aus Antigua, und die Unicorn, eine 50 Meter lange Bark aus St. Lucia, die als „Terpsichore“ zu sehen ist. Die Unterstützungsflotte in „Walli“ umfasste zwölf Unterstützungsschiffe unterschiedlichster Bauart, sowie ein Dutzend britischer Langboote, die man nach Plänen aus dem 18. Jahrhundert originalgetreu nachgebaut hatte.
Das Hauptset des neuen und verbesserten Port Royal war das beeindruckende Hauptquartier von Lord Cutler Beckett mit einer riesigen Weltkarte als Blickfang, die seine Philosophie von „Heute die Karibik, morgen die ganze Welt“ perfekt versinnbildlicht. „Wir nahmen das Port-Royal-Set aus FLUCH DER KARIBIK noch einmal genau unter die Lupe“, sagt Rick Heinrichs. „Die Herausforderung für uns bestand darin, das Publikum wissen zu lassen, dass es sich am selben Ort befindet, gleichzeitig aber auch zu vermitteln, dass einige Zeit seit dem ersten Abenteuer verstrichen ist. Ironischerweise fanden wir das Originalset in Wallilabou zwei Jahre nach dem Dreh des ersten Films wieder vor und wollten all das benutzen, was davon übrig geblieben war. Keine zwei Monate vor Beginn der Dreharbeiten von PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 wurde die Gegend von einem gewaltigen Unwetter heimgesucht, das die verbliebenen Sets in die See spülte. Also mussten wir doch alles noch einmal neu bauen.“
Auf dem Dock der East India Company stellten Setdekorateurin Cheryl Carasik und ihre Assistenten eine Vielzahl von Schiffsfracht und anderen Gütern auf die Beine. „Wir haben minuziöse Nachforschungen angestellt und uns auszumalen versucht, was sie wohl importieren und exportieren würden. Wir ließen spezielle Elefantenstoßzähne – keine echten selbstverständlich – in Los Angeles anfertigen, weil Elfenbein damals überaus gefragt war. Wir hatten Teeschachteln, Seide, Hühner in Käfigen und alle möglichen anderen Bündel. In der letzten Minute fiel Gore ein, dass er gerne ein Fischerdörfchen seitlich am Rand im Blickfeld von Lord Cutler Becketts Büro haben würde. Also fuhr ich ins nächstgelegene Dorf von Wallilabou Bay und sah mir an, wie sie ihre Fische auf Matten aus Stöcken und Bambus trockneten. Wir kauften ihnen Fischernetze und 40 frische Fische ab.“
„So etwas hatte ich noch nie vorher gesehen“, erzählt Tom Hollander über seine Drehtage in Wallilabou Bay. „Nur bei dieser Produktion kann man sich umdrehen, aus dem Fenster sehen und zuschauen, wie 850 Leute die Takelage an einem uralten Schiff hochziehen, während dahinter eine anderes Schiff seine Kreise zieht. Auf eine gewisse Weise ist das hyperreal. Das Szenenbild ist ehrfurchtgebietend; der Standard, auf dem gearbeitet wird, ist bemerkenswert. Wir spazieren ja nur an die Drehorte, sehen uns um und sagen: ,Oh ja, das sieht gut aus’. Aber es ist offensichtlich, dass da viel Aufwand hinter derart detaillierter und umfassender Arbeit steckt. All diese Leute sind absolute Experten auf ihrem Gebiet. Ihre Kreativität ist an Inspiration nicht zu übertreffen.“
„Die Sets dieses Films unterstützen die ganze Arbeit, die wir hier leisten“, meint Jonathan Pryce. „Authentizität und Detailgenauigkeit sind absolut umwerfend. Da war zum Beispiel eine Szene mit mir und Tom Hollander in Becketts Büro in Port Royal. Normalerweise würde man eine ziemlich intime Szene wie diese zwischen zwei Schauspielern in einer Studiohalle drehen. Aber in unserem Film sieht man aus dem Fenster und man kann das komplette Leben auf den Docks beobachten. Schiffe werden beladen. Bananen werden an den Landungsstegen auf und ab getragen. Boote fahren vorbei. Das ist ein hervorragender Ansatz, eine wunderbare Mischung aus altmodischem Filmemachen und moderner Technologie.“
Typisch für die Detailverliebtheit des Films sind die Unmengen von Gütern, die aus dem Truck von Requisiteur Kris Peck wie aus einem Füllhorn quollen. An einem Punkt hatten Peck und sein Requisitenassistent Michael Hansen acht Lastwägen mit Requisiten in den vier Ländern stehen, in denen PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 gedreht wurde. Sie waren allzeit bereit, jedes notwendige Requisit bereit zu halten, um einen Schauspieler, Statisten und Stuntman auszustatten. Ein Großteil der Arbeit von Peck fand in Absprache mit dem Art-Department von Rick Heinrichs statt oder aber auch, wenn nötig, mit den Spezialeffekt- und anderen technischen Abteilungen. Für die benötigten Pistolen, Schwerter, Dolche und anderen Waffen arbeitete Peck eng mit Waffenexperte Kelly Farrah, eine Koryphäe auf diesem Gebiet, der auch als Historiker nicht ohne ist, und dem historischen Berater Peter Twist, der in dieser Funktion schon beim ersten Film mit dabei gewesen war, zusammen. Obwohl viele der Waffen Nachbildungen, oftmals realistisch aus Latex gearbeitet, sind, handelt es sich bei dem Schwert von Captain Jack Sparrow um ein Original aus dem 18. Jahrhundert (obwohl man nicht weiter erwähnen muss, dass bei den Kampfsequenzen eine weniger tödliche Kopie zum Einsatz kam). „Wir haben 300 Schwerter, und jedes einzelne wurde eigens für den Film angefertigt“, weiß Peck. „Die Piratenschwerter sind schartige, dreckige Angelegenheiten. Die Schwerter für Figuren wie Commodore James Norrington und Gouverneur Weatherby Swann sind natürlich viel edler. Und die Crewmitglieder der Flying Dutchman haben allesamt Schwerter, die mit Meereslebewesen verkrustet sind.“
Das wichtigste Requisit von allen ist natürlich – wie es der Untertitel im Original vermuten lässt – die Truhe des Todes, die mit ausgearbeiteten nautischen Motiven verarbeitet wurde. „Gore machte uns unmissverständlich klar, dass sich diese Truhe, da es sich ja um das Titelobjekt handelt, auf jedem Billboard, jedem Poster, jeder Bushaltestelle befinden würde. Deshalb mussten wir uns ganz besonders reinhängen“, sagt Peck. „Dabei zogen für dieses eine Requisit mehr unterschiedliche Abteilungen an einem Strang, als ich es jemals erlebt habe. Die Autoren, die Illustratoren, die Szenenbildner, die Skulpteure, die Formenhersteller und schließlich die Requisite – wegen der Mechanik – waren involviert. Die Truhe musste unzerstörbar aussehen, wie eine gusseiserne Pfanne.“
Wie beim ersten Film war der Dreh in „Walli“ die Hauptattraktion für sämtliche Inselbewohner. Außerhalb der Tore, mit denen das Set von der Hauptstraße abgegrenzt wurde, versammelten sich regelmäßig hunderte von Schaulustige, die die Gelegenheit nutzten, um sich zu unterhalten, Party zu feiern, einen Blick vom Dreh zu erhaschen und sich die Zeit zu vertreiben. Aus der Entfernung gaben die Heliumbeleuchtungsballons, die von Beleuchter Rafael Sanchez und seinem Team vorbereitet wurden, für die Inselbewohner und Touristen im Nachthimmel einen ausgesprochen surrealen Anblick. Die „Vincys“ sind sehr stolz auf ihr Land und empfinden eine gewaltige Genugtuung, dass einer der erfolgreichsten Filme der Kinogeschichte zum Teil auf ihrer kleinen, aber lebendigen Insel gedreht wurde – und dieses Erlebnis nun eine Wiederholung erfuhr. „,Pirates’ – Our Movie!“ hieß es in der Schlagzeile eines Artikels, den St-Vincent-Anwältin Vynnette A. Frederick für eine örtliche Zeitung schrieb. Darin heißt es: „,Pirates’ hat Hollywood in unser Zuhause gebracht. Der Film hat Geld in unser Staatssäckel gespült, er hat unseren Leuten Jobs verschafft, und wir können uns vor allem darüber freuen, dass wir uns jetzt wie Trinidad und Jamaika als Filmlocation bezeichnen können. Jedes Mal, wenn man die Küste an der windgeschützten Seite der Insel entlang fährt, ist es unmöglich, den Blick in Richtung Horizont schweifen zu lassen und nicht einen Blick auf die Black Pearl zu werfen.“
Achtung vor fallenden Kokosnüssen: Abenteuer in Dominica
So unbekannt ist die „Insel der Schönheit, Insel der Pracht“, wie die Nationalhymne des Commonwealth of Dominica stolz behauptet, dass einiges Privatgepäck von Crewmitgliedern versehentlich in die wesentlich bekanntere, aber weit entfernte Dominikanische Republik geliefert wurden. Die ehemalige britische Kolonie zwischen Guadeloupe im Norden und Martinique im Süden ist nur 45 Kilometer lang und 25 Kilometer breit und von 71.000 Seelen bevölkert. Für abenteuerlustige Öko-Touristen ist sie mittlerweile ein begehrtes Ziel geworden, doch vom Massentourismus ist Dominica bislang verschont geblieben. Und natürlich von großen Filmproduktionen.
Nach einer Scouting-Tour des Terrains der Insel war Gore Verbinski fest davon überzeugt, dass Dominica die richtige Kulisse für den Großteil der auf Land spielenden Filmszenen bieten würde. Produzent Jerry Bruckheimer unterstützte die Entscheidung des Regisseurs, weil ihm die Aussicht gefiel, dass der Film dadurch einen völlig unverbrauchten Look haben würde. „Wir wählten Dominica als Hauptdrehort aus, weil die Insel wunderschön und beinahe unberührt ist“, erklärt der Produzent. „Weil die Küste sehr zerklüftet ist, kann man mit Kreuzfahrtschiffen nicht anlegen, was der Grund ist, warum die Insel für Tourismus völlig unerschlossen ist. Die Landschaften, Dschungel und Berge sehen ganz anders als in anderen Filmen aus. Dominica ist einer der pittoreskesten Flecken Erde – und doch von Filmemachern noch nicht entdeckt.“ Verbinski und Szenenbildner Heinrichs wählten Dominica als Location für zwei wichtige Schauplätze von PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 aus: die witzige und erschreckende Insel, auf der ein Kannibalenstamm Jagd auf Captain Jack Sparrow macht, und Isla Cruces – beides erfundene Orte, die es vor den Dreharbeiten lediglich in den Köpfen der Filmemacher gab. Ein Großteil der Actionsequenzen waren für diese beide Schauplätze vorgesehen. Und das bedeutete, dass sich Schauspieler und Stuntleute für ihre Kapriolen auf schwierigem Terrain und in großer Hitze in Gefahr begeben müssten. Kann man sich für einen Piratenfilm etwas Besseres vorstellen?
„Dominica ist eine wunderbare Insel, aber die gewohnten Annehmlichkeiten findet man dort nicht vor“, berichtet Jerry Bruckheimer. „Wir stellten viele Menschen auf der Insel an, und sie waren brillant. Es ließ sich ausgezeichnet mit ihnen arbeiten. Aber wenn irgendein Teil der Anlage kaputt geht, muss man wenigstens zwei Tage warten, bis man von einer der größeren Inseln ein Ersatzteil erhält. Die Herausforderungen für die Produktion waren entsprechend gewaltig. Die Hotels waren nicht gerade luxuriös, aber alle hielten zusammen. Es war, als würde man ein Sommerlager besuchen. Viele Mitglieder von Cast und Crew hausten in Hütten, schliefen unter Moskitonetzen und aßen abends gemeinsam am Strand. Da mussten wir halt durch.“
„Wenn Gore einen Schauplatz fand, den man unmöglich erreichen konnte, dann war das meistens der, auf den seine Wahl fiel“, lacht der ausführende Produzent Bruce Hendricks. „Dominica sieht aus, wie die Karibik wohl vor 200 Jahren gewesen sein muss. Wir brauchten diese Wildheit und natürliche Schönheit, die die etwas ungewöhnlicheren und entlegeneren Orte, wozu Dominica zahlt, zu bieten haben. Wie alle großartigen Regisseure treibt Gore seine Leute dazu an, immer noch einen Schritt weiter zu gehen. Die Großen sind immer die, die den Sturm eines Hügels anführen, sie haben die Vision, Grenzen einfach zu ignorieren, künstlerisch wie technisch. Eine rational funktionierende Person würde nicht einen Gedanken daran verschwenden, die Orte, an denen wir gedreht haben, überhaupt aufzusuchen, geschweige denn 500 ihrer engsten Freunde und hunderte Tonnen an Equipment mitzunehmen. Man muss ein Ziel haben und stur sein wie ein Esel, um so etwas auf die Beine stellen zu wollen. Und auf Gore trifft das zu.“
„Dominica hat keine filmischen Präzedenzfälle“, meint Tom Hayslip, der in der Karibik als Production Supervisor fungierte. „Man hat dort bisher nur Dokumentationen und Naturfilme gedreht. Es war eine große Herausforderung für die Insel, die Masse an Leuten, die für den Film anreiste, überhaupt aufzunehmen.“ Und der erste Regieassistent Peter Kohn, der seinen Posten später an den vormaligen zweiten Regieassistenten Dave Venghaus weitergab, als seine Frau in den Wehen lag, gibt zu Protokoll: „Dominica hat ein ganz eigenes Wettersystem. In einem Teil der kleinen Insel regnet es, während am anderen Ende die Sonne scheint. Aus uns nicht weiter bekannten Gründen regnete es immer da, wo wir uns gerade aufhielten.“
Rick Heinrichs und Construction-Coordinator Greg Callas hatten gewaltige Aufgaben zu bewältigen. „Als ich die Drehorte zum ersten Mal sah, war ich mir nicht sicher, ob wir es schaffen würden“, gibt Callas zu. „Die Insel ist klein, aber wegen des schlechten Zustands der Straßen kann es bis zu drei Stunden dauern, bis man von einem zum anderen Ende kommt. Die Logistik war schier unmöglich, aber wir mussten die Wünsche und Bedürfnisse von Gore befriedigen. Das Art Department arbeitete hart, Dinge zu entwerfen, die an gewisse Orte passten. Und dann musste man erst einmal an diese gewissen Orte kommen. Weil Vorräte auf Inseln wie Dominics massiv limitiert sind, mussten wir alles selbst mitbringen. Wir waren unser eigener Handwerkerladen: Jeder Nagel, jedes Brett, jeder Sack Zement und Gips, literweise Farbe – alles stammte von uns. All das Equipment, das man als gegeben voraussetzt, wie Gabelstapler, gibt es nicht in Dominica. Also ließen wir es aus der Karibik und Südamerika anliefern. Wir setzten auf altmodische Bauweisen, weil das 21. Jahrhundert auf dieser Insel noch nicht angekommen ist.“
PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 begann seinen Dreh in Dominica zu einem Zeitpunkt, als der Wahlkampf um den Posten des Ministerpräsidenten so erhitzt geführt wurde, dass die letzten Präsidentschaftswahlen in den USA dagegen wie eine gepflegte Teegesellschaft wirken. „Man glaubt, dass solche eine entlegene karibische Insel nett und ruhig ist“, sagt Schauspieler Kevin R. McNally. „Aber bei meiner ersten Nacht in Dominica ging ich um zehn Uhr ins Bett, nur um kurz wenig später von ohrenbetäubendem Lärm auf den Straßen geweckt zu werden. Um Mitternacht begann die Wahlkampfveranstaltung. Das Pfeifen, Trommeln, die Musik, die aufheulenden Motoren, all das hielt bis sieben Uhr morgens an.“
Aber die Filmemacher hatten andere Dinge im Kopf als die Frage, ob nun Roosevelt Skerrit oder sein Herausforderer Edison James gewinnen würde (Skerrit konnte sich schließlich durchsetzen). Die großen Herausforderungen für Cast und Crew waren vielmehr das unvorhersehbare Wetter mit seiner drückenden Hitze, hohen Luftfeuchtigkeit und plötzlichen Unwettern, das Bewältigen der gefährlichen und engen Bergstraßen, die kaum breit genug für zwei entgegenkommende Personenwägen sind, geschweige denn für achtachsige Transportlastwägen, sowie die Gegenwart von Konstriktorschlangen, die zwar nicht giftig sind, aber doch über mächtige Muskelkraft verfügen, und anderer ungewohnter Flora und Fauna.
Das Produktionsteam war vorab angereist, um eine gesamte Infrastruktur für die PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2-Gemeinde zu errichten, inklusive Türmen für drahtlosen Telefon- und Internetverkehr. Mehr als 600 Mitglieder der PIRATES-Crew fielen über das gastfreundliche Dominica her, das wiederum 400 weitere Arbeiter für den Dreh bereitstellte. Wenn es stimmt, dass eine Armee nur so gut ist wie ihre gefüllten Mägen, dann trifft das auch auf diese Produktion zu: An den aufwändigsten Drehtagen musste Caterer Paul Kuzmich 780 bis 840 hungrige Mäuler stopfen. Alleine beim Frühstück verzehrten die hungrigen Filmemacher 1100 bis 1500 Eier, 50 bis 75 Kilo Speck, 80 Leiber Brot, 25 Kilo Wurst, 400 Stück Gebäck und zehn bis zwölf Körbe Obst. Mit Ausnahme einiger lokaler Leckereien musste alles aus den USA eingeflogen werden. In der Zwischenzeit oblag es Craft-Service-Maestro Ted Yonenaka und seiner nicht minder energetischen Assistentin Lea Anderson, die Cateringwägen an die entlegensten Stellen zu manövrieren, damit sich die Crew mit Wasser und Kuzmichs Speisen stärken konnte.
Der Dreh in Dominica begann am 18. April auf Hampstead Beach, ein ländlicher Streifen Sand mit Blick auf das türkisfarbene Meer im Nordosten der Inselküste, umgeben von üppigem und verworrenem Dschungel und Kokosnusspalmen. Tatsächlich waren einige der Pflanzen eigens für den Film angelegt worden. Art Director William Ladd Skinner hatte 7000 Pflanzen mitgebracht. Eine Reihe von Sequenzen wurden in und um Hampstead gedreht, unter anderem der Dreierschwertkampf zwischen Jack Sparrow, Will Turner und James Noprrington auf einem riesigen, frei rollenden Mühlrad, der sich als eine der komplexesten Actionszenen erwies, die jemals auf Film festgehalten wurde. Zu den Gefahren bei dieser bemerkenswerten Szene gehörten schwere Kokosnüsse, die beim Dreh bisweilen aus den 30 Meter hohen Palmenwipfeln fielen. Einige der Crewmitglieder trugen deshalb stets Bauarbeiterhelme. Und Gore Verbinski konnte man mit einem altmodischen Kokosfaserhelm im Stil von „Gunga Din“ bestaunen.
„Das Rad war für alle Beteiligten ein ausgesprochen kompliziertes Stück Arbeit“, erklärt Stuntkoordinator George Marshall Ruge. „Die körperlichen Anforderungen waren gewaltig – und die Sicherheitsbedenken waren auch nicht zu verachten.“ Die komplette Sequenz ist ein perfektes Beispiel für die Art von Symbiose zwischen den unterschiedlichsten Abteilungen, die die gesamt Produktion auszeichnete. Ruge erinnert sich: „Viele Abteilungen und Leute waren gefragt, damit diese Sequenz in die Realität umgesetzt werden konnte. Ich arbeitete beispielsweise eng mit den Koordinatoren für Spezialeffekte und visuelle Effekte, dem Szenenbilder, dem Art Director, der Requisite, der Bau-Abteilung, dem Kameramann und seinen Leuten zusammen. Vor allem aber war es natürlich Gores großartige Vision, sein Einsatz und seine Begeisterung, die die Sequenz möglich machte. Ich habe ihm immer dabei geholfen, jeden Aspekt nach seinen Wunschvorstellungen realisieren zu können.“
Das Rad wurde aus Stahl gebaut und später vom Art Department kunstvoll beschichtet. Es wog mehr als 850 Kilo und war sechs Meter hoch. Es gab zwei Versionen, eine davon eine Wagenfassung, die von Hilfsrädern gestützt wurde. Das Rad selbst wurde von Drähten an einer Seilwinde gezogen, während die Kameraplattform auf den Radwagen gebaut wurde, der es umgab. „Die andere Version wurde von uns liebevoll „Farbrolle“ genannt. Das Rad wurde an stählernen Zugstangen aus Stahl angebracht und von einem Laster gezogen, auf dessen Ladefläche teilweise die Kamera montiert wurde.“
Um das Rad etwas ruhiger rollen zu lassen, wurden vor dem Dreh ganz Pfade durch den Dschungel gezogen, denn wenn das Terrain zu rau gewesen wäre, „hätten die Darsteller unmöglich auf dem Rad bleiben und die notwendige Hand-Auge-Koordination, die für den Schwertkampf unabdingbar ist, beibehalten können.“
Bevor die Sequenz gedreht werden konnte, gab es im Verlauf einer fünfwöchigen Spanne immer wieder verschiedene Vorproduktionsproben und danach dreiwöchige Proben vor Ort, wann immer es der eng gesteckte Terminplan Ruge erlaubte, alle drei Schauspieler und sein Stuntteam zusammen zu bringen.
„Junge, Junge, ich werde nie die Gesichter von Gore und George vergessen, als die Zeit gekommen war, mich auf dem riesigen Rad zu platzieren“, erinnert sich Johnny Depp. „Gore musste einfach lachen, weil es ja doch eine eher absurde und bizarre Bitte für erwachsene Männer war: ,Okay, als nächstes würden wir dich gerne im Inneren eines Rades festbinden, an der Einfassung festklammern und dir ein Schwert in die Hand drücken. Während das Rad rollt, wirst du dich einige Male um deine eigene Achse drehen.’“
„Es war so bizarr, dass es irgendwie sehr reizvoll war“, lacht Depp. „Ich habe in Filmen schon so manche stumpfe und merkwürdige Dinge gemacht, dass es an einem gewissen Punkt einfach keine Überraschungen mehr gibt. Aber weil Gore und George nicht nur brillante Typen sind, die ihr Handwerk beherrschen, habe ich ihnen komplett vertraut. Und darum geht es beim Filmemachen.“
„Es ist wirklich eine herausragende Sequenz, die sich einfach nur Gore, Ted und Terry einfallen lassen konnten – und die George in die Tat umgesetzt hat“, sagt Orlando Bloom. „Wir haben viele Tage in diesem Rad verbracht, an einem Geschirr aufgehängt, mit verrückten Kämpfen, während es für uns ständig auf und ab ging. Es wäre eine lustige Attraktion in einem Themenpark – wenn das Ganze nicht so unbequem wäre.“ In das Rad wurden bisweilen auch die Kameramänner Martin Schaer und Josh Bleibtreu geschnallt, wo sie 360-Grad-Drehungen mitmachen mussten. Für sie war es nur eine von vielen unbequemen und ungewöhnlichen Positionen, in denen sie oder ihre Kollegen sich beim Dreh von PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 vorfanden.
Jack Davenport merkt an, dass zwar CGI-Elemente zum Einsatz kamen, um die Szene noch zusätzlich aufzupeppen, der Schwertkampf aber fast komplett live auf Film festgehalten wurde: „Es ist eine klassische Fechtszene mit Aufnahmen, die man nicht mogeln kann. Wenn man uns da kopfüber sieht, wie uns die Adern in der Stirn fast platzen, dann ist das echt.“
Aber nicht nur die Jungs hatten ihren Spaß bei der Szene. Die Sequenzen auf Dominica gaben Keira Knightley ein ums andere Mal die Gelegenheit unter Beweis zu stellen, was sie bei Actionszenen auf dem Kasten hat. Die furchtlose Schauspielerin meisterte alles, was Stuntkoordinator George Marshall Ruge von ihr verlangte. „Beim ersten Film bettelte ich um eine Fechtszene, aber habe keine bekommen. Diesmal habe ich gleich zwei davon, mit zwei Schwertern noch dazu, also war ich glücklich.“
Eine Sequenz, die zum Teil in Dominica und zum Teil später auf den Exumas gedreht wurde, sah es vor, dass Knightley zu den Schwertern greift und sich die Crewmitglieder der Flying Dutchman vornimmt. „Es war unglaublich heiß und wir befanden uns in einem hinreißenden Feld mit Kokosnusspalmen“, erinnert sie sich. „George und sein Stuntteam waren so fantastisch. Sie sind so geduldig und führen einen Schritt für Schritt durch die Action. Ich glaube fest daran, dass ich all das, was meine Figur macht, auch selbst bewältigen sollte. Wenn man einen Actionfilm dreht, ist es doch ungeheuer fad, wenn man selbst keine Actionszenen hat. Beim Dreh der Kampfsequenzen ziehen wir sie meistens komplett durch. Da kommt man richtig in Fahrt, und das ist fantastisch. Es ist nett, wenn man den Eindruck hat, dass man zum Team gehört. Und George und sein Team laden einen richtig dazu ein, beim Team dabei zu sein. Und mein Stuntdouble, Lisa Hoyle, ist absolut brillant.“
Das lässt sich auch über die anderen Stuntdoubles der Stars, darunter Tony Angelotti, Theo Kypri, Zach Hudson und Thomas Dupont, sagen. Sie sprangen, kämpften und absolvierten todesverachtende Dinge, wenn es der gesunde Menschenverstand (und die Versicherungen) den ansonsten zu allem bereiten Depp, Bloom und Kinghtley verbot, ihre Stunts selbst zu machen.
Südlich der Hauptstadt von Dominica, Roseau, befindet sich eine Anhöhe, die sich passenderweise High Meadow nennt, die zusammen mit einem in der Nähe gelegenen Ort über der Hauptstraße Twin Peaks als Schauplatz für das einfallsreich und witzig designte Eingeborenendorf der „Pelegostos“ gewählt wurde, eine augenzwinkernde Schöpfung (wie auch die Insel, auf der sie leben), die von Piraten- und Seemannsgarn inspiriert wurde.
„Ganz wunderbar ist, was Gore und die Autoren mit dem Konzept des Pelegosto-Dorfs angestellt haben“, findet Rick Heinrichs. „Sie haben eine wundervolle Flucht-Episode geschaffen, die die Piraten in eine völlig absurde, aber komische Situation bringt, ganz im Stil klassischer Komödien der Irrungen. Ein Teil des Slapstickspaßes ergibt sich daraus, dass das Dorf sich ganz weit oben in den Bergen befindet und die Hütten, die sich auf den Bergspitzen befinden, mit Hängebrücken miteinander verbunden sind. Die Hütten selbst sind witzige Variationen von verschiedenen Totenkopfmotiven, mit Augen- und Mundöffnungen und einem Zopf an der Spitze. Das lässt das ganze Dorf lebendig erscheinen.“
Er erzählt weiter: „Der Gesamtlook der Pelegostos und ihrer Umwelt ist ein Beispiel für eine der frühen Designüberlegungen, die Gore Verbinski mit Penny Rose, Cheryl Carasik, Ve Neill, Martin Samuel und mir anstellte. Wir überlegten uns verschiedene Ansätze, wie man die Eingeborenen zeigen kann und kamen schließlich zu dieser verrückten Mischung, die einfach nur unserer Fantasie entsprungen ist.“
Und einfallsreich. Im Verlauf der Dreharbeiten führten Ve Neill und Martin Samuel – beide waren für ihre Arbeit an FLUCH DER KARIBIK für Oscars nominiert worden – große Teams mit den besten Haar- und Makeup-Künstlern der Industrie an. Sie verwandelten völlig normale, vorzeigbare menschliche Wesen in grimmige, ungewaschene Piraten, tuntige, Perücke tragende Aristokraten und – im Fall der Pelegostos – in wild bemalte, tätowierte und mit Tand ausgestattete Eingeborene. Etwa 130 Mitglieder des Kalinago-Stammes, die Ureinwohner vieler karibischer Inseln (darunter Dominica), machten in diesen Szenen als Statisten mit und hatten jede Menge Spaß dabei. Viele andere Kalinagos arbeiteten in verschiedenen anderen Kapazitäten an dem Film mit.
Man ließ sich sogar eine eigene Sprache für die Pelegostos einfallen, „Umshoko“. Sie wurde von Sprachtrainerin Carla Meyer und UCLA-Linguist Peter Ladefogend entwickelt. „Gore wollte nicht, dass man die Eingeborenen mit irgendwelchen real existierenden Stämmen in Verbindung bringen kann“ sagt Meyer. „Also nahm sich Peter einige internationale Sprachen vor, vermischte sie mit Pidgin-Latein und englischen Worten, die rückwärts gesprochen wurden.“ Beispiele für diese brandneue Sprache gefällig? „Rah rah rah fi fi“ bedeutet „großes Feuer“. „Bugo“ heißt „bitte“. „Kamino“ lässt sich mit „komm zurück“ übersetzen.
Das Dorf der Pelegostos ist eine höchst einfallsreiche Mischung aus verschiedenen primitiven Designs und einem kräftigen Schuss beißenden Humors. Neben den zusammengebundenen Zweigen, aus denen die Hütten der Eingeborenen gebaut wurden, besteht ein Großteil des Dorfes aus Materialien, die von den Feinden der Pelegostos übrig geblieben sind, also Knochen und andere menschliche Materialien. Die Vorhänge an den gerundeten Eingängen bestehen hier entsprechend nicht aus Bast, sondern aus kleinen Knochen. Totenköpfe sind ein starkes Motiv, die auf vielfältige Weise zum Einsatz kommen, wie es sich nicht einmal Martha Stewart träumen ließe (aber womöglich gutheißen würde). Die lange und ausgesprochen klapprig wirkende Hängebrücke, die die beiden Dorfhälften miteinander verbindet, sieht trügerisch aus – und fühlt sich in der Tat trügerisch an, wenn man sie in einer Höhe von 20 Metern überquert – aber das ist nur eine perfekte Illusion. Tatsächlich wird die Brücke von stabilen Stahlstützen abgesichert, was sie so sicher wie die Golden Gate Bridge macht. Baukoordinator Greg Callas holte ein Bauteam aus Las Vegas vor Ort, das bereits in Themenparks und Tiergärten auf der ganzen Welt Hängebrücken errichtet hat.
„Die Pelegosto-Hütten bestehen aus einem Kern, einer Superstruktur, aus leichtem Material, womit wir die Grundfigur vorgeben“, erläutert Callas. „Darüber stülpten wir eine Fiberglas-Hülle, die nach Wurzeln und Ästen aussieht. Und schließlich brachten wir noch echte Wurzeln und Äste an. Die Hütten waren also ungemein schwer und nicht leicht zu bewegen.“ Um die schwerstbeladenen Lastwägen zum Drehort der Pelegosto-Szenen bringen zu können, musste Callas eine Straße mit einer Steigung von 15 Prozent bauen. „In ganz Dominica gibt es keine Straße mit einer 15-Prozent-Steigung“, merkt er an. „Das ist fast senkrecht! Ziemlich irre, aber wir brachten alle unsere Lastwagen und die Crew hoch – und sogar die Dixieklos konnten wir abliefern. Einer der ansässigen Bauunternehmer in Dominica unterstützte uns bei unserem Vorhaben – wir müssen ihm wirklich dankbar sein.“
„Wenn ich an das Pelegosto-Dorf denke, fällt mir nur eines ein: 385 Totenköpfe“, lacht Cheryl Carasik. „Bei einer Location wie dieser gehört das einfach zum Alltag. Es war wunderschön dort, und die Hilfsmittel waren so großartig, dass man einfach Teil dieses Sets wird. Die angestellten Inselbewohner waren fantastisch. Wir hatten da zwei Jungs, die sich nichts entgehen ließen. Sie waren wirklich enthusiastisch. Wenn wir sagten, dass wir einige Pflanzenreben brauchten, die wir zum Befestigen der Gelenke eines Möbelstücks der Pelegosto benötigten, marschierten sie auch schon los. Zwei Stunden später brachten sie mehr davon zurück, als brauchen konnten.“
Ein Teil der ebenso komischen wie actiongeladenen Sequenz, in der Will Turner und andere Piraten der Black Pearl in großen runden Käfigen aus menschlichen Knochen gefangen sind (tatsächlich bestanden sie natürlich aus Latex und Schaumgummi), wurde in der beachtlichen TiTou-Schlucht gedreht, Teil des gewaltigen Morne Trois Pitons National Park im südlichen Inneren von Dominica. Wegen des eisigen Wassers musste die Crew Wetsuits tragen. Ein schweres Unwetter, das den ersten Drehtag beinahe ins Wasser fallen ließ, machte die Sache nicht leichter. Aber wie viele am Set sagten: Hey, es ist ein Regenwald! „Gerade als ich in der Hitze von Dominica dachte, dass ich vergessen hätte, was es bedeutet zu frieren, wusste PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2, wie man meine Wünsche erhört“, sagt Kevin R. McNally. „Für die Szene, in der der Knochenkäfig in die Schlucht stürzt, fanden sie das kälteste Wasser von ganz Dominica und sorgten dafür, dass wir uns geschlagene zwei Tage darin aufhalten mussten. Aber die Schlucht ist ein fantastischer Ort, nur drei Meter breit und ein gerader Abstieg von der Spitze ins kalte, klare, schöne Wasser, in dem wir uns befanden.“
Die Szene mit dem Knochenkäfig war ein weiteres einzigartiges Ereignis, bei dem die Expertise einer ganzen Reihe von Abteilungen, darunter natürlich auch Stuntkoordinator George Marshall Ruge, gefragt war. „Es war extrem problematisch, tatsächlich Menschen in diese Dinge zu stecken, sie Hügel herabrollen zu lassen, über Klippen, sie zwischen den Klippenwänden schwingen zu lassen. Wie baut man einen Käfig, der strukturell stabil ist, aber gleichzeitig auch leicht genug, dass ihn ein paar Leute hochheben und damit weglaufen können? Es gab viel Recherche und Entwicklungsarbeit, bis wir die verschiedenen Versionen des Käfigs ausgearbeitet hatten. Einer zum Laufen wurde aus Schaumstoff gefertigt, der andere aus stabilerem Material, dass man ihn einen Hügel herabrollen lassen konnte.
„Der Running Gag war, dass keiner, der sich im Käfig befindet, da ohne Kratzer wieder rauskommt“, erinnert sich Ruge. „Es war nicht wirklich leicht, dieses Ding zu navigieren, mit sechs Leuten und zwölf Beinen, die da rausragen, aber wir haben es hingekriegt.“
Und dann ist da noch Captain Jack Sparrows Hals-über-Kopf-Flucht an den Strand, um einer höchst erregten Gruppe von Inselbewohnern zu entkommen. Sie wurde am Hampstead Beach gedreht. „Das war voll und ganz erschöpfend“, gesteht Johnny Depp. „Wenn einem 200 Menschen, die als Eingeborene verkleidet sind, hinterher rennen, während man in voller Jack-Sparrow-Montur den kompletten Strand entlang rast. Es fühlte sich so an, als hätten wir das mehrere Tage lang gemacht. Aber das Resultat war das wert.“
Der Indian River ist ein prachtvoller Abschnitt flachen Wassers, das sich bei Portsmouth im nordöstlichen Teil von Dominica in den Ozean ergießt. Er „spielt“ in PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 den Pantano River, den unsere (Anti-)Helden entlangfahren müssen, um Tia Dalmas Baumhaus zu erreichen. Der Indian River – der tatsächlich von Christoph Columbus im 15. Jahrhundert erforscht wurde – wird von wunderbar knorrigen Bloodwood-Bäumen (terra carpus officinali) gesäumt, deren Wurzeln sich manchmal bis zu sieben Meter spreizen. Dies war die reale Location, die am Pantano-River-Set in Studio 2 der Walt Disney Studios in Burbank nachgebaut wurde. Das Art Department steuerte noch Holzhütten an den Ufern des Flusses bei, womit der Drehort die gleiche Ausstrahlung wie das Bühnenset und die Sumpfgegend der PIRATES-Attraktion in Disneyland erhielt. „Wir bereiteten die Hütten in unserer Werkstatt vor, nahmen sie wieder auseinander, steckten sie in kleine Boote, nahmen sie darin zu den Locations und bauten sie dort in ein paar Tagen wieder auf“, erklärt Greg Callas.
Wegen der ökologischen Empfindlichkeit des Indian River mussten alle Darsteller und Crewmitglieder und das Equipment entweder an den Drehort gerudert oder in Booten mit Elektromotor gebracht werden, in Fahrten, die zwischen 45 Minuten und einer Stunde dauerten. Wieder einmal unterbrach stürmisches Wetter die Dreharbeiten. Doch dann klärte sich der Himmel genug, damit Gore Verbinski und die Stars Ihre Arbeit verrichten konnten. Wer nach Sonnenuntergang den Fluss zurückfahren musste, wurde von den riesigen Glühwürmchen im nächtlichen Himmel daran erinnert, wo PIRATES seine Ursprünge hat.
Auf einem Bergrücken, der einen unverstellten Blick auf die Karibik zuließ, entdeckten Verbinski und Bruckheimer in Vielle Casse im Norden der Insel eine weitere wunderbare Location, die als Kulisse für den spektakulären Dreierschwertkampf geeignet war. Dort entwarf Rick Heinrichs eine verlassene Kirchenruine und den zugehörigen Friedhof sowie das stillgelegte Mühlrad, das später in den Mittelpunkt des Kampfes rückt. „Als wir im Oktober 2004 nach Drehorten suchten“, erinnert sich Produktionsmanager Doug Merrifield, „fuhren wir mit der Küstenwache Dominicas buchstäblich einmal um die Insel herum. Irgendwann wechselten wir in ein kleines aufblasbares Boot... und auf einmal sahen wir diesen fabelhaften Anblick. Ein paar von uns sprangen aus dem Boot und schwammen an den Strand, und dann gingen wir zu dem Ort.“
„Der Drehort ist wie eine Halbinsel und wird von drei Seiten vom Ozean umgeben“, erklärt Greg Callas. „Ich fragte, wo man die technische Anlage unterbringen wolle. Sie sagten: Mach Dir keine Sorgen, baue einfach nur das Set.“ Vier Monate mussten Callas und sein Team in den Bau der zerfallenen Kirche stecken, die so groß ist wie ein sechsstöckiges Gebäude. 40 Arbeiter aus der USA wurden von weiteren 40 Gehilfen aus Dominica unterstützt. „Die Dominicaner arbeiten hart“, lobt Callas. „Sie haben uns alles gegeben, was sie zu bieten hatten, und waren eine große Hilfe.“
Der heisseste Drehort auf Dominica – und das will einiges heißen bei einer Insel, auf der sich die Temperaturen stets um 35 Grad bewegen – war Vielle Casse auf der trockenen Seite des Eilands, wo es kaum Wolken und keine kühlende Brise gibt, dafür aber eine gnadenlos stechende Sonne. An vielen Drehtagen schob sich das Thermometer dort auf mehr als 40 Grad. Depp, Bloom und Davenport – sowie Bruckheimer, Verbinski und die gesamte Mannschaft – bissen die Zähne zusammen und schwitzten sich durch ihre Schwert-Action.
Um die Vielle-Casse-Location zu erreichen, musste man eine 30 Grad abschüssige Straße nehmen, die von der Verkehrsstraße abzweigte und für die meisten Vehikel gesperrt ist. Der Spaziergang bergab in der Affenhitze war halb so wild. Aber wieder hochzugehen, nach zwölfstündiger Arbeit in der brennenden Sonne, war eine andere Angelegenheit. „Das ist ein Teil des eigens entwickelten PIRATES-Fitnessprogramms“, sagt Merrifield. „Man braucht keine Mitgliedschaft in einem Fitness-Studio, man muss einfach nur an PIRATES OF THE CARIBBEAN arbeiten. Gore und Jerry sorgen schon dafür, dass man topfit ist.“
Die körperliche Belastung erwies sich als beinahe unmögliche Herausforderung für Kameramann Dariusz (Darek) Wolski und seine Crew. „Darek ist ein brillanter Künstler“, sagt Jerry Bruckheimer. „Ich habe schon mehrfach mit ihm gearbeitet, nicht nur an FLUCH DER KARIBIK, sondern auch an CRIMSON TIDE („Crimson Tide – In tiefster Gefahr“, 1995) und anderen Filmen. Er ist sehr schnell, erledigt seine Arbeit und schafft auch komplexe Ausleuchtungen in minimaler Zeit.“
Wolski war sich der Herausforderungen von PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 absolut bewusst und stellte sich ihnen gemeinsam mit seiner Crew, die aus Einheiten für die Arbeit unter Wasser (angeführt von Pete Zuccharini) und über Wasser (angeführt von David B. Nowell) bestand, mit endloser Energie. „Man muss sich einfach damit abfinden, dass man niemals die komplette Kontrolle über die Elemente haben wird. Wenn man das akzeptiert, kann man kreativ arbeiten“, gibt der Kameramann zu Protokoll. „Wenn man es mit den Naturgewalten zu tun hat – die Sonne bewegt sich, Wolken ziehen auf, Wind bläst – dann sind die Variablen einfach mannigfaltig. Man muss flexibel sein und vielleicht in der allerletzten Minute die entscheidende Idee aus dem Hut zaubern. Im Zufall liegt eine wunderbare Schönheit. Ich glaube nicht an Regeln. Ich glaube an Intuition. Egal, wie viel man diskutiert, wie viele Storyboards man sorgfältig angefertigt hat, wir hatten es bis zum tatsächlichen Dreh immer mit Dingen zu tun, die wir nicht vorhersehen konnten und mussten uns ständig darauf einstellen.“
Wolski benutzte all das vorhandene Equipment, das modernen Filmemachern zur Verfügung steht. Einiges davon wurde sogar speziell für PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 entwickelt. Richard Jones, ein findiges Mitglied von Rafael Sanchez’ Technikabteilung, entwarf und baute eine komplexe Kameraplattform, die auf einen Kran gebaut wird und in der Lage ist, einen kompletten Super Technocrane zu halten. Im zusammengebauten Zustand maß die Vorrichtung 27 Meter und reichte bis zum höchsten Mast der Edinburgh Trader. Mit ihrer Hilfe konnten Verbinski und Wolski den Angriff des Kraken aus jedem erdenklichen Winkel fotografieren. Aber Wolski hatte auch kein Problem damit, mit minimalsten Mitteln zu drehen, wenn die Szene danach verlangte. „Wir können auf jedes erdenkliche Mittel zurückgreifen, um die gewünschten Aufnahmen zu erzielen. Aber wenn es nur darum geht, die Darstellung eines Schauspielers festzuhalten, reicht auch eine handgehaltene Kamera aus oder eine einfache Bewegung auf einem Dolly. Aber dann gibt es ja auch noch die Aufnahmen, die größer sind als das Leben, wenn Captain Jack beispielsweise 100 Meter durch drei Hängebrücken hindurch stürzt, während er an einen Pfahl gefesselt ist.“
Nach acht harten, aber erfolgreichen Wochen wurde der Dreh auf der Insel Dominica am 26. Mai abgeschlossen. Cast, Crew und ihre Gastgeber feierten den Anlass mit einer „Dominica Survivor Party“.
„Ungeschlagen beim Filmemachen ist die Gelegenheit, die Welt zu bereisen. Das aber nicht als Tourist. Vielmehr ist es so, dass wir fast wie Einheimische sind“, meint Lee Arenberg. „Dominica ist ein unglaublich schöner Ort, aber er befindet sich nicht auf einer der typischen Routen. Wenn man ein paar Monate so lebt, dann verändert das das ganze Leben. Man wird inspiriert davon. Das war nicht immer einfach, weil jeder gern in einem schönen Bett schläft, ein bisschen Kabelfernsehen sieht und Internetzugang hat. Aber manchmal muss man einfach das nehmen, was man haben kann. Als die Reise für uns zu Ende ging, wurde allen klar, dass wir etwas Tolles gemeinsam erlebt hatten.“
„Bitte nicht die Eidechsen füttern“: Die Exumas und ein Aufenthalt in L.A.
Zu diesem Zeitpunkt der Produktion lässt sich sagen, dass die Crew-Mitglieder selbst bereits Piraten ähnelten, wenngleich auch mit einem liebenswerteren und freundlicheren Naturell. Die Totenkopfflagge prangte stolz auf vielen Produktionsfahrzeugen und Hilfsschiffen, etliche Crew-Mitglieder ließen sich Tattoos stechen und stellten gepiercte Ohren und Nasen zur Schau, trugen Piratentücher und Stirnbänder, und mehrere hatten stolz silberne oder goldene Ringe mit dem Totenkopfsymbo angelegt, die von Makeup-Künstler Joel Harlow extra angefertigt wurden.
In vergangenen Zeiten erlebten die Bahamas legendäre Piraten wie Henry Jennings, Henry Morgan, Edward „Schwarzbart“ Teach, Charles Vane, Stede Bonet, Captain Benjamin Hornigold, Woodes Rogers, „Calico Jack“ Rackman, Captain John Wyatt, Thomas Austis, Henry Every, Richard Worley, Samuel Belamy und Bartholomew „Black Beard“ Roberts. Doch das war noch gar nichts.... denn schließlich sollte die Inselgruppe einen langen Besuch von Captain Jack Sparrow und seiner Mannschaft erhalten!
Von Dominica flog die PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2-Mannschaft auf die Exumas, eine der am südlichsten gelegenen Inselketten innerhalb des etwa 700 Inseln umfassenden Strangs, der die Bahamas bildet.
„Ich denke, die Exumas waren die schönsten aller Inseln“, sagt Jerry Bruckheimer. „Es gab dort diese weißen Strände und Sandbänke, traumhaftes blaues Wasser – einfach nur toll anzuschauen. Wenn man es auf der Leinwand sieht, glaubt man nicht, dass das real ist. Man denkt, es wurde digital hergestellt. Aber so ist es in Wirklichkeit.“ Dort wurde eine Sandbank mit fast pinkem, feinem Sand namens White Cay entdeckt, die als weiterer Schauplatz für den Dreier-Schwertkampf und andere Szenen diente.
White Cay war nur über Wasser zu erreichen. Deshalb war die Truppe gezwungen, vom Hotelbereich in südöstlicher Richtung zu fahren und dort auf eines der vielen Boote zu gehen, die sie nach einer 30-minütigen Fahrt auf ein schwimmendes Ausgangslager brachten. Das Lager bestand aus zwei etwa 60 Meter langen, zusammen gebundenen Frachtkähnen, auf denen die Wohnwägen der Schauspieler, Ausstattungslastwägen, das Verpflegungszelt, Tische und Stühle und eine vollkommen schwimmende Ausgangsbasis zu finden waren. Von dort musste man in einer kleinen Carolina-Skiff oder einem niedrigen Gummischlauchboot fahren, um dann patschnass an der Sandbank anzukommen. Da Gore Verbinski auf der Sandbank 360-Grad-Winkel benötigte, war es erforderlich, diesen Bereich frei von Lastwägen, Fahrzeugen und Ausrüstungsgegenständen zu halten. Die Mannschaft konnte nur zu bestimmten Gezeitenströmen drehen, was die Drehzeit begrenzte. „Das war ein ganz schöner Aufwand für die Organisation“, erinnert sich Regie-Assistent Peter Kohn. „Für alle den Frühstücksburrito parat zu haben, die Ausrüstung zu holen, diese auf ein anderes Boot zu laden, um sie auf eine andere Insel zu verfrachten. Diese Erfahrungen kann man nirgends sonst machen... es war einfach phänomenal.“
„Bitte nicht die Eidechsen füttern“, mahnten die Hinweiszettel während des Drehs auf White Cay, um die freundlichen und einzigen Bewohner und Einheimischen vor der liebevollen Beachtung der Crew zu schützen. (Die Crew nahm das Wissen des auf Wildtiere spezialisierten Biologen Joseph A. Wasilewski aus Homestead in Florida in Anspruch, um sicher zu gehen, dass sich die Eidechsen nicht gestört fühlen.) Mensch und Reptil respektierten des jeweils anderen Umfeld, dennoch schienen die Eidechsen genauso fasziniert von den Dreharbeiten wie die PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2-Crew von den Tieren. Die Mannschaft erhielt auch einen unerwarteten Besuch von einem anderen, in gewissem Maße bedrohlicheren Lebewesen während des Drehs auf White Cay. „Knapp 100 Meter vor der Küste erschien ein kleiner Ammenhai“, erinnert sich Schiffskoordinator Dan Malone. „Die meisten aus der Crew waren nicht mit Haifischen vertraut, deshalb fanden sie es ein bisschen irritierend. Aber wir haben ihnen gesagt: ‚Macht euch keine Sorgen. Sie sind nur neugierig. Sie schwimmen hier vorbei, um euch zu überprüfen.’ Die Produktion wurde für ein paar Minuten unterbrochen, solange alle auf den Hai starrten. Danach machten wir uns wieder an die Arbeit.“
Eine eingeplante Sommerdrehpause brachte die Mannschaft Anfang Juni zurück an Heim und Herd, nachdem man die ersten Dreharbeiten auf den Exumas abgeschlossen hatte, und wurde Anfang August in Los Angeles fortgesetzt. Zurück auf dem früheren Inselschauplatz in Palos Verdes drehte Verbinski die auf der Insel Pelegosto spielende Szene mit dem Knochenkäfig weiter. Und dieses Mal fanden sich einige der Stars – darunter Orlando Bloom, Kevin R. McNally, David Bailie und Martin Klebba – in einem Knochenkäfig wieder, der an einem 30 Meter hochen Krahn hing und in langen, weiten Bögen durch die Luft schwang. Bloom hatte sichtlich Gefallen an dem Ritt, während andere ein wenig blass um die Nase wurden, als das aufregende Abenteuer bevorstand.
„Die Knochenkäfig-Szene war verrückt“, erinnert sich Bloom. „Als wir das erste Mal vom Kran fallen gelassen wurden, wussten wir nicht, was uns erwartet. Es war ein Gefühl wie bei einem Bungee-Sprung... der Magen dreht sich komplett um. Glaubt mir, diese Momente vergisst man nicht mehr!“
Auch auf Palos Verdes wurde die 30 Meter lange, 15 Meter hohe Felswandkonstruktion benutzt, die von einem 90-Grad-Winkel auf einen 45-Grad-Winkel manövrierbar sein musste. Greg Calles erklärt: „Wir mussten eine zusammenklappbare Stahlwand bauen, die unglaublich schwer war. Um sie in Gebrauch zu nehmen, musste ich sie mit zwei 160 Tonnen schweren Kränen von Punkt A nach Punkt B bewegen und sie dann abladen.“
In den Disney Studios wurden Sequenzen in Davy Jones’ außergewöhnlicher Kapitänskajüte der Flying Dutchman gedreht. „Die Kajüte von Davy Jones vermittelt eine sehr opernhafte Atmosphäre“, sagt Rick Heinrichs. „Er spielt eine riesige Pfeifenorgel, die wir von Grund auf entwerfen und bauen mussten. Sie klingt wie eine normale Orgel, aber die Pfeifen haben sich zu diesen fantastischen Unterwasser-Formen verwachsen und stoßen Dampf aus. Die Orgel hat die Beschaffenheit von Muscheln und Meeresgetier und befindet sich am Heckfenster. Über den Orgeltasten befindet sich außerdem ein Gemälde, das auf merkwürdige Weise liebenswert romantisch wirkt. Das war Absicht. Wir wollten der Figur des Davy Jones ein wenig Pathos verleihen, denn er trauert ja um den Verlust einer vergangenen Liebe.“
Zurück auf die Bahamas, mit Wirbelstürmen und allem, was dazugehört
Nach einigen Wochen Dreh der spektakulären Eröffnungssequenz von PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 begab sich die komplette Mannschaft erneut an Bord eines gecharterten Flugzeugs und machte sich am 19. September auf den Weg zur vierten und letzten Location auf Grand Bahama Island, wo die Arbeit im The Bahamas Film Studio am Gold Ranch Creek begann. Das neu gegründete Studio gewährte der Mannschaft den nötigen Platz, um die aufwändigen Meeressequenzen mit den zahlreichen Schiffen zu drehen, die man für PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 versammelt hatte. Dafür hatte die Crew einen unbegrenzten Horizont von einem Binnenmeer-Yachthafen aus zur Verfügung, sowie Schleppkähne, an denen die Schiffe sicher festgemacht wurden und auf denen auch gefilmt werden konnte, wenn man nicht direkt auf dem Meer war. Eine riesengroße Zementhalle, die seit mehreren Jahren leer stand, wurde nun für Monate als Basislager der Produktion auserkoren. Sie beherbergte ein kunterbuntes Sammelsurium von etwa 57 verschiedenen Wohnwägen und Ausstattungslastwägen, die aus Los Angeles eingeschifft worden waren, 72 Frachtcontainer, in denen Materialien aller Art gesammelt und gelagert wurden, 11 Kräne sowie vier Büro-Wohnwägen. Einer der Schiffscontainer wurde humorvoll und erfinderisch auf den Namen „Prop the Pyrate“ getauft. Durch diesen wurden die Statisten geschickt, um entsprechend als Piraten ausgestattet zu werden, mit Schwertern, Pistolen, Munitionsgürteln und anderen lieblichen Ausrüstungsgegenständen dieses Berufsstandes. „Trete ein als Landratte, gehe als Pirat“, kündigte ein am Eingang des Containers angebrachtes, in zeitgemäßer Schrift gemaltes Schild an. „Komm an Bord, greif dir deine Ausrüstung und nimm durch den Ausgang Kurs auf das Meer!“ Und in der Tat: der bläulich-grün schimmernde Atlantik war nicht mehr als zehn Schritte entfernt von diesem Ausgang.
Nach einer Woche buchstäblich ruhigen Segelns bei schönem Wetter stellte Mutter Natur der Piratencrew von PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 das erste Hindernis in den Weg: Sie durchnässte Grand Bahama Island durch sintflutartige Regenfälle und versetzte das Meer derart in Aufruhr, dass der Atlantik einem Whirlpool auf höchster Stufe ähnelte. „Wenn man auf dem Wasser arbeitet“, erklärt Bruckheimer, „ändert sich das Wetter andauernd. Der Wind dreht, die Wellen bewegen sich in eine andere Richtung. Dadurch wird die Arbeit erschwert. Wir waren sehr auf Sicherheit bedacht. Unsere Marine-Einheit lenkte die Schiffe, schipperte uns vom Land auf das Meer und zurück, brachte den Schauspielern und Crew-Miitgliedern, die auf den Schiffen arbeiteten, Essen und führte sie nachts zurück ans Ufer. Neben unserer Marine-Einheit standen uns auch verschiedene Experten zur Seite.“
„Das Umladen von Boot zu Boot war das Gefährlichste bei unserem täglichen Tun“, merkt Dan Malone an. „An einem Tag, als wir gerade die Black Pearl gegen den Wind hielten, kam ein vier Fuß hoher Seegang auf uns zu, und obwohl wir diese netten kleinen Rampen gebaut hatten, über die die Leute aus den Gummischlauchbooten an Bord gelangen konnten, hatten wir stets Angst, dass einer daneben treten könnte. Wenn einer versucht, vom Gummischlauchboot auf die Pearl zu steigen, ohne die Wellen zu beachten und ohne auf den Kapitän zu hören, können sie mit dem Kopf an das Boot und die Rampe stoßen. Zum Glück hatten wir niemals einen ernsthaften Unfall.“
An Tagen mit besonders hohem Seegang fühlte sich die Crew an die vertrauten Fahrten in den Piratenschiffen eines Vergnügungsparks erinnert, bei denen das Schiff immer schneller vor uns zurück schaukelt...nur dieses Mal war es real!
Für die Schauspieler hatte das Drehen auf der neuen, verbesserten Black Pearl einen Hauch von Nostalgie, vermischt mit einer neuen Aufgeregtheit. „Meiner Meinung nach ist die neue Pearl unser Liebling“, sagt Keira Knightley. „Sie ist viel größer und deswegen viel benutzerfreundlicher als die erste. Ich kann mich beim ersten Teil erinnern, dass man immer den Eindruck hatte, einander nicht aus dem Weg gehen zu können, und dass es keine Möglichkeit gab, sich hinzusetzen. Das Schiff ist sehr schön. Das ist immer hilfreich, wenn man gegen einen Kraken kämpfen muss.“
„Beide Black Pearls, die erste und die zweite, sind regelrechte Kunstwerke“, fügt Lee Arenberg an. „Aber der eigentliche Dreh auf dem neuen Schiff ist viel aufregender. Man kann sich schnell bewegen, das ist besonders toll, wenn wir an der Flying Dutchman vorbeifahren. Wir sind jetzt auf einem seetüchtigen Schiff, im Gegensatz zu einem Schleppkahn, der durchs Wasser schaukelt und eine Ewigkeit benötigt, in Fahrt gebracht zu werden. Wir haben deutlich draufgepackt!“
Das Wetter und der Seegang stellten Gore Verbinski und seine Mannschaft vor große Herausforderungen während des sehr detaillierten und mit einer Unmenge an Stunts und Actionsequenzen ausgestatteten Drehs der Attacke der monströsen Krake auf die Edinburgh Trader. Eigens dafür errichtete das Art Department von Rick Heinrichs einen exakten Nachbau der Bounty, bei dem nur – und verständlicherweise – das Innenleben fehlte. Stuntkoordinator George Marshall Ruge und seine rechte Hand Dan Berringer verlangten ihrem furchtlosen Team alles ab. Wichtige Beiträge bei der Sequenz leisteten auch die Spezialeffekt- und Visuelle-Effekte-Abteilungen.
Der Krake ist inspiriert von 1000 Jahren Meeresmythologie, mit einer leichten Verneigung, vielleicht, vor dem berühmten Riesentintenfisch in Walt Disneys Klassiker 20.000 LEAGUES UNDER THE SEA („20.000 Meilen unter dem Meer“) von 1954. Das Wort „Krake“ taucht erstmals im zwölften Jahrhundert in norwegischen Legenden auf. Dabei bezieht man sich auf eine gewaltige Kreatur mit den Ausmaßen eines Eilands, die meistens als riesiger Tintenfisch abgebildet wird. In diesen Legenden reichen die vielen Arme oder Tentakel des Kraken bis zur Spitze des Toppmasten. Mühelos kann das Monster ein ganzes Schiff zum Kentern bringen. Der Ruhm der sagenumwobenen Kreatur war so groß, dass sie sogar von dem britischen Poeten Alfred Lord Tennyson 1830 in dem Gedicht „The Kraken“ verewigt wurde. Im 20. Jahrhundert konnten Briefmarkensammler Bilder des Kraken auf Briefmarken von so unterschiedlichen Ländern wie Kanada und sogar Dominica, einer der Hauptdrehorte von PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2, finden.
Für die Attacke des Kraken auf die Edinburgh Trader und die Black Pearl mussten Stuntkoordinator George Marshall Ruge und sein Team von Stuntmännern und Taklern eine Vielzahl von Vorrichtungen anbringen, mit denen simuliert werden konnte, dass Menschen nach Belieben umhergeworfen oder von den Tentakeln des Kraken in die Luft gerissen werden. „Die Realität des Anbringens von Seilvorrichtungen auf diesen Schiffen will es, dass da ein Mast steht, zahllose Seile herabhängen oder Erhöhungen in der Mitte zu finden sind. Also bauten wir über die beiden Schiffe jeweils ein System, das sich zwischen der Rah über die ganze Länge hinzog. Dazu kamen Laufkatzen auf den Drähten, die uns erlaubten, uns zwischen den Masten quasi überall hinzubewegen. Wir waren auf dem Wasser, also war alles konstant in Bewegung, aber das vielschichtige System gab uns die Möglichkeit, alles ziemlich frei nach Belieben zu bewegen.“
Zu den Stunthelden gehörte Orlando Bloom selbst, der so oft wie möglich (und wenn es die Produktion erlaubte) seine eigenen halsbrecherischen Manöver absolvierte, bisweilen in zehn Meter Höhe in der Takelage der Edinburgh Trader. „Es gibt da eine Szene, wo ich mich auf einem Mast befinde, dann mitten in das Segel springe, meinen Dolch hineinsteche und mich daran herabgleiten lasse. Das ist ganz klassisch Errol Flynn – der Traum jedes Jungen. Ich habe wirklich das Gefühl, dass ich bei einem Film wie diesem all meine Jungenträume ausleben kann. Ich habe hart trainiert, körperlich absolut auf der Höhe zu sein, um solche Sachen selbst zu absolvieren, ohne dass ich mir dabei wehtue. Das ist ein großer Teil davon, wer dieser Will Turner ist.“
Der Krake wurde in PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 meisterlich von einer Phalanx von Effektkünstlern bei Industrial Light & Magic zum Leben erweckt, wo die Live-Action-Momente perfekt mit den Plänen für die visuellen Effekte ausbalanciert wurden. „Die Kraken-Sequenzen wurden ausführlichst prävisualisiert“, merkt John Knoll, Leiter für visuelle Effekte, an. „Wir haben spezifische Szenen buchstäblich exakt nach den Vorgaben der animatischen Blaupausen realisiert. Die Szenen mit dem Kraken sind technisch außerordentlich komplex, weil es viel Interaktion mit Wasser gibt und wir Einstellungen haben, in denen man das ganze Schiff sieht, das von einem Dutzen Tentakeln umgeben ist, die Menschen hochheben und ins Wasser reißen. Die Einzelteile passend abgestimmt zusammen zu stellen, ist sehr schwierig. Da stecken Monate intensiver Arbeit drinnen.
Die Vorgabe von Jerry Bruckheimer und Gore Verbinski für PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 war eindeutig: Sie wollten, dass ILM sich wie schon bei FLUCH DER KARIBIK noch einmal selbst übertrifft. Bei PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 kamen etwa drei Mal so viele Effektaufnahmen zum Einsatz wie beim Vorgänger, der damals bereits einen Quantensprung in Hinblick auf Visuelle-Effekte-Technologie dargestellt hatte.
Trotz der unumstößlichen Tatsache, dass es sich bei dem Film um pure Fantasy handelt, war es Verbinski betont wichtig, den unglaublichen Look so glaubwürdig wie möglich zu machen. „CGI ist kein Verb“, stellt der Regisseur gerne fest. Vielmehr sieht er die Technologie als Werkzeug, mit dem man einen Film ausschmücken und erweitern kann.
„Gore hat den Vorgang bereits mehrfach mitgemacht und versteht jedes Element des Prozesses, der bei ILM abgewickelt wird“, sagt Charlie Gibson, Berater für visuelle Effekte. „Er kann das förmlich beiseite legen und sich um andere Dinge kümmern, weil er weiß, dass ILM ihm zu jeder Zeit den Rücken stärkt und seine Vision verwirklichen wird, auch wenn es erst kurz vor Schluss des Zeitplans ist. Das Einzigartige an den Effekten in diesem Film, zumindest für mich, ist der freie Umgang, den ILM Gore Verbinski bieten kann. Das Resultat des aufgebrachten Vertrauens und Verständnisses sind Diskussionen, in denen es nicht um technische, sondern kreative Fragen geht.“
„Gore ist visuell kaum zu schlagen“ merkt John Knoll an, der Leiter für visuelle Effekte, der bereits beim ersten Film den gleichen Job hatte und an PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 gemeinsam mit seinem ILM-Kollegen Bill George arbeitete. „Er verfügt über ein umfassendes technisches Knowhow. Gore hat immer eine sehr starke Meinung, wie die Dinge laufen sollen. Dieser Film wärmt den ersten Teil nicht einfach auf. Gore und die Autoren haben sich eine Menge großartiger und wirklich frischer Dinge einfallen lassen.“ Knoll und George hatten es sich zur Aufgabe gemacht, Verbinski bei seiner Arbeit völlig frei sein zu lassen, ohne dass er sich bereits um die späteren Spezialeffekte Gedanken machen musste.
Obwohl Davy Jones und seine Crew digital bearbeitet sind, „war es wichtig, dass sie von guten Schauspielern dargestellt wurden“, merkt Knoll an. „Ein guter Schauspieler bringt Seele mit, und das hilft allen Beteiligten am Set. Gore arbeitet mit dem Schauspieler ganz normal, wie bei allen anderen Teilen des Films. Bill Nighy und all die Schauspieler, die Davys Crew spielen, beherrschen ihre Parts aus dem Effeff. Sie haben sich mit den Figuren beschäftigt, und sie spielen sie mit vollem Einsatz – auch wenn sie später nur noch CG-Figuren sind.“
Weil Verbinski darauf besteht, dass seine Fantasyszenen so authentisch und real wie nur möglich aussehen, entwickelte ILM neue Technologien für PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2, die gerade bei der Schöpfung von Davy Jones und seiner Crew zum Einsatz kamen. Bill George erklärt: „Wir versuchen etwas Neues bei diesem Film, eine große Herausforderung. Wenn man bisher eine CG-Figur – speziell wenn sie einer menschlichen Figur ähnelt – gefilmt hat, dann hat man zuerst nur die Hintergründe und das Umfeld gedreht, in das man die Figur danach setzt. Später hat man dann etwas hinzugefügt, was man Motion Capture nennt. Dies ist ein Vorgang, bei dem man eine Anzahl von Kameras, vielleicht zwölf oder 15, benutzt, die alle auf eine Figur gerichtet sind, die einen engen schwarzen Anzug mit kleinen Markierungen darauf trägt. Wenn die Figur sich bewegt, lässt sich diese Bewegung im Computer nachempfinden und später auf die für die Aufnahme gewünschte Figur übertragen. Das ist ein langer und arbeitsintensiver Prozess.“
Er fährt fort: „Die Technologie hat sich mittlerweile zu einem Punkt weiterentwickelt, dass wir die exakt gleiche Datenmasse mit nur zwei Videokameras ansammeln, während die eigentliche Szene gedreht wird. Man muss das Ganze nicht mehr in zwei voneinander getrennte Szenen aufteilen; alles passiert gleichzeitig. Daraus ergeben sich eine Menge Vorteile. Wenn ein Schauspieler im ersten PIRATES-Film gegen einen der verfluchten Skelett-Piraten kämpfte, dann hat er quasi gegen Luft gekämpft und musste so tun, als würde er etwas sehen, was natürlich gar nicht da war. Jetzt können die Schauspieler miteinander interagieren – die Effektarbeit kommt später dazu. Das sieht natürlicher und realistischer aus.“
„Die Wirkung ist wirklich groß“, sagt Charlie Gibson. „Denn bei der Figurenanimation hängt alles von der Güte der Darstellungen ab, was vor allem im Fall von Bill Nighy zutrifft. Der Film wird auf Basis von höchst subtilen Gesichtsausdrücken, Gebärden und selbst weniger greifbaren Dingen wie seine Stimmung und das Gefühl hinter seinen Augen – all das, was einen großartigen Schauspieler ausmacht – geschnitten. Bill ist ein steter Quell unglaublicher Vielfalt. Er wiederholt sich niemals, man findet immer einen interessanten Aspekt an seiner Darstellung.“
Nighy selbst zeigte sich höchst amüsiert von dem Prozess, mit dem ILM aus ihm einen glaubwürdigen Davy Jones zauberte: „Als erstes wurde ein Cyber-Scan von mir angefertigt, den sie in einer Art Geheimlastwagen voller Bildschirme und Computer machten. Am Set trug ich dann einen grauen Turnanzug, dessen Referenzpunkte aus weißen Blasen und Streifen aus schwarzem und weißem Material bestanden. Damit kann man dann später meine Bewegungen im Computer in Davy Jones verwandeln. Ich verstehe kein bisschen davon, aber immerhin bin ich gegenwärtig der Weltrekordhalter im Orgelspiel mit einem imaginären Oktopusbart. Das ist wahre Pionierarbeit, alles auf der Höhe unserer Zeit.“
Knoll und George arbeiteten nach dem Prinzip eines klassischen Tag Teams. Einer von beiden befand sich zu allen Zeiten am Set, der andere blieb im ILM-Hauptquartier in San Francisco, um mit den Künstlern und Technikern die vorhandenen Aufnahmen zu animieren. „Eine unserer Aufgaben am Set war der Umgang mit Improvisationen und Veränderungen“, erklärt Knoll. „Egal, wie weit im Voraus man alles exakt durchgeplant hat, vor der Kamera sieht die Situation dann wieder ganz anders aus. Oder es ergibt sich eine Gelegenheit, etwas kreativ zu verbessern. Dann muss man die Kamera vielleicht an einer anderen Stelle positionieren. Oder es gibt eine andere technische Herausforderung, die man nicht vorhergesehen hat. Es ist wichtig, dass jemand von den visuellen Effekten anwesend ist, damit Entscheidungen schnell getroffen werden können.“
Für die richtige Atmosphäre waren die Spezialeffekt-Koordinatoren Michael Lantieri und Allen Hall zuständig. Ob es nun um den Rauch aus Davy Jones’ gewaltiger Orgel ging, ein ausgewachsenes Schiff in zwei Teile zu kloppen, ganze Batterien von Kanonen abzufeuern oder die Black Pearl und den Fliegenden Holländern mit Nebelschwaden zu umgeben, diese physischen „In-Camera“-Effekte waren keinen Deut weniger magisch als das, was die Experten von ILM leisteten. Tatsächlich wurde für die Sequenzen auf den Bahamas soviel Nebel benötigt, dass Hall zwei große Boote mit großen Flugzeugmotoren ausstattete. „Wir haben tatsächlich den weltweiten Vorrat an Nebelflüssigkeit für den Film aufgekauft“, gibt Hall zu.
Der Umgang mit dem launischen Wetter auf den Grand Bahamas wurde für Verbinski und das Team mit der Zeit beinahe zur Routine. Aber was die Produktion im Oktober erwartete, hätte keiner jemals vorhersagen können. Obwohl der karibische Production Supervisor Tom Hayslip im September auf 27 Seiten einen detaillierten Hurricane-Vorbereitungsplan angefertigt hatte, hoffte man natürlich, dass man nicht auf ihn zurückgreifen würde müssen. Aber am Dienstag, den 18. Oktober, wurde nur allzu deutlich, dass der tropische Sturm Wilma – der gerade zum Hurricane Wilma erklärt worden war – eine überraschende Drehung nach rechts weg von der Halbinsel Yucatan machen und Kurs auf Florida und das nur 50 Meilen entfernte Grand Bahama Island nehmen würde. Mit ständig steigender Luftfeuchtigkeit und dem Auftauchen eines gewaltigen Wolkenmassivs begann die Produktion in Windeseile, sich auf das Schlimmste vorzubereiten. Es war eine schreckliche Ironie, dass nur zwei Wochen zuvor die Vorproduktionscrew von DÉJÀ VU (2006), einer weiteren Produktion von Jerry Bruckheimer, aus New Orleans evakuiert werden musste, als sich der monströse Hurricane Katrina dem Golf näherte. Jetzt begannen Bruckheimer und sein Produktionsteam mit der Organisation der gewaltigen Aufgabe, die Produktionsstätten zu sichern und die Sicherheit der gesamten Crew zu gewährleisten.
Grand Bahama Island ist flach wie ein Pfannkuchen, hat keine nennenswerten Erhebungen und musste bereits im September 2004 gewaltige Schläge von den Hurricanes Frances und Jeanne einstecken. Als die Mannschaft am 18. Oktober schlafen ging, war Wilma lediglich ein Hurricane der Kategorie 1. Als sie aufwachte, war er nicht nur zu Kategorie 5 hochgestuft worden, sondern wütete mit Windstärken von 250 Stundenkilometer und Windböen von bis zu 350 Stundenkilometer mittlerweile als der mächtigste Hurricane, der jemals aufgezeichnet worden war. „Man warnte uns erstmals etwa eine Woche vor dem Hurricane. Schnell trafen wir die Entscheidung, nach Möglichkeit alle Leute der Crew auszufliegen, für den Fall, dass Grand Bahama Island betroffen sein würde“, erinnert sich Bruckheimer. „Zum unseren Glück konnten wir alle evakuieren, unsere Schiffe sicher im Hafen vertäuen und die Segel einholen. Wir hatten nur minimale Schäden zu beklagen, wenn man bedenkt, was passieren hätte können.“
Nachdem er durch Florida getobt war, schlug Hurricane Wilma am 24. Oktober als ein Hurricane der Kategorie 2 auf Grand Bahama Island mit Windstärken um die 160 Stundenkilometer ein. Zum Glück war es ein kurzer Besuch, der nur vier Stunden dauerte. Die Studiobauten wurden weitgehend von der Zerstörung verschont, aber das West End der Insel und das Dörfchen Eight Mile Rock wurden von dem Wirbelsturm mit voller Wucht getroffen. Nur dreieinhalb Tage benötigte die Produktion, den Sand, den die Sturmflut herbei getragen hatte, aus dem Camp zu entfernen, die weggespülten Straßen neu zu befestigen und das komplette Basiscamp wieder so herzurichten, als wäre nichts geschehen. Die Inselbewohner hatten einen weiteren Sturm von vielen überstanden, von denen sie während der Storm-Season heimgesucht werden. Und PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 sowie PIRATES OF THE CARIBBEAN 3 konnten plangemäß auf der Black Pearl und der Flying Dutchman weitergedreht werden. Dazu kamen noch Aufnahmen auf dem Set eines versenkten Schiffes, das tragische Bekanntschaft mit dem Kraken gemacht hatte. Im Dezember folgte eine weitere geplante Pause, damit alle Beteiligten die Feiertage zu Hause zubringen konnten.
In der zweiten Januar-Woche 2006 kehrte die Produktion auf die Bahamas zurück. Mit dem Abschluss der Krakenszenen und ironischerweise dem Dreh jener Szene, mit der sich Captain Jack Sparrow diesmal im Film vorstellt, kam die schier endlose Produktion zu ihrem Ende. Zu diesem Zeitpunkt war es deutlich kälter auf den Bahamas: Abends waren Parkas unerlässlich. „Wir haben so ungefähr jedes nur denkbare Wetter während des Drehs durchlebt“, meint Johnny Depp. „Als wir in St. Vincent und Dominica drehten, waren die Hitze und die Luftfeuchtigkeit beinahe unerträglich. Jetzt nähern sich die Temperaturen nachts dem Gefrierpunkt. Das ist ziemlich merkwürdig. Dazu kommt noch, dass wir jetzt immer noch an Szenen arbeiten, mit denen wir vor einem Jahr begonnen haben. Man muss sich wirklich Mühe geben, wenn man will, dass alle Punkte sorgfältig miteinander verbunden werden.“ Obwohl Verbinski und seine Leute noch bis zum Ende Februar an Szenen für PIRATES OF THE CARIBBEAN 3 arbeiteten, war der Dreh von PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 abgeschlossen – exakt ein Jahr, nachdem sie in Burbank begonnen hatten.
Am letzten Drehtag in der Karibik kam die Mannschaft im Essenszelt im Basecamp auf Grand Bahama zusammen. Bruckheimer, Verbinski und ihr Produktionsteam hielten kurze Reden und hatten folgende wissenswerte Details parat.
- Der Reisekoordinator der Produktion hatte mehr als 10.000 One-Way-Tickets gebucht, Charterflüge nicht mitgerechnet.
- Auf Dominica wurden 475 Handys verteilt.
- 550 Fässer wurden von den Ausstattern gebaut.
- 178 Fässer Rauch waren von der Spezialeffektabteilung verbraucht worden.
- Mehr als 6000 Batterien waren von der Sound-Abteilung aufgebraucht worden.
- Zu einem Zeitpunkt waren mehr als 200 Walkie-Talkies am Set gleichzeitig in Gebrauch.
- Insgesamt setzte die Produktion 135.000 Meter Seil ein – 135 Kilometer!!
- Das erste und zweite Drehteam verschoss mehr als 500 Kilometer Film – ungefähr die Strecke von Los Angeles nach Sacramento.
- Mehr als 200.000 Mahlzeiten wurden serviert.
Jetzt war die Zeit für Cast und Crew gekommen, mit unzähligen Erinnerungen im Gepäck wieder nach Hause zurückzukehren. „Es war in jeder Hinsicht unglaublich“, sagt Johnny Depp. „Mit der Zeit wächst man zusammen wie eine merkwürdige Zigeunerfamilie, wie ein Wanderzirkus.“
„Es kann ziemlich schwierig sein, wenn man für so lange Zeit von Familie und Freunden getrennt ist, aber wir haben unsere eigene Art von Familienumfeld geschaffen. Die Atmosphäre am Set war großartig“, merkt Orlando Bloom an. „Man arbeitet lange und vor allem hart, aber wir alle wissen, woran wir arbeiten. Es ist eine Gelegenheit, wie man sie nur einmal im Leben hat. Es ist ausgezeichnete Unterhaltung, ein Spaß für die Familie mit einer tollen Geschichte, die wirklich jeder genießen kann. Der Film nimmt sich nicht allzu ernst, was ausgesprochen befreiend ist. Ich habe das Gefühl, als würde ich in vielen verschiedenen Träumen gleichzeitig leben, ob ich nun an Seilen schwinge, in einem Knochenkäfig herumrolle, Segel hinab gleite oder ein schönes Mädchen küsse. Die Arbeit, die darin steckt, ist schwierig – nur auf der Leinwand sieht es einfach und mühelos aus. Aber es macht trotzdem unerhört viel Spaß. Ich fühle mich sehr glücklich, weil es eine tolle Gruppe von Leuten ist und viele Gedanken und Sorgfalt auf das Machen dieses Films verwendet wurden.“
Er schließt ab: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass so etwas noch einmal so gemacht werden wird. Zumindest fühlt es sich so an wie das Ende einer Ära. Und ich glaube, wir sind alle sehr froh, ein Teil davon gewesen zu sein.“
„Es war ein Abenteuer ganz im Sinne eines Piratenfilms“, sagt Regie-Assistent Peter Kohn. „Es ist nicht, als hätte man einen Film gemacht. Es ist, als wäre man in dem Film, als wäre man der Film selbst, als wäre die Themenpark-Attraktion zu Leben erwacht - ,livin’ the ride’, wie eines unserer T-Shirts sagt.“
„Das Publikum wird all das bekommen, was es sich erwartet, wenn es an der Kasse sein Ticket löst“, sagt Bill Nighy. „Romantik, Abenteuer, Thrills, Gefahr, Magie. Dinge, die man noch nie zuvor gesehen hat. Welten, die man noch nie zuvor besucht hat. Es ist ziemlich schwer, einen Abenteuerfilm auf die Beine zu stellen, der authentisch wirkt und zufrieden stellt – und gleichzeitig einen ganzen Kinosaal in regelmäßigen Abständen in schallendes Gelächter ausbrechen lässt.“
„Ich habe noch nie bei etwas mitgemacht, was auch nur annähernd so groß war“, staunt Kevin R. McNally. „Bisweilen befällt einen Angst, man könnte sich in all dem verlieren. Aber das Tolle an Jerrys Produktion, Gores Regie und Ted und Terrys Schreibtalent ist, dass sie am meisten an den Figuren interessiert sind. Trotz all der gigantischen Sets, der visuellen Effekte, des Spektakels steht im Zentrum des Films, wenn wir uns zusammensetzen, reden, planen und einfach gemeinsam Piraten sind. Man verliert sich nicht in einem Meer aus Organisation und Logistik.“
„Ich habe großen Respekt für Gore – immer schon, seit dem ersten Moment, an dem wir gemeinsam an dem ersten Film arbeiteten“, lobt Johnny Depp. „Aber welche Last bei diesem Film jeden Tag wieder aufs Neue auf seinen Schultern ruhte, ist unfassbar. Trotz des unbeschreiblichen Drucks habe ich nie erlebt, dass er ausrastete oder rumtobte, dass er je seine Fassung oder seine Vision verlor. Er geht mit allem der Reihe nach um und kämpft sich durch. Das ist ein kleines Wunder. Gore ist einer dieser Regisseure, bei dem man es sich als Schauspieler erlauben könnte, das Drehbuch nicht gelesen zu haben – man muss einfach nur ihm vertrauen, weil er das Material in- und auswendig kennt.“
„Gore ist ein phänomenaler Regisseur“, bestätigt auch Orlando Bloom. „Als ich den ersten Film zum ersten Mal sah, blies es mich förmlich weg, wie es ihm gelungen war, die Geschichte und die Figuren so integer zu präsentieren. Gore hat die Fähigkeit, eine beliebig große Crew zu motivieren. Jede einzelne Szene geht er mit ungebrochener Seele und jugendlicher Energie an, und mag sie noch so groß und komplex sein.“
Keira Knightley stimmt ihren PIRATES-Kollegen unbedingt zu: „Ich weiß nicht, wie sich Gores Gehirn auf so viele verschiedene Dinge auf einmal konzentrieren kann. Aber es ist beeindruckend. Ich halte es in einem solchen Film, der sich in das Reich der Fantasy und Träume bewegt, für wichtig, dass man einen emotionalen Kern hat, der sich echt anfühlt. Und genau das ist es, was Gore gelingt. Er lässt alles immer echt wirken.“
Alle – ob sie nun schon beim ersten Teil dabei gewesen waren oder nicht – stimmen überein, dass sich das Set eines Films von Jerry Bruckheimer mit nichts anderem vergleichen lässt. „Der erste Film fühlte sich sehr intim an und wurde immer größer, je länger die Produktion andauerte“, erinnert sich Johnny Depp. „Dieser hier ist einfach durch und durch Jerry Bruckheimer. Das heißt, er ist gewaltig groß, aber hat verdammt viel Stil und Geschmack. Jerry arbeitet eben mit den besten Leuten im Geschäft. Und das ist beeindruckend.“
„Jerry umgibt sich mit einem Team von Leuten, die in der Lage sind, einfach alles zu stemmen, was Gore und die Drehbuchautoren verlangten“, erklärt Orlando Bloom. „Es geht immer nur darum, wie man alles noch besser machen kann. Das ist Jerrys generelle Lebenseinstellung und seine Einstellung zum Filmemachen: Es gibt nichts, was man nicht tun kann. Das ist eine mutige Art, Filme zu machen. Furchtlos und manchmal etwas überwältigend.“
„Ich habe jetzt drei Filme mit Jerry gedreht“, berichtet Keira Knightley. „Und es ist einfach unglaublich. Sie sind wirklich, wirklich groß! Das Ausmaß dieser Filme ist gewaltig. Jerry hat eine komplette Piratenwelt geschaffen. Und wir alle sind ein Teil davon. Das ist fantastisch.“
„Jerry Bruckheimer ist ein Original“, sagt Lee Arenberg. „Er ist wahrlich ein Impresario, weil er einem die Werkzeuge reicht, damit man die Dinge machen kann, die man machen will. Sein Fokus ist superstark, er hat einen goldenen Daumen und stellt tolle Leute an, die für ihn arbeiten. Ich glaube, es ist ein Merkmal wahrer Macht, wenn man seinem Team beständig Respekt und Vertrauen zollt.“
„Durch einen Film von Jerry Bruckheimer kann man sich nicht treiben lassen“, fügt Kevin R. MacNally hinzu. „Mit halben Sachen kommt man nicht durch. Alle um einen herum geben ihr Bestes, und das ist höchst inspirierend. Er ist aktiv beim Dreh beteiligt. Dann weiß man auch, dass alles 110-prozentig wird.“
„Jerry Stärke ist, dass er keine Schwächen hat“, sagt Bruce Hendricks. „Er versteht den Geschmack des Publikums und stellt sicher, dass seine Filme dem jungen und auch dem älteren Publikum gefallen.“
Und doch war die Arbeit noch nicht vorbei. Eine Unterbrechung des Drehs von PIRATES OF THE CARIBBEAN 3 wurde anberaumt, damit sich Bruckheimer und Verbinski um die unzähligen Elemente der Postproduktion kümmern konnten, im Schneideraum mit den Cuttern Craig Wood und Stephen Rivkin, sowie um die visuellen Effekte, die Soundeffekte, die Musik und die tausend anderen Details, die von Nöten waren, um PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 rechtzeitig zum US-Kinostart am 7. Juli fertigzustellen. Walt Disney Imagineering sorgte indes für eine Generalüberholung der Themenparkattraktion in Disneyland, die bis zur Filmpremiere abgeschlossen sein wird. Jerry Bruckheimer sagt: „Sie fügen ein paar der ikonischen Figuren des Films zur Attraktion hinzu. Das wird sehr spannend für uns, wenn wir sehen können, wie von uns erdachte Figuren Teil der Welt von Disney werden.“
Und, na klar, nach der Premiere von PIRATES OF THE CARIBBEAN – FLUCH DER KARIBIK 2 werden Bruckheimer, Verbinski und ihre unerschrockenen Spießgesellen einmal mehr die Piratenflagge hissen, um in der Karibik die bereits begonnene Arbeit an PIRATES OF THE CARIBBEAN 3zu vollenden.
Die Black Pearl wird erneut Segel setzen... und die Odyssee der Piraten der Karibik wird weitergehen!
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