Sweeney Todd - Special

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      Sweeney Todd - Special


      WARNER BROS. PICTURES und DreamWorks Pictures präsentieren
      eine Parkes/MacDonald PRODUCTION
      eine Zanuck Company Produktion

      Johnny Depp
      Helena Bonham Carter
      Alan Rickman



      Timothy Spall
      und Sacha Baron Cohen


      Regie Tim Burton
      Drehbuch John Logan
      Produzenten Richard D. Zanuck, Walter Parkes,
      Laurie MacDonald, John Logan
      Executive Producer Patrick McCormick
      Kamera Dariusz Wolski, A.S.C.
      Produktionsdesign Dante Ferretti
      Schnitt Chris Lebenzon, A.C.E.
      Kostümdesign Colleen Atwood
      Co-Produzentin Katterli Frauenfelder
      nach einer Adaption von Christopher Bond
      Orginalaufführung von HAROLD PRINGE
      nach dem Musical von Stephen Sondheim und Hugh Wheeler
      Musik und Songtexte Stephen Sondheim


      Deutscher Kinostart: 21. Februar 2008
      im Verleih von Warner Bros. Pictures Germany
      a division of Warner Bros. Entertainment GmbH
      www.SweeneyTodd-DerFilm.de




      KURZINHALT

      Johnny Depp übernimmt die Titelrolle in Tim Burtons Verfilmung von Stephen Sondheims preisgekröntem Musical-Thriller „Sweeney Todd“.
      Sweeney Todd landet unschuldig im Gefängnis und schwört Rache nicht nur für seine brutale Strafe, sondern auch für das grausige Schicksal seiner Frau und Tochter. Eines Tages kehrt er nach London zurück, eröffnet wieder seinen Frisörsalon und steigt zum dämonischen Barbier der Fleet Street auf.



      INHALT

      Obwohl er unschuldig ist, muss Benjamin Barker (Johnny Depp) am anderen Ende der Welt 15 Jahre Haft absitzen. Doch er entkommt, kehrt nach London zurück und schwört Rache, wobei er von der ihm bedingungslos ergebenen Komplizin Mrs. Nellie Lovett (Helena Bonham Carter) unterstützt wird.
      Barker nennt sich jetzt Sweeney Todd und arbeitet wie zuvor in dem Frisörsalon über der Bäckerei von Mrs. Lovett. Er nimmt Richter Turpin (Alan Rickman) aufs Korn, der Barker einst mithilfe des ruchlosen Handlangers Beadle Bamford (Timothy Spall) aufgrund einer fingierten Anklage verurteilt und nach Übersee verbannt hat. Von Mrs. Lovett erfährt Sweeney, dass seine Frau von Richter Turpin missbraucht worden ist und daraufhin Selbstmord begangen hat. Im Gegenzug will Sweeney nun Turpins Frau Lucy (Laura Michelle Kelly) und seine kleine Tochter entführen.
      Weil der extravagante Frisör Signor Adolfo Pirelli (Sacha Baron Cohen) Sweeneys Konkurrenz zu spüren bekommt, droht er, dessen wahre Identität aufzudecken. Kurzerhand schneidet Sweeney ihm die Kehle durch. Mrs. Lovett überlegt, wie sie die Leiche entsorgen soll, und nutzt die Krise, um ihrem derzeit schlecht gehenden Geschäft neuen Auftrieb zu geben: Sie verfeinert ihre Pasteten mit Menschenfleisch.
      Sweeney entdeckt, dass sich der Richter in Sweeneys inzwischen halbwüchsige Tochter (Jayne Wisener) verliebt hat, die als Turpins Pflegekind wie eine Gefangene in dessen Haus lebt. Dennoch wird eines Tages der junge Seemann Anthony (Jamie Campbell Bower) auf das Mädchen aufmerksam – er hat Sweeney zuvor aus Seenot gerettet. Anthony verliebt sich unsterblich in Johanna und schwört, sie zu retten und zu seiner Frau zu machen.
      Unterdessen sind Mrs. Lovetts Fleischpasteten das Stadtgespräch von London. Seit ihr Laden floriert, träumt sie von einem respektablen Leben im Badeort an der Küste – als Gattin von Sweeney. Und ihren jungen Schutzbefohlenen, Pirellis ehemaligen Assistenten Toby (Edward Sanders), möchte sie adoptieren.
      Sweeney interessiert sich allerdings nur für seine Rache – ohne an die Konsequenzen für seine Mitmenschen zu denken.



      ÜBER DIE PRODUKTION


      Prolog: Wie „Sweeney Todd“ entstand



      „Dass die Geschichte von ,Sweeney Todd‘ schon 150 Jahre überdauert hat, ist der Beweis dafür, wie gut sie ist… sie fesselt die Zuschauer immer aufs Neue. Es geht um die Rache, die auch den Rächer vernichtet“, sagt Stephen Sondheim, der das berühmte Bühnenmusical „Sweeney Todd: The Demon Barber of Fleet Street“ geschrieben hat, das jetzt als Vorlage zu Tim Burtons Film dient. „So gesehen handelt es sich um eine klassische Tragödie über einen Helden, der im Zuge seiner Rache selbst zugrunde geht.“
      „Was macht ,Sweeney‘ zum Klassiker?“, fragt Produzent Walter Parkes. „Ein Grund ist sicher der wohl beste Musical-Soundtrack der letzten 50 Jahre. Aber es geht auch um Mord und Totschlag, um verlorene Liebe: Unsere brutalsten Triebe werden mit den zärtlichsten kombiniert. Aus dem Zusammenprall dieser Elemente entsteht die überwältigende Dynamik.“
      „Sweeney Todd“ unterscheidet sich von anderen Geschichten durch die solide emotionale Basis der Story. „In ,Sweeney Todd‘ steht und fällt alles mit den Gefühlen“, sagt Drehbuchautor John Logan. „Es geht um große Leidenschaften, denn einem Mann wird schreiendes Unrecht angetan, sodass er Rache schwört. Und beim Umsetzen seiner Rache wird er wahnsinnig. Aber es geht auch um die Frau, die ihn liebt, die sich nach ihm sehnt, aber keinen Kontakt zu ihm bekommt. Und es geht um ein Mädchen, das bei einem brutalen Stiefvater aufwächst und ihr Glück in der Liebe finden will. Diese emotionalen Erzählstränge überschneiden sich in ,Sweeney Todd‘, und weil all das durch die Musik und die Songs noch intensiviert wird, haben wir es mit einer prachtvollen Romanze zu tun. Doch im Grunde handelt es sich um eine leidenschaftliche, sehr düstere Liebesgeschichte.“
      Manchmal wird behauptet, es habe Sweeney Todd tatsächlich gegeben: Er habe im London des 18. Jahrhunderts 160 Morde begangen. Aber generell geht man davon aus, dass er eine fiktive Figur ist, die mit der Story „The String of Pearls: A Romance“ des Autors Thomas Peckett Prest bekannt wurde – sie erschien im November 1846 in The People’s Periodical. Die Legende besagt, dass Todd seinen Kunden die Kehle durchschnitt, während er sie rasierte, um sie dann durch einen Schacht in den Keller rutschen zu lassen, wo sie zerhackt und dann zur Füllung für die Fleischpasteten seiner Komplizin verarbeitet wurden: Die verwitwete Bäckerin Mrs. Nellie Lovett verkaufte die Pasteten dann an ihre ahnungslosen Kunden.
      Ein Jahr später entstand aus Prests Story ein Stück mit dem Untertitel „The Demon Barber of Fleet Street“. Schon bald konkurrierte der berüchtigte Todd mit einem weiteren notorischen Londoner Serienmörder des 19. Jahrhunderts: Jack the Ripper.
      Die Todd-Story hat viele weitere Theaterversionen inspiriert und wurde auch mehrfach fürs Kino und Fernsehen verfilmt, doch erst im Bühnenstück „Sweeney Todd“ des britischen Theaterautors Christopher Bond taucht 1973 das Rache-Komplott zwischen Barker und Turpin auf, das heute fest zur Sweeney-Legende gehört. Der berühmte amerikanische Texter und Komponist Stephen Sondheim, der zu der illustren kleinen Gruppe von Künstlern gehört, die nicht nur den Oscar, sondern auch den Tony, den Emmy, den Grammy und den Pulitzer-Preis gewonnen haben, richtete Bonds Stück 1979 für ein größeres Publikum ein und schrieb mit Hugh Wheeler das berühmte Bühnenmusical „Sweeney Todd: The Demon Barber of Fleet Street“.
      In der Broadway-Uraufführung am 1. März 1979 spielte Len Cariou den Sweeney Todd und Angela Lansbury die Mrs. Lovett. Etwas wie Sondheims „Sweeney Todd: The Demon Barber of Fleet Street“ hatte es auf der Bühne noch nie gegeben: Das bluttriefende Gruselstück war musikalisch von dem legendären Soundtrack-Komponisten Bernard Herrmann („Psycho“, „The Birds“/Die Vögel) inspiriert und schockierte das Premierenpublikum, wurde aber schnell als Sondheims Meisterwerk erkannt. Bald darauf wurde es auch in London aufgeführt. Neuinszenierungen am Broadway folgten 1989 und 2005.
      „Das Stück ist sehr originell“, berichtet die Filmproduzentin Laurie MacDonald. „Ironisch und düster, aber letztlich sehr tragisch und zu Herzen gehend. Und die wunderbare Musik ist einfach nicht von dieser Welt.“ Wie ihr Produzentenpartner Parkes war sie derart beeindruckt, dass die beiden in ihrer Funktion als Leiter der Produktionsabteilung bei DreamWorks Pictures die Filmrechte von Sondheim erwarben.
      „Die Sweeney-Todd-Fans sind eine eingeschworene Gemeinde, die man wirklich fast als fanatisch bezeichnen kann“, fügt Parkes hinzu. „Sie funktionieren als sehr genaues Barometer für die kollektive Stimmung.“
      „Ich habe die erste Inszenierung am Broadway mit Angela Lansbury und Len Cariou dreimal gesehen“, erinnert sich Logan. „Das war total neu für mich. Ich war völlig begeistert, und dieses Gefühl habe ich bis heute bewahrt.“
      Regisseur Tim Burton hat die ursprüngliche Broadway-Fassung zwar nicht erlebt, aber er schaute sich eine der ersten Aufführungen in London an, als er dort studierte. „Eigentlich mag ich Musicals nicht besonders, aber in diesem Fall war ich begeistert“, erinnert er sich. „Von Stephen Sondheim hatte ich noch nie gehört. Das Plakat sah irgendwie cool und interessant aus. Das Stück wirkt wie ein alter Horrorfilm, bekommt aber durch die Musik einen interessanten Gegenpol, ein ästhetisches Pendant zu den altertümlichen Horror-Bildern. Zudem war es interessant, eine blutige Geschichte auf der Bühne zu erleben. Ich schaute mir das Stück gleich noch einmal an, weil ich so angetan war.“
      Eine Verfilmung von „Sweeney Todd“ erschien Sondheim als ein logischer nächster Schritt, weil er sich beim Komponieren der Musik ja teilweise an dem Vorbild Bernard Herrmann orientiert hatte. „Schon als Kind ging ich gern ins Kino“, gibt Sondheim zu. „Besonders Melodramen und Suspense-Filme gefielen mir. Mit 15 Jahren sah ich den Film ,Hangover Square‘, zu dem Bernard Herrmann die Musik geschrieben hatte. Es handelt sich um ein extravagantes Melodram, das zur Zeit Edwards II. spielt: Ein Komponist hört ein bestimmtes Geräusch, dreht durch und ermordet das erste schöne Mädchen, das er zu fassen bekommt. Ich weiß noch, wie begeistert ich von der Musik war, und ich überlegte, dass es doch toll sein müsste, dem Publikum Angst einzujagen. Ich fragte mich, ob das auch funktioniert, wenn die Darsteller singen.“


      Erster Akt: „Sweeney Todd“ wird für die Leinwand eingerichtet



      Nachdem Parkes und MacDonald die Filmrechte zu „Sweeney Todd: The Demon Barber of Fleet Street“ erworben hatten, engagierten sie ihren langjährigen Mitarbeiter John Logan, der für das Studio bereits den Oscar-preisgekrönten „Gladiator“ (Gladiator) geschrieben hatte. Bevor Logan seine Kinofassung in Angriff nahm, arbeitete er sich sechs Monate lang in Sondheims Partitur ein – „ganz allein, um mich voll und ganz auf dieses Monster einzustellen“, verrät er. „Und ich verglich Chris Bonds Bühnenmelodram mit Hugh Wheelers Libretto zum Musical. Schließlich konnte ich die Musik vorwärts und rückwärts singen. Dann fuhr ich nach New York, wo ich den Stoff mit Stephen durchgearbeitet habe.“
      Wenn ein dreistündiges Musical zu einem zweistündigen Film umgeschrieben wird, muss natürlich gekürzt werden. Einige Songs fielen ganz weg, andere wurden gestutzt: „Wir haben einige Strophen weggelassen, andere Stellen aber auch erweitert“, erklärt Logan. „Es war relativ aufwändig, die Kürzungen festzulegen und der Sache eine Form zu geben.“
      Auch die Story wurde deutlich verändert: „Wir wollten uns voll und ganz auf Sweeney Todds Schicksal konzentrieren – sekundäre und tertiäre Handlungsstränge fielen weg. Auf der Bühne singt Todds Tochter Johanna sehr viel ausführlicher – sie und Anthony sind eher typische Musical-Figuren, und ich war davon überzeugt, dass wir uns auf Sweeney Todd und Mrs. Lovett konzentrieren mussten, und in gewissem Umfang auch auf Toby. Aber dieses Dreieck sollte unbedingt im Mittelpunkt stehen.“
      Stephen Sondheim nahm die Filmversion von „Sweeney Todd: The Demon Barber of Fleet Street“ zum Anlass, um bestimmte Songzeilen zu ändern. Außerdem schrieb er einige neue Verse, um der veränderten Erzählstruktur Rechnung zu tragen. „Ein Bühnenstück funktioniert anders als ein Kinofilm“, erklärt Sondheim. „Im Theater ist man bereit, einem Sänger zuzuhören, der drei Minuten lang auf der Bühne sitzt und über ein Thema singt. Aber auf der Leinwand kapiert man sehr schnell, was Sache ist – da wird der Song schnell zweieinhalb Minuten zu lang. Das Problem besteht also darin, die Musik in ihrer Geschlossenheit zu erhalten, während man sie einkürzt. John hat allerdings sehr viel von der Musik übernommen, und doch gelingt es ihm, das Filmische der Songs zu betonen.“
      Laut Vertrag konnte Sondheim bei der Besetzung von Sweeney Todd und Mrs. Lovett sowie der Wahl des Regisseurs mitbestimmen.
      „Er ist eine sehr beeindruckende Persönlichkeit“, sagt Burton über den legendären Komponisten. „Sehr intelligent, sehr leidenschaftlich, ein Genie auf seinem Gebiet. Was mir aber am meisten Respekt und Dankbarkeit abringt – er kann loslassen: Hier geht es nicht um eine Bühneninszenierung, sondern um einen Film. Macht das Beste draus! Ich fühlte mich von ihm sehr unterstützt. Was mich auch beeindruckte und was ich sofort sympathisch fand, als ich ihn kennenlernte: Er erzählte mir, wie er seine Lieder an Bernard Herrmanns Filmmusikstil orientierte. Tatsächlich ist es interessant, den Gesang einmal wegzulassen – dann hört sich das genau wie eine Musik von Bernard Herrmann an. Das haben wir bei den Aufnahmen gemerkt – wirklich verblüffend. Als er mir das erzählte, reagierte ich sofort: ,Das will ich unbedingt inszenieren.‘“
      „Er ist der ideale Regisseur für diesen Film“, sagt Sondheim über Burton. „In mancher Hinsicht ist dies sein einfachster, direktester Film, aber man merkt genau, dass er eine Geschichte erzählt, die es ihm angetan hat. In der Story passiert bereits so viel, sodass er nichts dazuerfinden muss. Er hat sich mit großem Enthusiasmus in die Arbeit gestürzt und das Thema – pardon! – direkt an der Gurgel gepackt.“
      „Keiner könnte ,Sweeney Todd‘ besser inszenieren als Tim“, bestätigt auch Produzent Richard D. Zanuck. „Zwischen dem Sujet und Tims Stil bestehen unübersehbare Gemeinsamkeiten. Er ist bekannt für seine eigenwilligen, eleganten Bilder, aber im Grunde ist er ein Dramatiker, der uns einfache, menschliche Liebesgeschichten erzählen will. Tim Burton ist auf diese Welt gekommen, um den Film ,Sweeney Todd‘ zu inszenieren.“


      Zweiter Akt: Die Besetzung


      „,Sweeney Todd‘ hat auf der Bühne viele Erfolge gefeiert, aber bisher hatte das Publikum kaum Gelegenheit, Sweeney gefühlsmäßig nahezukommen“, sagt Produzent Parkes. „Das liegt in der Natur der Bühne: Es gibt keine Nahaufnahmen. Doch weil Tim und vor allem Johnny Depp den Film machen, bekommen wir die Chance, Sweeneys Gefühlsleben hautnah mitzuerleben. Das ist fast eine neue Definition des Stücks.“
      In den Theaterversionen wurden Sweeney Todd und Mrs. Lovett meist von Schauspielern dargestellt, die zwischen 50 und 60 Jahren alt waren. Doch Burton wollte die Rollen unbedingt jünger besetzen: „Ich spürte einfach, dass es die Dynamik steigern würde, wenn die Hauptfiguren um die 40 sind und die Kinder wirklich noch Kinder sind – wir nähern uns also der ursprünglichen Geschichte an: Bei uns spielt kein 30-Jähriger einen Teenager. In meinen Augen wird dadurch der Energiepegel filmisch erhöht, während die traditionelle Besetzung auf der Bühne durchaus akzeptabel war.“
      „Tim wollte das Potenzial der Romanze besonders betonen: Zwei Menschen, die eine Chance bekommen und sie nicht nutzen“, berichtet Produzent Walter Parkes. „Dazu trägt Helena genauso viel bei wie Johnny. Gegen Ende singt sie eines meiner Lieblingslieder: In ,By the Sea‘ träumt sie davon, was das Leben Sweeney und ihr mit dem kleinen Toby bieten könnte, wenn sie alles hinter sich lassen würden. Das Lied ist sehr anrührend, wunderbar, weil es ganz simpel, direkt und schnörkellos ihr durchaus verständliches Gefühl beschreibt – und das rührt uns umso mehr, weil die dunklen Wolken der Tragödie bereits das Schicksal dieser drei verdüstern.“
      „Tief im Innern liebt Mrs. Lovett jenen Mann, der sie praktisch ignoriert“, sagt Bonham Carter. „Er schaut sie nicht mal richtig an, außer wenn sie die geniale Idee entwickelt, wie man seine Leichen entsorgen kann – da nimmt er sie plötzlich wahr. Und sie ist ihm eine gute Partnerin, sie ergänzt ihn, weil er so introvertiert wie sie extrovertiert ist. Sie ist sehr praktisch und meiner Meinung nach auch viel cleverer als er. Vor 15 Jahren war sie Sweeneys Vermieterin, als er noch verheiratet war. Als Sweeney dann aus Australien zurückkehrt und wieder bei ihr auftaucht, bekommt er sein altes Zimmer zurück, das sich über ihrer Bäckerei befindet. Im Grunde hat sie ihn schon immer geliebt. Wobei ich überzeugt bin, dass er sich überhaupt nicht um sie schert. Wie ein Besessener konzentriert er sich auf die Rache für den Tod seiner Frau. Allerdings verschweigt sie ihm eine entscheidende Information…“
      „Als wir Sweeney Todd kennenlernen, wirkt er sehr geheimnisvoll“, sagt Logan. „Er spricht kaum, aber man merkt seinem Gesichtsausdruck an, dass etwas auf seiner Seele lastet – er verbirgt etwas. Seine Vergangenheit lässt ihn nicht los, verfolgt ihn buchstäblich. Im Lauf der Handlung erfahren wir, was ihn so traurig macht. Er ist vor Kurzem der Zwangsarbeit in Australien entflohen. Auf einem Floß stach er in See, um nach London zurückzukehren, weil er sich rächen will. Er will mit den Menschen abrechnen, die sein Leben zerstört haben.“
      Für Regisseur Tim Burton stand von Anfang an fest, wer seinen Sweeney Todd darstellen musste. „Johnny Depp spielt Sweeney Todd, wie nur Johnny Depp das kann“, sagt Produzent Richard Zanuck. „Er geht bekanntlich sehr gern Risiken ein. Je größer das Risiko, desto attraktiver findet Johnny die Rolle. Er hat seine ganze Karriere auf Filmen und Rollen aufgebaut, die die meisten Schauspieler abgelehnt hatten oder ablehnen würden. Er ist ein Meister der Verstellung. Meisterhaft zeigt er jedesmal eine neue unverwechselbare Leistung. Er verändert sein Äußeres, seine Persönlichkeit, und in diesem Fall wird er die Zuschauer mit seiner Stimme überraschen.“
      Depp gilt als einer der besten Schauspieler seiner Generation. Zum Superstar stieg er mit seiner Rolle als Jack Sparrow in dem Welthit „Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl“ (Fluch der Karibik) auf, der ihm eine Oscar-Nominierung einbrachte. Zwei enorm erfolgreiche Fortsetzungen folgten. „Ich bewundere Johnny für die Wahl seiner Rollen, denn er orientiert sich ausschließlich an seinem persönlichen Maßstab“, sagt Bonham Carter. „Er hat sich nie von Trends oder Formeln oder seinem Aussehen beeinflussen lassen, die seiner Karriere nützen könnten. Komischerweise sind wir uns darin ein wenig ähnlich, denn wir beide halten nichts von unserem Äußeren, wir tarnen uns gern und fliehen vor uns selbst.“
      „Sweeney Todd“ ist bereits Depps und Burtons sechster gemeinsamer Film – zuvor drehten sie „Edward Scissorhands“ (Edward mit den Scherenhänden), „Ed Wood“ (Ed Wood), „Sleepy Hollow“ (Sleepy Hollow – Köpfe werden rollen), „Charlie and the Chocolate Factory“ (Charlie und die Schokoladenfabrik) und „Corpse Bride“ (Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche). „Wie in jedem guten Team verständigen sie sich fast ohne Worte – sie können gegenseitig ihre Gedanken lesen“, sagt Zanuck. „Johnny lässt sich von Tim führen, und Tim erwartet von Johnny, dass er die Vorgaben noch ausbaut und auf die Spitze treibt. Sie schätzen einander sehr und würden alles füreinander tun. Das ist echte Freundschaft, und in der Zusammenarbeit sind sie angenehme, lustige und sehr engagierte Kollegen. Beide stehen sie an der Spitze ihrer Zunft. Zusammen garantieren sie also höchste Originalität und Kreativität.“
      „Wenn Johnny und ich ein neues Projekt anpacken, versuchen wir immer wieder einen ganz anderen Ansatz zu finden – und ein Film, in dem die ganze Zeit gesungen wird, ist für uns wirklich etwas Neues“, sagt Burton. „So vermeiden wir das Gefühl: ,Also, das wird jetzt ein Selbstgänger. Was kommt als Nächstes?‘ Johnny und ich legen die Messlatte jedesmal ein Stück höher – und dazu ergibt sich auch diesmal die perfekte Gelegenheit.“
      Ende 2001 stand Burton als Regisseur von „Sweeney Todd“ noch gar nicht fest, als er Depp in dessen südfranzösischem Domizil besuchte und ihm eine CD mit der Bühnenfassung gab, in der Angela Lansbury zu hören ist. „Er sagte: ,Ich weiß nicht, ob du das schon kennst. Hör’s dir einfach mal an‘“, erinnert sich Depp. „Das tat ich und dachte: ,Wirklich interessant.‘ Fünf oder sechs Jahre später kam dann die Frage: ,Meinst du, dass du singen kannst?‘ Und ich antwortete: ,Weiß ich nicht. Ich probier’s aus.‘“
      „Ich weiß, dass er musikalisch ist“, sagt Burton, „weil er ja mit einer Band aufgetreten ist. Aber vor allem sah ich ihn ganz klar als Sweeney Todd vor mir. Und ich wusste, dass er nie mit mir arbeiten würde, bloß um das Projekt zu machen. Mehr brauchte ich nicht zu wissen – ich spürte einfach: Er würde das schaffen. Das hatte ich im Gefühl.“
      In den 1980er-Jahren trat Depp in Florida als Gitarrist mit einer Band namens The Kids auf, aber er berichtet, dass er nie einen ganzen Song gesungen hat. „Ich war immer der, der schnell mal die zweite Stimme übernahm“, lacht er. „Das dauerte dann drei Sekunden, und schon war es vorbei, dann verzog ich mich wieder in den Hintergrund und widmete mich meiner Gitarre. Ich habe also noch nie ein Lied gesungen. Daher sagte ich Tim: ,Ich gehe mit einem Kumpel von mir ins Studio und probiere aus, ob ich die Songs singen kann. Und wenn ich das in etwa packe, können wir darüber reden. Oder ich rufe dich einfach an und sage: ,Weißt du was – das wird nichts. Es funktioniert einfach nicht.‘“
      Um sein stimmliches Potenzial zu testen, rief Depp seinen früheren Band-Kollegen Bruce Witkin an, der bei The Kids Leadsänger gewesen war und den Bass gespielt hatte. In Witkins Studio in Los Angeles nahm Depp das Lied „My Friends“ auf. „Das war das erste Lied meines Lebens“, erklärt Depp. „Ganz schön abgedreht und zum Gruseln.“ Aber Depp vertraute seinem Freund und wusste, dass er in Bezug auf seine Singstimme eine ehrliche Antwort bekommen würde. Witkin erinnert sich: „Ich sagte in etwa: ,Was willst du zuerst hören – die gute oder die schlechte Nachricht?‘ Darauf er: ,Na, dann die schlechte Nachricht.‘ Und ich antwortete: ,Die schlechte Nachricht ist, dass du das unbedingt machen musst.‘“
      „Ich war in meinem Büro und telefonierte gerade“, erinnert sich Zanuck an den Tag, als er Depp erstmals singen hörte. „Tim platzt herein, stellt einen kleinen Kassettenrekorder ab, legt Kopfhörer dazu und verschwindet wieder. Ich lege also den Telefonhörer auf, setze die Kopfhörer auf und höre Johnny erstmals singen. Ich fuhr in Tims Büro – und wir sahen uns einfach nur erleichtert an. Wir grinsten von einem Ohr zum anderen, weil wir merkten, wie wunderbar Johnny Depp singen kann: Er hat es wirklich drauf.“
      „Sehr sexy“, beschreibt Bonham Carter Depps Singstimme. „Der Gesang ist sehr sexy, und man kann seine Stimme gut erkennen, was die Sache so spannend macht. Er singt völlig aus dem Bauch heraus, was zu der sehr emotionalen Rolle passt. Das wirkt also sehr nackt und bloß, sehr sexy, sehr bewegend, sehr tapfer und schön, wunderbar beseelt.“
      Was auch Burton bestätigt: „Johnny hat ein schönes Timbre. Seine Stimme kommt tief aus seinem Innern, deswegen wirkt sie so überzeugend.“
      Depp fand seinen Zugang zu Sweeney Todd über die Erkenntnis, ihn nicht als Killer, sondern als Opfer zu betrachten. „Natürlich ist Sweeney eine sehr düstere Figur“, sagt er. „Aber ich halte ihn für sehr sensibel, überempfindlich, denn er muss ein schreckliches Trauma verarbeiten, er ist furchtbar ungerecht behandelt worden. Deswegen sehe ich ihn vor allem als Opfer. Die Frage ist: Wer Opfer derartiger Machenschaften wird, begeht der auch Morde? Das kann nicht alles sein. Ich sehe ihn als etwas begriffsstutzig. Er ist nicht dumm, aber er begreift sehr langsam. Er hatte ein wunderbares Leben, und plötzlich wird ihm der Boden unter den Füßen weggezogen. 15 Jahre hat er in der Hölle geschmort. Jetzt gibt es nur einen Grund für seine Rückkehr: Er will die Leute fertigmachen, die ihm das angetan haben.“
      „Johnny Depp zeigt eine sehr bemerkenswerte Leistung“, sagt Sondheim. „Sweeneys Rachedurst, die schwelende Wut, seine Agonie treiben die Story voran, und Johnny findet eine erstaunliche Bandbreite innerhalb dieser engen emotionalen Vorgabe. Seine Intensität bewegt sich ständig knapp unterhalb des Siedepunkts und lässt nie nach. Das ist wahrer Zorn.“
      „Es ist ihm nicht vergönnt, Glück zu empfinden“, sagt Depp. „Er muss einfach den entscheidenden Schritt tun und sein Vorhaben in die Tat umsetzen: nämlich die Leute abschlachten, die ihm das angetan haben.“
      Sweeneys bevorzugte Mordwaffe ist sein Rasiermesser, das Handwerkszeug seines Berufs. Wir erfahren, dass Mrs. Lovett die Messer aufbewahrt hat, während Todd im australischen Gefängnis darbte. „Daran lässt sich ablesen, wie sehr sie ihn liebt, denn sie hätte die Rasiermesser leicht verkaufen können“, sagt Bonham Carter. „Sie sind nämlich viel wert. Aber sie sieht davon ab und behält sie. Wahrscheinlich hofft sie, dass er eines Tages zurückkehrt. Die Rasiermesser sind Teil seiner Selbstverwirklichung.“
      Sobald Sweeney sie wieder in den Händen hält, geben sie die Richtung vor und werden das Werkzeug seiner Rache – mit dem Lied „My Friends“ singt er ihnen ein Ständchen. „Die Klingen sind seine Familie“, erklärt Depp. „Er liebt sie wie einen Körperteil, nachdem er keine eigentliche Familie mehr hat.“
      „Als Johnny das erste Rasiermesser aufhebt, wirkt das wie eine Liebeserklärung“, bemerkt Logan. „Und als er seine Rasiermesser besingt, drückt er sie an sein Herz – das ist ein Liebeslied. Den ganzen Film über bewahrt er sie in einem besonderen Futteral auf.“
      Nur über Mrs. Lovett hält Sweeney weiterhin Kontakt zur Außenwelt. „Sie ist eine der größten dramatischen Figuren im Theater des 20. Jahrhunderts“, sagt Logan. „Sie bildet den Gegenpol zu Sweeney, denn der geht grimmig und sehr verbissen seinen Weg. Mrs. Lovett ist dagegen lebenslustig, energisch, zwinkert sozusagen mit den Augen. Gemeinsam sind die beiden unschlagbar.“
      „Um diese Rolle haben sich sehr viele Schauspielerinnen bemüht“, sagt Richard Zanuck. „Sogar einige Spitzenstars waren sich nicht zu schade, die Lieder mit Klavierbegleitung vorzusingen. Insgesamt waren das etwa acht. Wir arrangierten etliche Vorsprechtermine in London, etliche in New York, und andere große Stars kamen nicht ins Studio, sondern nahmen die Songs selbst auf und schickten uns die Bänder.“
      Bonham Carter („Harry Potter and the Order of the Phoenix“/Harry Potter und der Orden des Phönix) liebt Sondheims Musical seit ihren Teenagertagen. „Ich weiß noch, wie ich in meinem Zimmer die Noten studierte, die Texte beim Hören mitlas“, sagt sie. „Ich war total süchtig nach der Musik. Ich habe Sondheim immer geliebt. Einfach genial, dass er nicht nur die Musik komponiert, sondern auch die Texte schreibt.“ Aber ihre Begeisterung ging weit über die Songs und Texte hinaus. „Ich wollte schon mit 13 Mrs. Lovett sein“, lacht sie. „Natürlich bin ich damals schon mit der Lovett-Frisur herumgelaufen.“
      Doch obwohl sie schon als Mädchen davon träumte, Mrs. Lovett zu spielen, wusste Bonham Carter nicht recht, ob sie der Rolle stimmlich gewachsen ist. „Ich wollte zwar immer in Musicals auftreten, hielt meine Stimme aber außerhalb des Badezimmers für nicht tragfähig“, sagt sie. Deshalb setzte sie sich selbst eine Vorbereitungsfrist von drei Monaten. „Ich nahm Unterricht bei dem wunderbaren Gesangslehrer Ian Adam“, berichtet sie. „Er ist inzwischen verstorben. Er war berühmt dafür, Schauspieler ohne Gesangserfahrung auszubilden. 90 Prozent seiner Arbeit bestand darin, das Selbstvertrauen zu stärken, damit sie sich überwinden, den Mund aufzumachen und Töne hervorzubringen. Von Juni bis September 2006 habe ich jeden Tag geübt, ich studierte praktisch das ganze Stück ein, denn mir lag wirklich sehr viel daran. Meine einzige Chance bestand darin, mein Bestes zu geben und so mit meiner schauspielerischen Darstellung zu überzeugen. Mir war bekannt, dass Sondheim Judi Denchs Leistung in ,A Little Night Music‘ schätzte, weil sie die beste schauspielerische Darstellung zeigte. Deshalb überlegte ich: ,Ich muss die Texte absolut wahrhaftig ausdeuten – sonst habe ich keine Chance.‘“
      Obwohl Burton mit Bonham Carter bereits „Planet of the Apes“ (Planet der Affen) und anschließend „Big Fish“ (Big Fish) und „Charlie und die Schokoladenfabrik“ gedreht hatte, mochte er sich zunächst nicht mit ihrer Besetzung als Mrs. Lovett anfreunden, weil er Komplikationen voraussah – als wesentliches Hindernis empfand er zum Beispiel die Tatsache, dass jedermann denken würde, er hätte sie besetzt, weil er privat mit ihr liiert ist. „Das hat mich sehr nervös gemacht, weil die Rolle sehr anspruchsvoll ist. Und es ging ja nicht nur um mich. Auch Sondheim musste seine Zustimmung geben“, berichtet er. „In einer solchen Rolle muss man wirklich absolut überzeugen.“
      „Obwohl sich Tim und Helena sehr nahestehen, hat er sich davon überhaupt nicht beeinflussen lassen“, behauptet Richard Zanuck. „Ich habe noch nie erlebt, dass jemand eine ihm so nahestehende Person derart objektiv beurteilt.“
      Ohne Burtons Wahl zu kennen, schaute sich Sondheim die Videos aller Kandidatinnen an und entschied sich ebenfalls für Bonham Carter. „Er sagte: ,Sie ist mit Abstand die Beste“, erinnert sich Zanuck. „Damit meinte er nicht ihre Stimme, denn es befanden sich ausgebildete und erfahrene Sängerinnen unter den Kandidatinnen. Aber in der Kombination von Stimme, Persönlichkeit und Aussehen war sie ganz einfach Mrs. Lovett.“
      „Wenn ich ganz ehrlich bin, war das wohl der glücklichste Tag meiner Karriere“, erinnert sich Bonham Carter. „Ich war wie vom Donner gerührt – und, ehrlich gesagt, Tim ebenfalls.“
      „Sie ist wirklich tapfer“, sagt Depp. „Denn zweifellos übernimmt sie den schwierigsten Part im ganzen Film und bringt ihre ganze Persönlichkeit ein. Durch sie wirkt Mrs. Lovett fast verletzlich, grausig, komisch und liebenswert. Durch Helena bekommt diese Frau alle möglichen Eigenschaften.“
      „Ich empfinde sie als völlig amoralisch, sehr energisch und lebenslustig – sie lässt sich nicht unterkriegen“, sagt Bonham Carter. „Sie ist genauso dynamisch und lebendig, wie Sweeney depressiv und introvertiert ist – sehr umsichtig plant sie, sich ein Mittelschicht-Leben einzurichten. Doch ihr entscheidender Antrieb, das, was Mrs. Lovett ureigentlich ausmacht, ist ihre Liebe zu einem Mann, der sie seinerseits nicht liebt.“
      „Sie wünscht sich sicher, dass er weniger Mordgedanken hegen und ihr lieber den Hof machen sollte“, sagt Depp. „Doch er kann niemandem in die Augen schauen, nicht mal der armen Mrs. Lovett.“
      „Solche Figuren stimmen uns traurig, sie sind unheimlich, sehr gefühlsbetont, von Wahnvorstellungen geleitet“, erklärt Burton. „Letztlich ergeben sie gerade deswegen so ein wunderbares Paar. Es geht um eine Beziehung.“
      Doch Mrs. Lovetts Zuneigung beschränkt sich nicht ausschließlich auf Todd. Denn da ist auch noch Pirellis junger Assistent Toby (Edward Sanders), den sie unter ihre Fittiche nimmt. „Ich glaube, sie hat einen Mutterkomplex“, sagt Bonham Carter. „Sie hält sich für Mutter Lovett, als ob sie Mutter Natur wäre, ihr Beschützerinstinkt macht sich immer wieder bemerkbar – in Bezug auf Sweeney, aber vor allem in Bezug auf Toby. Sie ist eine frustrierte Mutter. Ich stelle mir vor, dass sie vielleicht einst Mutter war und ihr Kind verloren hat. Vielleicht ist sie deswegen durchgedreht. Und weil sie als Mutter frustriert ist, hält sie sich an Toby, der sie sehr verehrt. Er hört ihr zu – im Gegensatz zu Sweeney. Sie ist also sehr einsam. Aber Toby hält sie für eine Lady. Und auch davon träumt sie – sie wollte immer eine feine Dame sein. Toby sieht sie so, wie sie wahrgenommen werden möchte.“
      Für die Rolle des Richters Turpin, auf den Sweeney Todd seinen unstillbaren Rachedurst konzentriert, benötigte Burton eine starke schauspielerische Persönlichkeit.
      „Der Richter spielt eine Schlüsselrolle“, sagt Zanuck. „Seinetwegen landet Sweeney im Gefängnis, und als Sweeney nach London zurückkehrt, will er mit dem Richter abrechnen. Dazu brauchten wir jemanden, der es mit Johnny aufnehmen kann. Er muss singen können. Und er muss ein echtes Ekelpaket darstellen. Niemand kann mit sparsamen Mitteln so gemein sein wie Alan Rickman.“
      „Alan zählt immer schon zu meinen Lieblingsschauspielern, und erst später erfuhr ich, dass er eine wunderbare Singstimme hat“, sagt Burton. „Außerdem ähnelt er auf merkwürdige Weise Vincent Price. Er kann Gefühle auch ohne Worte ausdrücken. Er kann finstere Bösewichte spielen, wobei wir Verständnis für sie entwickeln, denn auf seltsame Art wirkt er auch verletzlich.“
      „Ein wirklich erstaunlicher Mensch“, sagt Depp. „Denn er kann unglaublich gruselig wirken, um sich dann in derselben Einstellung umzudrehen und mit lammfrommen Augen wie ein Engel zu erscheinen. Rickman ist ein Phänomen.“
      Obwohl Rickman während seiner Ausbildung an der Royal Academy of Dramatic Arts (RADA) in London Gesangsunterricht bekam, hat er vor der Kamera noch nie gesungen. „Auf der Schauspielschule habe ich die Hauptrolle im Abschluss-Musical gesungen, und am Theater gehörte ich mal zum Chor in ,Guys and Dolls‘“, verrät er. „Ich singe zwar gern, habe aber nicht im Traum daran gedacht, dass ich einmal eine derartige Chance bekommen würde. Es ist sicher gut, dass man sich einem solchen Waterloo stellen muss, wenn man es am wenigsten erwartet.“
      Der extravagante Barbier Pirelli entdeckt Todds wahre Identität, hat aber selbst einiges zu verbergen – diese Rolle vertraute Burton dem begabten britischen Comedian Sacha Baron Cohen an, der damit erstmals nach seinem Durchbruch mit „Borat: Cultural Leanings of America for Make Benefit Glorious Nation of Kazakhstan“ (Borat) wieder auf der Leinwand erscheint. „Barbier Pirelli konkurriert mit Sweeney – es kommt auf offener Straße zu einer heftigen Auseinandersetzung“, erklärt Produzentin Laurie MacDonald. „Er ist eine sehr komische Figur, was Sachas Begabung natürlich entgegenkommt. Doch die Zuschauer werden staunen, wie wunderbar er singen kann und wie überzeugend er sich in diese andere Welt einfügt.“
      „Wir engagierten ihn bereits, ohne ,Borat‘ gesehen zu haben und ohne zu wissen, welchen weltweiten Riesenerfolg er damit verbuchen würde“, stellt Zanuck fest. „Er selbst bat uns, vorsprechen zu dürfen. Wir trafen uns in einem Aufnahmestudio. Ich hatte keine Ahnung, wie groß er ist – 1,95 oder 1,97 Meter – und er sieht sehr gut aus. Er erzählte, dass er das Musical sehr mag und dass er als Kind in Chören mitgesungen hat – also baten wir ihn, in die Aufnahmekabine zu treten. Aus ,Sweeney Todd‘ hatte er nichts vorbereitet, dafür sang er uns aber ,Fiddler on the Roof‘ (Anatevka) praktisch komplett vor, und zwar so komisch, dass Tim und ich buchstäblich am Boden lagen und uns die Bäuche hielten. Er ist irre witzig, und obwohl wir Tränen lachten, merkten wir auch, dass der Typ eine wunderbare Stimme hat. Was uns betraf, bekam er die Rolle auf der Stelle. Er ist einfach toll und zeigt im Film eine hervorragende Leistung.“
      Depp bestätigt das: „Ich bewundere Sacha schon seit Jahren, seit ,Ali G‘. Als er hereinkam, hat er uns sofort überzeugt. Es ist wirklich ein Vergnügen, ihm zuzuschauen und mit ihm zu arbeiten. Ich erlebe ihn als den neuen Peter Sellers. Unverkennbar hat er eine unglaubliche schauspielerische Begabung.“
      Als Richter Turpins ruchloser Helfershelfer Beadle Bamford tritt Timothy Spall auf, einer der renommiertesten britischen Film-, TV- und Bühnenschauspieler, der als Peter Pettigrew in der „Harry Potter“-Serie mitwirkte. Wie Rickman machte Spall seine Ausbildung an der RADA und ist dort sowie auch in Mike Leighs Musical-Komödie „Topsy-Turvy“ (Topsy Turvy – Auf den Kopf gestellt) über Gilbert & Sullivan als Sänger aufgetreten. „Ich spiele einen wirklich ganz üblen Burschen“, sagt Spall über Bamford. „Als eine Art Teilzeitkraft in der Stadtverwaltung hat er sich durch seine Verbindung mit dem Richter eine Machtposition verschafft – Turpin schuldet ihm etwas. Bamford ist sein Bodyguard, sein Henkersknecht. Er ist der Mann fürs Grobe – ob legal oder illegal. Und er schreckt auch vor Brutalitäten nicht zurück – wahrlich kein netter Zeitgenosse.“
      Ergänzt wird die Besetzung durch etliche begabte Newcomer, die hier ihr Spielfilmdebüt geben: Der Abiturient Jamie Campbell Bower (Anthony), Jayne Wisener (Johanna), die im zweiten Ausbildungsjahr an der Royal Academy of Music and Drama in Glasgow studiert, und der Schüler Edward Sanders (Toby); außerdem durch die erfahrene Schauspielerin Laura Michelle Kelly, die im Londoner West End in den Musicals „Mamma Mia“, „Mary Poppins“ und „The Lord of the Rings“ (als Galadriel) zu sehen war.


      Dritter Akt: Musik und Songs



      „Die Musik ist in diesem Film ganz entscheidend“, sagt Zanuck. „Denn die Story wird per Gesang erzählt. Wir legen großen Wert darauf, dass alle Darsteller ihre Lieder selbst singen.“
      Doch mit Ausnahme von Laura Michelle Kelly, die die Bettlerin spielt, wirken in „Sweeney Todd“ keine Profi-Sänger mit.
      „Stephen Sondheim schreibt die komplizierteste Musik in der Geschichte des Musicals –unsere Darsteller kommen sich vor wie Bergsteiger, die ohne Sauerstoff und ohne Sherpas den Mount Everest bezwingen“, erklärt John Logan.
      Um den Schauspielern das Üben zu erleichtern, spielte der Musikproduzent Mike Higham, der mit Burton bereits an „Corpse Bride“ gearbeitete hatte, eine Version der Filmmusik ein, in der die Gesangsstimmen ausgespart sind.
      „Es war eine regelrechte Offenbarung, die einzelnen Instrumentengruppen, die Streicher und Bläser fast isoliert zu hören“, erinnert sich Depp, der die meisten seiner Songs als Demos bereits in Los Angeles aufnahm, bevor er sie dann in London in der endgültigen Fassung sang. „Ich hatte keine Ahnung, wie kompliziert das ist. Als ich das Stück auf der Bühne sah, wirkte es nicht so schwierig, und auch auf der CD nicht. Aber wenn man die Musik ohne den Gesang hört, entdeckt man unglaubliche Dissonanzen.“
      „Wenn sich die Harmonien ergeben, wirken sie besonders schön, weil sie ganz unerwartet kommen“, sagt Bonham Carter. „Was mir besonders gefällt: Immer transportieren sie Gefühle. Ich singe das wunderbare Wiegenlied ,Wait‘. Es wirkt recht einfach, doch unterschwellig ist es ganz schrecklich. Das Klavier klingt völlig verstört, aber das entspricht natürlich Sweeneys mentaler Verfassung. Viele Themen, die Unruhe und die fehlende Auflösung spiegeln natürlich Sweeneys Verstand, Herz und Gefühl.“
      Die Musik wurde an vier Tagen in den Londoner Air Studios mit einem 64-köpfigen Orchester eingespielt – noch nie hat ein derart großes Ensemble Sondheims Score aufgeführt. „Wir fügten 30 Violinen hinzu, einige Hörner und eine Tuba, um einen satteren Sound zu bekommen“, erklärt Higham. „So etwas hat es tatsächlich noch nicht gegeben.“
      Stephen Sondheim überwachte die Aufnahmen persönlich – am Dirigentenpult stand sein musikalischer Mitarbeiter Paul Gemignani. „Es war faszinierend, das mitzuerleben und dabei zwischen Tim und Stephen Sondheim zu sitzen“, erinnert sich Zanuck. „Das war Stephens Arena, denn er hört sofort, wenn eine Flöte den Ton nicht genau trifft – ebenso wie Tim aus dem Augenwinkel jeden Statisten auch noch in 30 Metern Entfernung beobachtet.“
      Sobald die Orchestermusik aufgenommen war, kamen die Songs an die Reihe. Doch vor den Aufnahmen mussten die Darsteller mit Sondheim proben, der für einige Tage nach London kam, um sie abzuhören. „Das zerrte ganz schön an den Nerven“, erinnert sich Bonham Carter. „Er hatte mich zwar ausgesucht, aber nun musste ich ihm persönlich vorsingen. Zum Glück war er sehr nett.“
      Dazu Timothy Spall: „Ich kann zwar singen, aber ein Sänger bin ich deswegen noch nicht. Als ich ihm vorsingen musste, kam ich mir vor, als ob ich ,Hamlet‘ vor Shakespeare rezitieren müsste.“
      Natürlich legte Sondheim großen Wert auf die Art der Musikbearbeitung, und genauso konzentrierte er sich auf die Arbeit der Darsteller: „Mir sind singende Schauspieler lieber als spielende Sänger. Darunter mag die Musik manchmal leiden, aber es hält die Story zusammen, und deshalb halte ich das für so wichtig.“
      Die Songs wurden zwischen November und Dezember 2006 über einen Zeitraum von sechs Wochen in den Londoner Air Studios und Eden Studios aufgenommen. „Die meisten Songs hatte ich als Demos schon im Studio in Los Angeles aufgenommen“ erklärt Depp. „Und dann in London habe ich sie zur Orchestermusik gesungen. Komischerweise kam mir das alles ganz selbstverständlich vor, denn die Musik ist nun mal meine erste Liebe.“
      Doch Bonham Carter muss nicht nur die meisten, sondern auch die kompliziertesten Lieder singen. Mrs. Lovetts Markenzeichen, das Lied „The Worst Pies in London“, fordert sie nicht nur als Sängerin, sondern sie musste beim Singen auch eine komplette Pastete backen. „Der Song ist wunderbar“, berichtet sie. „Sondheim hat ihn als Aushängeschild, als Bravourstück für die Lovett-Darstellerin geschrieben. Aber er ist sehr schwierig – unglaublich schnell und echt genial in der Charakterisierung dieser Figur, wie sie plötzlich das Thema wechselt, völlig quirlig, frenetisch – der Song drückt aus, wie sie denkt. Gleichzeitig demonstriert er, wie sie ihre Bäckerei führt: Die Geschäfte gehen schlecht – sie hat nur Pech. Und während sie all das singt, backt sie eine Pastete, was wirklich anstrengend ist.“
      Bonham Carter ging sogar bei einem Pastetenbäcker in die Lehre, der sich mit historischen Backgepflogenheiten auskennt, denn die Bewegungen, die sie beim Backen ausführt, mussten bereits in ihre Gesangsaufnahmen integriert werden. „Im Film muss man die Bewegungen immer ganz exakt wiederholen, damit die Anschlüsse stimmen“, fährt sie fort. „Ich muss mich also stets im Takt der Musik bewegen. Ich habe das Lied inzwischen wohl 500-mal gesungen – schon als Kind, dann beim Casting, bei den Musikaufnahmen und beim Dreh.“
      Die Handlung in „Sweeney Todd“ wird also nicht von Dialogen, sondern vorwiegend von Gesang und Musik getragen. Daher ging es bei den Musikaufnahmen nicht nur darum, den musikalischen Anteil richtig hinzubekommen. Am Set sollten die Schauspieler zur vorher aufgenommenen Musik singen; deshalb mussten sie ihre Rollen bereits im Aufnahmestudio spielen und sich dort auch darstellerisch endgültig festlegen – und nicht erst Monate später bei den Dreharbeiten. „Die Arbeitsweise ist völlig anders“, sagt Depp. „Denn sobald der Song aufgenommen ist, hat man sich festgelegt – und das schon Monate vor der Arbeit im Studio. Außerdem muss man sich dann beim Dreh exakt an diese Vorgabe halten und sie dabei noch expandieren und verbessern.“
      Die Dreharbeiten begannen am 5. Februar 2007 in den Pinewood Studios bei London, wo Burton bereits „Batman“ und „Charlie und die Schokoladenfabrik“ gedreht hat. Am Set mussten die Schauspieler lippensynchron zum Playback der Songs agieren, was selbst professionellen Sängern schwerfällt. „Man muss so spielen, als ob man das Lied zum ersten Mal singt – aber dabei müssen wir uns strikt an das halten, was längst festgelegt ist“, berichtet Bonham Carter. „Ich darf keinesfalls so aussehen, als ob ich mich an etwas erinnere oder etwas demonstrieren will – im Gegenteil muss ich mich mit allen Mitteln bemühen, das Lied so lebendig wie möglich zu gestalten. Ich hätte mir wirklich gewünscht, die Lieder live zu singen, aber dadurch leidet die Klangqualität.“
      „Ich habe wirklich gestaunt, als ich Helena und Johnny beobachtete“, sagt die Profi-Sängerin Laura Michelle Kelly, die mit „Sweeney Todd“ ihr Spielfilmdebüt gibt. „Ich hätte nie geglaubt, dass sie jetzt erstmals öffentlich singen. Alle waren so selbstsicher. Es hilft, wenn man mit den Liedzeilen Gefühle transportieren kann, statt sie bedeutungslos herunterzusingen. Und ihnen gelang das, als ob sie nie etwas anderes getan hätten. Die meisten Kollegen halten Sondheims Musik für die schwierigste überhaupt, denn er variiert ständig das Tempo und schreibt sehr lyrische Melodien – keine davon ist einfach. Manche Leute müssen jahrelang üben, was diesen beiden ganz wie von selbst gelingt. Allein beim Zuschauen habe ich eine Menge von ihnen gelernt.“
      Burton wollte in der Orchestrierung und in den Darstellungen unbedingt alle Anklänge an die Bühnenfassung vermeiden. „Am Broadway sitzt man im Publikum, und der Song endet mit einem Ta-da als Stichwort für den Applaus – aber im Film hat so etwas nichts zu suchen“, beharrt er. „In gewisser Hinsicht drehen wir natürlich quasi einen Stummfilm in dem Sinne, dass der Darstellungsstil etwas übertrieben wirkt, aber andererseits versuchen wir alles Bühnenhafte am Gesang wegzulassen, obwohl wir auch einige derartige Momente beibehalten. Es war sehr merkwürdig, zwischen diesen Polen die richtige Dynamik zu finden. Es gibt die großen Gesten wie in einem Stummfilm oder alten Horrorfilm – aber nicht wie am Broadway.“
      „Wir verfilmen hier keine Broadway-Show – dies ist ein Spielfilm“, sagt Logan. „Tim ist total allergisch gegen alles, was zu gefühlig, zu präsentiert oder zu anbiedernd wirkt, beispielsweise wenn Schauspieler übertreiben, damit man sie auch noch im dritten Rang wahrnimmt. Die Musik hat eine gewisse Bandbreite, die dem Darsteller diese Übertreibung erlaubt; die Story ist mit großem Gestus angelegt, bietet überbordende Gefühle und brausendes Orchester. Doch Tim gelingt es ganz hervorragend, die Story wieder auf die Erde zurückzuholen und ganz schnörkellos richtige Menschen zu zeigen, die ein grausiges Schicksal erleiden – er schreckt auch vor erschütternden Gefühlen nicht zurück. Als Theater- und auch als Filmfan muss ich sagen, dass er eine perfekte Leistung zeigt nach dem Motto: ,Wir respektieren und schätzen das Bühnenstück zwar, bewahren es in unserem Herzen, aber hier machen wir vor allem einen Film fürs Kino.“


      Vierter Akt: Entwürfe für Sweeneys Welt



      Burtons Filme werden immer wieder wegen ihrer verblüffenden Sets und eleganten Optik gefeiert. Die Verantwortung für den Nachbau des Londons von vor 150 Jahren übernahm der zweifache Oscar-Preisträger und Produktionsdesigner Dante Ferretti.
      Ferretti ist ein Meister seines Fachs und wurde mit sechs Filmen von Federico Fellini berühmt, bevor er sich auch in Hollywood einen Namen machte. Mehrfach arbeitete er mit Martin Scorsese zusammen: „The Age of Innocence“ (Zeit der Unschuld), „Gangs of New York“ (Gangs of New York) und „The Aviator“ (Aviator). Hinzu kommen Brian De Palmas „The Black Dahlia“ (The Black Dahlia) und Neil Jordans „Interview With the Vampire“ (Interview mit einem Vampir).
      „Ich kenne Dantes Arbeiten seit seiner Zeit mit Fellini – es inspiriert mich schon zu wissen, dass er mit Fellini gearbeitet hat“, berichtet Burton. „Da merkt man wirklich, dass man einen Film macht und eben nicht nur irgendeine Routinearbeit abliefert. Er ist ein Künstler. Wenn man an seinem Büro vorbeikommt, sieht man ihn selbst zeichnen. Dazu braucht man eine ganz ausgeprägte Energie. Und wenn ich mir überlege, was er schon alles geleistet hat, finde ich das wirklich spannend.“
      Ferretti fühlt sich seinerseits durch Burton an Fellini erinnert – nicht nur, weil auch Burton ein wahrer Künstler ist, der ständig Skizzen zeichnet. „Von Anfang an hat er mich an Fellini erinnert“, sagt der aus Italien stammende Designer. „Denn er ist ebenfalls ungeheuer kreativ, ständig zeichnet er genau wie Fellini kleine Skizzen. Die beiden sind sich sehr ähnlich.“
      Burton lag nichts daran, das London des 19. Jahrhunderts für „Sweeney Todd“ historisch korrekt nachzuempfinden. „Wir wollten es damit nicht allzu genau nehmen, weil wir ja eine Art stilisiertes Märchen erzählen“, erklärt er. Er schickte Ferretti eine DVD mit „Son of Frankenstein“ (Frankensteins Sohn), um ihm eine Richtschnur für seine Vorstellungen zu geben.
      „Er sagte: ,Mein London soll in etwa so wie in einem alten schwarzweißen Hollywood-Film aussehen‘“, erinnert sich der Produktionsdesigner. „Da gibt es nicht viele Details, das wirkt auch in Farbe wie Schwarzweiß, also nur wenige Farben, sehr flächig. Tim ist ein überaus kreativer Kopf, entwickelt ganz präzise Konzepte. Er ist ein hervorragender Regisseur, und wenn man seine Filme sieht, merkt man, dass er auf den Look größten Wert legt.“
      Der unverwechselbare Look des Films wird auch durch die knalligen Farben der Rückblenden geprägt, durch die wir die Vorgeschichten der Figuren oder ihre Träume erleben. „In den Songtexten erfahren wir, wie Sweeney seine Frau verloren hat, die tragischen Umstände, unter denen Richter Turpin sie ihm weggenommen hat“, sagt Produzentin MacDonald. „Aber im Film können wir all das auch zeigen: Wir sehen also, wie Sweeney damals war und wie er sich verändert hat. Diese intensiven Einfügungen bilden einen scharfen Kontrast zu Ferrettis sonst sehr karger Ausstattung – Sweeney damals und Sweeney heute stehen daher quasi nebeneinander.“
      Obwohl Burton berühmt wurde durch fantastische Welten, die er auf traditionelle Weise im Studio oder auf dem Außengelände nachbaute, statt sich auf Computertricks zu verlassen, wollte er „Sweeney Todd“ ursprünglich mit der technischen Methode drehen, die auch bei „Sin City“ und „Sky Captain and the World of Tomorrow“ angewendet wurde: mit nur wenigen Sets und Requisiten, die wie die Schauspieler stets vor der Greenscreen gefilmt werden. „Ein Grund dafür sind die Kosten“, erklärt er. „Aber dann dachte ich nochmals darüber nach und überlegte, dass reale Sets nicht nur mir die Arbeit erleichtern, sondern auch den Schauspielern und allen Beteiligten. Letztlich singen die Darsteller doch: Wenn man vor der Greenscreen singt, ist man so weit weg von der Realität, dass mir das wie ein fürchterlicher Albtraum bevorstand. Schon deshalb war es mir so wichtig, auf richtigen Sets zu drehen – wegen der Lieder.“
      Produzent Zanuck bezeichnet den Kostenunterschied zwischen real gebauten Sets und der Greenscreen-Methode als minimal. „Wir kalkulierten, dass wir mit dem digitalen Budget praktisch auch Sets bauen konnten, wenn man sie klug digital ergänzt und mit einigen wenigen Greenscreen-Aufnahmen kombiniert“, verrät er. „Außerdem fühlt sich Tim viel wohler so – und das gilt auch für die Schauspieler.“
      Ferretti freute sich natürlich darauf, echte Sets bauen zu dürfen – aber natürlich musste er sich dafür mit seinem Team sehr viel intensiver ins Zeug legen. Beim ursprünglichen Greenscreen-Konzept sollte Richter Turpins Haus praktisch nur aus einem Fenster und einer Tür bestehen, die vor der Greenscreen gefilmt worden wären. Nach der traditionellen Methode musste man nun ein komplettes Haus errichten, das an einer von Bäumen gesäumten Straße steht, wobei der Horizont von einem gewaltigen gemalten Transparent gebildet wird. Insgesamt entwarf und überwachte Ferretti über ein Dutzend originalgroßer Sets in den Pinewood Studios. Weil die Vorbereitungszeit nur kurz und das Budget relativ gering waren, kam Ferrettis Genialität auch in diesem Punkt zum Einsatz: Denn er musste nicht nur die vom Drehbuch geforderten Sets bauen, sondern sie auch in den wenigen Studiohallen unterbringen, die ihm in Pinewood zur Verfügung standen. Ferrettis Lösung war nicht nur genial, sondern auch erstaunlich kostengünstig. Er verwendete verschiebbare Wände und austauschbare Ladenfassaden, entwarf Sets, die wiederverwendbar waren, sodass sich der St. Dunstan’s Market, der in Pinewood in der Halle S eingerichtet wurde, leicht in die Fleet Street verwandeln ließ, was der Produktion nicht nur Zeit, sondern auch Geld sparte.
      „Wir haben erstmals mit Dante zusammengearbeitet, und er hat unsere Erwartungen sogar noch übertroffen“, sagt Zanuck. „Unser Budget war beschränkt – wir konnten nicht alles bauen, was wir uns vorgestellt hatten. Bestimmte Sets hat er zu anderen Sets umgestaltet, indem er einfach die Struktur veränderte. Die Sets sind ineinander verschachtelt, weil wir uns nicht jede Menge Studiohallen leisten konnten. Was er leistet, ist wirklich hervorragend. Man fühlt sich tatsächlich ins damalige London zurückversetzt, und natürlich erweitern wir die Sets mit digitalen Bildern, sodass der Film später wie eine draußen gedrehte Superproduktion aussieht.“
      „Es ist wie ein Wunder: Als Autor schreib ich einfach: INNEN. BÄCKEREI. Und dann erlebt man, was Dante und Tim daraus machen“, erklärt Drehbuchautor Logan. „Ich kenne Dantes Arbeit sehr wohl, denn er hat ,Aviator‘ gemacht. Deswegen war mir klar, dass er auch diese Welt mit seiner Liebe zum Detail gestalten würde. Im Drehbuch schrieb ich, dass der Frisörsalon aussieht, als ob es darin spukt. Und genauso wirkt der Set jetzt auch – Quadratzentimeter für Quadratzentimeter. Es ist wirklich unheimlich, über diese Sets zu gehen, weil sie sehr düster wirken, es gibt seltsame Ecken und Winkel – man weiß nie, wem man hinter der nächsten Ecke begegnet – Sweeney Todd mit dem Rasiermesser, Mrs. Lovett mit einer Pastete oder Jack the Ripper. In diesen Sets lernt man das Fürchten – was durchaus angemessen ist, denn es handelt sich ja um einen Horrorfilm.“
      Vor allem die Schauspieler ließen sich von Ferrettis meisterlicher Arbeit inspirieren. „Die Sets begeistern mich“, sagt Bonham Carter. „Ich fand es wunderbar, die Fleet Street entlang zu schlendern. Das Ambiente hilft sehr, denn durch die Umgebung wird die Fantasie beflügelt. Und mein Geschäft mochte ich besonders.“
      Als genauso entscheidend empfanden die Schauspieler die Kostüme, die Colleen Atwood entwarf, denn „sie spielen im Film eine weitere Hauptrolle“, wie Burton erklärt. „Colleen weiß das, weil ich schon so oft mit ihr gearbeitet habe. Sie steht den anderen Designern in nichts nach, weil auch sie die Atmosphäre des Ganzen entscheidend beeinflusst. Durch ihre Kostüme gelingt es den Schauspielern, in ihre Rolle einzutauchen – das unterstützt ihre Darstellungen ganz wesentlich.“
      Atwoods Aufgabe war bei „Sweeney Todd“ besonders schwierig, weil sie in den meisten Szenen des Films die Farben nur sehr sparsam einsetzen darf. Es gelang ihr aber doch, Burtons Konzept umzusetzen, indem sie die Stoffe und Stilrichtungen variierte. „Sweeney und Mrs. Lovett sind sehr stark“, sagt sie. „Wenn man sich Bilder von alten Frankenstein-, Dracula- oder anderen klassischen Filmmonstern anschaut, wirken sie sehr kraftvoll. Danach haben wir uns in jedem Fall gerichtet: Wenn wir die beiden sehen, sollen sie diesen Bildern nachempfunden sein.“
      Im Rahmen dieses Konzepts wollte Burton „Sweeney Todd“ fast wie einen Schwarzweißfilm wirken lassen – Farben spielen fast keine Rolle. „Gleich zu Anfang beschlossen wir, dass der Film fast schwarzweiß aussehen soll“, erklärt Kameramann Dariusz Wolski. „Tim zeigte mir viele alte Horrorfilme. Beide schätzen wir den Film noir und alte Schwarzweißfilme. Das gab die Richtung vor – die Atmosphäre soll sehr düster sein, starke Kontraste enthalten und sehr flächig wirken. Dante baute fast einfarbige, karge Sets. Das habe ich durch die Ausleuchtung noch unterstützt. Wir haben uns immer wieder Fotos vom historischen London angeschaut. Wir bemühen uns, den Film mit der heutigen Technik wie einen Film von damals aussehen zu lassen – eine moderne Methode, um einen altmodischen Look zu kreieren.“
      Bei der Endfertigung benutzte der aus Polen stammende Kameramann die digitale Zwischenphase, um den Film noch mehr auszubleichen. „Bei diesem Projekt treiben wir dem Film die Farbe auf mehreren Ebenen aus – durch das Make-up, die Kostüme, die Ausstattung und durch meine Bearbeitung des Filmmaterials“, erklärt Wolski. „Dadurch wirkt der Film fast schwarzweiß. Ausnahmen bilden einige verblichene Farbkleckse hier und dort. Und das Blut.“
      Da Sweeney seinen Opfern die Kehle durchschneidet, musste in „Sweeney Todd“ einiges Blut fließen, wobei sich Burtons Film natürlich an der Bühnenfassung orientiert. „Als ich mich erstmals mit Tim traf und wir unsere frühen Erinnerungen an ,Sweeney Todd‘ austauschten, erinnerten wir uns beide an das Blut“, berichtet Logan. „Als die erste Gurgel durchtrennt wird, spritzte das Blut unter dem Schwung des Rasiermessers über die ganze Bühne, wurde von einem Scheinwerferkegel erfasst und erstrahlte in intensivem Rot. In Wirklichkeit ist es ein sehr schmutziges Geschäft, jemandem die Kehle durchzuschneiden, und das sparen wir durchaus nicht aus. Wir verheimlichen nicht schamhaft, was Sweeney Todd treibt, denn um seine Tragödie wirklich zu begreifen, muss man miterleben, wie er sich und andere erniedrigt. Wir müssen verstehen, dass er tatsächlich ein wahnsinniger Mörder ist, der uns trotzdem ans Herz wächst. Genau das ist das Geniale an ,Sweeney Todd‘. Wir hielten es für unabdingbar, die Realität des Bluts nicht auszusparen. Wenn er also eine Kehle durchtrennt, spritzt das Arterienblut die Leute voll.“
      „Tim ist mit Horrorfilmen aufgewachsen“, lacht Bonham Carter. „Das war der Höhepunkt seiner Wochenenden. Und Johnny mag sie genauso. Sie haben sich jedenfalls all ihre alten Lieblingsfilme noch mal angeschaut, um sich inspirieren zu lassen. Wir drehen hier einen Horrorfilm. Aber Tim ist ein Schlitzohr: Er verwendet billige Tricks, die er urkomisch findet, und jede Menge Blut, was er ebenfalls urkomisch findet. Der schwarze Humor ist also ständig präsent. Hoffentlich ist der Film nicht nur gruselig, sondern auch sehr komisch und auf seine perverse Art auch sehr unterhaltsam.“
      „,Sweeney Todd‘ ist im klassischen dramatischen Sinn eine blutige Tragödie“, sagt Logan abschließend. „Ganz offensichtlich orientiert sich das Stück am Grand Guignol und erweist auch den penny dreadfuls (Schauerromanen) im viktorianischen London seine Reverenz. Dabei ist der Hinweis wichtig, dass das Blut in ,Sweeney Todd‘ nichts mit Sadismus zu tun hat und auch nicht überflüssig ist. Es gehört untrennbar zu der Welt, die diese Figuren bevölkern. Wenn man es ignorieren würde, wäre das unaufrichtig – was weder auf die Story noch auf diesen Filmemacher zutrifft. Tatsächlich werden Leute umgebracht: Die Hauptfigur ist derart von seiner Leidenschaft und seinen Trieben gesteuert, dass er eigenhändig Menschen umbringt und sich dabei Hände und Gesicht mit Blut beschmiert – buchstäblich und auch im übertragenen Sinn klebt Blut an seinen Händen.“


      Epilog



      Die ersten Zuschauer, die „Sweeney Todd“ zu sehen bekamen, waren die Besucher des Filmfests in Venedig im September 2007, wo Burton für sein Lebenswerk mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde. Dabei zeigte er acht Minuten des Films, darunter auch Depp mit dem Lied „My Friends“. Diese Ausschnitte wurden vom Publikum enthusiastisch aufgenommen.
      „Ich bete darum, dass der Film wenigstens halb so vergnüglich, spannend und mitreißend ist wie die Dreharbeiten“, sagt Bonham Carter. „Eigentlich muss er einfach großartig werden. Denn Sondheim und Tim sind das ideale Team, ihre Gefühlswelt deckt sich, sie haben den gleichen schwarzen Humor. Die romantische, zärtliche Musik liegt ihnen – Tim und auch Johnny sind sehr zartfühlend.“
      „Immer besteht die Gefahr, dass Puristen sich aufregen, weil es Abweichungen von der Bühnenfassung gibt und einige Musikstücke fehlen“, meint Burton. „Ich versuche mich so genau wie möglich ans Original zu halten, weiß aber trotzdem nicht, wie die Puristen reagieren werden. Doch wie viele Puristen gibt es schon? Ein Film wie dieser ist kaum berechenbar, weil es sich um ein nicht jugendfreies Musical voller Blut handelt – Leute, die sich Broadway-Shows ansehen, schauen sich normalerweise keine Splatterfilme an, und Freunde des Splattergenres sieht man selten am Broadway.“
      Freunde des originalen Musicals weist Sondheim darauf hin, dass einiges daraus gekürzt worden ist: „Aber ich empfehle jedermann, die Erinnerung an die Bühnenshow für die Dauer des Kinobesuchs zu vergessen, denn im Gegensatz zu allen mir bekannten Verfilmungen von Bühnenmusicals wird hier versucht, den Stoff komplett in einen Film zu verwandeln. Die Qualität von ,Sweeney Todd‘ besteht gerade in dem Umstand, dass es sich nicht um eine abgefilmte Bühnenshow handelt. Dies ist ein Kinofilm nach einer Bühnenvorlage.“
      „Am gespanntesten bin ich auf die Zuschauer, die noch nie von Stephen Sondheim gehört und noch nie im Leben eine Broadway-Show gesehen haben – wie werden sie auf dieses majestätische Werk reagieren?“, fragt sich Logan. „Sie hören eine Musik, die sich deutlich von allem unterscheidet, was ein amerikanischer Komponist je geschrieben hat. Sie erleben eine ihnen unbekannte, sehr originelle Geschichte. Und sie werden begreifen, warum wir, die ,Sweeney Todd‘-Fans, das Stück schon so lange und leidenschaftlich lieben. In gewisser Weise werden sie den Platz von John Logan oder Tim Burton einnehmen, die es zum ersten Mal erleben und eine Leidenschaft entwickeln, die 25 Jahre anhalten wird. Im Grunde ist ,Sweeney Todd‘ ein Horror-Musical. Ein Horrorfilm mit Musikunterstützung. Daneben ist es aber auch eine mitreißende Charakterstudie und eine wunderbar schwarze Komödie. Eine Fingerübung im Grand Guignol. Vor allem aber beste Unterhaltung. Stephen Sondheims Genie und Tim Burtons Genie treffen sich in Sweeney Todds Welt und schaffen etwas Unverwechselbares, das uns bestens unterhält.“


      Die Legende von Sweeney Todd


      „Bei der Vorbereitung dieser Produktion sagte ich zu den Studiochefs: ,Jungs, ihr wisst ja, dass in diesem Film eine Menge Blut fließt‘“, erinnert sich Regisseur Tim Burton, dem natürlich klar war, dass eine derart irre Story ohne Blut genauso wenig auskommt wie Mrs. Lovetts berüchtigte Pasteten, denn Sweeney Todd ist nun mal eine Horrorfigur, wie sie im Buche steht.
      Obwohl manche behaupten, dass es Sweeney Todd nie gegeben hat, haben andere eine detaillierte Chronik über den legendären „dämonischen Barbier“ aus der Fleet Street des 18. Jahrhunderts zusammengetragen. Von den Boulevardzeitungen, die ihn ausschlachteten, über die penny dreadfuls, die ihn ausbeuteten, bis zur Theaterbühne, auf der er unsterblich wurde, bestätigt „Sweeney Todd“ die These: „Wenn die Legende zur Tatsache wird, drucke lieber die Legende“ (ein Zitat aus John Fords „The Man Who Shot Liberty Valance“/Der Mann, der Liberty Valance erschoss).
      Sweeney Todd kam angeblich 1748 zur Welt – er war das einzige Kind armer, alkoholkranker Seidenfabrikarbeiter. Damals litt ganz London unter Epidemien, Schmutz, Armut und Korruption, und auch der junge Todd arbeitete bald neben seinen Eltern in den Textilmanufakturen. Mutter und Vater verschwanden unter mysteriösen Umständen, und der 14-jährige Todd wurde wegen eines geringfügigen Delikts verhaftet und ins Newgate-Gefängnis gesteckt. Dieses Urteil wurde damals als milde angesehen, denn die meisten kindlichen Diebe wurde wegen ihrer Vergehen gehenkt.
      In der Gesellschaft von Mördern und Gaunern wurde Todd angeblich der Lehrling des Gefängnisbarbiers und Mithäftlings Elmer Plummer. Weil die Barbiere damals auch als Chirurgen arbeiteten (worauf der blutrote Streifen auf dem typischen Pfosten an angelsächsischen Frisörsalons zurückzuführen ist), lernte Todd dieses Handwerk, Grundbegriffe der Anatomie, aber auch, wie man die Taschen der zurückgelehnten Kunden ausraubt. Derlei Fähigkeiten konnte er nach seiner Entlassung gut gebrauchen, doch Gier, Eifersucht und hemmungslose Wut beherrschten den jungen Mann derart, dass er seine Mordserie begann.
      Bald darauf eröffnete Todd einen Frisiersalon im Haus 186 Fleet Street neben der Kirche St. Dunstan. Unter der Kirche befanden sich längst vergessene Tunnel und Katakomben, in denen man einst die Gemeindemitglieder bestattet hatte. Im Schaufenster warb Todd für seine Dienstleistungen mit Gefäßen voller Zähne, Haare und Blut. Und im Zentrum seines Ladens befand sich sein genialstes und unheimlichstes Einrichtungsstück: der Rasierstuhl.
      Um seine Verbrechen zu tarnen, konstruierte Todd angeblich eine Falltür, die 360 Grad rotieren konnte. Auf beiden Seiten der Klappe brachte er einen Rasierstuhl an, sodass er nur einen Hebel drücken musste, damit das Gewicht des Kunden den Stuhl nach unten klappen ließ – das Opfer stürzte kopfüber in den mehrere Stockwerke tiefen Keller. Gleichzeitig erschien durch die Rotation der Klappe an seiner Stelle der andere Rasierstuhl. Todd eilte dann in den Keller, und falls das Ofer den Sturz überlebt hatte, gab er ihm mit dem Rasiermesser den Rest. Dann filzte Todd den Toten, bemächtigte sich seiner Wertsachen und deponierte die Leiche zwischen den Gerippen unter der Kirche. Das funktionierte eine Zeit lang ganz gut, doch allmählich wurde der Platz für die Leichen knapp.
      Inzwischen hatte Todd die geldgierige Witwe Margery Lovett kennengelernt. Die beiden begannen eine Beziehung und wurden Komplizen, sobald Todd Mrs. Lovett eine Bäckerei am Bell Yard eingerichtet hatte, die mit seinem Frisiersalon durch unterirdische Tunnel verbunden war. Als gelernter Chirurg zerteilte Todd die Leichen und lieferte Mrs. Lovett das Fleisch für ihre Pasteten, während er Haut und Knochen in den Kirchenkatakomben entsorgte.
      Während Todd seinen Blutrausch auslebte und Mrs. Lovett mit ihrer Bäckerei das Geschäft ihres Lebens machte, begannen die Gänge unter St. Dunstan zu stinken. Die Behörden leiteten eine Untersuchung ein. Natürlich brachte man die vermissten Männer mit den verwesenden Leichen in Verbindung, von denen blutige Fußspuren in den Keller unter Todds Salon führten. Die Öffentlichkeit reagierte mit Entsetzen.


      Die Medien und die Schauerromane



      Todd wurde ohne Umstände verhaftet, doch als die Beamten am Bell Yard bei Mrs. Lovett auftauchten, erfuhren ihre Pasteten-Kunden von den Morden und merkten, dass sie die Opfer verspeist hatten. Die Menge wollte Lovett sofort lynchen, doch sie wurde umgehend ins Newgate-Gefängnis eingeliefert. Sie gestand ihre und Todds Missetaten und beging dann Selbstmord, während Todd der Prozess gemacht wurde – er wurde schuldig gesprochen und später hingerichtet. Man nimmt an, dass Sweeney Todd insgesamt über 160 Menschen umgebracht hat.
      Die Öffentlichkeit stürzte sich auf diese ungeheuren Vorfälle, und die Zeitungsverleger wussten das gewaltige Interesse zu nutzen und ihre Auflage zu steigern. Die Reporter schmückten die Fakten freizügig aus – Sweeney Todd war ein gefundenes Fressen für die Sensationspresse und genau der Stoff, aus dem moderne Legenden gemacht werden. Tatsächlich gibt es aufgrund der zahllosen Varianten keine genaue Beschreibung seiner Person.
      Die offensichtliche Beliebtheit dieser realen Kriminalgeschichten ging einher mit der ständig wachsenden Zahl von Kunden, die lesen konnten – so entstanden unschlagbar preiswerte Groschenblätter, die ihre Geschichten in Fortsetzungen präsentierten. Weil es grundsätzlich um drastische Inhalte ging und der Schreibstil wahrlich nicht anspruchsvoll war, nannte man die ursprünglichen penny magazines bald penny bloods und später penny dreadfuls. Der beliebeste Schauerroman war 1846 Thomas Peckett Prests Geschichte „The String of Pearls“ [Die Perlenkette] über einen dämonischen Barbier namens Sweeney Todd. Todds Geschichte war bereits Teil der Pop-Kultur, und aufgrund von Prests Story dauerte es nicht lange, bis die blutige Mär zum Bühnenstück umgearbeitet wurde.

      Die Tradition des Grand Guignol



      „George Dibdin-Pitt zählte zu den beliebtesten Theaterautoren jener Zeit“, erklärt Stephen Sondheim. „Er schrieb über Sweeney Todd ein Bühnenstück, das Ende der 1840er-Jahre einen großen Erfolg verbuchte.“ Die Story stellte sich auf die Begeisterung der Zuschauer für gruselige und makabre Stoffe ein und verblüffte das Publikum als Melodram im Stil des französischen Grand Guignol.
      Das Grand-Guignol-Genre bekam seinen Namen von dem Pariser Theatre du Grand Guignol, das Oscar Metenier 1897 gründete. Die Stücke leben von ihren grausigen Geschichten und aufwändigen Spezialeffekten. Inzwischen wirkt diese Form der Unterhaltung altmodisch und nicht mehr zeitgemäß, seit das Horrorgenre im Kino der 1960er-Jahre eine Blüte erlebte. Aber als Pitt „Sweeney Todd“ vor 150 Jahren auf die Bühne brachte, waren die Zuschauer hingerissen. Sein Erfolg zog zahlreiche weitere Fassungen nach sich, doch erst Anfang der 1970er-Jahre schrieb der Theaterautor und Schauspieler Christopher Bond eine Version, in der sich die Story deutlich veränderte. Bond fügte das Rachemotiv und Richter Turpin ein – aus dem einfachen Serienmörder und Dieb Sweeney Todd wurde ein komplizierter, von seiner Vergangenheit verfolgter Mann.
      „Ich habe das Stück 1973 auf der Bühne gesehen“, sagt Sondheim. „Melodramen haben mich immer fasziniert – und sofort merkte ich, dass sich dieses Stück sehr gut als Musical eignen würde. Also bat ich Christopher Bond um Erlaubnis und schrieb das Musical.“



      DARSTELLER

      JOHNNY DEPP
      Sweeney Todd

      Aktuell spielte Depp seine für den Oscar nominierte Rolle des Captain Jack Sparrow zum dritten Mal in dem Sommerhit „Pirates of the Caribbean: At World’s End“ (Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt). Der zweite Film „Pirates of the Caribbean: Dead Man’s Chest“ (Fluch der Karibik 2) setzte mehr als eine Milliarde Dollar um und ist damit der dritterfolgreichste Film aller Zeiten. Für seinen ersten Auftritt als Captain Jack in „Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl“ (Fluch der Karibik) erhielt Depp Nominierungen für den Golden Globe und den Preis der British Academy of Film and Television Arts (BAFTA), und er gewann den Preis der Screen Actors Guild (US-Gewerkschaft der Film- und TV-Schauspieler).
      Seine unverwechselbaren Auftritte in einer großen Bandbreite unvergesslicher Spielfilme haben Depp zum Liebling der Kritiker und Zuschauer gemacht. „Charlie and the Chocolate Factory“ (Charlie und die Schokoladenfabrik) war Depps vierter Film unter Tim Burtons Regie und brachte ihm eine Golden-Globe-Nominierung (Komödie/Musical) ein. Und als Sprecher wirkte er in Burtons Puppentrick-Film „Corpse Bride“ (Tim Burton’s Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche) mit, der in der Kategorie Animation für den Oscar nominiert wurde. In „Charlie“ nach dem populären Klassiker von Roald Dahl spielte Depp den exzentrischen Schokoladenfabrikanten Willy Wonka. Der Film begeisterte weltweit Kritiker und Zuschauer. In „Tim Burton’s Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche“ sprach Depp die Hauptrolle des Victor Van Dort in einer verrückt-fantasievollen Geschichte, die zu den gefeiertsten Filmen des Jahres zählte. Außerdem spielte Depp neben John Malkovich und Samantha Morton in Laurence Dunmores „The Libertine“ den John Wilmot, Earl of Rochester, einen Dichter und Frauenheld des 17. Jahrhunderts.
      Mit seiner Rolle als J.M. Barry in Marc Forsters „Finding Neverland“ (Wenn Träume fliegen lernen) neben Kate Winslet und Freddie Highmore wurde Depp erneut für den Oscar, den Golden Globe, den Preis der Screen Actors Guild (Gewerkschaft der Filmschauspieler) und den British Academy Award (BAFTA) nominiert.
      Weitere Filme: David Koepps „Secret Window“ (Das geheime Fenster), Robert Rodriguez’ „Once Upon a Time in Mexico“ (Irgendwann in Mexiko), Albert und Allen Hughes’ „From Hell“ (From Hell), Ted Demmes „Blow“ (Blow), Lasse Hallströms Liebeskomödie „Chocolat“ (Chocolat ... ein kleiner Biss genügt!), Julian Schnabels „Before Night Falls“ (Before Night Falls), Sally Potters „The Man Who Cried“ (In stürmischen Zeiten), Tim Burtons „Sleepy Hollow“ (Sleepy Hollow – Köpfe werden rollen), Roman Polanskis „The Ninth Gate“ (Die neun Pforten) und Terry Gilliams „Fear and Loathing in Las Vegas“ (Fear and Loathing in Las Vegas).
      Mit seiner Leistung neben Al Pacino in Mike Newells „Donnie Brasco“ (Donnie Brasco) wurde Depp als „Bester Darsteller seiner Generation“ gefeiert. Weitere Rollen übernahm er in Jim Jarmuschs „Dead Man“ (Dead Man) und in Jeremy Levens „Don Juan DeMarco“ (Don Juan DeMarco), in dem er neben den Schauspielerlegenden Marlon Brando und Faye Dunaway als ein Mann auftrat, der sich für den größten Liebhaber der Welt hält.
      Seine mitreißende Darstellung der Titelrolle in Tim Burtons „Edward Scissorhands“ (Edward mit den Scherenhänden) etablierte Depp als einen der begehrtesten Hollywood-Stars und brachte ihm eine Nominierung für den Golden Globe ein. Eine weitere Golden-Globe-Nominierung erhielt er für seine Leistung in Jeremiah S. Chechiks ungewöhnlicher Liebesgeschichte „Benny & Joon“ (Benny & Joon). Dann drehte Depp erneut mit Burton: Für seinen gefeierten Auftritt in „Ed Wood“ (Ed Wood) verbuchte er seine dritte Golden-Globe-Nominierung in der Kategorie Bester Darsteller.
      Außerdem war er in Lasse Hallströms „What’s Eating Gilbert Grape?“ (Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa), Emir Kusturicas „Arizona Dream“ (Arizona Dream) und John Badhams „Nick of Time“ (Gegen die Zeit) zu sehen.
      Depp begann seine Karriere als Musiker in einer Rockgruppe namens „Kids“, mit der er nach Los Angeles kam. Als die Band sich auflöste, versuchte er sich als Schauspieler und ergatterte seine erste bedeutende Rolle in „Nightmare on Elm Street“ (Nightmare – Mörderische Träume). Es folgte sein Auftritt in Oliver Stones Oscar-preisgekröntem „Platoon“ (Platoon). Seinen Durchbruch erzielte Depp als Undercover-Detective Tom Hanson in der beliebten Fox-TV-Serie „21 Jump Street“ (21 Jump Street). Vier Staffeln lang wirkte er in der Serie mit, bevor er mit John Waters’ „Cry-Baby“ (Cry-Baby) auf die Leinwand zurückkehrte
      Sein Regiedebüt gab Depp mit „The Brave“ (The Brave), in dem er neben Marlon Brando auch die Hauptrolle spielte. Die Vorlage lieferte der Roman von Gregory McDonald. Depp schrieb das Drehbuch zusammen mit seinem Bruder D.P. Depp.


      HELENA BONHAM CARTER
      Mrs. Lovett

      Die britische Schauspielerin Helena Bonham Carter ist in einer großen Bandbreite von Spielfilmen aufgetreten, darunter in David Finchers provokativem „Fight Club“ (Fight Club), Tim Burtons neuer Version von „Planet of the Apes“ (Planet der Affen) und in der schwarzen Komödie „Novocaine“ (Novocaine) unter der Regie von David Atkins.
      Zuletzt war sie in David Yates’ Sommer-Blockbuster „Harry Potter and the Order of the Phoenix“ (Harry Potter und der Orden des Phönix) als Bellatrix Lestrange zu sehen.
      2005 sprach Bonham Carter die Lady Tottington in Nick Parks Animationsfilm „Wallace & Gromit: The Curse of the Were-Rabbit“ (Wallace & Gromit: Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen) und die Titelrolle in Tim Burtons Puppentrick-Animationsfilm „Corpse Bride“ (Tim Burton’s Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche).
      Weitere Filme: Hans Canosas „Conversations With Other Women“, Burtons „Big Fish“ (Big Fish; darin spielte sie zwei Rollen: Jenny und die Hexe), Michael Petronis „Till Human Voices Wake Us“ und Mick Jacksons HBO-Film „Live From Baghdad“ (Live aus Bagdad), der ihr Nominierungen für den Golden Globe und den Emmy einbrachte. Hinzu kommen Paul Weilands „Sixty Six“ und Thaddeus O’Sullivans „The Heart of Me“.
      Für ihre Leistung in Ian Softleys „Wings of the Dove“ (Die Flügel der Taube) verbuchte sie Nominierungen für den Oscar, den Golden Globe und den Preis der Screen Actors Guild (US-Gewerkschaft der Film- und TV-Schauspieler). Den kanadischen Genie Award für die Beste Darstellerin erhielt sie für Mort Ransens „Margaret’s Museum“ (Das Ende aller Träume). Eine Emmy-Nominierung bekam sie für ihre Leistung in Steve Barrons Miniserie „Merlin“ (Merlin).
      Ihr vielversprechendes Spielfilmdebüt gab sie mit der Titelrolle in Trevor Nunns historischer Biografie „Lady Jane“ (Lady Jane – Königin für neun Tage). Kaum hatte sie diese Produktion beendet, bot ihr Regisseur James Ivory die Hauptrolle in „A Room With a View“ (Zimmer mit Aussicht) nach dem Roman von E.M. Forster an. Beifall erntete sie auch mit zwei weiteren Filmadaptionen von Forster-Romanen: Charles Sturridges „Where Angels Fear to Tread“ (Engel und Narren) und James Ivorys „Howards End“ (Wiedersehen in Howards End).
      Sie spielte die Ophelia in Franco Zeffirellis „Hamlet“ (Hamlet) neben Mel Gibson und die Elizabeth in Kenneth Branaghs „Mary Shelley’s Frankenstein“ (Mary Shelleys Frankenstein). Anschließend trat sie als Woody Allens Frau in „Mighty Aphrodite“ (Geliebte Aphrodite) auf.
      Zu Bonham Carters Fernsehauftritten zählt „Magnificent 7“, inspiriert vom Leben der siebenfachen Mutter Jacqui Jackson mit ihren drei normalen Töchtern und vier Söhnen, die alle an verschiedenen Ausprägungen von Autismus litten. Hinzu kommen „Dancing Queen“ (Liebste Braut, ich hab ’ne Freundin), „Fatal Deception“, „A Dark Adapted Eye“ und „Henry VIII“ (Heinrich VIII.).
      Zu ihren Theaterrollen zählen „Woman in White“, „The Chalk Garden“ (Der Kreidegarten), „House of Bernarda Alba“ (Bernarda Albas Haus) und „Trelawny of the Wells“, um nur einige zu nennen.


      ALAN RICKMAN
      Richter Turpin

      Aktuell war Alan Rickman in „Perfume: The Story of a Murderer“ (Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders), „Snow Cake“ (Snow Cake), „Nobel Son“ und „Harry Potter and the Order of the Phoenix“( Harry Potter und der Orden des Phönix) zu sehen.
      Nominierungen der British Academy of Film and Television Arts (BAFTA) erhielt er für „Sense and Sensibility“ (Sinn und Sinnlichkeit) und „Michael Collins“ (Michael Collins). Diesen Preis gewann er als Bester Nebendarsteller in „Robin Hood: Prince of Thieves“ (Robin Hood – König der Diebe). Die Tageszeitung Evening Standard kürte ihn mit seinen Rollen in „Truly Madly Deeply“ (Wie verrückt und aus tiefstem Herzen), „Close My Eyes“ (Schließe meine Augen, begehre oder töte mich) und „Robin Hood: Prince of Thieves“ zum Filmschauspieler des Jahres.
      Die Titelrolle in „Mesmer“ (Mesmer) brachte ihm den Darstellerpreis auf dem Filmfestival in Montreal ein.
      Weitere Kinorollen: „Die Hard“ (Stirb langsam), „Bob Roberts“ (Bob Roberts), „An Awfully Big Adventure“ (Eine sachliche Romanze), „Dogma“ (Dogma), „Galaxy Quest“ (Galaxy Quest – Planlos durchs Weltall) und die beliebte Kinoserie um „Harry Potter“.
      Als rätselhafter russischer Mönch und Titelheld in dem HBO-Film „Rasputin“ (Rasputin) gewann Rickman 1997 den Emmy, den Golden Globe und als Hervorragender Hauptdarsteller den Preis der Screen Actors Guild (US-Gewerkschaft der Film- und TV-Schauspieler). Seitdem wurde er auch mit dem HBO-Film „Something the Lord Made“ (Ein Werk Gottes) für den Emmy nominiert.
      Im Ensemble der Royal Shakespeare Company trat er in „Les Liaisons Dangereuses“ (Gefährliche Liebschaften) im Londoner West End und auch am Broadway auf, wo er für den Tony nominiert wurde. Am Royal Court Theatre spielte er in „The Grass Widow“, „The Lucky Chance“ und „The Seagull“ (Die Möwe). Am National Theatre übernahm Rickman neben Helen Mirren die Hauptrolle in „Antony and Cleopatra“ (Antonius und Cleopatra), und die Titelrolle spielte er in „Hamlet“ (Hamlet) in den Riverside Studios unter der Regie von Robert Sturua, dem gefeierten Regisseur des Rustaveli Theatre in Georgien.
      Dreimal ist Rickman auf dem Edinburgh Festival aufgetreten: in der Doppelinszenierung von „The Devil Is an Ass“ und „Measure for Measure“ (Maß für Maß), in „The Brothers Karamazov“ (Die Brüder Karamasow) und in Yukio Ninagawas „Tango at the End of Winter“, das später auch im Londoner West End lief und Rickman den Time Out Award als Bester Darsteller einbrachte.
      Seitdem trat Rickman in der gefeierten West-End-Inszenierung von Noel Cowards „Private Lives“ (Hochzeitsreise) auf. Er gewann den Variety Club Award und den Theatre Goers Award, und er war für den Olivier Award und den Preis des Evening Standard nominiert. Dann wechselte das Ensemble an den Broadway, wo Rickman in der Kategorie Bester Darsteller für den Tony nominiert wurde.
      Rickman inszenierte Sharman MacDonalds „The Winter Guest“ am West Yorkshire Playhouse und am Londoner Almeida Theatre. Er führte auch bei der Kinofassung von „The Winter Guest“ Regie. Der Film lief auf dem Filmfestival in Venedig, war für den Goldenen Löwen nominiert und gewann zwei weitere Preise. Auf dem Chicago Film Festival wurde er als Bester Film ausgezeichnet.
      Zuletzt inszenierte er am Royal Court Theatre „My Name Is Rachel Corrie“. Anschließend lief das Stück im West End, auf den Festivals in Galway und Edinburgh sowie in New York.


      TIMOTHY SPALL
      Beadle

      Timothy Spall zählt zu den renommiertesten britischen Schaupielern – er profilierte sich auf Leinwand, Bildschirm und Bühne.
      Aktuelle Rollen spielte Spall in Adrian Shergolds „Pierrepoint/The Last Hangman“, Kevin Limas „Enchanted“ (Verwünscht), Gillian Armstrongs „Death Defying Acts“, Alfonso Cuaróns „Harry Potter and the Prisoner of Azkaban“ (Harry Potter und der Gefangene von Askaban) und Mike Newells „Harry Potter and the Goblet of Fire“ (Harry Potter und der Feuerkelch).
      Weitere Filme: Brad Silberlings „Lemony Snicket’s A Series of Unfortunate Events“ (Lemony Snicket – Rätselhafte Ereignisse), Ed Zwicks „The Last Samurai“ (Last Samurai) Richard Loncraines „My House in Umbria“ (Mein Haus in Umbrien), Doug McGraths „Nicholas Nickleby“ (Nicholas Nickleby), Cameron Crowes „Vanilla Sky“ (Vanilla Sky), Peter Cattaneos „Lucky Break“ (Lucky Break), Stephen Hereks „Rock Star“ (Rock Star) sowie Kenneth Branaghs „Love’s Labour’s Lost“ (Verlorene Liebesmüh’) und „Hamlet“ (Hamlet), um nur einige zu nennen. Vier Filme drehte Spall mit Regisseur Mike Leigh: „All or Nothing“ (All or Nothing), „Life Is Sweet“ (Life Is Sweet), „Secrets & Lies“ (Lügen und Geheimnisse) und „Topsy-Turvy“ (Topsy Turvy – Auf den Kopf gestellt). Sowohl für „Lügen und Geheimnisse“ als auch für „Topsy Turvy – Auf den Kopf gestellt“ erhielt Spall Nominierungen für den British Film Award (BAFTA).
      Zu Spalls Fernseharbeiten zählen Danny Boyles „Vacuuming Completely Nude in Paradise“ (Splitternackt staubsaugen im Paradies), Stephen Poliakoffs „Shooting the Past“ und die Miniserie „Our Mutual Friend“. Alle drei brachten ihm BAFTA-Nominierungen ein.
      Auf der Bühne trat Spall zunächst zwei Jahre lang im Ensemble der Royal Shakespeare Society auf. Zu seinen Hauptrollen zählen unter anderem Auftritte in Stephan Daldrys „This Is a Chair“ (Das ist ein Stuhl) am Royal Court, Robert LePages „A Midsummer Night’s Dream“ (Ein Sommernachtstraum) am National Theatre, Matthew Francis’ „The Government Inspector“ (Der Revisor) und Mike Leighs „Smelling a Rat“ am Hampstead Theatre.


      SACHA BARON COHEN
      Pirelli

      Bis vor Kurzem war Sacha Baron Cohen vor allem bekannt als sein Alter Ego Ali G, der sehr direkte Moderator der beliebten, mehrfach für den Emmy nominierten HBO-Comedy-Talkshow „Da Ali G Show“. Die Show hatte sich in Baron Cohens Heimat Großbritannien bereits auf Platz 1 der Charts platziert, als er sie auch in den USA vorstellte, wo sie auf HBO sofort Furore machte. Nach zwei Staffeln eroberte Baron Cohen die Welt mit dem Spielfilm „Borat: Cultural Learnings of America for Make Benefit Glorious Nation of Kazahkstan“ (Borat), in dem er als sein zweites Alter Ego Borat Sagdiyev auftritt, einem Nachrichtenreporter aus Kasachstan. Inzwischen gilt Baron Cohen als Comedian, der „eine der besten Komödien des Jahrzehnts und vielleicht sogar ein ganz neues Filmgenre geschaffen hat“, wie es Neil Strauss im Magazin Rolling Stone formulierte. Nachdem der Film in 24 Ländern sofort auf Platz eins der Charts gelandet ist, weltweit über 250 Millionen Dollar einspielte und Baron Cohen den Golden Globe als Bester Darsteller (Comedy/Musical) gewann sowie eine Oscar-Nominierung in der Kategorie Drehbuchadaption verbuchte, darf man mit Fug und Recht annehmen, das wir von Sacha Baron Cohen noch viel hören und sehen werden.
      Seit dem Start im November 2006 erhielt „Borat“ zahlreiche Preise und Nominierungen. Er wurde vom American Film Institute in die Liste der „10 hervorragenden Filme des Jahres“ aufgenommen und wurde in der Kategorie Bester Film (Comedy/Musical) für den Golden Globe nominiert. Sacha Baron Cohen gewann den Darstellerpreis der Filmkritiker in Los Angeles, San Francisco und Toronto.
      „Da Ali G Show“ war sechsmal für den Emmy nominiert – darunter 2003 in den Kategorien Non-Fiction-Sendung und Drehbuch zu einer Non-Fiction-Sendung, sowie 2005 in den Kategorien Varieté/Musik/Comedy-Serie, Drehbuch zu einer Varieté/Musik/Comedy-Serie und Regie einer Varieté/Musik/Comedy-Serie. Auch in Großbritannien wurde die Show mehrfach ausgezeichnet – Baron Cohen gewann zwei BAFTAs (für den Besten Comedy-Auftritt und die Beste Comedy-Sendung).
      1998 trat Baron Cohen erstmals als Ali G in der britischen Comedy-Show „The 11 O’Clock Show“ auf. Zwei Jahre später startete auf dem Channel 4 „Da Ali G Show“, die bald Kultcharakter annahm und sich bis in den Buckingham Palace herumsprach, denn auch die Queen schaut sich die Serie gern an. Baron Cohen betreut die Serie neben seinen Aufgaben als Autor und Darsteller auch als Executive Producer. Ab 2003 wurde „Da Ali G Show“ in den USA auf HBO ausgestrahlt.
      Zu Baron Cohens Kinoauftritten gehören die Hit-Komödie „Talladega Nights: The Ballad of Ricky Bobby“ (Ricky Bobby – König der Rennfahrer) mit Will Ferrell und John C. Reilly und die Sprechhauptrolle des König Julien in dem animierten DreamWorks-Film „Madagascar“ (Madagascar), der weltweit über 500 Millionen Dollar einspielte.
      Zweimal hat Baron Cohen die Verleihung der MTV Europe Music Awards moderiert – im November 2001 in Frankfurt in der Rolle des Ali G und im November 2005 in Lissabon als Borat.



      HINTER DER KAMERA

      TIM BURTON
      Regie

      2005 inszenierte Tim Burton das Fantasy-Abenteuer „Charlie and the Chocolate Factory“ (Charlie und die Schokoladenfabrik) mit Johnny Depp und Freddie Highmore. Die Verfilmung des beliebten Klassikers von Roald Dahl verbuchte beeindruckende Erfolge bei der Kritik und an der Kinokasse und begeistert nach wie vor die Zuschauer in aller Welt. Im selben Jahr inszenierte und produzierte er die schwarze romantische Komödie „Corpse Bride“ (Tim Burton’s Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche) mit den Sprechern Johnny Depp und Helena Bonham Carter.
      Zuvor führte Burton Regie bei „Big Fish“ (Big Fish), der rührenden Geschichte einer wunderbaren Vater-Sohn-Beziehung. Sie wurde als Burtons bisher persönlichster und emotionalster Film gepriesen, bekam beeindruckende Kritiken und war auch an der Kinokasse ein Erfolg. Die Hauptrollen spielten Ewan McGregor, Albert Finney, Jessica Lange und Billy Crudup.
      Davor inszenierte Burton das Remake von „Planet of the Apes“ (Planet der Affen), bei dem er mit dem Produzenten und früheren Fox-Chef Richard D. Zanuck zusammenarbeitete, der 1968 auch das Original verantwortet hatte. Die Hauptrollen in diesem Sommerhit des Jahres 2001 spielten Mark Wahlberg, Tim Roth, Helena Bonham Carter, Michael Clarke Duncan und Kris Kristofferson. Burtons ganz spezielle Filmhandschrift ist die fantasievolle und sehr detaillierte Welt, die er für seine Geschichten kreiert. Sie findet sich in „Pee-wee’s Big Adventure“ (Pee-wees irre Abenteuer), „Beetlejuice“ (Beetlejuice), „Batman“ (Batman), „Edward Scissorhands“ (Edward mit den Scherenhänden), „Batman Returns“ (Batmans Rückkehr), „Tim Burton’s The Nightmare Before Christmas“ (Tim Burton’s The Nightmare Before Christmas; Regie: Henry Selick), „Ed Wood“ (Ed Wood), „Mars Attacks!“ (Mars Attacks!) und „Sleepy Hollow“ (Sleepy Hollow – Köpfe werden rollen).
      Schon als Kind zeichnete Burton gern, er bekam ein Disney-Stipendium für sein Studium am Cal Arts Institute und fand bald darauf in dem Studio eine Anstellung als Animator. Sein Regiedebüt gab er mit dem animierten Kurzfilm „Vincent“, gesprochen von Vincent Price. Der Film kam bei der Kritik gut an und gewann mehrere Festivalpreise. Bei Disney drehte Burton anschließend den real gefilmten Kurzfilm „Frankenweenie“, eine erfindungsreiche, jugendliche Variante der Frankenstein-Legende.
      Burtons Spielfilm-Erstling „Pee-wees irre Abenteuer“ war 1985 ein Kassenhit, der Regisseur wurde für seine originellen Einfälle gelobt. Die Fantasy-Komödie „Beetlejuice“ mit Michael Keaton, Geena Davis, Alec Baldwin und Winona Ryder erwies sich ebenfalls als Erfolg bei Kritikern und Zuschauern.
      1989 inszenierte Burton „Batman“ (Batman) mit Jack Nicholson, Michael Keaton und Kim Basinger. Der Kinobetreiberverband National Association of Theater Owners wählte Burton zum Regisseur des Jahres. Der Film gewann den Oscar für die Beste Ausstattung.
      „Edward mit den Scherenhänden“ mit Johnny Depp, Winona Ryder und Dianne Wiest war Weihnachten 1990 einer der großen Hits und begeisterte das Publikum mit seiner originellen Optik und der rührend sensibel erzählten Märchenhandlung. 1992 kehrte Burton nach Gotham City zurück und drehte „Batman Returns“ (Batmans Rückkehr), den Chartführer der 1992er Kassenerfolge. Michelle Pfeiffer spielte die umwerfende Catwoman und Danny DeVito den Pinguin.
      1994 produzierte und inszenierte Burton „Ed Wood“ mit Johnny Depp in der Titelrolle. Der Film gewann Oscars für den Besten Nebendarsteller (Martin Landau als Bela Lugosi) und für das Beste Spezial-Makeup.
      1993 initiierte und produzierte er den Puppentrickfilm „Tim Burton’s The Nightmare Before Christmas“, eine Weihnachtsgeschichte, die sich zum klassischen Feiertagsevergreen mauserte. Im selben Jahr produzierte er auch „Cabin Boy“ (Schiffsjunge ahoi!), 1995 dann den Sommer-Blockbuster „Batman Forever“ und 1996 „James and the Giant Peach“ (James und der Riesenpfirsich) nach dem Kinderbuch von Roald Dahl.
      Burton produzierte und inszenierte die SF-Komödie „Mars Attacks!“ nach Vorlagen der Topps-Sammelkarten – 20 Hauptdarsteller wurden aus Hollywoods Elite rekrutiert, darunter Jack Nicholson, Glenn Close, Danny DeVito und Annette Bening.
      1999 inszenierte Burton „Sleepy Hollow“ nach der klassischen Erzählung von Washington Irving mit Johnny Depp, Christina Ricci, Miranda Richardson und Michael Gambon in den Hauptrollen. Der Film erhielt drei Oscar-Nominierungen, darunter in den Kategorien Kostüme und Kamera, und er gewann den Oscar für die Beste Ausstattung. Außerdem erhielt er den British Academy Award (BAFTA) in den Kategorien Kostüme und Ausstattung.
      Als Autor und Illustrator veröffentlichte Burton das Kinderbuch „The Nightmare Before Christmas“, das gleichzeitig mit dem Film erschien. Sein folgendes Buch mit Zeichnungen und Gedichten, „The Melancholy Death of Oyster Boy and Other Stories“, rühmte die New York Times als „Darstellung des Leids eines jugendlichen Außenseiters“.


      JOHN LOGAN
      Drehbuch/Produzent

      Zu John Logans Drehbüchern zählen „The Aviator“ (Aviator), „Gladiator“ (Gladiator) „The Last Samurai“ (Last Samurai), „Any Given Sunday“ (An jedem verdammten Sonntag), „The Time Machine“ (The Time Machine), „Star Trek: Nemesis“ (Star Trek –Nemesis) und „RKO 281“ (Citizen Kane – Die Hollywood-Legende). Zweimal wurde er in der Kategorie Originaldrehbuch für den Oscar nominiert.
      Daneben verfasste er 14 Theaterstücke, zum Beispiel „Never the Sinner“, das im Londoner West End, in New York, Chicago, Australien, Neuseeland Japan, Kanada, Österreich, Irland, Südafrika und Uruguay aufgeführt wurde. Seine Neufassung von Henrik Ibsens „Bygmester Solness“ (Baumeister Solness) wurde aktuell im West End gespielt.


      STEPHEN SONDHEIM
      Musik und Song-Texte

      Stephen Sondheim gehört zu den bekanntesten und renommiertesten Komponisten und Textern unserer Zeit.
      1979 schrieb er die Musik und Songtexte zum Bühnenmusical „Sweeney Todd“ nach dem Libretto von Hugh Wheeler, das sich an dem Stück von Christopher Bond orientierte. Es wurde 1979 am Broadway uraufgeführt und mit acht Tonys ausgezeichnet, darunter als Bestes Musical. Außerdem gewann es einen Grammy.
      Sondheim schrieb auch die Musik und Songtexte zu „A Funny Thing Happened on the Way to the Forum“ (Toll trieben es die alten Römer; 1962), „Anyone Can Whistle“ (1964), „Company“ (1970), „Follies“ (1971), „A Little Night Music“ (Das Lächeln einer Sommernacht; 1973), „The Frogs“ (nach der antiken Komödie „Die Frösche“ von Aristophanes; 1974), „Pacific Overtures“ (1976), „Merrily We Roll Along“ (1981), „Sunday in the Park With George“ (1984), „Into the Woods“ (1987), „Assassins“ (1991), „Passion“ (1994) und „Bounce“ (2003), sowie die Songtexte zu „West Side Story“ (West Side Story; 1957), „Gypsy“ (1959), „Do I Hear a Waltz? (1965) und zusätzliche Songtexte zu „Candide“ (Candide; 1973). „Side by Side by Sondheim“ (1976), „Marry Me a Little“ (1981), „You’re Gonna Love Tomorrow“ (1983), „Putting It Together“ (1993/99) und „Moving On“ (2001) sind Bühnenprogramme jeweils mit einer Auswahl seiner Werke als Komponist und Texter.
      Für die Leinwand schrieb er die Filmmusik zu „Stavisky“ (Stavisky; 1974), und als Co-Komponist war er beteiligt an „Reds“ (Reds; 1981) sowie an den Songs zu „Dick Tracy“ (Dick Tracy; 1990), mit dem er den Oscar für den Besten Originalsong verbuchte. Außerdem schrieb er die Songs zur TV-Produktion „Evening Primrose“ (1966) und war als Co-Autor an dem Kinofilm „The Last of Sheila“ (Sheila; 1973) und dem Stück „Getting Away With Murder“ (1996) beteiligt. Szenenmusik schrieb er für die Stücke „The Girls of Summer“ (1956), „Invitation to a March“ (1961), „Twigs“ (1971) und „The Enclave“ (1973). „Saturday Night“ (1954), sein erstes Musical als Profi-Komponist, wurde schließlich 1999 in New York uraufgeführt.
      Neben „Sweeney Todd“ gewann Sondheim Musical-Tonys mit der Musik zu „Passion“, „Into the Woods“, „Das Lächeln einer Sommernacht“, „Follies“ und „Company“. All diese Musicals wurden auch mit dem Preis der New Yorker Theaterkritiker ausgezeichnet, und diesen Preis gewannen auch „Pacific Overtures“ und „Sunday in the Park with George“. Letzteres Stück erhielt 1985 außerdem den Pulitzer-Preis im Bereich Theater.
      Sondheim sitzt im Beirat der Dramatists Guild (Gewerkschaft der Theaterautoren) und ist Mitglied im Verband der US-Dramatiker, Komponisten und Songtexter, den er von 1973 bis 1981 auch geleitet hat.


      WALTER PARKES, LAURIE MACDONALD
      Produzenten

      Walter Parkes und Laurie MacDonald zählen heute zu den meistbeschäftigten Filmproduzenten in Hollywood. Als Produzenten oder Executive Producers betreuten die beiden die Serie „Men in Black“ (Men in Black), die Serie „The Ring“ (Ring), und die Filme „Catch Me If You Can“ (Catch Me If You Can – Mein Leben auf der Flucht), „Gladiator“ (Gladiator), „Minority Report“ (Minority Report) „Awakenings“ (Zeit des Erwachens), „Amistad“ (Amistad) und „Lemony Snicket’s A Series of Unfortunate Events“ (Lemony Snicket – Rätselhafte Ereignisse). Mit Steven Spielberg arbeiteten die Produzenten bei vier Filmen zusammen: „Amistad“, „Minority Report“, „Catch Me If You Can – Mein Leben auf der Flucht“ und „The Terminal“ (Terminal). Anfang 2007 produzierten Parkes und MacDonald „The Lookout“ (Die Regeln der Gewalt), das Regiedebüt des Autors Scott Frank. Aktuell lief ihr „The Kite Runner“ (Drachenläufer) in den Kinos – Marc Forster inszenierte die Filmfassung des gefeierten Romans von Khaled Hosseini. Demnächst kommt ihr Thriller „A Tale of Two Sisters“ (A Tale of Two Sisters) in die Kinos.
      Neben ihren Produktionsaufgaben leiteten Parkes und MacDonald seit der Gründung bis Mitte 2005 gemeinsam das Studio DreamWorks Pictures. Sie verantworteten die Entwicklung und Produktion der gesamten Bandbreite der Studiostaffel, die bei der Kritik und an der Kinokasse Erfolge verbuchte. Dazu zählen – erst zum zweiten Mal in der Geschichte der Academy of Motion Picture Arts and Sciences – drei aufeinander folgende Oscars für jeweils den Besten Film: „American Beauty“ (American Beauty) „Gladiator“ und „A Beautiful Mind“ (Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn), wobei die beiden letztgenannten Filme zusammen mit Universal produziert wurden. Zu ihren Erfolgen bei Kritik und Publikum gehörten in diesen Jahren auch Cameron Crowes „Almost Famous“ (Almost Famous – Fast berühmt), Robert Zemeckis’ „What Lies Beneath“ (Schatten der Wahrheit), Adam McKays „Anchorman: The Legend of Ron Burgundy“ (Anchorman: Die Legende von Ron Burgundy), Michael Manns „Collateral“ (Collateral) und Steven Spielbergs Oscar- und Golden-Globe-preisgekrönter „Saving Private Ryan“ (Der Soldat James Ryan), der 1998 in den USA der erfolgreichste Film an der Kinokasse war.
      MacDonald begann ihre Karriere als Dokumentarfilmerin und Nachrichtenproduzentin beim Sender KRON, der NBC-Tochter in San Francisco. Später wurde sie Vizechefin der Produktionsabteilung bei Columbia Pictures. Vier Jahre später gründete sie ihre eigene Firma mit Walter Parkes. MacDonald leitete die Produktion und Entwicklungsabteilung bei Amblin Entertainment, um dann bald ins neu gegründete Studio DreamWorks zu wechseln.
      Parkes verdiente sich die erste seiner drei Oscar-Nominierungen als Regisseur/Produzent der Doku „California Reich“ (1978), in der er Neonazi-Aktivitäten in Kalifornien aufdeckte. Ein zweites Mal wurde er (zusammen mit Lawrence Lasker) als Drehbuchautor von „WarGames“ (WarGames – Kriegsspiele) nominiert. Die dritte Nominierung erhielt er als Produzent von „Awakenings“ (Zeit des Erwachens).
      Parkes war auch Co-Autor und Produzent des Thrillers „Sneakers“ (Sneakers) mit Robert Redford und Sidney Poitier in den Hauptrollen.
      Parkes und MacDonald engagieren sich in etlichen Ehrenämtern. Sie gehören dem Vorstand der Para Los Niños Charter School an, die Kinder von Immigranten der Arbeiterklasse im Zenrum von Los Angeles unterstützt; außerdem der Starbright Foundation, die Produkte für chronisch kranke Kinder entwickelt und zur Verfügung stellt; und der Venice Family Clinic, der größten amerikanischen Gesundheitsorganisation, die ihre Dienste unentgeltlich zur Verfügung stellt. Daneben fungiert Parkes als President des Universitätsrats an der Yale University.


      RICHARD D. ZANUCK
      Produzent

      In seiner gefeierten Karriere hat Richard D. Zanuck viele Erfolge verbucht und sich seinen Ruf als einer der progressivsten und angesehensten Macher erworben.
      Als herausragender unabhängiger Produzent und ehemaliger Studiochef hat Zanuck für sein Filmwerk in vier Jahrzehnten zahlreiche Preise und Ehrungen bekommen. Die wohl angemessenste Ehrung seiner Verdienste war 1991 der Irving G. Thalberg Memorial Award der Academy of Motion Pictures Arts and Sciences – die Auszeichnung erhielt er zusammen mit seinem langjährigen Mitarbeiter David Brown. Dieser besondere Ehren-Oscar wurde bisher nur 36-mal in der Geschichte der Academy vergeben und würdigt Zanuck als „kreativen Produzenten, dessen Werk durchgehend Filmproduktionen von hoher Qualität aufweist“. Dieser Meilenstein in Zanucks Karriere schuf auch einen Präzedenzfall: Es war das bisher einzige Mal, daß der Geehrte ein Preisträger der zweiten Generation war – auch Vater Darryl F. Zanuck hat diese Auszeichnung einst erhalten.
      Ein Jahr zuvor, 1989, durften Richard Zanuck und seine Frau Lili Fini Zanuck den Oscar für den Besten Film mit nach Hause nehmen: Sie hatten „Driving Miss Daisy“ (Miss Daisy und ihr Chauffeur) produziert. Der Film gewann außerdem den Golden Globe und den Preis des National Board of Review (Freiwillige Selbstkontrolle in den USA). Die Producer’s Guild of America zeichnete die beiden als „Produzenten des Jahres“ aus. Mit „Miss Daisy“ war Richard auch der erste Produzent, der wie sein Vater vor ihm einen Oscar für den Besten Film des Jahres gewonnen hat.
      Mit seiner eigenen Firma The Zanuck Company, die er mit seiner Partnerin und Ehefrau Lili leitet, führt Zanuck seine auf solider Erfahrung aufbauende Karriere fort.
      Nach Abschluss seines Studiums an der Stanford University in Kalifornien und dem Militärdienst als Army-Lieutenant begann Zanuck seine Laufbahn bei Twentieth Century Fox als Story- und Produktionsassistent seines Vaters bei „Island in the Sun“ (Heiße Erde) und „The Sun Also Rises“ (Zwischen Madrid und Paris). Mit 24 Jahren debütierte er als eigenverantwortlicher Produzent mit „Compulsion“ (Zwang zum Bösen). Es folgten die William-Faulkner-Romanverfilmung „Sanctuary“ (Geständnis einer Sünderin) und George Cukors „The Chapman Report“ (Chapman-Report).
      Mit 28 stieg Zanuck bei Twentieth Century Fox zum Produktionschef auf und wurde so zum jüngsten Studioleiter in den Annalen von Hollywood. Acht Jahre lang führte er die Fox, und in dieser Zeit wurden seine Filme für unerhörte 159 Oscars nominiert. Drei dieser Filme, „The Sound of Music“ (Meine Lieder – meine Träume), „Patton“ (Patton – Rebell in Uniform) und „The French Connection“ (Brennpunkt Brooklyn) gewannen den Oscar als Bester Film. Zu den weiteren Erfolgen gehörte die Kinoserie um „Planet of the Apes“ (Planet der Affen), „Butch Cassidy and the Sundance Kid“ (Zwei Banditen) und „M*A*S*H“ (M*A*S*H).
      Dann wechselte Zanuck als Vizechef zu Warner Bros. Dort verantworteten er und sein zukünftiger Partner David Brown die Produktion von Hits wie „The Exorcist“ (Der Exorzist) und „Blazing Saddles“ (Is’ was, Sheriff?).
      1971 gründeten die beiden die Zanuck/Brown Co. – eine der profiliertesten und erfolgreichsten Independent-Firmen überhaupt. In den folgenden 15 Jahren entstanden unter diesem Banner vieldiskutierte und an der Kinokasse erfolgreiche Filme wie „Jaws“ (Der weiße Hai; drei Oscars, nominiert als Bester Film); „Jaws II“ (Der weiße Hai 2), Steven Spielbergs erster Kinofilm „The Sugarland Express“ (Sugarland Express), der in Cannes mit dem Drehbuchpreis ausgezeichnet wurde; der siebenfache Oscar-Gewinner „The Sting“ (Der Clou), darunter Sieger als Bester Film; und der fünffach nominierte „The Verdict“ (The Verdict – Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit). Zusammen mit Lili Fini Zanuck produzierten Zanuck/Brown außerdem den doppelten Oscar-Gewinner „Cocoon“ (Cocoon) und die Fortsetzung „Cocoon: The Return“ (Cocoon – Die Rückkehr).
      The Zanuck Company entstand 1988 und verbuchte mit ihrer ersten Produktion „Miss Daisy und ihr Chauffeur“ einen phänomenalen Erfolg. Der Film wurde für neun Oscars nominiert und gewann vier, darunter als Bester Film. Das Pulitzer-preisgekrönte Theaterstück spielte als Filmversion allein in den USA über 100 Millionen Dollar ein und gilt bei Produktionskosten von fünf Millionen Dollar als eine der profitabelsten Produktionen in der Geschichte von Warner Bros. Pictures.
      In der Folge entstand der gefeierte „Rush“ (Fieberhaft – Undercover in der Drogenhölle) mit Jennifer Jason Leigh und Jason Patric nach dem Bestseller von Kim Wozencraft. Mit diesem Film gab Lili Fini Zanuck ihr Debüt als Regisseurin, und die Musik von Eric Clapton zählte zu den Spitzensoundtracks von 1992.
      Weitere Filme: „Rich in Love“ (Rich in Love), den die Zanucks wieder mit dem „Miss Daisy“-Team, Regisseur Bruce Beresford und Autor Alfred Uhry, machten; „Wild Bill“ (Wild Bill), Walter Hills auf Tatsachen beruhenden Film über den legendären Westmann Wild Bill Hickok; und „Mulholland Falls“ (Nach eigenen Regeln – Mulholland Falls), ein Drama aus den 50er-Jahren über eine Polizei-Spezialeinheit in Los Angeles, mit Nick Nolte, Melanie Griffith und John Malkovich hochkarätig besetzt.
      Zanucks Film „Deep Impact“ (Deep Impact) hat weltweit 350 Millionen Dollar eingespielt und entpuppte sich als erster Blockbuster der Sommersaison 1998. Auch „Rules of Engagement“ (Rules – Sekunden der Entscheidung) mit Tommy Lee Jones, Samuel Jackson, Guy Pearce und Ben Kingsley, den Zanuck mit Scott Rudin produzierte, erwies sich als außerordentlich erfolgreich.
      Für die Produktion von „True Crime“ (Ein wahres Verbrechen) tat sich die Zanuck Company 1999 mit Oscar-Preisträger Clint Eastwood zusammen: Der spannende Thriller ist die Verfilmung des Bestsellers von Andrew Klavan. Eastwood spielte auch die Hauptrolle und inszenierte für Warner Bros. Pictures.
      Im März 2000 produzierten Richard und Lili Zanuck die 72. Oscar-Verleihung, die für neun Emmys nominiert wurde und die höchste TV-Quote der letzten sechs Jahre verbuchte.
      Zanucks Neufassung von „Planet of the Apes“ (Planet der Affen) wurde von Tim Burton inszeniert, kam im Juli 2001 in die Kinos und stieg in den USA und auch international in die Spitzengruppe der erfolgreichsten Filme des Jahres auf. Weitere Projekte der Zanuck Company waren Sam Mendes’ von den Kritikern gefeierter „Road to Perdition“ (Road to Perdition) mit Tom Hanks, Paul Newman und Jude Law sowie Tim Burtons hochkarätig besetzter „Big Fish“ (Big Fish) mit Ewan McGregor, Albert Finney, Billy Crudup, Jessica Lange und Alison Lohman.
      2005 drehten Zanuck und Burton ihren dritten gemeinsamen Film für Warner Bros.: „Charlie and the Chocolate Factory“ (Charlie und die Schokoladenfabrik) mit Johnny Depp. Die Verfilmung des Romanklassikers von Roald Dahl setzte weltweit über 600 Millionen Dollar um.


      PATRICK McCORMICK
      Executive Producer

      McCormick hat mit vielen Spitzendarstellern und Filmemachern an einer breiten Palette von Filmen gearbeitet.
      2005 betreute er als Executive Producer Tim Burtons Fantasy-Abenteuer „Charlie and the Chocolate Factory“ (Charlie und die Schokoladenfabrik) mit Johnny Depp. Als Produzent oder Executive Producer verantwortete er auch P. J. Hogans „Peter Pan“ (Peter Pan) mit Jason Isaacs, Jeremy Sumpter, Rachel Hurd-Wood, Lynn Redgrave und Richard Briers, „Stepmom“ (Seite an Seite) mit Julia Roberts und Susan Sarandon, „Donnie Brasco“ (Donnie Brasco) mit Al Pacino, Johnny Depp und Anne Heche sowie „The Juror“ (Nicht schuldig) mit Demi Moore, Alec Baldwin und James Gandolfini.
      Weitere Filme: Barry Levinsons Gaunerkomödie „Bandits“ (Banditen!) mit Bruce Willis, Billy Bob Thornton und Cate Blanchett; die Komödie „An Everlasting Piece“ (Mit oder ohne – Was Männer haben sollten), die im Belfast der 1980er-Jahre spielt – die Hauptrollen übernahmen Barry McEvoy, Brian F. O’Byrne, Anna Friel und Billy Connolly; „Liberty Heights“ (Liberty Heights), der vierte Film in Levinsons Baltimore-Serie, mit Adrien Brody, Bebe Neuwirth und Joe Mantegna in den Hauptrollen; „Boys on the Side“ (Kaffee, Milch und Zucker) mit Drew Barrymore, Whoopi Goldberg, Mary-Louise Parker und Matthew McConaughey; „Angie“ (Angie) mit Geena Davis; „A Shock to the System“ (Mord mit System) mit Michael Caine; und „The Last Rites“ (Last Rites – Im Fegefeuer der Sünde) mit Tom Berenger.


      DARIUSZ WOLSKI, A.S.C.
      Kamera

      Aktuell drehte Dariusz Wolski mit Regisseur Gore Verbinski die Freibeuter-Abenteuer „Pirates of the Caribbean: Dead Man’s Chest“ (Fluch der Karibik 2) und „Pirates of the Caribbean: At World’s End“ (Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt) jeweils mit Johnny Depp in der Hauptrolle. Auch am ersten der „Karibik“-Filme war Wolski beteiligt: „The Curse of the Black Pearl“ (Fluch der Karibik), außerdem an „The Mexican“ (Mexican) mit Brad Pitt und Julia Roberts.
      Weitere Filme: Alex Proyas’ „The Crow“ (Die Krähe) und „Dark City“ (Dark City), Tony Scotts „The Fan“ (Der Fan) und „Crimson Tide“ (Crimson Tide – In tiefster Gefahr; Wolski erhielt eine Nominierung für den Preis der American Society of Cinematographers), Andrew Davis’ „A Perfect Murder“ (Ein perfekter Mord), John Polsons „Hide and Seek“ (Hide and Seek – Du kannst dich nicht verstecken), Joel Schumachers „Bad Company“ (Bad Company – Die Welt ist in guten Händen), Peter Medaks „Romeo Is Bleeding“ (Romeo Is Bleeding) und Evelyn Purcells „Land of Little Rain“.
      Neben seinen Kinoarbeiten hat Wolski über 100 Musikvideos gedreht, wobei er mit Stars wie Neil Young, Keith Richards, Sting, Aerosmith, Traveling Wilburys, Eminem, Dido und Van Halen zusammenarbeitete.


      Dante Ferretti
      Produktionsdesign

      Dante Ferretti zählt zu den besten und meistgefragten Produktionsdesignern – er arbeitete mit visionären Spitzenregisseuren wie Federico Fellini, Pier Paolo Pasolini, Terry Gilliam, Neil Jordan und Martin Scorsese.
      2004 gewann er den Oscar mit Scorseses „The Aviator“ (Aviator) – zusammen mit der Innenausstatterin Francesca Lo Schiavo. Mit Scorsese hatte er zuvor bereits „Casino“ (Casino), „Bringing Out the Dead“ (Bringing Out the Dead), den Oscar-Kandidaten „Gangs of New York“ (Gangs of New York), „The Age of Innocence (Zeit der Unschuld) und „Kundun“ (Kundun) gestaltet.
      Weitere Filme: Anthony Minghellas Verfilmung von Charles Frazers Bürgerkriegsroman „Cold Mountain“ (Unterwegs nach Cold Mountain), Julie Taymors „Titus“ (Titus), Martin Brests „Meet Joe Black“ (Rendezvous mit Joe Black), Jean-Jacques Annauds „The Name of the Rose“ (Der Name der Rose), Ettore Scolas „La nuit de Varennes“ (Flucht nach Varennes), Liliana Cavanis „La pelle“ (Die Haut) und Elio Petris „La classe operaia va in paradiso“ (Die Arbeiterklasse geht ins Paradies).
      Fünf Filme stattete Ferretti für Pier Paolo Pasolini aus: „Salò o le 120 giornate di Sodoma“ (Die 120 Tage von Sodom), „Il fiore delle mille e una notte“ (Erotische Geschichten aus 1001 Nacht), „I racconti di Canterbury“ (Pasolinis tolldreiste Geschichten), „Il decameron“ (Decameron) und „Medea“ (Medea). Außerdem fünf Filme für Federico Fellini: „La voce della luna“ (Die Stimme des Mondes) „Ginger e Fred“ (Ginger und Fred) „E la nave va“ (Fellinis Schiff der Träume), „La città delle donne“ (Fellinis Stadt der Frauen) und „Prova d’orchestra“ (Orchesterprobe).
      Achtmal wurde Ferretti für den Oscar nominiert: mit „Gangs of New York“, „Kundun“ (der ihm gleich zwei Nominierungen einbrachte – die andere für die Kostümentwürfe), „Zeit der Unschuld“, „Hamlet“, Neil Jordans „Interview With the Vampire“ (Interview mit einem Vampir), Franco Zeffirellis „Hamlet“ (Hamlet) und Terry Gilliams „The Adventures of Baron Munchausen“ (Die Abenteuer des Baron Münchhausen) sowie für „Aviator“, der ihm den Oscar einbrachte. Zweimal erhielt er den Preis der British Film Academy (BAFTA): für „Interview mit einem Vampir“ und „Die Abenteuer des Baron Münchhausen“.


      CHRIS LEBENZON, A.C.E.
      Schnitt

      Chris Lebenzon arbeitete bereits bei „Charlie and the Chocolate Factory“ (Charlie und die Schokoladenfabrik), „Corpse Bride“ (Tim Burton’s Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche), „Big Fish“ (Big Fish), „Planet of the Apes“ (Planet der Affen), „Sleepy Hollow“ (Sleepy Hollow – Köpfe werden rollen), „Mars Attacks!“ (Mars Attacks!), „Ed Wood“ (Ed Wood), „Tim Burton’s The Nightmare Before Christmas“ (Tim Burton’s The Nightmare Before Christmas) und „Batman Returns“ (Batmans Rückkehr) als Cutter für Tim Burton.
      Mit dem preisgekrönten Produzenten Jerry Bruckheimer arbeitete Lebenzon an „Pearl Harbor“ (Pearl Harbor), „Gone in Sixty Seconds“ (Nur noch 60 Sekunden), „Enemy of the State“ (Der Staatsfeind Nr. 1), „Armageddon“ (Armageddon), „Con Air“ (Con Air), „Crimson Tide“ (Crimson Tide – In tiefster Gefahr), „Days of Thunder“ (Tage des Donners – Days of Thunder), „Beverly Hills Cop II“ (Beverly Hills Cop II) und „Top Gun“ (Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel). Außerdem arbeitete er mit Regisseur Michael Bay und kürzlich mit Regisseur Tony Scott an „Déjà Vu“ (Déjà Vu – Wettlauf gegen die Zeit).
      Zweimal war Lebenzon für den Oscar nominiert: mit „Crimson Tide – In tiefster Gefahr“ und „Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel“ (als einer von mehreren Cuttern). Außerdem schnitt Lebenzon die Filme „xXx“ (xXx), „Radio“ (Sie nennen ihn Radio), „Josh & S. A. M.“ (Josh & S. A. M.), „Hudson Hawk“ (Hudson Hawk – Der Meisterdieb), „Mignight Run“ (Midnight Run – Fünf Tage bis Mitternacht), „Weeds“ (Der stählernde Vorhang), „Weird Science“ (L. I. S. A. – Der helle Wahnsinn) und „Wolfen“ (Wolfen).


      COLLEEN ATWOOD
      Kostümdesign

      Colleen Atwood gewann ihren ersten Oscar für „Chicago“ (Chicago). Nominierungen erhielt sie zuvor für „Sleepy Hollow“ (Sleepy Hollow – Köpfe werden rollen), „Beloved“ (Menschenkind) und „Little Women“ (Betty und ihre Schwestern). 2005 gewann sie ihren zweiten Oscar mit „Memoirs of a Geisha“ (Die Geisha), der ihr auch den Preis der British Film Academy (BAFTA) einbrachte. 2004 verbuchte sie eine Oscar-Nominierung mit ihren Kostümen zu „Lemony Snicket’s A Series of Unfortunate Events“ (Lemony Snicket – Rätselhafte Ereignisse).
      Immer wieder arbeitet Atwood mit Tim Burton zusammen – ihr erster gemeinsamer Film war „Edward Scissorhands“ (Edward mit den Scherenhänden). Es folgten „Ed Wood“ (Ed Wood), „Sleepy Hollow – Köpfe werden rollen“, „Mars Attacks!“ (Mars Attacks!), „Planet of the Apes“ (Planet der Affen) und „Big Fish“ (Big Fish). Den BAFTA-Preis erhielt Atwood für „Sleepy Hollow – Köpfe werden rollen“.
      Auch mit Regisseur Jonathan Demme hat sie regelmäßig gearbeitet, zunächst an „Married to the Mob“ (Die Mafiosi-Braut), später an dem Oscar-preisgekrönten „Silence of the Lambs“ (Das Schweigen der Lämmer) und an dem mehrfach preisgekrönten „Philadelphia“ (Philadelphia).
      Sie begann ihre Karriere 1982 als Kostümassistentin mit der romantischen Komödie „A Little Sex“ (Der verführte Mann; auch: Der Aufreißer). Alleinige Verantwortung für das Kostümdesign übernahm sie zwei Jahre später bei Michael Apteds „Firstborn“ (Moving In – Eine fast intakte Familie). Aufmerksamkeit erregte sie 1986 mit ihren Kostümen zu Michael Manns hoch gelobtem „Manhunter“ (Blutmond), um anschließend Spielfilme wie „Die Mafiosi-Braut“ und Apteds „Critical Condition“ zu betreuen.
      Weitere Filme: „Mission: Impossible III“ (Mission: Impossible 3), „The Mexican“ (Mexican), „Gattaca“ (Gattaca), „Buddy“ (Buddy – Mein haariger Freund), „That Thing You Do!“ (That Thing You Do!), „Wyatt Earp“ (Wyatt Earp – Das Leben einer Legende), „Lorenzo’s Oil“ (Lorenzos Öl) und „Joe Versus the Volcano“ (Joe gegen den Vulkan).
      Außerdem hat Atwood zahlreiche Musikvideos und Live-Aufführungen betreut – zuletzt war sie für den Ringling Brothers Zirkus tätig.


      KATTERLI FRAUENFELDER
      Co-Produzentin

      Katterli Frauenfelder gehörte 1985 zum Team von Regisseur Daniel Petrie, das 1985 für „The Dollmaker“ (Dollmaker – Ein Traum wird wahr) den Preis der Directors Guild of America (US-Gewerkschaft der Regisseure) gewann.
      Für Tim Burton arbeitete Frauenfelder zuvor an „Charlie and the Chocolate Factory“ (Charlie und die Schokoladenfabrik; als Co-Produzentin und Regieassistentin) und als Associate Producer und Regieassistentin an „Big Fish“ (Big Fish) und „Planet of the Apes“ (Planet der Affen). Als Co-Produzentin betreute sie aktuell „Yes Man“.
      Zu Frauenfelders Filmen als Regieassistentin zählen unter anderem „The Adventures of Rocky & Bullwinkle“ (Die Abenteuer von Rocky und Bullwinkle), „Snow Falling on Cedars“ (Schnee, der auf Zedern fällt), „Sphere“ (Sphere – Die Macht aus dem All), „That Thing You Do!“ (That Thing You Do!), „Devil in a Blue Dress“ (Teufel in Blau), „Congo“ (Congo – Wo der Mensch zur bedrohten Art wird), „Silent Fall“ (Stummer Schrei), „Alive“ (Überleben!) und „Driving Miss Daisy“ (Miss Daisy und ihr Chauffeur). Als 2. Regieassistentin war sie unter anderem beteiligt an „Touch and Go“ (Gangster Kid), „Legal Eagles“ (Staatsanwälte küsst man nicht), „St. Elmo’s Fire“ (St. Elmo’s Fire – Die Leidenschaft brennt tief), „Ghostbusters“ (Ghostbusters – Die Geisterjäger) und „Bad Boys“ (Bad Boys – klein und gefährlich).
      Frauenfelder begann ihre Laufbahn als Produktionsassistentin bei „The Blues Brothers“ (Blues Brothers).


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