Götterfunken [Pacific Rim Prequel-FF]

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      Götterfunken [Pacific Rim Prequel-FF]

      [Anmerkung: Diese Fortsetzungs-Fanfiction soll im Einklang mit „Pacific Rim“ stehen und ich verweise auch zu Beginn gleich auf meine nichtkommerziellen Interessen dabei, das ist ein reines Fan-Produkt. Wer den Film noch nicht gesehen hat, für den besteht milde Spoiler-Gefahr. Mein Dank gilt zugleich den Usern Hulk, Spor und TLCsick, von denen die vorkommenden Jaeger und ihre Piloten stammen. Über Feedback per PN oder im entsprechenden Thread würde ich mich natürlich sehr freuen.]




      Prolog – „Sightseeing“


      Clifden, Irland
      53.4833°N
      10.0167°W
      7. Juni 2014

      [JUSTIFY]„Verdammte Scheißtouristen.“, fluchte Archibald Hill in seinen nicht vorhandenen Bart als er zwei schwarze Jeeps an seinem grünen Hügel vorbeifahren sah. Die Schafe seiner Herde kümmerten sich nicht um die vorbeiröhrenden Autos sondern kümmerten sich um ihr leckeres Gras, als gäbe es auf der Welt keine anderen Prioritäten. Nun, für Schafe gab es wohl auch keine anderen, von der Fortpflanzung abgesehen. Und da von den Wagen bald nur noch eine Staubwolke übrig war, wandte sich Archibald wieder seiner Herde zu. Er beobachtete sie und ließ Lester – den Hirtenhund – sie weiter davor schützen, sich in den Abgrund zu werfen. Denn der Hügel endete an den wohl höchsten Klippen Irlands. An diesen ungefähr 20 Meter hohen Klippen riss sich der Atlantik auf und arbeitete sich seit Jahrhunderten ab. Archibald allerdings hatte einen wunderschönen Ausblick auf das graublaue Meer und die weißen Schaumkronen der Wellen. Die salzige Luft sorgte dafür, dass er seit fast 15 Jahren nicht mehr krank gewesen war. Und solange kein Schaf etwas Dummes tat und sich in den Abgrund stürzte, würde es auch der Herde gut gehen.

      Liane Rivard hielt sich bei diesem Geruckel gut fest. Die gebürtige Französin zog sich ihre Sonnenbrille zurecht und verfluchte jeden Mitfahrer dafür, dass sie offensichtlich nie gelernt hatten, Deodorants zu benutzen. Bei der Hitzewelle im frühen Juni hatten sie offenbar nicht daran gedacht, dass es in geschlossenen Wagen zu verdammter Hitze kommen konnte. Sie hätte gerne geflucht. Aber sie musste einsehen, dass ihre französischen Flüche sich noch wie Komplimente anhörten – verglichen mit den harten Worten ihres deutschen Kollegen Paul Hellmann oder dem werten Herrn Gottlieb, die im anderen Jeep saßen. Liane allerdings sah kurz aus dem Fenster, um sich abzulenken. Schafe und Hügel, so wie man sich Irland in einem Reiseprospekt vorstellte.
      „Verdammt, ist das langweilig hier.“, nölte Learci Conti, der Italiener in der Gruppe. Er beschwerte sich gerne.
      „Der Ausblick am Ende wird sie entschädigen.“, versicherte der Fahrer. Ein ehemaliger SAS-Offizier, das sah man ihm an. Und es war das erste Mal, das er bei der Fahrt redete.
      „Seit Stunden fahren wir durchs Niemandsland und keiner sagt uns ein Sterbenswort. Ich habe ein dutzend Termine, die ich abarbeiten müsste. Und hier habe ich nicht einmal Empfang.“, beschwerte sich Conti weiter.
      „Gedulden Sie sich noch zwei Minuten, dann ist Empfang ihre kleinste Sorge.“, gab der Fahrer zurück. Liane – auf dem Beifahrersitz – sah die Waffe unter seinem Sakko hervorlugen. Die Iren und die Briten schienen in dieser Angelegenheit keine halben Sachen zu machen. Umso schlimmer. Liane überkam das unschöne Gefühl, dass diese Aufgaben hier nicht in ihrer Berufsbeschreibung als europäische Abgeordnete und Ausschussvorsitzende für Finanzfragen entsprachen.

      Die versprochenen 90 Sekunden später stoppte der Wagen und Liane stieg sofort aus. Der salzige Geruch des Atlantiks stieg ihr in die Nase und nach dem Mief im Land Rover war das eine wahre Wohltat. Etwas allerdings gehörte nicht hierher und das war ein Geräusch. Ein mechanisches Geräusch. Das Geräusch von einem Hubschrauber. Nicht nur einem. Einem Dutzend Hubschraubern. Conti neben ihr stand wie versteinert und seine Kinnlade war ihm offenbar auf die Brust gefallen. Nicht mal sein Sakko hatte er zugeknöpft. Sein Blick war starr in die Ferne gerichtet, Liane folgte diesem Blick. Und was sie sah, ließ ihr das Herz fast stehen. Mitten im Atlantik ragte der leblose Körper eines Kaijus wie eine Insel auf. Dutzende Helikopter umschwirrten das Ungetüm und um seinen Leib herum ragten fast ein Dutzend brennender Kriegsschiffe auf. Untergegangen, in den Boden gerammt oder auf der Seite liegend – der Rauch verhüllte teilweise die Dimensionen des gewaltigen Monsters. Um es herum starben gerade seine letzten Opfer. Ein guter Teil der britischen Flotte.
      „Wenn wir auflandigen Wind hätten, wäre der Gestank unmenschlich.“, begann der Gesandet des britischen Premierministers zu erzählen. Ein Mann namens Aaron West. Strubblige, lockige Haare, britischer Anzug, mittleres Alter. Liane mochte ihn von der ersten Minute an nicht. Vielleicht weil er alles ablas anstatt offen zu sprechen.
      „Das ist das erste, wir haben ungefähr ein dutzend Schiffe und über 200 Seeleute verloren. Wir dachten, es gäbe sie nur im Pazifik aber einige scheinen auch über den Nordpol zu uns zu kommen.“, erklärte der Beamte weiter und las immer noch ab. Während die Hälfte seiner Zuhörer noch immer aufs Meer starrte.
      „Laut unseren Verbündeten ist das noch eines der kleineren Exemplare. Manila und San Francisco haben bereits größeres gesehen, wie sie vielleicht aus den Nachrichten wissen.“, und endlich sah der Kerl mal hoch, „Ich denke, es wäre Zeit dafür, dass wir auf die Bedrohung angemessen reagieren und die Streitkräfte in volle Alarmbereitschaft versetzen. Der Premierminister favorisiert diese Variante.“, führte der Mann neutral aus. Liane war klar, dass er sich so neutral wie möglich verhalten musste. Aber was da draußen herumlag und was stattgefunden haben musste … war schier unglaublich und wie aus einem dieser Comics entsprungen. Liane hatte immernoch ihre liebe Mühe und Not mit dieser Realität. Just in jenem Moment begann der amerikanische Botschafter – der wie immer im eigenen Wagen gekommen war – zu sprechen:
      „Ich komme aus Texas, also werde ich uns allen den diplomatischen Scheiß ersparen.“, begann er. Breitbeinig wie eh und je. „Meine Regierung hat bereits damit begonnen, in Kooperation mit China, Russland und Australien an einem entsprechenden Konter-Programm zu arbeiten. Ich kann Ihnen natürlich keine Erfolge versprechen. Aber im Angesicht dieser Lage sollten Sie darüber nachdenken, sich daran zu beteiligen.“
      „Merda.“, bekam Conti das erste Mal ein Wort heraus und starrte weiter hinaus auf die See.
      „Sie sagen es.“, erklärte der Amerikaner. „Am besten, Sie setzen sich sofort zusammen und besprechen das Ganze mit Ihren Leuten.“, setzte der Amerikaner sie wieder mal alle unter Druck, indem er sofort zu seinem Wagen marschierte. Und einen Haufen desorientierter Diplomaten zurückließ. Liane war die erste, die ihre Worte wiederfand. Sie wandte dem riesigen Kadaver den Rücken zu und sah zum Amerikaner und dessen drei Leibwächtern. Paranoid wie eh und je.
      „Wie heißt ihr geheimes Konterprojekt denn?“, rief sie ihm die Frage nach. Seine Antwort war knapp und fast herablassend, als er zu ihr zurücksah:
      „Projekt Jaeger.“[/JUSTIFY]

      "You're fighting a war you've already lost."
      "Well, I'm known for that."

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      Kapitel I – „Snow“


      Växjö, Schweden
      56° 53' N
      14° 48' O
      25. Dezember 2014

      [JUSTIFY]Der erste Weihnachtsmorgen 2014 begann für Annabel Wied ruhig. Sie und ihre Familie feierten Weihnachten und Silvester seit ungefähr fünf Jahren hier in ihrem Ferienhaus am Holthusen-See. Es war stets eine Wohltat: Man hatte seine Ruhe, die Handys hatten keinen Empfang und die Stille war zauberhaft. Am Morgen dieses 25. Dezember stand Annabel als erste auf. Ihr Mann Johannes schlief noch. Sie schlich sich leise aus dem Schlafzimmer, vorbei an dem immernoch verpackten Geschenk von Johannes für sie, um nach ihren zwei Töchtern zu sehen. Die schliefen in einem separaten Haus nebenan. Ein Vorteil für beide Seiten. Die Kinder hatten ihre Ruhe und sie musste sich nicht so sehr zurückhalten, wenn sie mit Johannes Sex hatte. Zumindest nicht so sehr wie in ihrer Wohnung in Malmö. Die war aber weit weg, als sich Annabel im Badezimmerspiegel ansah. Sie sah in das Gesicht einer durchaus hübschen aber keinesfalls unglaublich herausragenden und dunkelbraunhaarigen Frau zwischen Anfang und Mitte Dreißig, während sie sich die Zähne putzte. Das Wasser aus dem Hahn war eiskalt, aber was konnte man mitten im Dezember hier auch erwarten? Nach der Hygieneroutine und dem Aufbrühen des Wassers für den Kaffee unterdrückte sie den Mutterimpuls, ihre zwei Töchter zu kontrollieren. Marie und Helle waren alt genug und kuschelten sich an ihre Spielzeuge und Teddybären, die sie gestern wie wild ausgepackt hatten. Annabel schnappte sich ihre Tasse mit Kaffee, schlang sich den Mantel ihres Mannes um die Schultern und trat hinaus auf die Veranda. Es schneite und der See vor ihr war teilweise zugefroren. Das Haus selbst stand noch im Wald. So versteckt wie es nur sein konnte. Während ihre grünen Augen über die Wasserfläche huschten, wärmte sie ihre Hände an der Tasse dampfenden Kaffees. Dieser Duft in Kombination mit einem solchen Ausblick und dem Geräusch fallenden Schnees war ihr Weihnachtsgeschenk an sich selbst. Ein Moment, den sie sich seit drei Jahren selber schenkte. Ein Ort zum Träumen. Wie aus einem Traum gerissen. Er dauerte nur einige Minuten aber dieser Moment entschädigte für die letzten 12 Monate Hetze. Ein Redaktionsschluss jagte den nächsten und als Journalistin reiste sie viel zu viel für ihren Geschmack und den ihrer Töchter. Aber sie hing an diesem Job, er war neben Johannes ihre zweite große Liebe. Und eine Liebe gab an nicht auf, egal was die Welt einem entgegenwarf. Gegendarstellungen. Kratzbürstige Interviewgäste. Wenn man etwas mit Liebe tat, dann tat man es immer und mit Inbrunst. Egal, was passiert.
      „Ich sehe, du hast nicht gut geschlafen.“, legte Johannes seine Arme um sie. Offenbar hatte er sich von hinten angeschlichen. Annbel bewegte sich kaum und schmunzelte nur als ihr blonder Ehemann sein Kinn auf ihre schmale Schulter legte:
      „Du hast mich aus dem Bett getreten.“, stellte sie fest, als wäre das eine Tatsache.
      „Hab ich nicht. Aber wir könnten eine leisere Kaffeemaschine kaufen.“
      „Das ganze Geld ging doch schon für den Wagen drauf. Und du weißt, dass ich …“
      „Ja, ich weiß. Ihr müsst alle eure Telefone verschlüsseln. Ich schreibe den Amerikanern einen Dankesbrief dafür, dass meine Ehefrau jetzt drei verschiedene Nummern hat, die einmal im Monat wechseln.“, seufzte Johannes.
      „Erschlag mich nicht mit deinem Gerede. Vorher war es hier so schön ruhig.“, reizte Annabel ihn kurz spielerisch.
      „Ist gut. Ich halt die Klappe.“, ging er drauf ein und für einen Moment konnten sie kurz dieses Traumbild gemeinsam genießen.

      „Mama, gibst du mir die Marmelade?“
      „Hat dir keiner beigebracht, bitte zu sagen?“, fragte Johannes und reichte der kleinen Helle trotzdem das klebrige Marmeladenglas. Die begann daraufhin sofort damit, großzügig die Marmelade auf dem Toast zu verteilen. Alle Anwesenden trugen Schlafanzug, das war gute Tradition bei ihnen am Weihnachtsmorgen geworden. Aus den Tassen dampften Kaffee und Kakao, der Toast war kross und irgendwo im Hintergrund düdelte ein Kofferradio dieselbe verkitschte Weihnachtsmusik wie jedes Jahr. Etwas, worauf Annabel seit Anbeginn bestanden hatte.
      „Helle hat mir gestern Abend fast den Teddy weggenommen.“, quietschte Marie und griff ebenfalls nach der Marmelade. Annabel sah kurz prüfend zu Helle:
      „Stimmt gar nicht, ich wollte dir Poo gar nicht wegnehmen.“, widersprach die Kleine empört.
      „Du nennst den Teddy Poo?“, wollte Annabel wissen.
      „Wie den sonst? Alle Bären heißen Poo.“, bekräftigte die Kleine.
      „Also manche heißen bestimmt auch anders. Zum Beispiel …“
      „… Yogi. Oder du gibst ihm selbst einen Namen.“, schlug Johannes vor und ergänzte damit seine Frau. Kurzum: Die Stimmung am Tisch war exzellent und alle freuten sich auf einen Tag im Schnee, im Bett oder auf dem See beim Angeln. Johannes wollte an Weihnachten immer angeln und brachte doch nie mehr zurück als ein paar handgroße Fische die zum großen Teil aus Gräten bestanden. Dieses Jahr allerdings nicht. Und das verdankten sie einem Reifenquietschen vor dem Haus.
      „Hast du das gehört?“, fragte Johannes während Helle und Marie mit einer angebissenen Toastscheibe herumalberten.
      „Ja. Deine Familie ist doch in Stockholm.“, bemerkte Annabel.
      „Und deine?“
      „Sind noch alle in Malmö. Zumindest hatten sie das vor.“, mehrten sich die Sorgen in Annabels Worten. Kurz darauf klingelte es.
      „Wer ist das?“, fragte Helle sofort und war drauf und dran, zur Tür zu stürzen.
      „Warte hier, ich geh erstmal.“, hielt Annabel ihre Tochter resolut davon ab und erhob sich ihrerseits, um zur Tür zu gehen. Niemand außer ihrer Familien wusste, wo sie an Weihnachten waren. Es war also äußerst seltsam, dass jemand am 25. Dezember klingelte.
      „Tomas?“, fragte Annabel ungläubig, als die die Tür öffnete.
      „Fröhliche Weihnachten, Schwesterherz.“, entgegnete ihr Bruder und hielt ihr ein kleines, eingepacktes Geschenk hin, die andere Hand hinterm Rücken. Sie nahm zuerst das Geschenk und dann fielen ihr die Leute in dunklen Mänteln auf, die bei den zwei Autos standen. Tomas – ebenso schwarzhaarig wie seine Schwester – bemerkte ihren Blick, schaute über seine Schulter und dann wieder zu ihr:
      „Es ist besser, wenn ich reinkomme, oder?“
      „Ja, komm rein.“, bat Annabel rasch. Ihr wurde auch kalt und so zog sie ihren Bruder in den Flur. Helle und Marie kamen natürlich sofort angerannt: „ONKEL TOMAS!“, riefen sie gemeinsam und unorganisiert während Johannes mit skeptischem Blick im Türrahmen stehenblieb.
      „Hallo Johannes.“, grüßte Tomas auch den Herren des Hauses und nahm dabei seinen Schal ab, um sich im Anschluss Helle und Marie zu widmen.
      „Hallo Tomas. Was führt uns zu deinem Besuch?“, wollte er direkt und unumwunden wissen.
      „Willst du es sofort wissen? Ist ne gute und ne schlechte Nachricht.“, sah Tomas von unten zu Johannes hoch, während Annabel daneben das Geschenk auspackte.
      „Ja, bitte.“, verschränkte der einzig blonde Mann hier die Arme.
      „Annabel und ich sind drift-kompatibel.“, sagte Tomas frei heraus.
      „Das heißt?“
      „Das heißt, dass wir beide fähig sind, einen Jaeger zu steuern.“, erklärte Annabel und hielt das Geschenk ihres Bruders in der Hand. Es war ein kleiner Anstecker in Form einer Krone. Sie musste schmunzeln:
      „Das hat mal Papa gehört.“
      „Ja, ich weiß.“, nickte Tomas.
      „Was ist ein Jaeger?“, wollte Johannes wissen. Diesesmal gab Annabel die Antwort:
      „Jaeger sind gewaltige Kampfmaschinen, die die Regierungen bauen, um der Bedrohung durch die Kaijus entgegenzutreten.“
      Daraufhin machte Tomas eine nickende Bewegung:
      „Deine Frau weiß besser Bescheid als so mancher Beamter.“
      „Journalisten wissen meist mehr als viele Beamte. Beamte müssen wissen, Journalisten wollen wissen.“, stellte Annabel etwas abwesend fest. Sie war noch immer dabei, den Anstecker zu betrachten. Er war fein gearbeitet, auch wenn man ihm sein Alter ansah.
      „Und was machen die Jaeger nun genau? Und was ist die gute Nachricht?“
      „Das war die gute Nachricht.“, stellte Tomas klar. Seine schneidende Antwort kam rasch und passte so gar nicht in die warme Atmosphäre des Hauses.
      „Und was ist dann die Schlechte?“
      „Sie wollen, dass Annabel mitkommt und zwar sofort.“, machte Tomas keinen langen Umweg. An dieser Stelle gefror die Atmosphäre so rasch als hätte jemand ein Fenster aufgemacht. Auch Marie und Helle wurde klar, wozu Onkel Tomas gekommen war.
      „Das ist nicht dein Ernst.“
      „Wieso? Wie kommt die Regierung an meine Neuro-Daten?“, fragte Annabel und ließ die Hand mit dem Anstecker sinken.
      „Erinnerst du dich daran, als du das letzte Mal im MRT warst?“
      „Das war vor fast 10 Jahren.“
      „Das hat ihnen gereicht.“, bemerkte Tomas knapp. Er wusste, dass er hier nicht mehr willkommen war. Aber es blieb ihm nichts anderes übrig.
      „Und wenn ich mich weigere?“
      „Dann werden die Jungs da draußen jeden hier betäuben und dich mitnehmen.“, antwortete Tomas verkrampft und leise, damit die Mädchen nicht alles mitbekamen.
      „Das ist Freiheitsberaubung.“, stellte Annabel die Offensichtlichkeit fest.
      „Du bist Journalistin. Was würdest du schreiben, wenn du wissen würdest das Millionen von Steuergeldern nur in einem Hangar herumstehen während die Monster da draußen herumtoben?“, fragte Tomas seine Schwester.
      „Und wenn ich mitgehe muss ich eine Soldatin werden?“, wollte Annabel wissen. Diese Aussicht widerstrebte ihr zutiefst. Und daraus machte sie keinen Hehl.
      „Dann gibt es einen Haufen Tests. Vermutlich wollen Sie dich nicht einmal. Komm mit, vielleicht schicken Sie dich heute Abend auch schon wieder heim.“, erklärte Tomas unter den drohenden Blicken von Johannes. Kurz kehrte absolute Stille ein.
      „Ich komme mit.“, füllte Annabel den Raum wieder.
      „Was?!“, wollte Johannes wissen, Tomas schwieg nur und trat einen Schritt zurück.
      „Wenn Ich es nicht tue, passiert euch etwas. Wenn ich es tue, bin ich vielleicht schnell wieder da.“
      „Und wenn sie dich doch da behalten?“, fragte Johannes sorgenvoll, trat auf seine Frau zu und umarmte sie: „Ich dachte, wir wären sicher vor diesem Wahnsinn.“, Tomas sah nur auf seine Schuhspitzen.
      „Sie werden mich nicht dabehalten. Ich bin keine Soldatin und werde nie eine sein. Sie können mit mir nichts anfangen. Es gibt sicher ein dutzend andere und bessere Kandidaten.“, versicherte Annabel ihm und drückte ihren Geliebten an sich. Tomas entschloss sich zum geordneten Rückzug:
      „Ich warte draußen. 30 Minuten.“, sagte er nur und ging rückwärts wieder zur Tür hinaus, begleitet vom bösen Blick von Johannes.

      „Mama kommt bald wieder zurück, ja? Versprochen.“, umarmte Annabel ihre zwei Töchter. Sie hatte gepackt. Nur für zwei Nächte, darüber hinaus wollte sie nicht nachdenken. Sie hatte ihren Mantel und ihre Hose angezogen, sich in ihre Stiefel gezwängt und ihre Mütze übergestreift. Sie wollte nicht von hier weg. Um kein Geld der Welt. Aber es war auch unvernünftig, jetzt ein großes Theater anzufangen. Sie konnte nicht weglaufen vor Bodyguards und Wächtern. Und vor ihrem Bruder schon gar nicht.
      „Ich will aber nicht, dass du gehst.“, maulte Helle.
      „Ich auch nicht, Schatz.“, gab Annabel ihrer Tochter einen Kuss auf die Wange. Jeder Tochter. Und erhob sich:
      „Passt auf euch auf. Und wehe, du packst das Geschenk aus. Das will ich selber machen.“, zwang sie sich zu einem Lächeln, ehe sie ihren Mann küsste.
      „Ich werds nicht mal anrühren.“, gab er kurz zurück. So bitter die Situation war, so sehr zwangen sich beide zum Optimismus und beide mussten sich mit ihren Tränen zurückhalten. Sie lehnte sich vor, um Johannes zu küssen. Sie genoss es, genoss seine Wärme. Wie sein Pyjama gegen ihren Mantel drückte. Sie drückte ihm den Anstecker mit der Krone in die Hand. Johannes bemerkte das, löste den Kuss und trat einen Schritt zurück:
      „Oh nein, den wirst du schön behalten.“, blieb er stur und steckte den Pin an ihrem Mantel an.
      „Na komm schon.“, sagte er. Und er sagte es so voller Widerstreben und solchem Zwang, dass es beinahe schmerzte. Johannes öffnete die Tür und der kalte Wind zog herein. Annabel nahm ihren Koffer und zog ihn nach draußen, winkte den beiden Kindern noch mal durchs Fenster zu und stapfte dann zu dem schwarzen Wagen der Regierung, wo ihr Bruder Tomas bereits wartete:
      „Also, wo geht es hin?“, ignorierte sie das Hilfangebot eines Bodyguards und wuchtete den Koffer selbst in den Kofferraum – den Tomas ihr aufhielt.
      „Dahin, wo die Jaeger gebaut werden.“ warf Tomas die Klappe mit einem Krachen zu.[/JUSTIFY]

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      Kapitel II - "From America with Love"


      Rotterdam, Niederlande
      51° 56' N
      4° 29' O
      25. Dezember 2014

      [JUSTIFY]Es war schon Nacht geworden, als Tomas und Annabel in einem einfachen, schwarzen Wagen der holländischen Regierung vom Amsterdamer Schiphol-Flughafen abgeholt wurden. Orangenes, warmes Licht senkte sich über Straßen und Häuser. Als erstes fiel Annabel auf, dass in Holland sogar die Autobahnen nachts beleuchtet wurden. Und zwar durchgängig, obwohl ihnen auf dem Weg nach Rotterdam kein einziger Wagen entgegenkam. Die Bodyguards hatten sie seit der Abfahrt aus Växjö nur auf der Toilette im Flieger aus den Augen gelassen. Sie fühlte sich mittlerweile wie ein Staatsgeheimnis. Oder eine Staatsgefangene. Das sie dazwischen keinen Unterschied machen konnte, machte ihr ein wenig Angst. Als sie das Ortseingangsschild von Rotterdam passierten, brach Annabel das Schweigen und sah zu ihrem Bruder:
      „Wozu genau werden wir eigentlich gebraucht?“
      „Die Jaeger müssen von zwei Piloten gesteuert werd-“
      „So weit bin ich auch schon. Aber warum ich? Hat das Land nicht genug Soldaten und kluge Köpfe?“, fragte Annabel nach. Wenn ihr journalistischer Spürsinn erwachte, bohrte sie sogar bei ihrem Bruder unerbittlich nach. Tomas sah kurz nach unten auf seine gefalteten Hände und atmete durch:
      „Es ist nicht entscheidend, ob die Piloten erfahrene Soldaten oder kluge Wissenschaftler sind. Es zählt einfach nur das Vertrauen zueinander. Und dir vertraue ich am meisten.“, sah er zu Annabel hinüber während draußen vor den Fenstern die Lichter der Straßen vorbeihuschten.
      „Vertrauen also, hm? Klingt für die Regierung ja ziemlich esoterisch.“, wollte Annabel diese Aussage zuerst nicht ganz wahrhaben.
      „Vor zwei Jahren hättest du dasselbe über Monster aus dem Pazifik gesagt. Johannes hätte ergänzt, dass von dort nur zwei Dinge kommen: Thunfisch und Thunfisch mit Abfall.“
      „Lass ihn da aus dem Spiel.“, wies Annabel ihren Bruder in einem ungewohnt scharfen Tonfall an. Tomas seufzte und gab klein bei. Für den Moment. Annabel nutzte diesen Moment, um wieder aus dem Fenster zu sehen. Unnötig zu sagen, dass die Türen verriegelt waren. Mittlerweile jedoch fuhren sie an Containerlagern und Kränen vorbei. Das Hafenviertel. Rotterdam war der bei weitem größte Hafen Europas. Aber was machten sie hier? Noch bevor Annabel die Frage aussprechen konnte, gab es einen großen Rumms.
      „Ist das ein Gewitter?“, wollte die Schwedin wissen.
      „Nein, das … ach, das siehst du am besten gleich selbst.“, erwiderte Tomas, der von dem Grollen offenbar komplett unbeeindruckt war. Und es auch blieb, als es sich nach einigen Sekunden wiederholte. Und dann noch mal.
      „Das ist doch nicht etwa wirklich …?“, fragte Annabel jetzt, erfüllt von ihrer Neugier die den Platz der Überraschung eingenommen hatte.
      „Ja, das ist einer. Aber du wirst es gleich selber sehen.“, nickte Tomas. Nur kurz darauf stoppte der Wagen um durch zwei Schlagbaumkontrollen gelassen zu werden und auf ein Werftgelände zu rollen. Soldaten mit Maschinengewehren und Schäferhunden patrouillierten über die hell erleuchteten Wege und Flächen während der Wagen weiter auf eine Werfthalle zuglitt. Immer wieder versuchte Annabel einen Blick aus dem Fenster werfen zu können aber die Dunkelheit machte es unmöglich, über die Uniformträger hinauszuschauen. Erst als sie kurz vor der gewaltigen Halle zum stehen kamen, durfte sie aussteigen. Der Blick ins Hafenbecken war von hier aus nicht einfach aber was sie sah, ließ der Journalistin für einen Moment das Herz bis zum Hals schlagen. Sie vergaß sogar, ihren Schal bei der Kälte fester zu ziehen.

      Im Hafenbecken stand ein einzelner, riesenhafter Roboter mit einem dunkelroten Anstrich. Zumindest war es das, was sie bei den äußerst ungünstigen Lichtverhältnissen erkennen konnte denn eigentlich war die riesenhafte Gestalt nur ein Schemen. Keine Positionsleuchten, nicht einmal angeleuchtet wurde er. Aber er war gewaltig. Riesenhaft. Ein Monstrum von einer Maschine. Neben ihm wirkten sogar die großen Kräne der Hafengesellschaften wie mittelgroße Hürden. Es war das erste Mal, das Annabel einen Jaeger sah.
      „Ah, wie ich sehe … haben Sie schon Bekanntschaft mit Del Toro geschlossen.“, näherte sich eine sonore Stimme. Ein graumelierter Mann in dunkelblauer Uniform näherte sich. Seine Abzeichen verrieten ihn als Amerikaner:
      „General Adam Vegaz.“, stellte er sich vor und reichte Annabel die Hand. Sie zögerte einen Moment lang, schüttelte sie ihm aber doch. Vegaz war ungefähr einen Kopf größer und seine Uniform machte ihn noch mal doppelt so groß. Keine Frage, wer hier das Sagen hatte. Ihm folgte ein Kerl in viel zu dünnem Mantel, der offenbar auch fror:
      „Und das hier ist Dr. von Volck, deutscher Ingenieur. Der Beste.“, stellte Vegaz den Mann vor.
      „F-freut mich.“, bibberte von Volck und reichte Annabel die Hand. Etwas an ihm war anders als an anderen. Die Schwedin wusste nicht so recht, was es war. Aber von Volck war anders.
      „Lassen Sie uns besser reingehen.“, schlug der General vor und niemand hatte etwas einzuwenden, zumal allen hier am Wasser bei dem Wind kalt wurde.
      „Was macht der da im Hafenbecken?“, wollte Annabel jedoch wissen, als sie sich der Werfthalle näherten.
      „Die Piloten üben den Umgang mit dem Jaeger. Es ist nicht einfach und hier im Hafenbecken hat er genügend Platz.“, stellte Vegaz pragmatisch fest.
      „Außerdem bieten die Werften hier genug Platz um einen Jaeger zu bauen.“
      „Inmitten eines vielbevölkerten Gebietes?“
      „Er ist im Dunkeln eh kaum zu sehen. Ingenieure und Arbeiter sind hier nah angebunden. Sie sind doch Journalistin. Wie würde es aussehen, wenn das Militär auf einmal gewaltige Mengen an Material nach Norwegen fliegt um dort alles in einem geheimen Bunker zusammenzubauen?“
      „Touché.“, antwortete Annabel nur. Der General wirkte zwar wie aus einem Propaganda-Film entsprungen – aber was er sagte, war auf seine militaristische Art sicher richtig gedacht. Auch wenn es Annabel im Moment gar nicht gefiel. Und dies sollte einer der wenigen Momente sein, in denen sie mit dem General übereinstimmte.

      Die Schritte der Vierergruppe führten in die Nebenräume der Werfthalle. Mittlerweile war es nicht mehr der 25. Dezember sondern der 26. Dezember geworden. Der ölige Geruch von Diesel, Schweißern und Stahl breitete sich sogar in den Nebenräumen aus. So musste man sich wohl gefühlt haben, als es im Kalten Krieg um den geheimen Bau der Atom U-Boote ging. Annabel versuchte sich beim Vorübergehen alles möglichst genau zu merken. Wenn sie hier rauskam, würde das eine gewaltige Story geben. Und sie bereute es jetzt schon, keinen einzigen Fotoapparat mitgenommen zu haben. In einem der Nebenräume wurden sie aber von zwei Herren in Uniform schon erwartet. Wieder ergriff der General als erster das Wort:
      „Das sind Hauptmann Georg Ganter und Leutnant Tarim Celik. Die deutschen Piloten.“, stellte er die beiden vor. Beide nickten wie ein Mann und reichten Tomas wie auch Annabel die Hand. Ganter war ein Mann wie ein Baum. Zwei Meter groß und Arme wie Stämme. Celik war drahtiger und kleiner aber auch er ließ offenbar keine Chance aus, seine Breitschultrigkeit vorzuführen. Beide atmeten Pulverdampf aus. Soldaten, keine Frage. Annabel waren sie sofort unsympathisch.
      „Sie erwähnten den Namen vom Jaeger im Hafenbecken. Sie nannten ihn Del Toro“, wandte sich Annbel wieder an Tomas, Vegaz und von Volck.
      „Ja, das ist der Jäger der Spanier. Georg und Tarim hier steuern Jagermeister. Den deutschen Jaeger.“, führte der General aus. Er gefiel sich offensichtlich als Touristenführer.
      „Wieviele gibt es denn insgesamt?“
      „Die Amerikaner bauen im Pazifik mit den Chinesen und Russen was auf. Wir in Europa schaffen im Moment nur drei Modelle.“
      „Dann fehlt also noch einer?“
      An der Stelle übernahm von Volck das Kommando. Noch immer wirkte er komisch. Annabel wusste noch immer nicht wieso. Und es lag nicht daran, dass der Mann mit seinen gerade mal 30 Jahren gerade in ihrem Alter war.
      „Ich zeige Ihnen mal den Dritten.“, erklärte der Doktor kurzerhand und marschierte durch eine Tür hinaus. Tomas und Annabel folgten, den Schluss bot Vegaz auf. Als die Tür ins Schloss gekracht war, wandte sich Georg Ganter an seinen Co-Piloten:
      „Das sollen die neue Pilotin sein?“
      Tarim Celik zuckte mit den Schultern:
      „Ich würde sie nicht mal mein Auto fahren lassen.“, woraufhin Ganter herzhaft lachte und seinem Co-Piloten auf den Rücken schlug. Celik machte direkt einen Satz um einen Meter nach vorne.

      In der Werfthalle angekommen überkam Annabel nun der gewaltige Krach von dutzenden arbeitender Hände. Sie blieben auf normaler Erdbodenhöhe, das schmälerte den Anblick aber nicht. In den sonst für gewaltige Containerschiffe vorgesehenen Gräben standen zwei Jaeger, diesmal hell erleuchtet. An ihnen schlugen Funken hinab, als Arbeiter jede Menge Bindungen verschweißten und vernieteten. Die Köpfe der Giganten reichten bis unter die schwindelerregend hohen Decken der Werfthalle. Überall wuselten Arbeiter in Strahlenschutzanzügen herum, was Annabel zu einer Frage verleitete:
      „Wieso diese Anzüge?“
      „Die Jaeger laufen mit Kernspaltungsreaktoren. Wenn man im Inneren arbeitet, braucht man so einen Anzug.“, erklärte der General.
      „Und was ist mit den Piloten?“, wollte die Journalistin wissen.
      „Die bekommen spezielle Anzüge.“, kam es nur zurück.
      „Also kann ich genausogut im Kühlwasser eines Reaktors schwimmen, wenn ich so ein Ding steuere? Können Sie aber glatt vergessen.“
      „Diese Bedenken können Sie den Hunderttausenden erzählen, die schon durch die Kaijus gestorben sind.“, warf der General ihr nur kühl hin. Spätestens jetzt wurde Annabel klar, dass sie hier nicht als Person sondern als Material für einen Krieg anwesend war. Am liebsten hätte sie sich umgedreht und wäre weggerannt. Aber das wäre töricht gewesen. Sie hatte mit Tomas allerdings nachher viel zu besprechen. Geistig notierte sie sich einige Standpauken, während sie die Werfthalle entlanggingen:
      „Das hier ist Jagermeister.“, begann von Volck beim grauen Jaeger loszulegen:
      „Ein Meisterwerk deutscher Ingenieurskunst. Mit Motoren der besten deutschen Autohersteller und einer fast 10 Zentimeter dicken Legierung überzogen. Hat bisher kaum einen Kratzer abbekommen.“, fabulierte der Ingenieur drauf los. Annabel wollte ihn zwischen seinen Worten unterbrechen aber der Doktor sah nur zum Jaeger und ignorierte Annabels Worte einfach, redete stur weiter. Sogar als sie sich räusperte und ihn direkt mit „Doktor!“ ansprach. Vegaz legte seine Hand auf ihre Schulter:
      „Von Volck ist taub.“, sagte er kurzerhand und Annabel war erstaunt. Sie tippte von Volck auf die Schulter, der drehte sich rasch um: „Ja?“
      „Ich will nicht unhöflich sein. Aber wie schaffen Sie es, zu hören was ich sage wenn Sie taub sind?“, fragte sie. Er deutete nur auf ihren Mund:
      „Lippen lesen.“, sagte er lediglich. Annabel nickte nur. Sie verstand jetzt, was an ihm bisher so komisch schien. Er sah allen höchst konzentriert auf ihre Münder.
      „Gut, das ist also der deutsche Jaeger. Was ist mit dem Dritten?“, wollte sie wissen. Er wandte den Kopf um:
      „Das hier ist er. Snostorm.“, und daraufhin sahen alle vier zu dem Ungetüm.

      Snostorm war – anders als Del Toro und Jagermeister - noch nicht fertig. Der Kopf fehlte ebenso noch wie Abdeckungsplatten für den Brustkorb und der rechte Arm ruhte auf Ablagen neben dem Torso. Er wurde offenbar noch nicht befestigt. Die dunkelgelb-blaue Lackierung ließ keinen Zweifel daran, wem hier welcher Jaeger zugedacht worden war. Um ihn herum waren noch jede Menge Gerüste befestigt, wo unentwegt weiter Arbeiter Nähte verschweißten oder Dichtungen schlossen. Krähne hielten Bauteile an Seilen, die noch eingearbeitet werden mussten. Gewaltige Kabel hingen noch von den Schultern und aus dem Bauch der Maschine.
      „Wann soll er fertig sein?“, wollte Annebel wissen, als sie sich an ein Geländer klammerte.
      „In ungefähr einer Woche. An Neujahr soll er ausdocken.“, erklärte von Volck.
      „Damit sind Sie bereits eine Woche hinter dem Plan.“, mahnte der General.
      „Was machen eigentlich die Amerikaner bei einem europäischen Projekt?“, wollte Annabel unvermittelt wissen.
      „Sie kontrollieren. Es ist unsere Technologie, die in den Jaegern eingesetzt wird. Glauben Sie, wir würden Sie ihnen für ein Butterbrot und etwas Gewinsel überlassen?“, fragte er. Das zwang Annabel dazu, die Augenbrauen zusammenzuziehen:
      „Uns kontrollieren? Das tun Sie doch schon zur Genüge.“, konterte die Schwedin.
      „Zu ihrer eigenen Sicherheit. Und es ist jetzt kein bisschen anders. Ohne unsere Tomahawk Missiles würde die britische Navy heute noch mit einem Kaiju kämpfen.“
      „Erzählen Sie mir nichts von Sicherheit. Wegen dem Verhalten Ihrer Regierung haben wir doch die Scheiße erst an den Backen.“, forderte Annabel ihn weiter heraus.
      „Glauben Sie, die Kaijus interessiert die amerikanische Regierung? Denen ist die scheißegal!“, kam der General jetzt näher und wurde entsprechend lauter gegenüber der Frau.
      „Sie sind eine Rekrutin wie alle anderen auch. Und Sie werden hier etwas für die Menschen tun. Das ist eine Chance, nach der sich Andere alle zehn Finger lecken.“
      „Dann lassen Sie die meinetwegen Ihre Stiefel lecken, ich mach da nicht mit.“, schleuderte Annabel ihm entgegen, machte auf der Hacke kehrt und sich mit festen Schritten auf den Weg zum Ausgang. Vegaz musste Tomas nur kurz ansehen, damit der hinterherlief:
      „Hey, jetzt hör mal!“, holte er sie langsam ein und riss sie am Ärmel herum, woraufhin sie zischte:
      „Fang du jetzt nicht auch so an!“, forderte sie.
      „Es bringt nichts, wegzurennen. Das weißt du so gut wie ich.“, sah er ihr fest in die Augen.
      „Ach ja? Ist ja ne tolle Metapher für das was hier passiert. Leute, die in Reaktoren gesteckt werden und als Soldaten dienen sollen“, warf sie ihm vor. Tomas wirkte kurz irritiert, dann erbost und versuchte sich zu beruhigen. Er nickte gen der Soldaten an der Tür, die sie offenbar versperrten:
      „Man sitzt nicht lange in den Dingern. Sie passen auf. Glaubst du, ich würde dich einfach so der Gefahr aussetzen? Und sieh es so: Es steht noch das Auswahlverfahren an, da sind noch 20 andere potenzielle Piloten dabei. Gib dir einfach keine Mühe und du fliegst raus und damit wieder nach Hause.“, beruhigte er sie. Oder versuchte es zumindest. Die Unterhaltung wurde jäh vom Knarzen und Rumpeln durchbrochen, als sich das Werfttor öffnete und der gewaltige, rote Jaeger der Spanier hereinstampfte. Wasser floss von seinen gewaltigen Beinen und bildete riesige Pfützen in den Dockgräben. Er bewegte sich wie ein Mensch, wenn auch durch die Masse deutlich weniger behände. Man konnte nicht bestreiten, dass es ein gewaltiger Anblick war.
      „Wer hat sich diese Dinger überhaupt ausgedacht?“, wollte Annabel wissen.
      „Das war ich.“[/JUSTIFY]

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      "Well, I'm known for that."

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      Kapitel III - "Zeitbombe"


      Rotterdam, Niederlande
      51° 56' N
      4° 29' O
      26. Dezember 2014

      [JUSTIFY]„Okay, Fein. Dann kommen diese Monster also von dir. Wunderbar.“, riss sich Annabel von Tomas los, zog ihren Ärmel wieder lang und atmete erstmal durch, „Wie kommt man auf solchen Scheiß.“
      „Das glaubst du mir eh nie. Aber unsere herkömmlichen Waffen wurden für den Krieg gegen andere Menschen erschaffen. Unser Feind ist aber keine Nation und kein Terrorist mehr. Sondern gewaltige Monster. Da brauchen wir eben andere Mittel.“, zuckte Tomas mit den Schultern, „Ich will dir nichts vormachen, Annabel. Was wir hier tun ist gegen ein dutzend internationaler Verträge. Aber solange wir nichts Besseres in der Hand haben, müssen wir Leben retten. Und keines dieser Dinge wird dein Handy ausspionieren.“, bekräftigte Tomas. Annabel war immernoch skeptisch. Die Schwedin sah zu den gewaltigen Walkern hinüber, wo gerade der rote Spanier in seine Halterung ging. Ähnlich so, wie die anderen beiden bereits standen.
      „Gut. Ich mach mit. Bis zur ersten Übung, da scheide ich dann aus.“, konstatierte Annabel. Tomas nickte nur:
      „Einverstanden.

      ***


      „Wann haben wir eigentlich das letzte Mal gemeinsam in einem Zimmer geschlafen?“, fragte Tomas und mit geschlossenen Augen richtete er sich im Bett auf. Er hatte bereits gehört, wie Annabel aufgestanden war. Ihr war tendenziell egal, wer sie nackt war. Aber nach den letzten Jahren nahm er lieber erst die höfliche Variante
      „Das ist schon verdammt lange her. Und mach die Augen auf, du siehst bescheuert so aus. Wie eine Mumie.“, bemerkte Annabel. Die kurze Nacht hatte ihre Stimmung kein bisschen gemildert. Die Morgentoilette musste also eher zur Katzenwäsche werden. Und die Unterbringung neben einer Werft war auch alles andere als komfortabel. Die Wände waren dünn und nebenan hatte jemand vor lauter Geschnarche wohl einen Wald abgeholzt. Annabel tippte auf den deutschen Riesen. Nur so ein Resonanzraum konnte diese Schallwellen hervorbringen. Tomas seufzte, öffnete die Augen und stieg aus dem Feldbett. Annabel knallte die Tür des Bades hinter sich zu. Die Stimmung war am Gefrierpunkt angekommen.

      ***


      „Als Erstes testen wir Ihre Kompatabilität.“, erklärte General Vegaz einer ganzen Reihe von Kadetten. Annabel war die einzige Frau in dieser Reihe, die anderen sahen nach gestandenen Soldaten aus. Es war offenbar, dass sie nicht hierher gehörte. Und falls jemand daran zweifeln sollte, so musste er nur General Vegaz‘ Blick folgen, der Annabel vernichten wollte wo immer er sie traf. Mittlerweile steckte sie in einer dunkelblauen Cargohose und trug ein schwarzes Tanktop. Eigentlich hätte es genauso gut Feinripp sein können. Es war jedenfalls keine Kleidung für eine Frau. Ein Fluch nach dem anderen ging ihr durch den Sinn. Was sie vom einfachen Wegrennen abhielt waren ein dutzend Soldaten – am besten sogar noch mit Schießbefehl – und der Wunsch ihres Bruders, es zumindest zu probieren. Dr. von Volck tauchte auf und trat neben dem ebenfalls anwesenden Tomas, der die Reihe deutlich offener ansah als der amerikanische General. Der Raum sah aus wie eine Turnhalle. Jedoch ohne jede Form von Matten. Vermutlich hatte man ihn provisorisch hergerichtet. Der Doktor drückte Tomas einen einfachen Kartenstapel in die Hand, was offenbar aber nur Annabel interessierte. Die anderen Männer sahen stur geradeaus.

      „Mr. Tomasson wird sich jetzt eine Karte aus diesem Stapel ziehen. Sie werden erraten, welche es ist.“, erklärte der General. Annabel war verdutzt:
      „Sie machen das Schicksal von millionenteurem Kriegsgerät von einem Kartentrick abhängig?“, konnte sie ihre Klappe nicht halten.
      „Ich mache hier gar nichts von Ihnen abhängig. Es gibt weitere Tests. Aber wir müssen wissen …“
      „Gab es über paranormale Forschung bei der Army nicht mal eine Comedy-Serie?“
      „Ja. Und Sie glauben gar nicht, wieviel davon wahr ist.“
      „Können Sie meinen Schädel mit Ihren Gedanken zum Platzen bringen?“, forderte Annabel herausfordernd. Tomas seufzte. Der General sah sie an:
      „Ja. Und mein Gedanke wird sein, dass ich den Abzug durchdrücke, wenn sie nicht gleich still sind.“ – Das wiederum wirkte einigermaßen. Tomas zog die erste Karte aus dem Stapel und sogleich ertönten die ersten Stimmen der Kandidaten der Reihe nach, wie an einer Aufziehstrippe gezogen:
      „Herz König.“
      „Pik Sieben.“
      „Kreuz Fünf.“
      „Herz Acht.“
      „Herz Drei.
      „Pik Bube.“
      An dieser Stelle hätte Annabel dran sein müssen. Sie hätte etwas sagen sollen, war sich aber unschlüssig. Wie groß war die Chance, bei einfachem Raten daneben zu liegen? Groß genug. Sie sagte einfach irgendetwas:
      „Pik Dame.“
      Der Rest ging in einem Rauschen unter. Irgendwie fühlte sie sich seltsam absurd hier an. Sie wurden von einem General dazu aufgefordert, Kartentricks mitzuspielen. Mitten in Holland. Annabel hatte hier einmal Urlaub gemacht und jetzt musste sie mit einem halben Dutzend von geistigen Kühlschränken um einen Platz in einem stählernen Monstrum Karten spielen. Das würde vielleicht eine Story werden, wenn sie zurückkam. Im Moment allerdings fühlte sie sich seltsam kalt von innen an. Ein Gefühl, das sie keinesfalls gerne spüren wollte. So richtig kam sie erst wieder zu sich, als Tomas die Karte zeigte:

      Pik Dame.

      „SHIT!“, entfuhr es Annabel. Jetzt sahen alle zu ihr. Die gesamte Reihe von Rekruten.
      „Gratulation.“, bemerkte General Vegaz süffisant. Mittlerweile hatten sich auch die anderen Piloten dazugesellt. Der breite Deutsche und sein kleinerer Kollege, die zwei Spanier. Eine Frau und ein Mann. Sie alle sahen zu.
      „Das war doch aber nicht der einzige Test, oder?“, wollte Annabel wissen. Nicht, dass sie am Ende jetzt doch aus Versehen im Cockpit gelandet war.
      „Nein, natürlich nicht.“, bemerkte Dr. von Volck und trat zur Seite, „Als nächstes geht es um die Fähigkeiten im Kampf.“, sagte er nur trocken und warf dem breiten Deutschen ein Holzschwert zu. Groß und breit.
      „Hauptmann Ganter …“, trat auch der General beiseite.
      „Und was wird das jetzt?“, wollte Annabel noch wissen, da trat der Hauptmann direkt auf die Reihe zu und ließ das große Holzschwert schwingen. Zwei Rekruten konnten noch drunter durchtauchen, ein Dritter hatte nicht so viel Glück. Ganter ließ das Holz gegen die braun behaarte Schläfe des Rekruten krachen, dieser brach daraufhin sofort zusammen und kroch zur Seite.
      „Einer ist schon mal raus.“, kommentierte Vegaz.
      „Das ist doch nicht euer Ernst!“, wollte Annabel noch rufen, kam aber nur bis zum „euer“, denn dann musste sie dem Streich des Giganten ausweichen. Sonst hätte er sie glatt von den Beinen gefegt. Mit den anderen Rekruten zerstreute sie sich im Raum und wollte dem Getroffenen helfen, aus dem Gefahrenbereich zu kriechen. Ganter suchte sich währenddessen andere Ziele, traf zwei. Und wandte sich dann Annabel zu. Sie musste eine Rolle machen. Zwei. Einen Ausfallschritt. Seine Hiebe trafen sie nie. Dann suchte sich der deutsche Gigant wieder ein anderes Ziel. Sie konnte den Getroffenen zur Seite hieven: „Alles okay?“, fragte sie noch kurz, ehe sie ihn allein ließ und den anderen Piloten – insbesondere dem zweiten Deutschen – einen wütenden Blick zuwarf. Sehr zu ihrem Schrecken hatten sich die verbleibenden aber vor Ganter schon hingeworfen. Sie hatten aufgegeben. Nur Annabel stand noch – wenn auch unfreiwillig. Und offenbar hatte der Deutsche noch immer nicht genug, holte für einen zweiten Streich aus. Annabel hielt still. Die Schwedin hatte es sich zum Ziel gesetzt, zurück zu ihren Kindern zu kommen. Eine Platzwunde und eine kurze Ohnmacht nahm sie dafür in Kauf.
      KLONK!
      Holz traf auf Holz, als jemand den Schlag von Ganter abwehrte. Es war Tomas, der ein Katana aus Holz in der Hand hielt. Kurz vor Annabels Kopf hatte er den Schlag des deutschen Piloten aufgehalten. „
      „Was-?!“, fragte Annabel kurz, doch offenbar war der Deutsche alles andere als erfreut über diese Wendung. Wieder holte er aus, diesmal jedoch konnte sie aus seiner Reichweite fliehen. Als wäre das ein Spiel, tauchten jetzt auch die anderen drei etablierten Jaeger-Piloten um sie herum auf. Holz-Tonfas, Holz-Schwerter, sie sahen alle schmerzhaft aus. Nur Annabel hatte keine Waffe. Sie presste sich mit ihrem Rücken an den von Tomas:
      „Hast du dir auch diese Auswahlspielchen erdacht?“
      „Nein, die sind einfach nur wütend.“, konstatierte ihr Bruder und etwas Seltsames geschah in dieser Halle, während die anderen Rekruten an den Rand krochen. Die Deutschen griffen an, genau wie die Spanier. Und in der Mitte standen Annabel und Tomas, die allem ausweichen mussten. Wenn das nicht mehr gelang, reichten sich Annabel und Tomas das Holz-Katana hin und zurück. In einer fließenden Bewegung. Aber auch die anderen Jaeger-Piloten mussten keine Worte verlieren, ihre Bewegungen waren aufeinander abgestimmt. Und obwohl sie alle angriffen, traf kein Schlag Annabel. Erst als Tomas dabei war, einen Schlag gegens Bein zu kassieren-
      „STOP!“, erklang es autoritätsheischend durch die Halle.
      „Jetzt hätte ich mir wohl die Ohren zuhalten sollen, hm?“, fragte von Volck mit einem Schmunzeln. Die Deutschen und Spanier nahmen sofort Haltung an. Nur Tomas und Annabel blieben normal stehen. Vegaz warf Annabel ein Holzschwert zu, während die anderen Piloten beiseitetraten: „Sie treten Ihren Bruder an.“, forderte der General.
      „Nein.“, kam es einfach zurück.
      „Doch.“, forderte er abermals. Dröhnend. Sogar Ganter schien neben Vegaz zu schrumpfen.
      „Nein.“, warf Annabel das Holzschwert dem General vor die Füße und machte sofort einen Schritt zur Tür.
      „Wenn Sie das nicht machen, setze ich Sie morgen ins Cockpit!“, rief ihr der amerikanische Mann hinterher.
      „Da kriegen Sie mich nie rein!“, feuerte Annabel zurück, sah aber nicht einmal einen Moment zurück. Sie riss wütend die Tür auf, verließ geradezu stampfend die Halle. Und hinterließ die etwas ratlosen Piloten.
      „Ihre Schwester ist ja ganz schön kapriziös.“, stellte Alejandro Gomez – der männliche Spanier – fest.
      „Ich wünschte, es wäre nur das.“, seufzte Tomas.
      „Ist da mehr?“, wollte die weibliche Spanierien Carla Martinez wissen. Sie legte den Kopf schief und verschränkte die Arme.
      „Mehr als sie wissen wollen.“, stellte Tomas fest und reichte dem General sein Holz-Katana.
      „Wird Sie überhaupt einem Befehl gehorchen?“, wollte Ganter wissen. Sogar seine Stimme war so dröhnend wie seine Erscheinung.
      „Wissen Sie …“, drehte sich Tomas zum gesamten Team, „… ich hab das Versteckspiel satt. Annabel und ich wurden als Kinder ausgesetzt, wir mussten uns von alleine durchschlagen, bis wir zu Adoptiveltern kamen. Wir hatten nur uns zwei. Und jetzt kommen Sie mir nicht mit Tränen. Darum können wir uns verteidigen, darum rennt sie Ihnen -“, der Schwede nickte zu Ganter „- nicht direkt ins Schwert. Darum habe ich sie hergeholt. Sie ist härter als jeder von Ihnen. Ja, auch Sie, Hauptmann.“, feuerte er in Ganters Richtung.
      „Ich hab doch gar nix gesagt.“, zuckte dieser mit den Schultern.
      „Genug von diesem rührseligen Scheiß.“, forderte General Vegaz, „Ich will diese Frau so schnell wie möglich mit Ihnen in einem Cockpit haben. Und ich will Vorschläge, wie das klappen kann.“, wollte er weiterhin Wunder von den Piloten haben.
      „Ich habe eine Idee.“, hob Tomas den Blick.

      ***


      Allein saß Annabel mit angewinkelten Beinen oben auf der gewaltigen Querstrebe eines Krans inmitten der Werft. Von hier aus wirkten sogar die Jaeger klein. Man konnte von oben auf sie herabsehen. Hier war man direkt unter dem Dach der Werft und noch dazu alleine. Mittlerweile arbeiteten nur noch einige Leute am gelben Jaeger, Snostorm. Von hier aus konnte die Schwedin auf den Kopf des deutschen Walkers spucken, wenn sie wollte. Dass sie es nicht tat, lag an ihrer Lage. Ihr war nicht zu Späßen zumute. Und eigentlich war Annabel nach gar nichts zumute. Ihr Plan von Weihnachten hatte ganz anders aussehen sollen. Sie wollte bei ihren zwei Töchtern sein und mit ihrem Mann Geschenke auspacken. Stattdessen ließ sie sich fast von einigen Soldaten verprügeln, wurde mit jeder Menge Strahlung in eine Stahlkapsel gepackt und quer über den Kontinent geflogen. Und das Ganze hatte nicht mal 24 Stunden gedauert. Im Grunde war die Lage also ziemlich beschissen. Die Lage. Die Lage. Die verfickte Lage. Die beschissene Lage konnte sie mal kreuzweise. Annabel hatte keine Lust auf diese Kriegsspiele und das wussten hier auch alle. Alles war gegen ihren Willen. Am liebsten wäre sie in so einen Jaeger gestiegen und hätte die Halle dem Erdboden gleichgemacht. Und diesen arroganten Vegaz direkt hinterher.
      „Wer da?“, wollte Annabel wissen, als sie Schritte bei sich hörte.
      „Ich dachte, ich besuche Sie mal.“, erklärte eine weibliche Stimme. Spanischer Akzent. Es war die Spanierin Carla Martínez.
      „Ich nehme an, dass ich störe … also frage ich besser gar nicht erst.“, setzte sie sich neben Annabel. Die seufzte nur.
      „Sie dürfen das alles nicht so persönlich nehmen. Wir sind alle nur hier, weil wir etwas Größeres schützen wollen als uns selbst.“
      „Das klingt ja, als würden Sie das hier aus purem Altruismus betreiben.“, erklärte Annabel giftig, „Aber die Dinger hier werden danach eh wieder eingesetzt, um amerikanisches Öl zu sichern. Wir sollen doch nur diejenigen schützen, die wichtig sind. Nach den normalen Menschen fragt doch keiner. Mich fragt keiner. Ich will nicht mal hier sein.“, beschwerte sich Annabel. Ihr stieg etwas in die Augen, was sie sofort wegwischte.
      „Keiner will hier sein. Ich bin Soldatin seit Jahren, wissen Sie?“, begann Carla und zog ebenfalls die Beine an. In ihrer dunkelblauen Uniform wirkte sie ein bisschen wie ein Offizier des Imperiums aus Star Wars, stellte Annabel fest.
      „Keiner will in den Krieg. Keiner will sterben oder kämpfen. Aber von Zeit zu Zeit müssen wir das.“
      „Ja, Sie sind der Schutzschild der Menschheit. Der letzte Wall zwischen den Unschuldigen und den Monstern. Soldaten sind die Beschützer der Menschheit. Ich verstehe schon.“, winkte Annabel ab.
      „Sie sagen das, als seien die Menschheit und Soldaten zwei unterschiedliche Dinge.“, stellte Carla fest, „Bin ich für Sie kein Mensch.“
      Das ließ Annabel aufsehen:
      „Also bei Ihrem Kollegen Ganter habe ich da berechtigte Zweifel.“
      „Ja, Georg ist sicher nicht der sensibelste Mensch. Oder Soldat.“, lächelte Carla. Kurz lag Stille zwischen den Beiden, nur das Sirren der Lampen über ihnen erfüllte den Raum.
      „Ich will nur zu meinen Töchtern zurück.“, wollte Annabel loswerden.
      „Sie haben Kinder?“, war Carla überrascht.
      „Zwei, ja. Und einen Mann dazu.“, musste die Schwedin kurz witzeln.
      „Sie haben zumindest eine Familie.“, ließ Carla den Blick über die Werfthallen schweifen.
      „Sie nicht?“
      „Bestenfalls die Marine. Und die hat mir vor einem Jahr gekündigt.“
      „Kenn ich, wurde auch schon oft genug rausgeworfen.“
      „Aus ihrer Familie?“
      „Nicht aus der jetzigen.“
      „Wissen Sie … denken Sie nicht, wir Piloten seien nur seelenlose Maschinen, die Befehle empfangen und ausführen. Das tun die hier.“, deutete Carla auf die Jaeger, „Wir sind lebende, fühlende Menschen. Und jeder von uns will zurück nach Hause.“, zog Carla etwas aus ihrer Uniformtasche. Ein zermatschter Muffin:
      „Frohe Weihnachten, Annabel.“, war Carla etwas konsterniert über den Zustand ihres Geschenkes.
      Die Schwedin jedoch musste so laut lachen, dass es durch die ganze Werfthalle schallte.[/JUSTIFY]

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      Kapitel IV - "Blitzkrieg, Teil 1"


      Gibraltar, Spanien/England
      36° 8' N
      5° 21' W
      28. Dezember 2014

      [JUSTIFY]„Ich hasse diese Bürokratie.“, beschwerte sich Leutnant Tarim Celik in voller Montur während er neben seinem Onkel im Kopf des Jaegers HK72 (auch bekannt als „Jaegermeister“) stand.
      „Ruhig Blut, Junge. Das hier ist immernoch EU-Kriegsgerät. Wenn wir einfach in Marokko damit einfallen, gibt das jede Menge Verwicklungen. Glaub mir – Bürokraten aus Brüssel will man nicht zum Feind. Und ich bekämpfe haushohe Alienmonster.“, erklärte Hauptmann Georg Ganter fast schon trocken. Beide trugen ihre Schutzanzüge im deutschen Bundeswehr-Flecktarn und mit den Hoheitsabzeichen auf den Schultern. Das typische Prestige-Spiel der einzelnen Länder. Etwas, wofür Ganter wenig Verständnis hatte denn im Grunde waren sie doch alle Soldaten gegen diese Viecher. Und Soldaten standen zusammen, egal welchem Bataillon oder Land sie angehörten. Im Moment stand ihr Jaeger kurz hinter Gibraltar im spanischen Hinterland. Die Seismologen hatten ein paar Erschütterungen auf Höhe der Färöer-Inseln gemessen, die sich weiter südlich abarbeiteten bevor sie auf Höhe von Portugal nach Westen abgebogen waren. Es konnte eigentlich auch ein Erdbeben sein. Wenn Erdbeben eine Intelligenz besaßen. Das Oberkommando (also General Vegaz) hatte im Anschluss direkt die zwei erfahrensten Piloten Europas zum Schutz in den Süden Spaniens verlegen lassen. Das kostete Unmengen Sprit – allerdings war das etwas, wofür der General ganz nach typischem amerikanischem Urbild die Verantwortung übernahm. Sprit war schließlich Nebensache. Das wiederum war etwas, wo Ganter und Vegaz ganz auf einer Linie lagen: Wenn etwas erledigt werden musste, dann doch bitte richtig.

      Und so standen die beiden nun mit ihrem Jaeger inmitten der spanischen Winterkälte und warteten. Alle Systeme waren hochgefahren und bereit. Im Grunde hätte der Jaeger auch einen Spaziergang machen können aber die wenigsten Spanier freuten sich über die Fußabdrücke eines gewaltigen Monstrums in ihrem Vorgarten. So hieß es für die zwei Piloten erst einmal abzuwarten. Etwas Zeit für Smalltall blieb also während das Oberkommando in Rotterdam sich gerade nicht meldete:
      „Was hältst du von der Neuen?“
      „Die Wied? Herrgott, die hat sich aber ziemlich pingelig.“, erklärte Tarim etwas genervt.
      „Ist ne Journalistin. Die erste bei uns, die kein Soldat wäre.“
      „Tomas ist Soldat gewesen?“
      „Er hat zumindest den Wehrdienst geleistet.“
      „… und er schleppt seine Schwester an.“
      „Du bist mein Neffe.“, bemerkte Georg ruhig.
      „Das ist was Anderes. Ich bin Soldat. Außerdem wusstest du nicht mal, dass es mich gibt.“
      „Ich wollte es gar nicht wissen.“
      „Fang nicht damit wieder an. Mama will dich immernoch anrufen.“
      „Sag ihr, ich hab meine Nummer geändert.“
      „Nach fast 25 Jahren? Ach was.“, erwiderte Tarim spitz und sah einige hereinkommende Daten auf den Anzeigen des Jaegers vor ihnen:
      „Hey, da regt sich was.“
      „Das sind Lufteinheiten. General Vegaz, melden Sie sich mal.“
      „Hauptmann Ganter, was haben Sie denn?“, meldete sich der General sofort. Auf dem orangefarbenen Bildschirm wirkte sein Gesicht deutlich runder und weniger kantig als in der Realität.
      „Haben die Spanier ihre halbe Luftwaffe in Bereitschaft versetzt?“
      „Ja, haben Sie. Sie halten sich erstmal zurück. Regierungschef Rajoy hat beschlossen, uns noch nicht einzusetzen. Sie können sich aber mit den Jungs koordinieren.“
      „Irgendwelche Parameter für die Mission?“
      „Gefährden Sie keine unschuldigen Leben und klären Sie erstmal, was das für ein Kaiju ist. Wenn es denn eines ist. Freigabe für den Einsatz bekommen Sie von den Spaniern.“
      „Den Spaniern, die gerade ihren halben Militäretat verschleudern wollen?“
      „Ich helfe Ihnen gleich mal!“, drängelte sich Carla Martinez ans Mikro.
      „Wie immer.“, musste Georg herzhaft lachen und Tarim mit ihm. Sie schalteten auf die Frequenzen der spanischen Luftwaffe um:
      „Das hier ist Juliet One, sind in Position.“
      „Willkommen in Gibraltar.“, knarzte eine Stimme mit rauschendem Hintergrund. Offenbar jemand, der in einem Flieger der Luftwaffe saß, „Hier ist Sierra Drei-Eins. Wir sind mit einigen Fliegern zu Ihnen unterwegs. Ihre Befehle lauten Nichteinmischung bis auf das Erfolgen weiterer Befehle.“, wurde angeordnet.
      „Natürlich. Was auch sonst?“, stöhnte Tarim. Und erntete einen strafenden Blick von Georg, der für Scherze im Einsatz nicht viel übrig hatte. Zumindest nicht, wenn der Funk eingeschaltet war.
      „Haben verstanden. Haben wir die Erlaubnis, uns dem Felsen zu nähern?“, wollte Georg wissen.
      „Zu welchem Zweck?“, kam die mechanische Stimme zurück.
      „Beobachtung.“, war die ebenso knappe Antwort. Einige Sekunden verstrichen, offenbar fand ein Austausch zwischen dem Piloten und seinen Vorgesetzten statt. Dann meldete er sich wieder:
      „Gestattet.“
      „Besten Dank.“, erklärte Georg im besten Militärtonfall und nickte Tarim nur zu. Die beiden waren erfahren genug um sich aufeinander verlassen zu können. Sie brauchten keine Worte mehr für den Einsatz. Auch dank des Drift. Und dank jenes Drifts machten die beiden fast die genau gleichen Bewegungen als sie ihre Schritte in der Kabine machten. Aufgenommen durch die hydraulisch-elektronischen Sensoren im Cockpit. Diese Jaeger waren ein Wunder der Technik, die personifizierten Kriegsgötter. Georg hatte sich nie etwas Vergleichbares vorstellen können. Noch immer war er fasziniert davon, dass mehr Kraft und mehr Waffen auf seine Bewegungen hörten als wenn er es zum Major gebracht hätte. Hier oben im Cockpit eines Jaegers war man die wandelnde Zerstörung. Die Erfüllung aller Träume für einen Soldaten wie ihn.

      Die Bewegungen der beiden im Cockpit sahen aus, als würden sie durch Wasser waten. Etwas langsam und verzögert. Der Jaeger gehorchte dennoch aufs Wort und stand er eben noch in einem leeren Kornfeld, so schritt er jetzt auf den gewaltigen Felsen zu, der Gibraltar war. Zu seiner Rechten tauchte bereits der Atlantik auf und Links das Mittelmeer. Der Himmel war grau, verhangen und ein wenig Wind ging. Kalter Wind. Aber was erwartete man auch Ende Dezember? Sogar in Äquatornähe war es kühler. Kurz dachte Tarim an die Neuen. Die Schweden.
      „Bei denen ists sicher kälter. Die sind das gewohnt.“, stellte Georg fest.
      „Ich find diese Drift-Sache immernoch gruselig.“, erklärte Tarim.
      „Ich weiß. Ich kann deine Gedanken lesen.“
      „Genau das finde ich ja so gruselig.“
      „Sie liebt dich nicht.“
      „Das sagst du nur, um mir weh zu tun.“
      „Hats geklappt?“
      „Ich red nicht über Gefühle mit dir.“
      „Also nicht.“, grinste Georg. Diese kurzen Wortwechsel waren typisch für ihn und Celik. Die typischen, kumpelhaften Neckereien. Hielt den Geist wach und den Humor am Leben. Mittlerweile kämpfte sich der Jaeger den Weg auf den Felsen hinauf. Dabei achteten beide, keine zu großen Steinstürze auszulösen und nicht auf Häuser zu treten. Jeder wollte gerne ein Dach über dem Kopf und solange die Kaijus noch nicht da waren, hatten beide genug Zeit um darauf zu achten. Einige Bäume knickten unter den gewaltigen Stampfern des Jaegers um und so hielt sich die Maschinerie nicht ganz auf der Spitze des Hügels sondern an dessen bewaldetem Hang. Von hier aus hatten sie einen guten Blick auf die Stadt mit Weihnachtsmarkt. Tarim beobachtete das Treiben von hier aus etwas länger. Ungefähr 2 Kilometer Luftlinie lagen zwischen dem kalten, windumtosten Cockpit und den kleinen, urigen Handwerksständchen.
      „Denkst du noch oft daran?“
      „Sagt dir der Drift noch nicht genug?“, war die Stimme des jungen Mannes etwas belegter, nachdem ihn sein Onkel gefragt hatte.
      „Der Drift sagt mir, was du denkst. Aber nicht, was du außerhalb des Drifts tust.“
      „Ich denke viel zu oft daran – für meinen Geschmack.“
      Georg nickte daraufhin nur. Er war kein Mann großer Worte oder schwerer Gefühle. Tarim musste das mit sich selber ausmachen. Ein Mann war ein Mann war ein Mann und musste sich auch so beweisen. Nicht nur Feinden sondern sich selbst auch gegenüber. Man musste nicht erwähnen, dass Tarims gesamte Familie bei so einem Volksfest gestorben war. Und ausnahmsweise waren es nicht die Kaijus, die Schuld waren.

      Über den mittlerweile stillstehenden Jaeger hinweg brausten nun drei Geschwader (also dreimal drei, insgesamt neun) Eurofighter hinweg.
      „Sierra Drei-Eins, seht ihr was?“
      „Nein, nichts. Ihr?“
      „Gott, ist das eine Suppe hier. Nur Grau in Grau.“
      „Si.“
      „Hey, auf zwei Uhr. Seht ihr das?“
      „Was, Sierra Zwei-Zwei?“
      „Zwei Uhr. Jetzt halb drei. Da sind zwei Wellenkämme mit Gischt.“
      „Meinst du das ernst? Wellenkämme?“
      „Könnte ein Hinweis sein, oder?“
      „Eher nicht, Sierra Zwei-Zwei.“
      „Abbruch oder weiterfliegen?“
      „Weiterfliegen bis wir etwas finden oder das Kommando etwas anderes sagt.“
      „Aye.“, kam die deutlich vergnatzte Stimme eines Piloten zurück, der sich offenbar auf seinen Weihnachtsurlaub gefreut hatte.
      „Also, fächert auf. Ihr kennt die Muster. Suchmuster Tiberius-Fünf.“
      „Wenns weiter nichts i-!“
      An dieser Stelle brach der Kontakt zum Jäger namens Zwei-Eins ab, denn er verging in einer blühenden Explosion. Direkt im Flug übers Wasser war er von einem gewaltigen Etwas angesprungen worden und detonierte noch ehe das Kollisionsobjekt wieder unter Wasser verschwunden war.
      „Scheiße! Was war das denn?“
      „Wir haben wohl was gefun-“, brach der zweite Kontakt ab als der zweite von neun Fliegern detonierte. Wieder war er mit etwas in der Luft kollidiert, das gleich wieder unter Wasser abgetaucht war.
      „Ist das so schnell oder sind das die Bedingungen?“, wollte noch einer der Piloten wissen, ehe Staffelleiter Drei-Eins den Rückzug befahl:
      „Zurück zum Festland! Sofort!“
      „Zu Befehl, Drei-Eins.“, kam es postwendend als sich die Flieger wieder in Position begaben und zurück auf das spanische Festland zuhielten. Die enge Formation war ihr Todesurteil als direkt vor ihnen eine gewaltige, graue Wand aus dem Wasser hochfuhr und die Explosionen ihres Treibstoffes von jeder Menge Atlantikwasser gelöscht wurden.

      „Juliett One. Ihr habt Freigabe, euch mit dem Kaiju zu beschäftigen.“, erklang General Vegaz‘ anherrschende Stimme durch das Cockpit des Jaegermeisters.
      „Alles klar.“, erklärte Georg nur kurz und nickte Tarim zu. Jetzt ging es also los.
      „Das Ding ist wohl ziemlich groß. Wir warten noch auf eine Einschätzung der Spanier aber im Wasser scheint es ziemlich wendig und schnell zu sein. Wir verfolgen jetzt seine Signatur aber verlasst euch eher -“
      „Schon klar, General. Ein Pfadfinder verlässt sich immer auf seine Augen.“, winkte Tarim nur ungeduldig ab während die Piloten mit ihrem Jaeger von dem Felsen von Gibraltar hinabstiegen. Mittlerweile stand der Jaeger knietief im Wasser.
      „Wo bist du Biest nur?“, knurrte Tarim, mittlerweile deutlich aggressiver gepolt. Und das Kaiju gab ihm sofort eine ziemlich biestige Antwort, als es aus dem Wasser sprang und damit dem Jaeger sofort in die Seite fiel. Es hatte die Form einer Seeschlange mit kurzen Beinen und einem hammerhaiartigen Kopf. Sofort riss es an der Seite der Maschinerie und bäumte sich auf. Gleichzeitig griffen sich Tarim und Georg im Inneren an die Seite, damit der Jaeger die Seeschlange zu fassen bekommen konnte. Sie war zu glitschig und zu lang. Die mechanisch knarrenden Finger bekamen keinen Griff während der Körper das Kaijus sich durch die Finger zog.
      „FUCK!“, fluchte Tarim noch vor Georg, der viel eher verbissen war. Verbissen war auch das Kaiju, das sofort seine Zähne in die Seite des Jaegers rammte und den Körper der gewaltigen Maschine wie eine Würgeschlange zu umschlängeln versuchte. Teile der Konstruktion fielen in die See als die beiden Piloten konzentriert versuchten, sich gegen das Monstrum zu wehren.
      „Ich krieg das Ding nicht … zu fassen.“, fluchte Tarim abermals als sich das Maul des Kaijus auf ‚seinen‘ Jaeger-Arm niederließ und dort feste zubiss. Das sorgte für einen starken Funkenregen in seiner Rüstung und ein kurzes aber ersticktes „Argh!“ seinerseits. Wie im Reflex schleuderte er den Arm zur Seite und der Biss des Kaijus war nicht fest genug, um sich zu halten. So wurde sein Kopf nach hinten geschleudert und wie dessen Reflexe es wollten, zerrte es seinen Körper fester um den Torso der Maschine, was diese ins Wanken brachte. Das Alienmonster drückte zu wie eine Würgeschlange. Mit aller Gewalt. Sein Schwanz wackelte noch im Wasser, während es alle Muskeln anstrengte um den Gurt um den Jaeger herum zuzuziehen. Die ersten Dellen krachten bereits im Brustkorb der Maschine, als die Konstruktion unter Druck geriet. Etwas hilflos wedelten die Arme des Roboters, unfähig die glitschige Oberfläche des Kaijus zu greifen. Die Beine hatten Mühe, das Gleichgewicht zu halten während sich das Kaiju über den Kopf der Maschine erhob und einen ohrenbetäubenden Kreischer von sich hören ließ.[/JUSTIFY]

      To be continued ...

      "You're fighting a war you've already lost."
      "Well, I'm known for that."